Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.
Heute lernen wir Leopold und dessen Blog Leo’s Literarische Landkarten etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Daniel Ludwig, der Mein Lesesessel pflegt.
Dein Steckbrief in Stichworten …
In der Kurpfalz geboren und dort jahrzehntelang gerne gelebt. Leidenschaftlicher Kaffeetrinker. Beruflich bin ich im kaufmännischen Bereich tätig (weshalb ich in meinen Beiträgen auch gerne aus dem Augenwinkel ökonomische Details anmerke).
Leopold ist übrigens ein Pseudonym nach meinem Großvater, dessen alte Bücher ich beim Entrümpeln übernehmen durfte.
Seit wann, warum und wo bloggst du?
Früher war ich eher Wenigleser (die Rechtschreibprüfung schlägt gerade statt Wenigleser das Wort Weingläser vor), also nochmal: früher war ich also eher Wenigleser.
Ursprünglich habe ich den Blog im September 2012 als Leseliste eröffnet. Als ich die Bücher bekam (darunter endlos viele vergriffene), wollte ich einfach dokumentieren, was ich schon in der Hand hatte. Dabei habe ich entdeckt, dass ich Spaß an der Perspektive habe, nach Schauplätzen zu strukturieren. Und so entstand die Idee mit den Landkarten, die sich im Laufe der Zeit als Markenzeichen für meinen Blog entwickelt hat.
Deine Themenschwerpunkte…
Themenschwerpunkt ist es, mich Texten über ihre Schauplätze nähern. Das Medium Internet bietet auch die Möglichkeit, Landkarten einzubauen. Deswegen habe ich den Blog, der ursprünglich „Leo’s Leselampe“ hieß, vor ein paar Wochen auch in „Literarische Landkarten“ umbenannt. In der Textkategorie bin ich frei: Das können Romane, auch historische Romane sein, Kurzgeschichten oder Lyrik. Aber auch Sachbücher, Reiseberichte, und schließlich auch Musik.
Das Thema Geographie ist dabei viel weiter gefasst und vom Prinzip her mit den Karten nicht zu Ende. Landschaften prägen Mentalität. Es gibt Geschichten, die nur in einer ganz bestimmten Topographie möglich sind. Es gibt Landschaften, die die Menschen prägen und von ihnen geprägt werden. In engen Räumen bewegen sich Personen anders als in weiten und..und..und…
Das selbst gesetzte Thema schränkt mich andererseits ein: Texte, die an fiktiven Orten spielen, finden in meinem Blog nicht statt.
Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?
Dazu kann ich nichts sagen, weil ich nicht nah genug dran bin. Aus der Ferne fallen mir das schnelle Hochpuschen von Büchern und die strenge Einordnung in Genres negativ auf.
Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?
Zuerst mal: ich möchte regelmäßig Beiträge veröffentlichen und achte auf die Qualität der Beiträge. Darüber hinaus mache ich nicht viel dafür. Der Blog hat zwar eine eigene Facebook-Seite, aber die Pflege mit allem, was dazugehört, ist mir derzeit zu viel.
Was sollte ein Blogger besser sein lassen?
Sich selbst gegenüber: Sich einbilden, dass es ohne ihn kein www gäbe. Das Gegenmittel: Öfters mal Pause machen. Sich fragen, ob das wirklich wichtig ist, was man gerade schreibt. Distanz zu den eigenen Beiträgen finden. Den Lesern gegenüber: nicht belehren, sondern erzählen.
Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?
Vor jedem Beitrag muss ich entscheiden, ob ich die Karte auf Stepmap oder auf google maps erstelle. Stepmap bietet zwei Editoren, einen überregionalen Editor und einen Stadtplaneditor. Der überregionale Editor ist sehr gut: Es gibt unendlich viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, sowohl für den Kartenausschnitt, graphisch als auch bei der Beschriftung. Die Nachteile: Nebenflüsse, Sumpflandschaften, verzweigte Flussdeltas, also der Neckar in Baden-Württemberg, der Wey in Surrey, das Mississippi-Delta sind nicht gut abgebildet. Im Stadtplan-Editor von Stepmap fehlen die graphischen Gestaltungsmöglichkeiten. Und ein einmal gewählter Kartenausschnitt kann nicht mehr verändert werden. Bei Google Maps kann man die Karten kaum individuell gestalten und schon gar nicht beschriften. Dafür positiv: Es gibt die Funktion „Linien entlang von Straßen zeichnen“, die bei Stepmap fehlt.
Eine andere Hürde: Die Zeit einzuteilen. Da ich regelmäßige Beiträge veröffentlichen möchte, sollte ich irgendeinen Maßstab finden. Zwei Beiträge im Monat bekomme ich mit Sicherheit hin. Mehr könnte ich nicht regelmäßig leisten, weniger wäre mir zu wenig.
Dein schönstes Erlebnis als Blogger…
Als nach zwei Monaten Bloggen der erste Kommentar kam. Da habe ich gemerkt: Huch, das liest ja jemand.
Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?
Ist noch nie passiert. Ein Verlag ginge bei mir – aufgrund meines speziellen Themas – ein gewisses Risiko ein: Gute Schauplätze können ein ansonsten schlechtes Buch nicht gut machen, nur die Perspektive verschönern. Und ein gutes Buch kann für meinen Blog ungeeignet sein.
Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?
Es gibt ja verschiedene Gründe, weshalb jemand als Self-publisher auftritt. Ich würde versuchen, nähere Informationen zu sammeln. Wenn die ok sind und mir der Text gefällt – warum nicht?
Wie hältst du es mit dem E-Book?
Ein Buch, das ausschließlich als E-Book erschienen ist, würde ich eher nicht anfassen. Ein Buch auf dem Reader lese ich nur unterwegs und selbst dann selten.
Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
Ich würde mich freuen, wenn Wolfgang Schiffer mit Wortspiele – ein literarischer Blog zu Wort kommt. Aus bibliophiler Sicht empfehle ich noch das faszinierende Projekt Ein Jahrhundert lesen sowie das literaturblog günter keil. Außerdem lese ich gerne bei Lady Budd, die das Thema Flüsse aus allen Perspektiven beleuchtet, und bei Low, der Geschichten aus Südostasien erzählt.
Schön, dass du dabei bist, Leo. Vielen Dank, auch für die außergewöhnlichen Empfehlungen.
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Zuletzt stellte sich Daniel Ludwig mit Mein Lesesessel vor. – Eine Übersicht über die 71 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier
Liebe Gesine, wo du hier mit Leos tollem Blog ein spezialisierteres Blog präsentiert hast, hätte ich noch einen Vorschlag in dieser Richtung (also Richtung Spezialthema, nicht Kartenthema): Frank Duwald von http://dandelionliteratur.wordpress.com/. Ich habe das Blog vor nicht allzu langer Zeit entdeckt und finde es sehr interessant. Liebe Grüße
Petra
Danke für den Vorschlag, Petra. Gerne lade ich Frank ein.
Das freut mich : )
Für mich eines der der besten Literaturblogs überhaupt. Und mit Abstand das innovativste.
finde die reihe ebenfalls immer sehr lesenswert.
lg petra
Hallo, ich habe jetzt ein paar dieser Interviews gelesen, und die Reihe ist wirklich sehr informativ – gerade auch für mich als Blog-Frischling ist es interessant zu sehen, wie andere hier gelandet sind, warum sie bloggen und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Also weiter so, ich lese bestimmt auch weiter 🙂
So jene mittun, denen der Stab weitergereicht wurde, gehen die Gespräche mit bibliophilen Blogger ewig weiter…
… war gerade hier auf Stippvisite und entdecke diesen schönen Buchblog. Danke für’s weitersagen.
Wie schön, freue mich immer, wenn die Reihe hier fortgeführt wird! Anna
Danke dass ich mitmachen durfte. Grüße.
Da du mitgetan hast, gebührt dir der Dank.
Eine gute Reihe – und wieder einmal schön und aufschlussreich! Und ich freue mich natürlich über Leos „Empfehlung! Danke!
eben ging eine Einladung mit der Bitte raus, den Stab aufzugreifen 😉