„Independents, Kleinstverlag und Selfpublisher sollten bessere Vertriebsmöglichkeiten erhalten.“ – SteglitzMind stellt das Team von „Pro qm“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir das Team von der Buchhandlung Pro qm etwas näher kennenlernen, die sich auf die Themen Stadt, Politik, Pop, Ökonomiekritik, Architektur, Design, Kunst  und Theorie spezialisiert hat und in Berlins Mitte zu finden ist, hatte sich eine Leserin von SteglitzMind gewünscht, die sich arise nennt.

Eine Skizze vom Laden…

hier geht's hoch  ©  Katja Eydel

hier geht’s hoch © Katja Eydel

Pro qm wurde als thematische Buchhandlung 1999 in Berlin-Mitte gegründet und beschäftigt sich vor allem mit Stadt und deren Schnittstellen zu Politik, Pop, Ökonomiekritik, Architektur, Design, Mode und Kunst. Das Projekt ist interdisziplinär: Neben der Buchhandlung veranstalten wir regelmäßig Vorträge, Diskussionen und Buchpräsentationen im Laden, arbeiten an Ausstellungen und Konferenzen mit, haben Büchertische und temporäre Dependancen.

Ungefähr die Hälfte unseres Bestandes ist nicht-deutschsprachig, wir importieren sehr viel vor allem aus dem englischsprachigen Raum, aber auch aus allen anderen Gegenden der Welt. Daneben bieten wir auch eine große Reihe an internationalen Magazinen bei uns an.

Wie kam es zu Pro qm?

Wir sind inzwischen ein Team aus zehn Leuten mit den verschiedensten Hintergründen: Kunst, Architektur, Design, Kunst-, Kultur-, Filmwissenschaften – nur nicht aus dem Buchhandel. Pro qm ist aus einer theoretischen Auseinandersetzung mit Stadtpolitik heraus erstanden und einer Diskussion um alternative Räume der kulturellen Produktion, als sozialer Ort, um die Beschäftigung mit solchen Fragestellungen zu ermöglichen. Die Funktionalität der Buchhandlung ist vor allem eine spezifische Form der Verhandlung, die gleichzeitig die Ökonomie des Ladens sichert. Sie ermöglicht eine vernetzte Beschäftigung mit Theorien und deren Distribution, mit eigener wissenschaftlicher Arbeit und mit künstlerischen Projekten.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Weg entscheiden?

Unbedingt! Aber die Mischung macht’s, wir sind alle noch in weiteren Bereichen aktiv, schreiben, forschen, kuratieren, dozieren, pendeln und/ oder erziehen. Diese Erfahrungen und das Wissen werden dann wieder in den Buchladen importiert in Gestalt von neuen thematischen Schwerpunkten oder von Veranstaltungen, die sich aus diesen Netzwerken speisen.

Auftritt des Musikers Dan Bodan  © Pro qm

Auftritt des Musikers Dan Bodan © Pro qm

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Vermutlich ist die Antwort quer zu allen Berufssparten mit Computernutzung ähnlich: das Ringen mit den anschwellenden E-Mail-Halden.
Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Wir haben eine Website mit einem selbstprogrammierten Webshop, dort bieten wir ausgewählte Neuheiten an, kündigen in einem Blog unsere Veranstaltungen an, die wir auch noch gesondert per Mail verschicken. Facebook nutzen wir auch als Plattform.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Wir sehen für uns derzeit noch keine Bedrohung. Wir sind so spezialisiert, dass unsere KundInnen aus aller Welt gezielt zu uns kommen, weil sie sich mit ihren spezifischen fachlichen Anliegen bei uns ernst genommen wissen oder einfach von unserem thematischen Sortiment angesprochen fühlen

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Bisher gab es vor zwei Jahren mal eine einzige eher als Witz gemeinte Nachfrage dazu. Via Barsortiment sind wir freigeschaltet für den Verkauf von E-Books, wir warten entspannt auf den Ansturm. Da wir einen großen Anteil an Publikationen führen, bei denen Gestaltung und Materialität, Art der Bindung, Papier, Bildqualität, Farbigkeit oder ähnliches von zentraler Bedeutung sind, sehen wir in diesem Bereich auf absehbare Zeit auch noch nicht die Gefahr einer Ablösung durch elektronische Datenträger.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Das machen wir schon immer bei Pro qm. Im Eigenverlag herausgegebene Publikationen – aus dem In- und Ausland – in Form von Heften, Büchern, Zeitschriften, Platten, CDs und DVDs gehören bei uns zentral zum Sortiment, sofern sie sich thematisch mit unseren Fragestellungen überschneiden. Die Verwaltung ist  zugegebenermaßen etwas aufwändiger, aber manchmal kommen gerade die wertvollsten Kommentare zu einer Thematik aus den verwinkeltsten Kanälen.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

so schaut's Innen aus  ©  Katja Eydel

so schaut’s Innen aus © Katja Eydel

Sicher trifft die These von der Nische auch auf unseren Ansatz zu: die Spezifik der Auswahl und der thematischen Sortierung, das Angebot der gezielten Recherche und der Bestellung von Büchern aus aller Welt, ihr Versand überallhin, nicht zuletzt aber auch die Möglichkeit des Zufallsfundes im Laden. Die regelmäßigen Veranstaltungen in unseren Räumen sowie die aushäusigen Engagements bei Konferenzen, Ausstellungen und Messen betten die Literatur in ihr jeweiliges diskursives und soziales Umfeld ein.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

Ein Wunsch ginge eher in Richtung Vertriebsstrukturen: Independents, Kleinstverlage, Selfpublisher sollten bessere Vertriebsmöglichkeiten erhalten, dass sich so womöglich auch das Angebot anderer unabhängiger Buchläden diversifizieren kann. Vielleicht ließen sich ja so etwas wie solidarische Finanzierungsmodelle denken, wo Major-Verlage einen kleinen Anteil in die Vertriebsstruktur der unterversorgten Indies investieren?

Ein weiterer Wunsch wäre die Optimierung der Vertriebskanäle, innereuropäisch wie weltweit. Es ist manchmal ein zähes Projekt, einen Titel alleine schon aus einem unserer Nachbarländer zu nachvollziehbaren Konditionen nach Berlin zu bekommen. In dem Maße, in dem sich unsere Städte internationalisieren und sich die Nachfrage entsprechend auffächert, sollte dem ja eigentlich auch die Vertriebsgeschwindigkeit und Vielfalt des Buches entsprechen.

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?


Der Börsenverein könnte Impulse geben in Richtung der oben erwähnten Vertriebsthematik.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Suhrkamp lässt ja keinen kalt.

eine Ausstellung der Architekturzeitschrift OASE  © Pro qm

eine Ausstellung der Architekturzeitschrift OASE © Pro qm

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Mit Belustigung beobachten wir alleine schon die verdichtete Verkehrssituation vor unserem Laden, wenn die diversen Versanddienstleister ihre Lastwagen in zweiter Reihe stapeln, und im Anschluss die Nachbarn mit den Benachrichtigungszettelchen durch die Läden ziehen, um ihre Päckchen einzusammeln. Und etliche Anbieter verschicken übrigens nicht an die vielbemühte Packstation.

Und wir sind natürlich mit unserem Stadtschwerpunkt auch echte Fans von lebhafter Innenstadt, deren Lokalspezifik sich in der Buntheit, Schrägheit und Vielfalt ihrer Geschäfte und Märkte ausdrückt, und wünschenswerterweise auch in ökonomischem Zusammenhang mit ihren BewohnerInnen steht, deren Einkommen sich teilweise ja durchaus auch aus lokalen Ökonomien speisen könnte – jetzt mal im Gegensatz zu den Monopolen an der Autobahn und in Shoppingmalls.

In Berlin haben wir, was den Buchhandel betrifft, sicher einen privilegierten Status, hier gab es etliche Neugründungen in letzter Zeit, was wir natürlich super finden, denn so kann auf lokaler Ebene ein immer diverseres und spezifischeres Angebot ausgebreitet werden.


Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

 Zuallererst unsere Freunde von der Buchhandlung & Verlag b_books in Kreuzberg, mit denen wir 2007 zusammen den Buchladen der documenta 12 in Kassel organisiert haben, und deren verlegerische Projekte für unseren Laden sehr wichtig sind. Auch ganz wichtig, gleich um die Ecke von denen, sind Motto Berlin, Buchhandlung und Vertrieb für Kunst und Independents. In Charlottenburg ist die erste Adresse für Kunst, Architektur, Design natürlich der wohlsortierte Bücherbogen! Eine wichtige linke Institution in Berlin, auch als Verlag, ist der Buchladen Schwarze Risse im Mehringhof. Und vor kurzem neugegründet im Wedding hat sich Echo Bücher, spezialisiert auf elektronische Musik, eine Mischung aus Veranstaltungsort, Buchladen und Café. Man könnte jetzt seitenweise weiterlisten…

Feine Empfehlungen. Neben der Website und Facebook ist Pro qm auch anderweitig im Netz präsent…

Ja, Designers & Books ist eine amerikanische Website mit Buchempfehlungen aus den Bereichen Design und Architektur, auf der wir ein „gefeatured bookshop“ sind, und wo wir monatlich einige unserer Bestseller auflisten. Stil in Berlin bewegt sich in den Straßen und im Alltag Berlins und Hipshops gibt Emfehlungen aus für „concept stores from around the world“.

Vielen Dank, dass Pro qm diese Gesprächsreihe bereichert.

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Eine Übersicht über die Empfehlungen, die im Rahmen der Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen seit Juli 2013 zusammengekommen sind, findet sich hier

„Viele wunderbare Bücher, die es auf einer anderen Seite der Welt gibt, erfahren erst durch Blogs und Foren Aufmerksamkeit.“ – SteglitzMind stellt Lia Wolf von der Buchhandlung „lia wolf“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass heute Lia Wolf von der gleichnamigen Wiener Buchhandlung Rede und Antwort steht, haben wir Gaby Kellner von Barbaras Bücherstube und Anna Jeller von der Wiener Buchhandlung Anna Jeller zu verdanken.

Eine Skizze vom Laden…

Ich bedanke mich für die Empfehlung für dieses Forum bei Anna Jeller, die ich bereits in den achtziger Jahren zu schätzen wusste und damals Gast einer wunderbaren Begegnung zwischen Buchliebhaber und Buchliebhaberin sprich Vertreter und Buchhändlerin sein konnte, und bei Gabriele Kellner von Barbaras Bücherstube in Moosburg, die eine treue und liebe Kundin und Freundin bei jedem ihrer Wien-Besuche ist.

Die Buchhandlung Lia Wolf befindet sich seit Februar 1996 in der Bäckerstrasse, 5 Minuten vom Stephansplatz. Im Jahre 1999, ebenfalls im Februar, sind wir in der gleichen Straße in den historischen Wiener Innenhof in der Bäckerstrasse 2 gezogen, der durch seine Pawlatschen und einen sogenannten Wohnturm architektonisch bedeutsam ist. Die Schwerpunktsetzung der Buchhandlung liegt auf Fotografie, Graphic-Design, Design, Mode, aber auch in erweitertem Sinne, das immer besondere Buch, das auch Kinderbuch, Kochbuch, Architekturbuch oder auch Literatur or something else bedeuten kann, wenn es einen Kontext für mich ergibt.

Warum sind Sie Buchhändler/in geworden?

Lia Wolf  © Oskar Schmidt

Lia Wolf © Oskar Schmidt

Durch Fügung und Lebensumstände – der Beruf ist mir eigentlich „zugefallen“ – ich habe ihn nicht angestrebt. Nach meinem Studium habe ich bei Judith Ortner,  d e r  Kunstbuchhändlerin Wiens in den 80er und 90er Jahren, in ihrer Filiale salopp ausgedrückt „gejobbt“ – so dachte ich anfangs.

Wenn aber Leidenschaft mitspielt, bleibt es nicht beim „jobben“ und durch learning by doing bin ich in diesen Beruf hineingewachsen und habe es lieben gelernt, Bücher in größerem Umfang kennenzulernen, auszusuchen und zu empfehlen. Die Liebe zum Buch und Buch und Mensch zusammenzubringen, war aber immer schon vorhanden. Nach einiger Zeit hat es sich ergeben, dass ich mich mit meinem damaligen Lebensmenschen mit der eigenen Buchhandlung selbständig gemacht habe, was nochmals eine neue Herausforderung war.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Das Drehbuch des Lebens schreibt sich in veränderten Situationen immer neu. Vermutlich nein – da er sich aus einer speziellen Lebenskonstellation und grandiosen, sehr speziellen Begegnungen entwickelt hat: but never say never again.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Durch die neuen Medien ist vieles, was Recherche bedeutet, noch spezialisierter, vielschichtiger und umfangreicher geworden – sowohl in positiver als auch in negativer Richtung – man muss auf vielen Hochzeiten tanzen können, was zuweilen den Überblick zu bewahren schwieriger gestaltet. Die Kompetenz wird manchmal schwer durch die Pseudoallwissenheit und Pseudoverfügbarkeit im Netz auf manche Probe gestellt, die vieles unübersichtlicher, weil eindimensionaler über den Kamm schert.

so schaut's innen aus  © Michael Kollmann

so schaut’s Innen aus © Michael Kollmann

Konzentration ist noch zentraler geworden. Viele wunderbare Bücher, die es auf einer anderen Seite der Welt gibt, erfahren allerdings oft auch erst durch ihre Verbreitung auf Blogs und Foren Aufmerksamkeit, was gerade in meinen Spezialgebieten auch zu wunderbaren Entdeckungen führen kann und auch einen Dialog mit den Schöpfern vereinfacht und möglich macht. Auch die Kommunikation via E-mail mit Verlegern, Vertretern und Kunden ist eine sinnvolle Sache, was ja nicht heißt, dass es den persönlichen Kontakt ersetzt.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Wir haben seit Ende der 90er Jahre eine Website und bieten Bücher auch online an. Ebenso nützen wir Facebook als Plattform. Aber am spassigsten bleibt es immer noch im vis à vis ein Buch zu verkaufen.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

und so von Außen  © Michael Kollmann

und so von Außen © Michael Kollmann

Eine Gefahr wäre die Aufhebung der Buchpreisbindung. Eine andere ist die massive Verramschung von Büchern, sprich nach ein, zwei Jahren werden oft aufgrund zu hoher Auflagen in meinen Spezialgebieten die Ladenpreise aufgehoben und en gros ab verkauft – das irritiert. Der Preisdruck bei Büchern aus dem englischen und amerikanischen Raum im Onlinehandel ist ein großes Problem.

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Wie halten Sie es mit dem E-Book?

In der Buchhandlung führe ich keine E-Books. Ich selbst lese nach wie vor das Buch.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Ja – ich biete seit Beginn der Buchhandlung auch Publikationen von Self-Publishern an – diese können eine große Bereicherung sein, weil es viele besondere Publikationen gar nicht in einem Verlag gibt, sondern in sehr geringen Auflagen in Eigeninitiative erscheinen. Voraussetzung ist die qualitative Umsetzung des entsprechenden Themas.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Kompetenz, Spaß, Leidenschaft, Persönlichkeit und Unverwechselbarkeit. – Und dem Versuch, die eigene Neugier auf Bücher auf den Kunden zu übertragen. Als Buchhändlerin muss man auch etwas Trüffelschweiniges haben… schon weit vorher rausriechen, was den Appetit anregt. Positive und eine einem gewogene Mundpropaganda, ist trotz allem Vernetzsein (das ist mittlerweile schon Voraussetzung) ein wichtiges Element geblieben. Gewichtig ist sicher, wenn die Kundschaft, die beglückt durch das empfohlene oder auch selbst entdeckte „richtige“ Buch geht, wiederkommt und zu anderen sagt – „geh doch mal dorthin“ – weil hier wird  d a s  Buch für  d e n  Kunden gefunden und nicht anonym auf Bestsellerstapel einsortiert. Der Mensch ist ein Mischwesen aus dem Wunsch nach Einzigartigkeit und doch zugehörig sein Wollendem. So soll er sich im Gespräch bei seiner Buchhändlerin oder seinem Buchhändler doch auch als individuell wahrgenommen und beraten fühlen, was er andernorts vermissen könnte.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

1. weniger Publizieren in 2. niedrigeren Auflagen was zu 3. weniger Verramschen führt und somit der dritte Wunsch sich von selbst erfüllt und für den Wunsch nach Backlistpflege frei bleibt.

Und was würdest Sie sich vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels wünschen?

Ich bin nicht Mitglied des Hauptverbandes.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Einladung zum Stöbern © homolk

Einladung zum Stöbern © homolk

Das Wunder, wie viele interessante Bücher noch entdeckt werden können, die immer wieder das Feuer am Lodern halten… und immer noch der Effekt, den Karton zu öffnen, und sich wie eine Schneekönigin über ein wieder einmal noch nie gesehenes, besonderes Buch zu freuen, das man in Händen hält – das ist dann wie ein bisschen high sein. Und auch die Menschen, die für und um das Buch sich bewegen und Sorge tragen darum, es schreiben oder gestalten, fotografieren oder zeichnen und diejenigen, die kaufen – ein nicht geringer Teil der Menschen, mit denen ich Freundschaft pflege, sind Menschen, die in diesem Odeur der Buchwelt leben und arbeiten, die ich in und über meinen Beruf kennenlernen durfte und die wunderbare Gesprächspartner sind, weil es ja wenn‘s um Bücher geht auch immer um Leben geht. Das ist ein Biotop, das nicht im virtuellen Leben möglich ist. Dies ist ein guter Anschluss an Ihre vorvorletzte Frage…

Na, dann stelle ich die jetzt auch: Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Beim Besuch einer guten Buchhandlung, wächst die Seele empor – um ein Voltaire-Zitat zu zitieren.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich empfehle die Buchhandlung Anna Jeller, Buchhandlung a.punkt von Brigitte Salander, beide in Wien, und liber wiederin, Thomas Wiederin, in Innsbruck. Gespräche mit Brigitte Salander und Thomas Wiederin von liber wiederin, weil beide meines Wissens hier noch nicht vorgekommen sind.

Ich bedanke mich und freue mich sehr, dass Sie dabei sind.

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Eine Übersicht über die Empfehlungen, die im Rahmen der Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen seit Juli 2013 zusammengekommen sind, findet sich hier

Die empfohlenen Buchhandlungen – in der Überschau

Die 150 ist fast erreicht. Deshalb möchte ich Euch einen Überblick über die empfohlenen Buchhandlungen geben, die seit Juli 2013 im Rahmen der Gesprächsreihe “SteglitzMind stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” zusammengekommen sind.

Mit 144 Buchhandlungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wartet die Liste mit einem doch recht stattlichen Ergebnis auf. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass nur ein knappes Drittel aller eingeladenen Buchhändler und Buchhändlerinnen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, sich und ihren Buchladen hier zu präsentieren. Die Mehrheit reagierte auf meine persönliche Einladung via E-Mail leider überhaupt nicht; ein gutes Dutzend sagte mit der Begründung ab, für die Beantwortung der Fragen keine Zeit erübrigen zu können.

Ich bin traurig darüber, dass die Initiative, die erfreulich erfolgreich startete, aufgrund einer mangelnden Beteiligung inzwischen ins Stocken geraten ist. Meine Skepsis, dass Buchhändler/innen anderes zu tun haben, als Fragen einer Bloggerin zu beantworten, scheint sich bestätigt zu haben. Möglicherweise sind aber einige von denen, die meine Anfrage ignoriert haben, wenig internetaffin und infolgedessen auch nicht daran interessiert, sich und ihre Buchhandlung im Netz  vorzustellen? In diese Kerbe schlug jedenfalls der neue Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller, als er vor wenigen Tagen in seiner Begrüßungsrede zum 13. Branchenparlament u.a. ausführte, dass sich die Sortimenter mit dem digitalen Geschäft noch schwer tun.

81 Empfehlungen stammen von den Buchhändlerinnen und Buchhändlern, die bislang Rede und Antwort standen, 52 von Lesern, die die Aktion verfolgt haben. Es wären einige mehr gewesen, so ich ebenfalls den Aufwand hätte leisten können, auch jene Vorschläge zu berücksichtigen, die in diversen sozialen Netzwerke genannt wurden. Elf Buchhandlungen habe ich ins Spiel gebracht. – Im Übrigen glaube ich fest daran, dass die Gesprächsreihe lediglich ins Stocken, aber nicht an ihr Ende gekommen ist. So Ihr noch Empfehlungen habt, ich bleibe am Ball. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge (nebst Link zur Buchhandlung) hier als Kommentar.

Buchreihe3

Falls Ihr eine Eurer Nominierungen in der Liste vermissen solltet: Empfohlene Buchhandlungen, die keine Online-Präsenz haben, berücksichtigt die Übersicht nur dann, wenn der Vorschlag von einem Interviewpartner aus dem Buchhandel stammt. Ebenfalls durchs Raster fallen mussten leider jene Buchhandlungen, zu denen ich keine E-Mail-Alias habe recherchieren können.

Die Empfehlungen von den Buchhändler/innen, die mir Rede und Antwort standen:

andere buchhandlung in Rostock

AnkerBuch in Anderbuch

Anna Jeller Buchhandlung in Wien (mehrfach nominiert)

buch|bund in Berlin/Neukölln

Buch Greuter in Singen

Bücherbutze in Nienburg (keine Online-Präsenz)

Bücherinsel Dieburg in Dieburg

Bücherinsel in Frauenaurach in Frauenaurach bei Erlangen (mehrfach nominiert)

Bücherladen Marianne Sax in Frauenfeld/Schweiz

Bücherstube in Bielefeld (keine Online-Präsenz)

Buchhandlung a.punkt in Wien (mehrfach nominiert)

Buchhandlung am Amtshaus in Dortmund

Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Buchhandlung Anakoluth in Berlin/Prenzlauerberg

Buchhandlung & Verlag b_books in Berlin/Kreuzberg

Buchhandlung Bornhofen in Gernsheim

Buchhandlung Bücherwurm in Hannover

Buchhandlung Dombrowsky in Regensburg

Buchhandlung Dust in Warstein (keine Online-Präsenz)

Buchhandlung Gollenstede in Heinsberg

Buchhandlung Gralla in Berlin am Hindenburgdamm

Buchhandlung Hirslanden in Zürich (Schweiz)

Buchhandlung Hoffmann in Eutin

Buchhandlung Hundt Hammer Stein in Berlin/Mitte

Buchhandlung Jünemann in Delmenhorst

Buchhandlung Klio in Zürich

Buchhandlung Layaa-Laulhé in Cochem

Buchhandlung Lesebär in Großkrotzenburg

Buchhandlung Lesekatze in Schöllkrippen

Buchhandlung LeseZeichen in Germering

Buchhandlung Lesezeit in Düsseldorf

Buchhandlung Lüders in Hamburg

Buchhandlung Mascha Kascha in Hannover

Buchhandlung Moby Dick in Berlin/Prenzlauer Berg

Buchhandlung Pelzner in Nürnberg-Eibach

Buchhandlung Peterknecht in Erfurt

Buchhandlung Quichotte in Tübingen

Buchhandlung Riemann in Coburg

Buchhandlung Roth in Offenburg

Buchhandlung Schmitz in Essen

Buchhandlung Taube in Marbach am Neckar

Buchhandlung Universitas in Chemnitz

Buchhandlung Vaternahm inWiesbaden

Buchhandlung Wolgast in Wolgast

Buchhandlung zur Rose in St. Gallen (Schweiz)

Buchhandlung & Antiquariat Schöbel in Heidelberg

Buchhaus Loschwitz in Dresden

Buchkontor in Wien

Buchladen Alte Lahnbrücke in Wetzlar

Buchladen Neusser Strasse in Köln

Buchladen Osterstraße in Hamburg

Bücherbogen in Berlin am Savignyplatz

Calligramme in Zürich

cohen + dobbernigg in Hamburg

Czuly Barbarzynca in Warschau

der buchladen in Seeligenstadt

Echo Bücher in Berlin/Wedding

Franz-Mehring-Buchhandlung in Berlin/Friedrichshain

Friedrich-Wagner-Buchhandlung in Ueckermünde

Gudberg in Hamburg

Hammett-Krimibuchhandlung in Berlin/Kreuzberg

H.P. Willi Buchhandlung in Tübingen

liber wiederin in Innsbruck

Kinderbuchhandlung Mundo Azul in der Choriner Straße, Berlin

Köndgen in Wuppertal (mehrfach nominiert)

Lesen und lesen lassen in Berlin/Friedrichshain (mehrfach nominiert)

Lia Wolf in Wien (mehrfach nominiert)

Libelle in Berlin/Friedrichshain

Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Motto Berlin, Buchhandlung und Vertrieb für Kunst und Independents in Berlin

Mrs.Books in Lank

Reisebuchladen in Heidelberg

Rittersche Buch- und Kunsthandlung in Soest

schatulle in Osterholz-Scharmbek

Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Schmitz-Buchhandlungen in Essen-Werden

Schroppsche Buchhandlung in Berlin, Am Steinplatz

Schwarze Risse in Berlin im Mehringhof

Shakespeare und So in Mainz (keine Online-Präsenz)

Stöppel in Weilheim

tiempo nuevo in Wien

Buchreihe3

Blog-Leser, die die Initiative auf SteglitzMind verfolgt haben, brachten diese Vorschläge ein:

Barbaras Bücherstube – die Schafhüterin

Buch & Bohne in München – Dirk Spannhaus

BücherKeuck in Geldern – Christiane aka Texthaseonline

Buch in der Au in München – Karla Paul

Buchhandlung artes liberales in Heidelberg – Giovanni Belmonte

Buchhandlung Christiansen in Hamburg – Cornelie Müller-Gödecke

Buchhandlung Die Insel in BerlinPrenzlauer Berg – die Brunnenwaechterin

Buchhandlung Falderstraße in Köln – Eva Hehemann

Buchhandlung Findus in Tharandt – Barbara Miklaw

Buchhandlung Herold & Kramer in Hermsdorf – Ina Schulze

Buchhandlung Hoffmann in Hamburg

Buchhandlung Klaus Bittner in Köln – Eva Hehemann

Buchhandlung Krüger in Versmold – Twixibuch

Buchhandlung Pusteblume in Dresden – Barbara Miklaw

Buchhandlung Schöningh in Würzburg – Wolfgang Walz

Buchhandlung Schopf in Brunsbüttel – KSW

Buchhandlung Wortreich in Kerpen – Andrea

Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg – Mme Winterberg

Buchkantine in Berlin/Moabit – Berlinbewohner

Buchladen Neusser Straße in Köln – Frauke Ehlers

Buch-Zeiten in Berlin/Prenzlauer Berg – Twixibuch

Die Buchkönigin in Berlin/Neukölln – Barbara Miklaw

Die Wendeltreppe in Frankfurt – Nomadenseele

dreimann Buchhandlung in Olpe – Ulla Buthe

ebertundweber in Berlin/Kreuzberg – Snoopylife und Barbara Miklaw

Eulenspiegel in Bielefeld – Folkert Roggenkamp

Findorffer Bücherfenster in Bremen – Mara Giese

Frau Bergmann in Borgholzhausen – Jost Renner

Gollenstein Buchhandlung in Blieskastel – arise

Gostenhofer Buchhandlung in Nürnberg – MacG

Gute Morgen Buchladen & Büchergilde in Braunschweig – Jeanine

Hartliebs Bücher in Wien – Frauke Ehlers

Isarflimmern in München – Karla Paul

Köndgen in Wuppertal – Wolfgang Walz und Rainer Zenz

Krammel & Meier in München am Nordbad – Folkert Roggenkamp

Kriminalbuchhandlung Glatteis in München – Karla Paul

Lehmkuhl in München – Folkert Roggenkamp

Lengfeld’sche Buchhandlung in Köln – Twixibuch

Lessing und Kompanie in Chemnitz – Barbara Miklaw

Lindemann’s Fotobuch in Stuttgart – Frauke Ehlers

litera Weinkultur und schöne Bücher in Kiel – Timo Off

Literaturhandlung Müller & Böhm in Düsseldorf – Twixibuch

Meißener Buchhandlung in Meißen – MacG

Mila Becker Buch & Präsent in Voerde – Eva Hehemann

Obergass Bücher in Winterthur/Schweiz – Bettina Schnerr-Laube

ocelot in Berlin/Mitte – Mme Winterberg und Daniel Bräuer

Pro qm in Berlin/Prenzlauer Berg – arise

proust WÖRTER + TÖNE in Essen – Gesine Schulz

Roter Stern in Marburg – Buchpost

Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg – Meinolf Reul

stories! in Hamburg – Frauke Ehlers

Tucholsky-Buchhandlung in Berlin/Mitte – Barbara Miklaw

Diese zwölf Buchhändler und Buchhändlerinnen habe ich gebeten, mitzutun:

Buchhandlung Lutz Heimhalt in Hamburg/Fuhlsbüttel

Bücherwurm Borken in Borken

Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental (Schweiz)

Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Taschenbuchladen im sächsischen Freiberg

Wein-Lese-Handlung Förster in Ganderkesee

Buchhandlung Buchfinger in Berlin

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Ich habe mich bemüht, diese Übersicht mit größter Sorgfalt zusammenzutragen. Sollte etwas fehlen oder eine Verlinkung nicht klappen, bitte ich um Eure Hinweise. – Danke sehr.

Aktualisiert: 27. März 2015

„Wissen Sie was? Ihr Sortiment macht wirklich Sinn!“ – SteglitzMind stellt Thomas Bleitner von der „Buchhandlung Lüders“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir heute etwas mehr von Thomas Bleitner und der Hamburger Buchhandlung Lüders erfahren, haben wir John Cohen von cohen + dobernigg zu danken, einem Buchladen, der ebenfalls in Hamburg ansässig ist.

Eine Skizze vom Laden…

Die Buchhandlung Lüders befindet sich seit ihrer Gründung 1956 im Herzen von Hamburg-Eimsbüttel am Heußweg – westlich der Alster in einem lebendigen und schönen Stadtteil mit einem sehr angenehmen und aufgeschlossenen Publikum. Wir sind eine allgemeine Sortimentsbuchhandlung und Antiquariat, unsere Schwerpunkte sind Kinder-, Kunst- und Sachbuch und vor allem die Literatur.

Thomas Bleitner © Buchhandlung Lüders

Thomas Bleitner © Buchhandlung Lüders

Warum sind Sie Buchhändler geworden?

Weil das Buch ein Medium ist, das Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen hat, und es ungeheure Freude bereitet, sich mit ihm zu beschäftigen!

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Na klar! Die heutigen Bedingungen bieten uns doch sehr viele Chancen.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Natürlich ist die Welt digitaler geworden und sie wird’s weiter. Sich einerseits darauf einzustellen und mitzuziehen, andererseits aber eben den Gegenpol zu bilden, den man zu Recht von uns erwartet, das ist eine so spannende wie knifflige Herausforderung.

Konkret und auf den beruflichen Alltag bezogen bedeutet dies, per Mail, Homepage, Newsletter, Internetverkaufsplattform und sozialen Netzwerken stets ebenso präsent zu sein, wie „vor Ort“ im Laden, leibhaftig, in Fleisch und Blut und Ruhe ausstrahlend. Da kommt es schon mal vor, dass man fünf Dinge gleichzeitig erledigen muss, das war vor ein paar Jahren noch nicht so extrem.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Das können Sie auf unserer Homepage finden. Bei Facebook sind wir ebenfalls präsent.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Die Formel ist, glauben wir, ebenso wahr wie sie abgedroschen klingt: Bleibt die Preisbindung, bleibt auch jener Buchhandel, der Besonderes, Ausgewähltes und Schönes anzubieten hat. Bleibt sie nicht, bleibt er wohl auch nicht. Nicht so verbreitet jedenfalls…

hereinspaziert... © Buchhandlung Lüders

hereinspaziert… © Buchhandlung Lüders

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Wir bieten E-Books über die Homepage und jetzt auch im Laden an, da gibt es keine Berührungsängste. Papier ist uns freilich weitaus lieber und welches digitale Buch kann in Sachen Attraktivität und Sinnlichkeit etwa mit einer leinengebundenen, fadengehefteten Dünndruckausgabe mithalten? Eben dies (und den daraus resultierenden höheren Preis) müssen wir allerdings vermitteln, ohne dabei das E-Book zu brandmarken.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Ja klar, das tun wir schon.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Viele unserer Kunden erwarten von uns, dass wir eine gewisse Vorauswahl für sie treffen, die ihnen im Endeffekt etwas bietet, was sie so weder im Netz noch in Buchkaufhäusern finden. Das Treffen dieser besonderen Auswahl ist eine Herausforderung, die unglaublichen Spaß bringt und auch Raum zum experimentieren lässt. Wenn sich dies für die Kunden erkennbar in unserem Sortiment widerspiegelt, haben wir viel erreicht. Neulich sagte uns ein Neukunde: „Wissen Sie was? Ihr Sortiment macht wirklich Sinn!“ Das haben wir als großes Kompliment empfunden.

lesen, lesen, lesen... © Buchhandlung Lüders

lesen, lesen, lesen… © Buchhandlung Lüders

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

Ein Wunsch reicht: So schöne und schön gestaltete Bücher herstellen, wie es von vielen kleineren und einigen größeren Verlagen gerade schon gemacht wird – Stichwort „Naturkunden“.

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Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Eine noch viel eindeutigere Positionierung den Erhalt der Buchpreisbindung betreffend.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Das Erstaunen darüber, was einige Verlage mit vergleichsweise geringen Mitteln in jüngster Zeit für tolle Programme auf die Beine gestellt haben.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Um Freude zu haben!

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Die Buchhandlung Mrs.Books in Lank.

Ich freue mich, dass Sie dabei sind. Herzlichen Dank für Ihr Mittun!

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist

John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg

Beate und Mischa Klemm mit der Buchhandlung lesen und lesen lassen, die ihren Sitz in Berlin/Friedrichhain hat

Maria Glusgold-Drews mit ihrem Buchladen MaschaKascha – Schöne Bücher in Hannover

Hannah Wiesehöfer und Nina Wehner mit ihrer Buchhandlung Die Buchkönigin, die in Berlin-Neukölln zu finden ist

Annaluise Erler von der Buchhandlung Findus ans Herz gelegt, die in sächsischen Tharandt ansässig ist

Gaby Kellner mit Barbaras Bücherstube in Moosburg

Quo vadis „SteglitzMind stellt Buchhändler/innen vor“?

Da ich in den vergangenen Tagen verschiedentlich zum Fortgang der Interviewreihe mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern befragt wurde, informiere ich euch kurz zum Stand der Dinge. Gedauert hat das ein wenig, weil ich infolge einer Meniskusoperation – auch zum Leid von Lotta-Filipa – schlecht zu Fuß war.

das arme Knie - der arme Hund © Sabine Münch

das arme Knie – der arme Hund… © Sabine Münch

Die Reihe ging Anfang Juli erfreulich erfolgreich an den Start. Ziel der Gespräche ist es, unabhängigen Buchhandlungen eine Möglichkeit zur Selbstdarstellung zu bieten, und den Lesern von SteglitzMind Einblicke in die aktuellen Probleme des stationären Buchhandels zu geben. Im Rahmen der Aktion haben die Interviewpartner und die Blog-Leser die Möglichkeit, Buchhandlungen, die sie besonders schätzen, für ein Gespräch vorzuschlagen.

Die Chance, sich und ihren Buchladen zu präsentieren, haben in den vergangenen drei Monaten bereits 31 unabhängige Sortimenter genutzt. Auch das Prinzip der Reihe, dass Blog-Leser und diejenigen, die Rede und Antwort standen, Gesprächspartner für zukünftige Interviews empfehlen, fand Resonanz. Dadurch kamen bislang immerhin 98 Buchhandlungen zusammen, die für Wert befunden wurden, sich ebenfalls vorzustellen. An alle Empfehlungen erging eine persönliche Einladung mit der Bitte, bei der Aktion mit zu tun.

Leider reagierten 37 darauf überhaupt nicht. Einige wenige sagten ab, weil sie das Tagesgeschäft im Buchladen vom Mitmachen abhält. Offen sind derzeit 21 Zusagen, die ich nach meiner Rückkehr an den Schreibtisch daran erinnert habe.

Ich bin zuversichtlich und meine: Ja, es geht weiter!