Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?
Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Ich freue mich, dass Schemajah Schuppmann vom Papierverzierer Verlag heute Rede und Antwort steht. Vorgeschlagen hatte das Franziska Röchter, die den chiliverlag verantwortet.
Seit wann gibt es den Verlag und wer steckt dahinter?
Der Papierverzierer Verlag wurde Anfang 2013 gegründet. Mittlerweile ist ein ganzes Kollektiv von Künstlern, Lektoren und Übersetzern für den Verlag tätig, die sich auf freiberuflicher Basis im Verlag engagieren.
Programmschwerpunkte?
Die Phantastik ist das dominierende Thema des Verlags, das jedoch bemerkenswert viele Facetten aufweist. So haben wir genauso Dystopien und Verschwörungstheorien im Angebot wie phantastische Kinderbücher. Die Titel sind vorwiegend digital und analog erhältlich, mit Ausnahme einiger Kinderbücher, die es ausschließlich analog zu kaufen gibt.
Ihre persönlichen Highlights?
Jedes Buch ist ein Highlight. Darum kann man nur schwer jedem gerecht werden. Als ganz besonders empfinde ich die bevorstehende Veröffentlichung von „Wächter der letzten Pforte“ – ein Fantasyroman, der wortgewaltig ohne Elfen, Zwerge und Goblins auskommt. Außerdem haben wir vier Romane mittels Crowdfunding zum Leben erweckt. Der erste ist gerade erschienen – „Die Ummauerte Stadt“ – und sollte gerade Fans von Dystopien und verrückten Handlungsverläufen begeistern. Und wer Harry Potter schon gerne gelesen hat, der darf sich über eine Elfe mit dem Namen Kobrin freuen („Kobrin – Die schwarzen Türme„) – All-Age-Fantasy und Auftakt eines Vierteilers. Sehr, sehr spannend, leicht zu lesen und mit intensiven Charakteren.
Warum musste es in diesen Zeiten unbedingt ein Verlag sein?
Warum man ein Unternehmen gründet, liegt daran, dass es entweder eine Nachfrage gibt, die bedient werden will oder man möchte besser in dem sein, für das es schon einen Markt gibt. Nun, Bücher gibt es bekanntlich viele. Aber Vieles ist entweder abgedroschen oder entspricht nicht der Qualität, die man selbst von einem Buch verlangen würde. Es musste ein Verlag sein, weil nur so eine vernünftige Reichweite für jedes Werk geschaffen werden kann und weil es da draußen so viele Manuskripte gibt, die einen Verlag brauchen, damit sie für den Markt vorbereitet werden können. Die Qualität, die Strukturen und die Synergien lassen sich nur im Miteinander erreichen. Es mag Stars auch im Einzelkämpfertum geben, aber die Chancen sind im Verlag deutlich größer.
Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?
Welche Schwierigkeiten? Erstmal gucken, was andere tun (bekannte Wege gehen). Sollten die Wege zu ausgetreten sein, dann fällt uns bestimmt wieder etwas Neues ein.
Hätten Sie sich auch ohne die Innovationen infolge der Digitalisierung eine Verlagsgründung zugetraut?
Die Digitalisierung ist der Bonus. Die Analogie ist das Handwerk. Somit hat beides für die Belletristik seine Daseinsberechtigung. Wer den Markt bedienen will, der muss beides machen.
Was machen Sie anders als die anderen?
Das verrate ich nicht. Es gibt ohnehin schon zu viele Nachahmer. 😉 Aber als Antwort sage ich gern, dass ich versuche, flexibel zu denken. Die ausgetretenen Wege sind ja nicht unbedingt Pfade, die zum Heiligen Gral führen.
So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?
Nichts.
Wie gewinnen Sie Autoren?
Autoren kommen oft von ganz alleine. Hier und da ein Newcomer ist nett, aber das bedeutet auch für Kleinverlage (oder gerade für sie) viel Arbeit. Darum muss hin und wieder auch eine Agentur herhalten. Überhaupt sollte viel mehr mit ehrlichen Agenturen gearbeitet werden. Gute Agenturen sind in der Regel ein anzeigendes Indiz für einen ernstzunehmenden Autoren. Da sind uns die Staaten Meilen voraus. Vielleicht kommen wir ja auch noch dort hin.
Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?
Mit allem was dazugehört. Wir sind auf allen Online-Portalen und im Buchhandel bestellbar vertreten. Daneben bietet unser Online-Shop ebenfalls alle Titel.
Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?
Vieles. Und da werden wir auch nicht locker lassen. Der Handel darf sich gern immer wieder vertrauensvoll an uns wenden. Wir haben einen Markt mit hochwertigen Büchern zu bedienen. Gerade die Phantastik hat viele begeisterte Leser, die jedoch gerade durch das fehlende Angebot im Buchandelsgeschäft oft zurückgehalten werden.
Wie halten Sie es mit Amazon?
Das ist ein großer Online-Händler.
Was tun Sie für Ihr Marketing?
Werbung, Interviews, Direktkontakte – eigentlich ist es eine schier endlose Liste von Tätigkeiten. Marketing ist nun mal der wichtigste Teil des Kleinverlages, um weitermachen zu können.
Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?
Im Allgemeinen agiert der Börsenverein gern für sich. Gerne wirft man den Großen vor, Vetternwirtschaft zu betreiben. Der Börsenverein reguliert das – und dabei sind die Mitgliedsbeiträge nur die Spitze des Eisbergs.
Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?
Für Leser phantastischer Geschichten. Unsere Leser sind Rollenspieler, Fantasybegeisterte oder ganz einfach Leser, die nicht am Anfang jeder Seite bereits wissen wollen, wie die Heldenreise weitergeht.
Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?
Als nächstes Etappenziel sehe ich die öffentliche Buchhandlung. Was bisher nur sporadisch erfolgte, soll sich verstärken. Die Phantastik gehört vermehrt auf die Tische der Buchhändler.
Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?
Allgemeines Sterben von Leselust. Aber das wird noch dauern.
Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?
Das man ein bisschen freier ist, das zu tun, was einem gerade in den Kopf kommt. Die Flexibilität erlaubt es, das ganze Verlagskonzept in wenigen Wochen umzustricken.
Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?
In den meisten Fällen sagen wir dann: Aufhören! Es geht dabei weniger um Eigennutz, sondern vielmehr um das Bündeln von Fähigkeiten. Was bringt es denn, wenn noch ein Verlag auf den Markt fällt? Nichts. Ein Miteinander wäre doch viel sinnvoller. Gemeinsam an einem großen Ziel arbeiten – das sollte oberste Priorität sein. Kleinverlage sind nun mal nicht reich und die meisten werden es auch nicht. Aber wenn sich ein paar Gute zusammentun, dann kann man auch gegen Größere bestehen.
Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?
Wir empfehlen besonders den Wurdack Verlag, den Atlantis Verlag und Feder und Schwert. Ebenfalls zu Wort kommen sollte der Luzifer Verlag.
Herzlichen Dank für diesen Einblick.
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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier
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Ja die in den Staaten, die großen Heiligen,