Steglitz stellt Ilja Regier mit „Muromez“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Mit Ilja, der Muromez ins Leben rief, kommt heute der Wunsch-Interviewpartner von Sophie zu Wort, die Literaturen pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Empathisch. Genießerisch, Kritisch. Kulturinteressiert (Literatur, Kinematographie, etc.).

Master-Student (irgendwas mit Medien). Kind der 80er.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Muromez ©  Ilja Regier

Muromez © Ilja Regier

Der Stein wurde im Sommer 2010 zum Rollen gebracht. Damals, anders als heute, widmete ich mich dem Thema Fußball und seiner Kultur. Hatte allerdings Perioden, in denen ich gar nichts aufs (digitale) Papier bringen wollte oder konnte. Füllte einen gewissen Druck, jede Woche etwas kommentieren zu müssen, Spiele zu sehen und nicht „up to date“ zu sein. Es gab Phasen von Monaten, als mir gar nichts gelang, ich zu viel verpasste, andersherum, die ich voller Elan anging. Da die gewünschte Resonanz ausblieb, ein Teufelskreis sich entwickelte, entschloss ich mich das Blog irgendwann einzustellen. Merkte auch, dass ich mit Medien, die sich professioneller damit beschäftigen, aus Zeit- und Kostengründen nicht mithalten konnte. Mir vielleicht die Kontakte fehlten. Nur über das „Runde ins Eckige“ zu schreiben, limitierte ebenso.

Von Fußball zur Literatur?

Da mich stets Literatur beschäftigte – meine Eltern besitzen eine kleine, private Bibliothek – versuchte ich mich etwas anderem zu widmen. Bisher bereue ich nichts. Im September 2012 wurde mein Literatur-Blog gegründet – bin quasi noch ein Frischling unter den Literatur-Bloggern. Neben dem Lesen ist das Schreiben ebenfalls eine große Passion, die sich eher in den Printmedien im Journalismus bestätigt füllt.

Plattform ist WordPress. Versuchte zwar schon alles auf eigenen Server zu legen, aber das Ganze war dann eher dank meiner Programmier-Fähigkeiten zum Mäuse melken. Ein von WordPress gehostetes Blog reicht derweil vollkommen für meine Aktivitäten aus.

Deine Themenschwerpunkte …

Rezensionen/Buchbesprechungen. Lese querbeet eigentlich alles, insofern es mich anspricht. Finde den Kontrast wichtig, nach schwerer Literatur, die man tapfer gemeistert hat, auch mal etwas Leichteres in die Hand zu nehmen. Bisweilen experimentiere ich ebenso rum. Schreibe „Gedankenströme“ auf, die mir irgendwann nach Geisterstunde plötzlich beim Rauchen auf dem Balkon kommen oder verarbeitete zum Beispiel eine Metamorphose Das Nichtbegreifen begreifen können, die ich beim Besuch der Gedenkstätte Auschwitz fühlte, als ich die Ehre hatte, mit Zeitzeugen zu sprechen, die die Völkermorde überlebten.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Naja, bemerke stetig, dass die Liebe zu Büchern im Literaturbetrieb abnimmt. Zahlen sind das Wichtigste, einerseits verständlich. Aber ehrliche Meinungen in einer Buchhandlung? Die bekommt man fast nie. Alles wird in den Himmel gelobt. Bestseller taugen, weil sie eben Bestseller sind. Manchmal aus Jux und Dollerei, ich weiß, ein wenig gemein, schnappe ich mir eine Händlerin („ich habe es bereits ANgelesen!“) und lasse sie mir irgendein Bestseller-Werk erklären, meist geschieht das in höchsten Tönen. Das Material konsumierte ich allerdings bereits, lache mir ins Fäustchen, was da gerade für ein Quatsch mit Soße erzählt wird, wie Tatsachen verdreht werden. Sicherlich, sind das subjektive Empfindungen, aber dennoch…

Ob Bücher in den Läden ausgestellt sind, die weniger sinnvoll oder gar kokolores sind? Das wird man von keinem Verkäufer, zu hören bekommen. Niemand bietet dir auch offensichtlich ein Auto an, das nach einem Monat mit einem Motorschaden zur Reparatur müsste. Die Realität sieht dennoch anders aus. Mit Griffen ins Klo verbunden. „Alles ganz toll und wunderbar!“ Dieses Heuchlerische nervt, Ideen wie man etwas ändern könnte? Schwierig! Mittlerweile habe ich allerdings ein kleines Lädchen gefunden, dem ich (meist) Vertrauen schenke. Ansonsten schaue ich mich bei unabhängigeren Betrachtern wie eben Bloggern nach Material um – was ja das Wunderbare daran ist –, die Mehrheit macht das allerdings sicherlich nicht.

Überhaupt finde ich es wichtig, dass solche kleinen Geschäfte in der komplizierten Zeit der Digitalisierung und Globalisierung überleben. Heißt für mich, dass ich meine Faulheit ständig besiegen muss. Statt auf die Amazon-Bestellung, die schon am nächsten Morgen da ist, zu warten, lieber eben bei kleinen Offline-Stores bestellen. Unvorstellbar, wenn diese irgendwann mal aussterben sollten!

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Facebook und Twitter. Ansonsten versuche ich auch, Bekannte davon zu erzählen, wenn sie mich fragen, was ich gerade gelesen habe und empfehlen kann.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ständig zu nehmen, statt zu geben. Vernetzungen treiben jeden Blogger voran. Sich nicht zu schade zu sein, mal bei anderen zu schauen, zu kommentieren. Weniger gut kommen ebenso längere Auszeiten an, die man manchmal leider nicht ändern kann, wenn die Hände gebunden sind. Ansonsten sicherlich der Blogger-Ehrenkodex (falls es so etwas tatsächlich gibt): C+P tunlichst vermeiden.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Sah bei anderen Blogs, dass sie keine Verrisse mehr anfertigen, nur noch die Perlen präsentieren wollen. Kann ich einerseits verstehen. Ich meine, wer sind wir schon, innerhalb von vielleicht zwei Stunden, die Arbeit mehrerer Monate/Jahre infrage zu stellen, sie für Müll zu erklären? Der Regisseur Detlev Buck, kurz vor der Premiere seines Films „Die Vermessung der Welt“, meinte dazu, dass er sich wünsche, dass die Feuilletonschreiberlinge doch etwas rücksichtsvoller allgemein mit ihren Kritiken umgehen sollten. Zwischen den Zeilen lesend, fragte ich mich, ob sein Werk tatsächlich eklatante Schwächen aufweisen würde, wenn er schon so einen Aufruf startet.

Die Schwierigkeit bei solchen Verrissen ist, dass man schnell despektierlich werden kann. Wiederum denke ich mir, dass ich, sollte ich alles positiv bewerten, genau wie die beschriebenen Händler wäre. Alles voller Blumen und Sonnenschein wäre. Ist es allerdings bekanntlich nicht…

Ferner, so denke ich, behalte ich weiter meine Meinungsfreiheit bei. Manchmal kann es auch Spaß machen, irgendwas in Schnipsel auseinanderzunehmen und es für Dleck (wie die Asiaten sagen würden) zu erklären. Das klingt hart. Aber warum sollte ich etwas nicht kritisieren dürfen, wenn es mir ebenso mehrere Stunden oder Tage Zeit gekostet hat, ich dafür 20 Euronen auf den Tisch gelegt habe? Alles in allem ist das ein schmaler Grat. Eine gesunde Mischung ist die Lösung.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Mehrere kleine, die das Bloggen an sich zu einem großen Erlebnis machen. Am Ende auf „veröffentlichen“ drücken. Zu sehen, dass die Mühe nicht umsonst war. Dass irgendwer damit etwas anfangen kann. Dass irgendwer einen Kommentar abgibt. Das sind die schönen Momente und sicherlich auch die Ehre haben zu dürfen, hier mal neben renommierteren Kollegen als Grünschnabel zu Wort zu kommen.

Wie gesagt, ich bin ja noch relativ neu in diesem „Geschäft“, aber umgeben von wahnsinnig gemeinschaftlichen Bloggern. Bisher durfte ich noch nie so einem Kreis im Web 2.0 begegnen, weil viele eben mit einem Tunnelblick durchs Netz gehen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Passiert jetzt nicht so regelmäßig. Aber es muss schon das Gesamtpaket stimmen, damit ich es annehme.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Noch nicht vorgefallen, bezweifle allerdings, dass ich mich damit beschäftigen würde. Jeder intensive Leser kennt sie, die unendliche Liste der noch zu lesenden Bücher – diese hat Vorrang!

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Niente. Verteufle mp3s, wähle stattdessen lieber die alte Schallplatte oder CD. Verteufle E-Zeitungen und damit sich der Kreis schließt, verteufle ebenso E-Books. Oldschool!

Die Digitalisierung macht vieles einfacher, aber nicht unbedingt besser. Ich hasse es, abends auf einen lieblosen Bildschirm blicken zu müssen, nachdem ich schon vorher die ganze Zeit auf einen Rechner, mein Smartphone oder sonst was geblickt habe.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Regelmäßig unter anderem als Besucher unterwegs bei Literaturen, Buzzaldrins, aus.gelesen, Ada Mitsou und Philea’s Blog, die sich hier allesamt bereits vorgestellt haben. Und zu Wort kommen sollte hier mal: Frintze.

Danke sehr Ilja. Nicht allein dein realtiv junges Blog, auch deinen Bericht über deinen Aufenthalt in Auschwitz-Birkenau und die Begegnung mit Zeitzeugen möchte ich den Lesern unseres Gespräches ans Herz legen …

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Zuletzt stellte sich Bettina Schnerr-Laube mit Bleisatz. Ihr Wunsch-Interviewpartner war Ludger Menke, der u.a. den  Krimiblog betreibt. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Sophie mit „Literaturen“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Der Vorschlag, dass wir etwas mehr über Sophie und ihr Blog Literaturen – ein Streifzug durch die Welt der Literatur und ein bisschen mehr – erfahren sollten, kam von Katarina Liest, die im literaturaffinen Netz als Die Bücherphilosophin bekannt ist.

Dein Steckbrief in Stichworten …

  • ziemlich chaotisch
  • Auszubildende im Buchhandel
  • leidenschaftliche Schreiberin/Zeichnerin
  • pathologischer Sherlock-Holmes-Fan
  • spiele sehr gern in (bisher) Mini-Rollen Theater
  • musikalisch in den 60ern hängengeblieben

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit Mai 2011, von Anfang an bei WordPress, weil die Bedienung auch für den Laien nahezu selbsterklärend ist. So ganz genau weiß ich gar nicht  mehr, wie das eigentlich begonnen hat und warum. Ich schätze, es lag daran, dass ich in meinem Umfeld wenige Menschen hatte, mit denen ich mich über Literatur austauschen konnte und ich hoffte einfach, dadurch mehr an literarischen Diskussionen teilhaben zu können. Das hat ja sogar geklappt. Außerdem wollte ich mir eine Möglichkeit schaffen, das Gelesene Revue passieren zu lassen, um es mir vielleicht auch ein paar Wochen später nochmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Deine Themenschwerpunkte …

Im Augenblick ist das vermutlich zeitgenössische Belletristik. Aufgrund meines Jobs muss ich mich einfach viel um das kümmern, was gerade neu auf dem Markt ist oder auf den Markt kommt. Klassiker verkaufen sich nicht mehr, hat man mir damals schon bei meinem Vorstellungsgespräch gesagt. Obwohl da durchaus meine Leidenschaft liegt. Außerdem bin ich ein großer Liebhaber von Graphic Novels und würde in diesem Bereich gern noch viel mehr schreiben, mich fasziniert einfach die Verschmelzung von Bild und Text, bei einigen Werken ist das wirklich enorm beeindruckend. Bei Will Eisner und Art Spiegelman, zum Beispiel.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Sophie © Literaturen

Sophie © Literaturen

Ich schätze, es ist das Gefühl, dass der Markt von so viel Belanglosigkeit überschwemmt wird. Ich will gar nicht behaupten, dass es keine guten Bücher mehr gibt, aber zwischen all dem Leichtverdaulichen finden sie oftmals gar keinen Platz mehr. Ich arbeite nun auch noch in einem Laden, der sehr auf die Bestsellerlisten ausgerichtet ist und so habe ich quasi jederzeit Zugang zu den neuen Zugpferden der Branche. Neulich erst habe ich gelesen, dass sich die Buchbranche immer mehr dahin entwickelt, dass ein Großteil des Umsatzes von ein paar wenigen Titeln gemacht wird, mit so etwas wie „Shades of Grey“ oder allem, was danach folgt und auf derselben Welle mitschwimmt. Wenn man sich wirklich für Literatur begeistert, tut es einem manchmal weh, was man da verkaufen muss. Und noch mehr tut es dann weh, zu sehen, wie gut es sich verkauft. Und da scheint es einem ein bisschen so als würde all das, was man selbst so an Literatur schätzt, zugunsten der literarischen Popcornunterhaltung im Meer der Neuerscheinungen über SMS von letzter Nacht verschwinden. Noch schlimmer ist es dann, wenn man feststellen muss, dass man es sich als Buchhandlung gar nicht leisten könnte, ein paar gehaltvolle Titel im Sortiment zu haben, wenn man nicht mit den anderen Sachen die Basis schafft. Ich bin nun seit 2010 – anfangs auf Praktikumsbasis – im Buchhandel beschäftigt und bisweilen kommt es schon jetzt vor, dass ich mich diesen Entwicklungen gegenüber sehr hilflos fühle.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Anfangs habe ich tatsächlich nur die Beiträge auf WordPress veröffentlicht, aber habe schnell bemerkt, dass das vermutlich nicht ausreicht, um Leben in die Bude zu bringen. Ich habe dann also eine Facebookseite für meinen Blog eingerichtet, nachdem ich sehr sehr lange mit mir gehadert habe. Es war mir irgendwie peinlich, so plakativ Werbung für etwas zu machen, was ich tue. Ich versuche, regelmäßig auf anderen Blogs präsent zu sein. Nebenbei schreibe ich eigene Texte, die ich gelegentlich auf blogexternen Seiten veröffentlichen kann. Neulich habe ich das erste Mal ein Video gedreht, ich probiere viel aus im Augenblick und strecke so ein bisschen meine Fühler aus.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Seinen Blog zu breit anzulegen (also nebenbei am besten noch Kochrezepte und Videos über Shoppingtouren veröffentlichen oder so, alles schon gesehen) und das Lesen als Tätigkeit zu dokumentieren, statt tatsächlich zu lesen. Ich finde es wichtig, dass man es irgendwie schafft, mit dem eigenen Blog etwas Individuelles auf die Beine zu stellen. Etwas, was andere wirklich animiert, wieder auf die Seite zu gehen und dort zu lesen. Wenn man sich mal durchs Internet klickt, finden sich zahllose Rezensionsblogs, sehr viele, die sich mit Fantasy und der sogenannten Chick-Lit beschäftigen. Zahllose Challenges werden da dokumentiert, SUBs und RUBs präsentiert und das Lesen, der Inhalt des Gelesenen, geraten völlig in den Hintergrund. Man sollte versuchen, sich ein Profil zu schaffen und gute Ideen einzubringen – warum mache ich das? Warum sollten die Leute lesen, was ich tue? Warum sollten sie wiederkommen? Dass man natürlich auch nicht bei anderen abschreibt, versteht sich von selbst.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Für sich allein zu bloggen, kann schon deprimierend sein. Das wurde hier in dieser Interviewreihe ja auch schon mehrfach erwähnt. Es bedarf also eines gewissen Durchhaltevermögens, dennoch weiterhin Rezensionen zu posten, auch wenn darauf wochenlang keiner reagiert. So erging es mir ja auch am Anfang, so ging es wahrscheinlich jedem. Sicherlich kann auch das (notwendige) Engagement eine Hürde sein. Bloggen ist zeitintensiv, jedenfalls, wenn man es regelmäßig und auch für andere Menschen tun will. Man sollte auf anderen Seiten präsent sein und kommentieren, man muss die eigenen Artikel schreiben, eventuell social-media-lastige Werbung machen, je nachdem, was man anstrebt. Da bin ich schon hier und da an meine Grenzen gestoßen bei einem Vollzeitjob. Ich kam auch ab und an nicht einmal zum Lesen, dementsprechend gab’s auch nichts zu rezensieren. Aus dieser Not heraus habe ich dann so einige rezensions“fremde“ Kategorien eingeführt, um den Blog nicht womöglich wochenlang brachliegen zu lassen, bloß weil ich zu kaputt zum Lesen bin.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Oh, ich glaube, die Anfrage für dieses Interview steht schon ganz weit oben. Schön war auch eine Rückmeldung eines Verlages via E-Mail, ohne, dass ich so etwas überhaupt beabsichtigt hatte. Generell summiert sich das aber. Nette Kommentare, Komplimente, überhaupt das Besuchen meines Blogs. Man muss ja immer bedenken, dass ich das alles ganz laienhaft und privat mache. Da ist es schon jedes Mal eine Freude, wenn ich sehe, dass andere Gefallen daran finden. Und da ich so ein ganz extremer Selbstzweifler bin, tut mir diese Resonanz einfach, ganz abgesehen davon, dass es inhaltlich sehr erfüllend ist, an manchen Tagen nochmal doppelt so gut.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das ist bisher nicht vorgekommen. Nun bin ich als Buchhändler natürlich auch noch in der speziellen Situation, ohnehin ständig Zugang zu Leseexemplaren zu haben, da würde ich mir also schon genau überlegen, was ich noch zusätzlich dazu annehme und was nicht. Und es gibt auch Themen/Bücher, die auf meinem Blog vermutlich nicht stattfinden werden. Kein Fantasy, keine halbseidenen Liebesromane, keine Historienschnulzen, das interessiert mich einfach nicht, auch nicht, wenn es mir von einem Verlag angeboten würde.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Ich schätze, das käme auf den Titel an. Für mich ist Self-Publishing ein sehr zweischneidiges Schwert. Ich habe in der Buchhandlung schon öfter Self-Publisher erlebt, die ihre Exemplare zur Ansicht gebracht haben und wenn man da einen Blick hineingeworfen hat, stellten sich einem sämtliche Nackenhaare auf. Und man sah sofort, weshalb die bei keinem Verlag untergekommen sind. Andererseits veröffentlichen viele Verlage trotz des entsprechenden Fachpersonals so viel – pardon – Müll, dass ich nicht grundsätzlich sagen möchte, alles, was im Self-Publishing-Bereich veröffentlicht wird, ist per se qualitativ minderwertig, während die Absegnung von einem Verlag eine gewisse Qualität garantiert. Ich würde mir genau ansehen, was mir da angeboten wird und dann entscheiden. Aber auch das ist noch nicht vorgekommen.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Gar nicht. Ich habe keinen Reader und ich habe auch nicht vor, mir in naher Zukunft einen anzuschaffen. Ich sehe die Vorteile, kann sie auch nachvollziehen, aber für mich wäre es einfach unnötig. Ich schleppe mich lieber mit Büchern ab als bloß so einen kleinen Minilesecomputer mit mir herumzutragen. Ich will die Seiten anfassen, ich will dran riechen, ich will drin blättern. Bisher unternehme ich auch keine Langstreckenreisen oder irgendwas sonst, wo eine Menge Bücher zu transportieren total unpraktisch wäre. Nö. Nichts für mich.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Puh, schwierig jetzt, hier jemanden zu erwähnen, der noch nicht genannt wurde. Ich lese regelmäßig bei buzzaldrin, der Bücherphilosophin, der Klappentexterin, Ada Mitsou und SchöneSeiten. Ich denke, ich gebe den Staffelstab an Muromez weiter. Der bloggt – so wie ich das gesehen habe – noch nicht so lange, aber sehr ambitioniert und interessant! Soll ja auch ein bisschen darum gehen, die kleineren Blogs ein Stück von ihrem Schattendasein zu befreien.

Kleinere Blogs aus ihrem Schattendasein zu befreien – eine Intention, die ich als Initiatorin dieser Gesprächsreihe dick unterstreichen möchte. Auch dafür danke, Sophie!

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Zuletzt stellte Stephan Waldscheidt mit seiner Schriftzeit vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Oliver Koch, der den Gedankenzirkus hütet. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Christiane Nowak mit „vorgelesen“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Christiane Nowak mit vorgelesen vor. Den Vorschlag hatte Ada Mitsou gemacht, die Ada Mitsou liest… pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Zuerst einmal herzlichen Dank an Ada Mitsou, dass sie meinen Blog vorgeschlagen hat.   Es freut mich sehr, das Interview beantworten zu können. Ich bin 34 Jahre alt, habe Neuere deutsche Literatur, Deutsch als Fremdsprache, Politik und Publizistik studiert und bis vor einem Jahr in Neuere deutsche Literatur promoviert. Meinem Sohn, der 2008 geboren wurde, ist mein Blog gewidmet. Beim Bloggen begleitet mich eine Holzpuppe, ein kleiner Pinocchio, der viele Dummheiten macht und lernt, ein Mensch zu werden.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Im September 2011 habe ich vorgelesen bei wordpress eingerichtet. Einige Monate lang war vorher die Lektüre von Blogs meine liebste Ablenkung beim Schreiben meiner Doktorarbeit gewesen. WordPress schien mir die am häufigsten benutzte Plattform und da ich nicht sehr technikaffin bin, habe ich mich auf das verlassen, was andere auch benutzen.

Und nach der Promotion?

Das Bloggen hat sich für mich dann als Ersatz zum Schreiben an der Doktorarbeit entwickelt. So konnte ich fortsetzen, was einige Jahre lang meine tägliche Beschäftigung war. Und es erlaubt mir, noch anderen Leidenschaften nachzugehen: Ich liebe es, Dinge, die ein Leben dokumentieren, zu sammeln und zu archivieren. Leider gibt es aus meiner Kindheit nicht so viele Dokumente, so dass ich meinem Sohn gerne mehr Erinnerungen mitgeben möchte.

Während meines Studiums und der Doktorarbeit habe ich zudem viel Wissen über Literatur angehäuft. Mit diesem Wissen im Kopf konnte ich die Kinderbücher meines Sohnes nicht unbefangen lesen. Beim Vorlesen machte ich mir ständig Gedanken über Erzählperspektiven, Raumgestaltungen, literaturgeschichtliche Einordnungen, Gesellschaftsbilder, Interpretationen und Text-Bild-Interaktionen. Diese Beobachtungen und Überlegungen mussten irgendwie raus.

Deine Themenschwerpunkte …

der Blogbegleiter © Christiane Nowak

der Blogbegleiter © Christiane Nowak

Ich rezensiere Bilderbücher für Kinder von 0 bis 6 Jahren und Kinderbuchklassiker, die man gut Kindern vorlesen kann. Mein Sohn ist jetzt fast 5 Jahre, vielleicht weitet sich das Spektrum bald auf Kinderbücher zum Selbstlesen aus. Daneben berichte ich von Lesungen oder Kinderliteraturveranstaltungen, die wir besucht haben, und ich stelle Autoren vor, die mir am Herzen liegen. Außerdem schreibe ich meine Gedanken zu allem auf, was das Vorlesen betreffen könnte und wo unser Alltag sich mit Büchern verknüpft. Ich versuche literaturwissenschaftliches Hintergrundwissen zu einzelnen Büchern in klare, verständliche und gut lesbare Texte zu verpacken. Apps und kommerziellen Reihen stehe ich sehr kritisch gegenüber.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Im Bereich Kinder- und Jugendbuch nervt mich, dass sehr stark dem Prinzip der Reihen gefolgt wird und dass die Vermarktung von Kinderbuchfiguren immer mehr ausgeweitet wird. Meiner Meinung nach wird da zu sehr die Unmündigkeit und Verführbarkeit von Kindern ausgenutzt. Wenn ein Kind eine Figur lieb gewonnen hat, müssen Eltern dann ständig entscheiden, ob nun auch noch das Hörbuch, das Kuscheltier und die Brotdose gekauft werden können. Manchmal wird da mit ganz schön perfiden Mitteln gearbeitet, finde ich.

Wir hatten schon eine CD, in der ein kleines Pflaster als Geschenk mit der Figur eingelegt war, was meinen Sohn total begeistert hat. Beim nächsten Aua war dann die Enttäuschung groß, dass es nicht mehr von diesen tollen Pflastern gab. Solchen Ärger möchte ich ungern mit Kinderbuchfiguren verknüpfen. Es handelt sich hierbei um kein sehr aktuelles Phänomen, sondern um eine langfristige Entwicklung. Im Kinder- und Jugendbuchbereich hat meiner Meinung nach die Kommerzialisierung stark zugenommen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich habe eine Facebookseite, bin mit einigen Literaturblogs und Elternblogs verlinkt, wurde auf der Seite der Elternzeitschrift nido sowie auf der Seite von Brigitte Mom vorgestellt und habe an der Jury des Preises „Urzeitroboter – Das lustigste Bilderbuch 2012“ teilgenommen. Die Eintragung in Blogverzeichnisse und Listen steht immer mal auf meiner To-Do-Liste, rutscht aber immer wieder nach hinten.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich finde es ganz schön fies, wenn ein Blogger, dem man eine Zeit lang gerne gefolgt ist, plötzlich gar nichts mehr von sich hören lässt, und die Leser im Unklaren darüber lässt, ob es weiter geht oder nicht. Eine kleine Nachricht darüber, was passiert, sollte immer drin sein.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Als berufstätige Mutter ist Zeit natürlich ein knappes Gut. Dafür sind Bilderbücher aber nicht so umfangreich wie erwachsene Bücher, so dass die Lektüre viel schneller geht. Mir fehlen ein paar Software-Kompetenzen, z.B. in der Bildbearbeitung, und ich habe auch keine Geduld, mir diese anzueignen, so dass ich manchmal nicht ganz so zufrieden mit der Darstellung von Bildern im Blog bin.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Im November 2012 habe ich über meine Kindheitserinnerungen an Märchen auf Diarollfilmen berichtet, die meine Eltern uns Kindern immer vorgelesen haben. Daraufhin meldeten sich Schulfreundinnen, die das Medium auch kannten und wir konnten die Erinnerungen an solche Kinoabende teilen. Wir haben eine kleine Tauschbörse veranstaltet und wiederholen diese Tradition des Heimkinos jetzt mit unseren eigenen Kindern.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Der Bereich Bilder- und Kinderbuch unterscheidet sich da etwas von der Erwachsenenliteratur, so scheint es mir. Es gibt nicht so viele Blogs und die Verlage nehmen das Medium noch nicht so ernst. Ich bekomme daher kaum Rezensionsexemplare angeboten und wurde von einem großen deutschen Verlag sogar schon einmal abgewiesen mit meiner Bitte um ein Buch. Da ich aber auch gerne und öfters ältere Bücher vorstelle, die nur noch antiquarisch erhältlich sind, brauche ich gar nicht oft neue Werke. Außerdem muss ich eh immer aufpassen, dass die Büchermenge nicht überhandnimmt – ein großes Bibliothekszimmer wird wohl noch sehr lange einer meiner unerfüllten Träume bleiben. So bin ich ganz zufrieden, dass ich noch nicht so oft mit Angeboten konfrontiert war und bisher nicht viele Absagen schreiben musste.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Es gibt kaum Self-Publisher, die Kinder- und Jugendbücher herausbringen, denn Illustrationen sind sehr aufwändig in der Herstellung.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich kenne mich damit noch gar nicht aus, spiele im Moment aber mit dem Gedanken, mir einen E-Book-Reader anzuschaffen. Ich finde sie für Fachpublikationen sehr sinnvoll. Es grenzt an ein Wunder, dass ich noch keinen Bandscheibenvorfall hatte, so viele Bücher habe ich schon aus Bibliotheken heraus und wieder hinein getragen. Da sind E-Books eine große Erleichterung.

Bei Kinderbüchern und beim Vorlesen kann ich mir aber nicht vorstellen, auf das Medium Computer umzusteigen. Mein Sohn ist immer so neugierig, dass er sich mehr auf die Funktionen des E-Book-Readers (Tasten, Schaltflächen) konzentrieren würde und ich Angst hätte, der Inhalt der Bücher würde gar nicht mehr richtig ankommen. Außerdem ist das Blättern in Büchern sehr wichtig für die Strukturierung des Vorlesens. Mit einem E-Book könnte ich gar nicht mehr sagen: „Und nun nur noch eine Seite!“ Außerdem sind Bücher viel robuster und man muss nicht vor der Zerbrechlichkeit des Mediums warnen. Und man muss sich keine Gedanken um die Stromversorgung machen. Ich versuche generell, meinen Sohn zu einem bewussten, kritischen und zielgerichteten Medienkonsum zu erziehen. Reale Begegnungen und Erfahrungen sind für Kinder elementar.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Märchensammler, Papillionis liest, jungesbuch und lesErLeben. An den Literaturclub lesErLeben möchte ich auch die Stafette weiterreichen.

Danke, Christiane, auch dafür, dass du unser Augenmerk auf Kinder- und Jugendbücher lenkst.

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Zuletzt stellte sich Richard Norden mit Writers Workshop vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Stephan Waldscheidt, der schriftzeit betreibt. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Ada mit „Ada Mitsou liest“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Ins neue Jahr starten wir mit einem Beitrag von Ada, die Ada Mitsou liest… pflegt. Vorgeschlagen hatte das Simone Finkenwirth, die die Klappentexterin verantwortet.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin 30 Jahre alt und habe ein paar Semester Germanistik, Angewandte Sprachwissenschaft und Psychologie studiert, bevor ich letztlich in einer öffentlichen Bibliothek gelandet bin. Eigentlich wurde mir das bereits vor 15 Jahren im Zuge eines Berufstests empfohlen, doch es hat viel Zeit und einige Nebenjobs gedauert, bis ich endlich gemerkt habe, dass ich in dieser Branche richtig bin.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge bereits seit Ende 2007, allerdings ging es damals noch nicht um Bücher, sondern um meine eigenen Texte. Meine ersten Gehversuche hinsichtlich des Schreibens machte ich auf jetzt.de, wo ich damals auch die Klappentexterin kennen gelernt habe. Da die Resonanz auf das Geschriebene überwiegend positiv war, beschloss ich irgendwann meine Texte gebündelt im Internet zu veröffentlichen, da ich jedoch keine Ahnung davon hatte, wie man eine ansprechende Homepage erstellt, habe ich mich für einen kostenlosen Blog bei WordPress entschieden. Dabei bin ich seitdem geblieben.

Manchmal wünsche ich mir schon mehr Freiheiten hinsichtlich der Gestaltung, doch letztlich siegt die Bequemlichkeit und mit dem, was mir die kostenlose Version bietet, bin ich alles in allem sehr zufrieden.

Schreibst du noch eigene …

 © Ada Mitsou

© Ada Mitsou

Eigene Texte schreibe ich heute nicht mehr. Den Gedanken an einen selbstverfassten Roman habe ich zwar noch nicht aufgegeben, doch mir ist durchaus bewusst, dass u.a. sehr viel Arbeit und Geduld dahinter stecken. Für ersteres habe ich in meiner jetzigen Lebensphase nicht genug Zeit und in Geduld muss ich mich noch üben – ganz abgesehen davon, dass es in meinen Augen nicht nur handwerkliches Können, sondern auch Talent oder ein gewisses Gespür für die Zusammensetzung von Wörtern braucht, um als SchriftstellerIn erfolgreich zu sein. Ob ich das habe, kann ich selbst nicht gut beurteilen, was ich allerdings weiß, ist, dass mir das Schreiben als solches Spaß macht. Aus diesem Grund und weil ich schon immer gerne gelesen habe, habe ich mich Ende 2009 dazu entschlossen, einen Literaturblog zu führen. Aus heutiger Sicht war der Wechsel eine gute Entscheidung.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich bin nie mit dem Gedanken ans Bloggen gegangen, nur über ein bestimmtes Genre zu schreiben; in der Hinsicht bin ich ziemlich offen, auch wenn es literarische „Ecken“ gibt, die ich eher selten oder gar nicht betrete, z.B. Fantasy, Science Fiction oder ChickLit.

Trotzdem haben sich im Laufe der Zeit gewisse Themenschwerpunkte herauskristallisiert. So lese ich zum Beispiel sehr gerne Romane über den Zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf die Entwicklung der Romanfiguren, aber auch Familiengeschichten, Mordfälle und Beziehungsgeschichten, solange letztere nicht zu kitschig sind. Ich habe einen Hang zum Melancholischen. Wenn eine Geschichte schön, aber gleichzeitig traurig ist, dann fühle ich mich berührt. Ich mag das Leichte genauso wie das Schwere. Und ich mag schwarzen, bissigen Humor.

Dem entgegen steht meine absolute Liebe zu Kinderbüchern. Kinderbücher sind für mich eine Herzensangelegenheit, denn obwohl ich im Umgang mit Kindern eher etwas zurückhaltend bin, wünsche ich mir, dass jedes Kind auf der Welt das Glück empfinden darf, das ich als Kind gefühlt habe, wenn mir meine Mama Geschichten vorlas. Dabei geht es mir nicht nur um die Inhalte der Bücher, die in meinen Augen keinen unwesentlichen Anteil dazu beitragen, die Welt, aber auch das Miteinander verstehen zu lernen, sondern auch um die Geborgenheit, die solche Lesestunden vermitteln.

Muße beim Lesen …

Zeit und Ruhe empfinde ich als sehr kostbar in der heutigen Zeit. Das bedeutet nicht, dass ich alles Technische oder Moderne verteufle, aber ich finde es einfach schön und wichtig, wenn man sich Zeit für den Nachwuchs nimmt und auch als Erwachsener nicht verlernt hat, sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen.

Wenn ich beispielsweise ein Bilderbuch aufschlage, kann es schon mal passieren, dass ich ganz für mich allein in albernes Kichern verfalle oder über all die schönen Farben und Zeichnungen staune. Bilderbücher sind so einfach gehalten und doch mitunter die schönste und bewegendste Form von Büchern, die ich kenne.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die digitalen Medien. Eigentlich ist das Thema ja fast schon ein alter Hut, doch beruflich habe ich durch die Einführung der Onleihe aktuell vermehrt damit zu tun und muss mich dementsprechend damit auseinandersetzen. Es ist nicht so, dass ich E-Books grundsätzlich schlecht finde, doch hinsichtlich des Lesens bin ich einfach noch von der alten Schule. Ich bevorzuge ganz klar das gedruckte Buch (wie bis dato übrigens 90 % unserer Nutzer), weswegen ich mich an meinem Arbeitsplatz auch unglaublich wohl fühle. Doch die Bedeutung von digitalen Medien nimmt in meinem Umfeld kontinuierlich zu, wodurch ich mich herausgefordert fühle, mich umfassender damit zu beschäftigen.

Gerade heute habe ich noch zu jemandem gesagt, dass E-Books zwar nichts für mein Herz sind, aber für meinen Kopf, denn dort ist diesbezüglich noch eine Wissenslücke und die möchte ich gerne schließen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich nutze fast alle gängigen Möglichkeiten. So kann man mich zum Beispiel in diversen Blogverzeichnissen oder bei Twitter finden. Außerdem habe ich eine Seite bei Facebook eingerichtet und profitiere von der Vernetzung mit Autoren, Online-Buchhandlungen und anderen Literaturbloggern.

Die Bekanntheit ergibt sich allerdings erst im Laufe der Zeit. Man braucht in der Regel sehr viel Geduld, bis man sich einen festen Leserkreis aufgebaut hat und sollte bereit sein, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Prinzipiell nichts. Ich bin der Meinung, dass jeder Blogger tun und lassen kann, was er möchte, solange er damit nicht bestimmte Rechte verletzt oder jemandem Schaden zufügt.

Im Umgang miteinander schätze ich allerdings Herzlichkeit und/oder ein natürliches Maß an Höflichkeit. In hitzigen Diskussionen empfehle ich, möglichst einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht alles zu persönlich zu nehmen. Außerdem bevorzuge ich Artikel mit Inhalt, also Qualität, statt Quantität, aber auch das kann letztlich jeder halten, wie er möchte, denn schließlich werde ich nicht dazu gezwungen, alles lesen zu müssen und solange es Leser gibt, denen das Geschriebene gefällt, ist die Nachfrage gegeben. Sollte es hingegen keine Leser oder ausschließlich unschöne Auseinandersetzungen geben, besteht immer noch die Möglichkeit, sein Konzept oder Verhalten noch einmal in Ruhe zu überdenken.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Für mich war die größte Hürde der Anspruch an mich selbst. Ich wollte jedes gelesene Buch rezensieren – was ich lange Zeit auch getan habe – und mindestens zwei Artikel pro Woche posten. Wenn ich das nicht geschafft habe, hatte ich ein schlechtes Gewissen, wodurch sich immer mehr Druck aufbaute: Bleiben mir meine Leser erhalten? Wie soll ich Arbeit, Lesen und Schreiben unter einen Hut kriegen? Und was mache ich, wenn ich einfach mal keine Lust aufs Bloggen habe?

Der Stapel der zu rezensierenden Bücher wurde immer größer und reichte meinem wachsenden Unbehagen die Hand. Letztlich war das für mich eine gute Übung, das Bloggen etwas gelassener zu sehen. Es bringt nichts, wenn ich viel schreibe, aber dafür nur halbherzig etwas herunterleiere. Und es bringt auch nichts, wenn ich mich dazu zwingen muss, ein Buch zur Hand zu nehmen, denn wenn das Lesen zur Pflicht wird, vergeht mir die Freude daran.

Mittlerweile kann ich ganz gut damit umgehen, was man auch anhand meines Archivs verfolgen kann. Veröffentlichte ich zu Beginn noch 20 bis 40 Artikel pro Monat, sind es heute nur noch um die vier, also einer pro Woche. Meine Leserschaft habe ich trotzdem behalten und manchmal kann es auch von Vorteil sein, sich etwas zurückzunehmen, anstatt den Leser sinnbildlich mit einer kaum zu bewältigen Masse an Artikeln zu erschlagen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Da gibt es mehrere. Zunächst einmal finde ich es ganz wunderbar, dass man über das Bloggen mit so vielen verschiedenen Menschen in Kontakt kommt. Die Form des Kontakts ist dabei ganz unterschiedlich, sodass ich durch „Ada Mitsou liest…“ nicht nur andere Blogger kennen gelernt habe, sondern auch Verlagsmenschen, Buchhändler und Autoren. Manchmal beschränkt sich der Austausch lediglich auf ein paar E-Mails. Dann wiederum gibt es Kontakte, die sich über das Bloggen hinaus entwickeln und im Laufe der Zeit zu Freundschaften werden. Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, war mein Blog mehr als einmal eine Brücke, die mich mit jemand anderem zusammenbrachte. Im Alltag wäre das wahrscheinlich nicht passiert, weswegen ich diese Begegnungen definitiv zu den schönsten Erlebnissen des Bloggens zähle.

Ein weiteres Erlebnis, das mir sehr viel Freude bereitet hat, war die Einladung, in der Jury des M Pioniers zu sitzen.

Dem Literaturpreis der Mayerschen Buchhandlungen?

Ja, genau. Zwar beanspruchte das Lesen und Bewerten der nominierten Bücher viel Zeit, doch zum Glück war die Vorauswahl sehr gut getroffen, sodass ich einige interessante Romane dabei entdecken konnte und es mir leicht fiel, darüber zu schreiben. Nur die abschließende Bewertung empfand ich als etwas schwierig, weil zu viele in meinen Augen gute Bücher dabei waren und jedes davon auf seine ganz eigene Weise, sodass man sie schlecht miteinander vergleichen konnte. Trotzdem würde ich die Herausforderung jederzeit wieder annehmen.

Das bisher schönste Erlebnis ist jedoch eher ein persönliches. Ich hatte im vergangenen Jahr eine sehr aufreibende Phase, die vieles in meinem Leben verändert hat. Die Ereignisse haben mich nicht nur traurig gemacht, sondern mir auch sehr viel Kraft geraubt. In jener Zeit habe ich von einer sehr guten Freundin ein Buch geschenkt bekommen, das mich durch diese Tage und Nächte begleitet hat: Das Gedächtnis der Libellen von Marica Bodrožić.

In dem Buch stehen so viele wunderbare Sätze, dass ich ins Nachdenken kam und letztlich nicht nur, aber auch durch das Gelesene wieder zu mir fand. Ein paar Monate später fand ich dann eine Postkarte in meinem Briefkasten – übersandt von der lieben Freundin und geschrieben von Marica persönlich. Die Zeilen haben mich sehr glücklich gemacht – nicht, weil sie von einer bekannten Autorin stammen, sondern weil eine Geschichte dahinter steckt, die gleich mehrere Menschen miteinander verbunden hat. So wurde aus etwas ziemlich Traurigem noch etwas ziemlich Schönes. Für mich war diese Karte eines der wertvollsten Geschenke im letzten Jahr und ohne meinen Blog hätte ich es vielleicht nie bekommen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Früher habe ich fast jedes dieser Angebote angenommen, solange es zu meinen Vorlieben passte oder mein Interesse weckte. Heute nehme ich kaum noch Rezensionsexemplare an. Manchmal tut es mir Leid, Absagen erteilen zu müssen, gerade in Hinblick auf noch unbekannte Autoren, doch ich schaffe das zeitlich einfach nicht mehr. Je nachdem, was beruflich oder privat so anliegt, bin ich zu eingespannt, sodass für den Blog kaum noch Zeit übrig bleibt. In solchen Phasen schätze ich es sehr, meine Lektüre frei auswählen zu können, ohne unter dem Druck zu stehen, das Buch möglichst zeitnah zu lesen und vor allem auch zeitnah rezensieren zu müssen.

Wäre das Bloggen mein Beruf, würde ich sicherlich mehr Rezensionsexemplare annehmen, doch so gönne ich mir zwischendurch meine Pausen und beschränke mich auf die Zusage vereinzelter Angebote, wenn ich weiß, dass ich die Bedingungen zuverlässig erfüllen kann.

Abgesehen davon gebe ich gerne Geld für Bücher aus.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Grundsätzlich genauso wie mit anderen Rezensionsexemplaren auch, allerdings nehme ich keine E-Books an, da ich keinen eigenen Reader besitze und auch vorerst keinen haben möchte bzw. brauche.

Wie hältst du es generell mit dem E-Book?

Ich taste mich mittlerweile an dieses Medium heran, bisher allerdings nur in der Theorie und nicht in der Praxis. Ich habe kein Problem damit, gedruckte Bücher in meiner Tasche zu tragen, ich halte sie trotz ihres teils großen Umfangs gerne in der Hand und liebe es, darin blättern zu können oder auch mal bunte post-its reinzukleben. Wenn ich die Wahl habe, arbeite ich lieber mit dem Gegenstand Buch als mit Daten, bin aber auch allgemein nicht gerade ein Technikfreak.

Trotz meiner Vorliebe zum Papier möchte ich dem E-Book seine Vorteile nicht absprechen. Für Vielleser ist es gerade auf Reisen sicherlich ungemein praktisch, nur ein kleines Gerät im Koffer verstauen zu müssen, anstatt einen ganzen Stapel Bücher. Und auch für Leser, denen die gedruckte Schrift zu klein ist, bietet die Technik eines guten E-Readers augenschonende Möglichkeiten.

Nur weil ich diese Form des Lesens nicht mag, heißt das nicht, dass sie grundsätzlich schlecht ist. Vielmehr empfinde ich das E-Book mittlerweile als eine Alternative zum gedruckten Buch. Der Leser hat mehr Auswahl hinsichtlich der Form des Mediums und kann nach seiner Vorliebe entscheiden, welche er nutzt. Mit der parallelen Existenz beider kann ich gut leben.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Die meisten meiner Lieblingsblogs wurden hier bereits genannt, weswegen ich die Gelegenheit nutzen möchte, um den Kinderbuch-Blogs etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, so z.B. Kulturnaschen, dessen Gestaltung ich überaus ansprechend finde und vorgelesen, wo die Tipps aus erster Hand kommen. Außerdem mag ich die Literaturblogs Bücher Entdecken und Die Bücherphilosophin und derschöneblog. Spannend fände ich, mehr über die Betreiberin von vorgelesen zu erfahren, einem Blog von Eltern für Eltern, die ihren Kindern von 0 bis 6 Jahren vorlesen.

Danke, Ada, für deinen Beitrag zur Blogger-Gesprächsreihe – ein toller Start ins neue Jahr …

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Zuletzt stellte sich Dorota Federer mit Bibliophilin vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Bücherphilosophin. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Dorota Federer mit „Bibliophilin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Am heutigen 2. Weihnachtsfeiertag stellt sich Dorota Federer vor, die ihr Blog Bibliophilin betreibt. Dass wir sie näher kennenlernen sollten, hatte sich Svenja gewünscht, die Syn-ästhetisch pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Buchhändlerin im Mutterschaftsurlaub, leidenschaftliche Leserin, Bloggerin, Lehrerin, Polin, die sich vor ein paar Jahren in die deutschsprachige und ins Deutsche übersetzte Literaturlandschaft gewagt hat und seither ihre Suche nach literarischen Perlen mit anderen Buchliebhabern teilt.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit September 2009. In diesem Jahr schloss ich meine Ausbildung zur Buchhändlerin ab. Ich verkaufte Bücher, las sehr viel und wollte zuerst nur ein Lesetagebuch führen. Das kann man an meinen frühen Beiträgen erkennen. Das waren nur kurze Notizen, die ich eher für mich selbst verfasste. Mit der Zeit lernte ich die Bloggosphäre besser kennen und auch meine Beiträge wurden ausführlicher. Spätestens als ich merkte, dass mein Blog gelesen wurde und dass ich nicht mehr nur für mich selbst bloggte, nahm ich mir mehr Zeit für Bibliophilin. Außerdem machte ich immer wieder die Kunden des Geschäfts, in dem ich arbeitete, auf meinen Blog aufmerksam, für den Fall, dass sie auf der Suche nach Buchempfehlungen sein sollten.

Ich blogge mit WordPress und fühle mich damit wohl, wahrscheinlich weil diese Plattform recht einfach in der Handhabung ist. Andere Plattformen habe ich nie ausprobiert und auch kein Interesse an einem Wechsel.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich lese verschiedene Genres. Früher las ich gerne Krimis und Thriller oder historische Romane. Es gab auch eine Phase, in der ich Fantasyromane mochte. Mittlerweile lese ich ab und zu auch Kinder- und Jugendbücher. Am liebsten ist mir jedoch zeitgenössische Literatur. In diesem Bereich finde ich die meisten literarischen Perlen.

Auch Gastrezensionen haben auf meinem Buchblog ihren festen Platz. Auf diese Weise ist stets für neue Buchempfehlungen gesorgt. Manchmal sind das Bücher, die nicht meinen eigenen Interessen entsprechen, aber zum literarischen Mainstream gehören und deshalb auch einen Beitrag wert sind.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

die Perlensucherin © Dorota Federer

die Perlensucherin © Dorota Federer

Mit Interesse beobachte ich, wie immer mehr Autoren ihre Bücher selbst publizieren, sie vermarkten und verkaufen, wie der stationäre Buchhandel sich gegenüber dem Onlinehandel behaupten muss. Außerdem finde ich die Eroberung des Marktes durch E-Books sehr spannend, denn auch ich lese inzwischen gerne E-Books.

Was mich in letzter Zeit immer häufiger beschäftigt, ist, dass ich regelmäßig die Vorschauen der Verlage studiere und wenige Bücher finde, die auf den ersten Blick aus der Masse der Neuerscheinungen hervorstechen. Die Themen sind oft ähnlich, die Ideen zwar gut, es bleibt jedoch das Gefühl, Ähnliches schon öfter gelesen zu haben. Dann frage ich mich, warum die Verlage oft so ähnliche Bücher verlegen. Mir ist natürlich klar, dass sie ihr Geld verdienen müssen und deswegen lieber auf profitable Bücher setzen. Ich bedauere jedoch die wirklich guten Autoren, die Schwierigkeiten haben, für ihre Bücher einen Verlag zu finden.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich habe eine Facebook-Fanseite, die ich regelmäßig mit kleinen Notizen, Zitaten, Fotos, Buchtipps fülle. Bevor meine Tochter auf die Welt kam, begab ich mich regelmäßig auf Blogtour. Das war fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Ich kommentierte Beiträge meiner BlogkollegInnen, vernetzte mich. Heute klappt das leider zeitlich nicht mehr. Meine Tochter füllt meine Tage aus und da bleibt keine Zeit mehr für ausgiebige Blogtouren. Ich bin froh, dass ich durch Facebook mit meinen Lesern in Kontakt bleiben kann.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Fremde Rezensionen oder auch nur Ausschnitte daraus als die eigenen auszugeben.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zeit ist oft ein großes Problem. Ich lese ein Buch auf jeden Fall schneller als ich es schaffe, einen Beitrag darüber zu verfassen. Hinzu kommt, dass ich nicht in meiner Muttersprache blogge und es dadurch länger dauert, bis ich einen meiner Meinung nach fehlerfreienBeitrag verfasst habe. Manchmal denke ich in Polnisch und dann ist es schwierig, diese Gedanken auf Deutsch umzuschreiben.

Außerdem muss man immer darauf gefasst sein, sich mit unzufriedenen Autoren oder Verlagsmenschen herum zu plagen, wenn man eine negative Kritik veröffentlicht. Es gibt auch durchaus Leser, Blogbesucher, die einem das Leben schwer machen. Man muss jedoch versuchen, darüber zu stehen. Ich verstehe mich als freie Bloggerin. Das Bloggen ist mein Hobby und ich verdiene damit kein Geld. Es ist schade, dass manche das nicht akzeptieren.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

In meiner Zeit als Bloggerin habe ich viele tolle Menschen kennen lernen dürfen. Es sind literarische Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte. Ich habe wunderbare Verlagsmenschen kennen gelernt, die meine Suche nach literarischen Perlen unterstützen und die stets gewillt sind, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken und die sich freuen, wenn ich einen Blogbeitrag zu einem Buch veröffentliche.

Glücklich machen mich auch die vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die in den vergangenen drei Jahren in meinem Briefkasten gelandet sind.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Noch vor einiger Zeit war ich mächtig stolz darauf, wenn mir ein Rezensionsexemplar angeboten wurde. Ich habe mich geehrt gefühlt, dass es jemanden interessiert, was ich von einem Buch halte. Ich habe diese Bücher auch gerne angenommen. Seitdem ich jedoch merke, dass viele Blogger die selben E-Mails bekommen, in denen nur die Anrede ausgetauscht wird, überlege ich doch ein bisschen länger, ob ich ein Rezensionsexemplar annehmen soll. Ehrlich gesagt finde ich es besser, selbst ein Rezensionsexemplar bestellen zu dürfen und freue mich jedes Mal sehr, wenn ich ein entsprechendes Päckchen aus dem Briefkasten herausfische.

Manche Verlage bieten schöne Rezensionsexemplare an, verlangen aber auch, dass man einen Beitrag bis zu einem bestimmten Termin veröffentlicht. Ich möchte mich aber nicht unter Druck setzen lassen. Außerdem veröffentliche ich nur noch positive Buchbesprechungen (außer es sind Gastrezensionen), weil mir die Zeit fehlt, mich mit abgebrochenen Romanen zu plagen. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, möchte ich nicht lange darüber nachdenken – ich habe es dann eh schon weggelegt.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Wie bereits erwähnt, nehme ich ein Angebot an, wenn es mich anspricht. Wobei ich gestehen muss, dass das selten der Fall ist.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin waren die E-Books gerade im Kommen. Ich fand das Thema sehr spannend und schrieb sogar eine Arbeit darüber. Ich bin froh, dass es E-Books gibt, denn im Moment lese ich sehr oft auf meinem Handy, das ich immer dabei habe. Seit ich ein kleines Kind habe, ist es manchmal einfach nicht möglich, dass ich ein Buch in den Händen halten kann. Mein Smartphone ist im Gegensatz dazu leicht, handlich und das Umblättern der Seiten macht keine Geräusche, die meine Tochter aufwecken könnten. 😉 Allerdings hoffe ich, dass Bücher nie komplett durch E-Books ersetzt werden. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, leere Bücherregale und dafür meine gesamte Bibliothek nur auf einem Gerät zu haben.

 Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Neben Ada Mitsou liest… und Klappentexterin, Bücherwurmloch, Buzzaldrins Bücher, Syn-ästhetisch, SchöneSeiten und aus.gelesen, die sich hier ja bereits vorgestellt haben, möchte ich die Bücherphilosophin nennen, die ich mir auch als Gesprächspartnerin wünsche.

Danke, Dorota für deinen Beitrag zum 2. Weihnachtsfeiertag. – Im Übrigen haben sich mit dir in der Gesprächsreihe seit September inzwischen 35 buchaffine Bloggerinnen und Blogger vorgestellt. Und die Frauen liegen mit dir derzeit abermals auch vorne …

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Zuletzt stellte sich Ruth Justen mit Ruth liest  vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Betreiberin des Blogs Anonyme Bookoholiker. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Ruth Justen mit „Ruth liest“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Ruth Justen mit Ruth liest ein wenig näher kennen. Mit ihrem Porträt erfüllt sich – pünktlich so kurz vor Weihnachten – ein Wunsch der Bücherliebhaberin, die ihr glasperlenspiel13 pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – sagen Fotografen und Filmemacher. Mag sein. Dennoch liebe ich Worte, vor allem gedruckte Worte möglichst zwischen zwei Buchdeckeln. Von Kindheit an bin ich eine leidenschaftliche Leserin, die sich gerne im Freundeskreis über das Gelesene austauscht. Die Literatur gab mir auch in den anstrengenden Jahren als Vollzeit-PR-Managerin und Mutter den notwenigen Ausgleich für Hirn und Herz.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Im Frühjahr 2011 habe ich mich beruflich umorientiert. Nach 18 Jahren Festanstellung als Pressesprecherin wollte ich mich als freie Journalistin selbstständig machen. Zunächst nahm ich mir die Zeit, meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Ich las ein Buch nach dem anderen. Irgendwann entstand dann die Idee, das Lesen mit meiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben, zu verbinden. Und so fing ich an zu recherchieren. Was gibt es an Literaturblogs? Welche Plattformen nutzen die Kollegen? Was würde ich anders machen, als mir bis dato bekannte Bücherblogs? Im April 2011 habe ich mich dann für WordPress entschieden. Es ist ein sehr einfach zu bedienendes System und daher weit verbreitet.

Deine Blogposts sind relativ kompakt …

Im Unterschied zu vielen anderen Blogs wollte ich unbedingt einen Blog mit kurzen Texten machen. Warum? Ich bin von Natur aus furchtbar ungeduldig, deshalb bevorzuge ich kurze Besprechungen und ausführliche Bücher. Außerdem veröffentliche ich nur Rezensionen zu Büchern, die mir zumindest gefallen. Ich kritisiere, verreiße aber nicht. Mein Blog soll ja anderen Lust auf das Lesen machen und sie nicht abschrecken. Zudem habe ich große Wertschätzung für Autoren und möchte niemanden verletzen. Bücher, die ich ganz und gar nicht empfehlen kann, verschweige ich einfach. Ich sehe mich auch nicht als Kritikerin. Diese Rolle füllt ein großartiger Denis Scheck aus.

Deine Themenschwerpunkte …

Ruth liest steckt voller Bücher über Tod und Terror. Romane, die Diktaturen oder Kriege und ihre Auswirkungen auf die Menschen schildern, interessieren mich vorrangig. Das können Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg sein, aber auch Erzählungen aus Ländern wie Argentinien oder China. Ein großer Schwerpunkt ist auch die jüdische Literatur, die oft mit den Themen Krieg und Diktatur verwoben ist. Bücher ohne historischen Bezug langweilen mich schnell, vermutlich habe ich deshalb vor Jahrzehnten Geschichte studiert.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ruth © Rainer Justen

Ruth © Rainer Justen

Derzeit denke ich ernsthaft über einen E-Reader nach. Bisher habe ich das vehement abgelehnt, um den stationären, kleinen Buchhandel nicht noch weiter zu schwächen. Aber die Verführung ist groß, immer einen Berg Literatur in der Tasche zu haben. Der Gedanke  innerhalb einer Minute ein neues Buch zu erwerben, ohne in die Stadt fahren oder gar langwierig ein Buch bestellen zu müssen, weil es mal wieder nicht im Ladenregal steht, ist sehr reizvoll. Zumal ich selten zu gängigen Titeln greife und so oft frustriert ein Geschäft verlasse. Gleichzeitig finde ich die Flut von E-Books bedenkenswert. Die Lektoren klassischer Verlage sorgen für eine hohe sprachliche Qualität.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Klassisch. Zunächst habe ich versucht, mich mit möglichst vielen anderen Bloggern zu verlinken. Dann streue ich Buchtipps bei Facebook, Google+ und Lovelybooks bzw. kommentiere dort die Buchtipps von Kollegen. Manchmal schreibe ich Buchbesprechungen auf den großen Portalen wie buecher.de oder amazon.de.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ein Blogger sollte immer Wertschätzung gegenüber Autoren, Lesern oder anderen Bloggern ausdrücken.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Die größte Hürde ist die Unfreiheit des Geistes. So schön Rezensionsexemplare oder viele Freunde in den Netzwerken sind, so sehr können damit Erwartungshaltungen verbunden sein. Von solchen Erwartungshaltungen muss man sich frei machen und unabhängig schreiben, was man denkt.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Habe ich täglich mindestens ein Mal, wenn über das Bloggen ein Austausch mit anderen Lesern erfolgt. Manchmal bestätigen die anderen deine eigene Sichtweise, manchmal kritisieren sie dich. Immer empfinde ich die Anmerkungen als anregend und bin dankbar dafür.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Derartige Angebote nehme ich nur selten an. Eigentlich nur dann, wenn ich im Voraus weiß, dass das Buch für mich kein Flop sein wird. Außerdem lehne ich es ab, wenn Bedingungen daran geknüpft sind wie eine Zeilenanzahl und Termine, die mich in meiner Freiheit einschränken.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Self-Publisher unterscheiden sich für mich nicht von anderen Autoren. Ich entscheide nach Titel und Thema, ob ich das Werk lesen möchte.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Wie gesagt, ich bin gerade auf der Suche nach einem E-Reader, mit dem ich möglichst viele hochwertige Bücher lesen kann. Für Tipps und Erfahrungswerte bin ich sehr dankbar!

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Mara Giese und Petra Gust-Kazakos, die übrigens das gleiche WordPress-Theme hat wie ich, sind hier ja bereits zu Wort gekommen. Beiden Blogs konnte ich immer wieder wertvolle Lesetipps entnehmen. Ada mit Ada Mitsou liest … ist großartig, vielfältig und inspirierend. Sie betreibt ihr Blog bereits seit drei Jahren. Hut ab vor der Ausdauer. Anka Brüggemann macht unter dem Namen Blog für Anonyme Bookoholiker einen sehr schönen Blog mit Besprechungen zu meist außergewöhnlichen Titeln. Sehr praktisch: Es gibt immer eine inhaltliche Einführung, eine Leseprobe, eine Kritik und eine Empfehlung. Ich würde mich freuen, wenn du sie zu einem Interview überreden könntest.

Danke, Ruth, dann wollen wir mal schauen, ob meine Überredungskünste bei Anka fruchten …

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Zuletzt stellte sich Axel Hollmann mit seinem gleichnamigen Schreibblog vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Richard Norden, der Writers Workshop betreibt. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Simone Finkenwirth mit „Klappentexterin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Der heutige Nikolaus hat einen Beitrag von Simone bzw. der Klappentexterin im Gepäck, womit 30 Interviews innerhalb dieser Gesprächsreihe beisammen sind! Und noch eine Bemerkung mag ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Das Genderverhältnis, das lange zuungunsten der Bloggerinnen ausgefallen war, verkehrt sich mit Simones Porträt: Mit 16:14 liegen die Frauen hier ab sofort vorne. – Ob es dabei bleibt?

Dass wir Simone und ihr Blog Klappentexterin etwas näher kennenlernen sollten, hatte Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki angeregt, die Bücherwurmloch betreibt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich liebe das gedruckte Wort, ob selbst geschrieben oder mit den Augen aufgelesen. Mein Herz ist groß, mein Verstand hellwach und meine Beine sehr flink.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

mit Lesebrille © Klappentexterin

mit Lesebrille © Klappentexterin

Ich blogge schon längere Zeit. Durch jetzt.de fing ich seinerzeit an, eigene Gedanken niederzuschreiben, manchmal kletterten auch Geschichten aus meinem Kopf, für die ich bei jetzt.de keinen Platz fand. Also füllte ich einen gemischten Blog mit Bildern und Texten, doch irgendwann wollte ich eine gerade Linie, einen starken Baum, an dem ich hochklettern kann. Im April 2010 küsste mich die Muse und legte mir die Klappentexterin auf die Tasten. Dieses Geschenk nahm ich lächelnd an. Lange schon wollte ich einen Ort, an dem ich besondere Bücher vorstellen konnte. Besondere Bücher, an die sich die Menschen seltener heranwagen, weil über sie weniger gesprochen wird und sie nicht unbedingt dem Massengeschmack treffen. Besondere Bücher, die kaum oder nie etwas vom großen Marketingbudget abbekommen. Besondere Bücher, die zu leise für die Bestsellerliste sind und deren kleine Stapel mein Herz schneller schlagen lassen. Ich arbeite mit WordPress, weil mich das Design am meisten überzeugte und das Arbeiten damit sehr einfach ist.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich lese am liebsten zeitgenössische Literatur, druckfrische Bücher genauso gern wie ältere Werke. Anfangs griff ich auch öfter zum Klassiker, doch das hat zuletzt leider etwas nachgelassen, weil die Neuheiten einfach immer mehr werden, so dass mir für die Klassiker oft die Zeit fehlt. Obendrein interessiere ich mich sehr für jüngere Literatur. Dazu habe ich vor eineinhalb Jahr die Rubrik Junge Literatur ins Leben gerufen und mit eigenem Logo versehen. Ich schreibe aber nicht nur über Bücher, sondern auch über andere Themen, die sich mit der Welt der Literatur beschäftigen. Besonders gern entdecke ich Berliner Buchhandlungen, besuche Veranstaltungen oder lasse meiner Kreativität freien Lauf. Bücher setzen in mir viel in Bewegung, ja, sie inspirieren mich im hohen Maße. Warum soll ich all das für mich behalten, wenn ich andere Menschen dort draußen damit glücklich machen kann?

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Dunkle Wolken ziehen auf – momentan ist vieles unsicher und im Wandel. Keiner weiß so genau, wohin die Reise gehen wird. Diese Unsicherheit beschäftigt mich, obwohl ich daran glaube, dass es den Buchhandel weiterhin geben wird, nur anders. Betrübt bin ich darüber, dass immer mehr Menschen aus dem öffentlichen Leben Bücher schreiben und dadurch unbekannten Autoren und Autorinnen den Platz wegnehmen. Außerdem vermisse ich eine Beständigkeit auf dem Literaturmarkt. Wie schnell ist ein Buch heute gefragt und morgen längst vergessen! Das war früher anders. Gut, die Zeiten ändern sich, nur heutzutage ist einfach zu vieles medienausgerichtet. Da braucht nur ein Autor oder Moderator ein Buch in der Talkshow hochzuhalten, und schon wollen alle nur das eine. Und zwar sofort! In zwei Wochen ist dann wieder Sense, es sei denn, der Autor wiederholt das Spiel. Meist handelt es sich um bekannte Menschen, die so etwas veranstalten. Da wird die potentielle Kaufkraft von möglichen anderen Titeln weggezogen. Das macht mich ein bisschen traurig, denn es gibt so viele wunderbare Bücher, die in dem Marketinglärm oft untergehen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Auf meiner Facebook-Fanpage lade ich jeden Beitrag hoch, ebenso bei Twitter. Darüber hinaus bewege ich mich in der vernetzten Blogsphäre. Anfangs war das ein Instrument, um auf mich aufmerksam zu machen. Denn ein Blog ist wie eine Pflanze, die man pflegen muss. Dazu gehört auch Networking, ohne das bleibt man ein unbekanntes Licht im großen Internetuniversum. Jetzt gehören meine Blogspaziergänge einfach dazu. Sie sind das Gewürz in meiner Blogsuppe, ohne die ich mir mein Blogleben nicht mehr vorstellen kann. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen es gibt, die mit mir die Liebe für die Literatur teilen und die so unwahrscheinlich herzlich sind. Wir kennen uns in der Regel nicht persönlich, nur durch unsere Texte, und sind uns doch sehr vertraut. Das sind die Wunder der heutigen Zeit, die mich immer wieder staunen lassen und glücklich machen.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Nicht authentisch zu sein. Der eigene Blog ist das Herzstück der Persönlichkeit sowie die Spielwiese für eigene Ideen und Reflexionen. Kürzlich las ich davon, dass es dort draußen Menschen geben soll, die Rezensionen abschreiben und bei sich veröffentlichen. So etwas macht mich wütend und fassungslos.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zeit ist eine der größten Hürden. Zeit, Texte zu schreiben. Zeit, sich im Internet zu bewegen und Zeit, seine Kontakte zu pflegen. Das fällt mir gerade jetzt auf, in der eine ereignisreiche Phase in die nächste fällt. Ich möchte so sehr und kann oft nicht. Die Zeit legt mir ihre Ketten an. Ich habe nicht nur meinen Blog, ich habe auch einen Vollzeitjob, Freunde und einen Partner. Bei 24 Stunden am Tag kann das schon sehr eng werden, ein straffes Korsett, das sich um das Leben spannt. Dennoch habe ich es aufgegeben, schon allein durch Selbstschutz, immer und jeden Tag online aktiv zu sein. Da passiert am Ende nämlich genau das Gegenteil – statt Lust kommt der Frust in großen Schuhen angeschlürft. Abschalten gehört zum Bloggen genauso dazu.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Oh! Da gibt es viele, so viele, dass ich fliegen könnte. Stell dir einen großen Garten mit leuchtend farbigen Blumen und leckeren Früchten vor. Wie soll ich da nur ein Erlebnis herauspflücken? Großartig und an dieser Stelle unbedingt erwähnenswert sind die Kontakte zu Autoren und Autorinnen. Die sind wertvoll und bereichernd, sie sind meist zufällig durch eine Begegnung im wirklichen Leben entstanden. Genauso schätze ich den Austausch mit meinen Lesern und meinen lieben Freunden aus der Bloggerszene. Ohne meine KollegInnen wäre das Bloggerleben nur halb so schön. – Halt. Doch eine Sache hat mir fast den Atem geraubt. Als ich im vergangenen Jahr nach einem warmen Sommertag abends erfuhr, dass ich zur Online Autorin des Jahres 2011 gekürt worden war!

der Pokal © Klappentexterin

der Pokal © Klappentexterin

Oh, gratuliere! Wie kam es dazu?

Das Autorennetzwerk Suite 101 hat 2011 den 29. Juni als „Tag des Schreibens“ initiiert. Zu diesem Anlass wurde der Online Autor des Jahres 2011 gesucht, für den man vorgeschlagen werden konnte. Plötzlich fand ich mich auf der Liste wieder. Danach folgte eine Abstimmungsphase, in der für die Nominierten gestimmt werden konnte. Ich habe dazu auf meinem Blog sowie auf der Fanpage aufgerufen. Die Kandidaten mit den meisten Stimmen kamen in die Endrunde, in der die Jury selbst entscheiden wollte, wer den Preis verdient hat. Meine Fans und Leser haben mir so viel Unterstützung gegeben, dass ich es ins Finale geschafft habe und die Jury überzeugen konnte. Sie schrieb über mich folgende wertschätzenden Worte: “Klappentexterin Simone Finkenwirth vereint gekonntes, elegantes, schönes Schreiben mit Herzblut für ihre Themen, mit kritisch-liebevoller Distanz, Meinungsstärke und Sachkenntnis – sie hat sich unserer Meinung nach diese erstmals vergebene Auszeichnung redlich erschrieben.” Als Preis gab es einen hübschen Blumenstrauß und einen schönen Pokal.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich habe meinen Blog gegründet, um unabhängig über die Bücher zu schreiben, die mir am Herzen liegen und die ich mir aussuche. Selbstbestimmtheit ist mir wichtig und so wähle ich meine Lektüre aus. Mein Zeitplan ist straff, weshalb ich Anfragen genau unter die Lupe nehme und nur solche Bücher auswähle, die mich wirklich interessieren. Mein Blog soll mir Spaß bereiten, doch wenn ich mich selbst durch zu viele Bücher in die Enge treiben würde, würde aus der bunten Spielwiese sprödes Heu werden.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Wie bereits erwähnt, wähle ich mir meine Bücher selbst aus. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern mit Freiheit. Das zu lesen, was ich möchte – und die Zeit, in der ich das machen kann, ist eng begrenzt. So habe ich nur maximal zwei Stunden dafür am Tag Zeit dafür – außer an den Wochenenden oder im Urlaub. Ich möchte mich nur ungern von meiner Lesefreiheit trennen. Auf der anderen Seite sehe ich, wie schwieriger es für Schreibende wird, ihre Werke bei Verlagen unterzubringen.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Für mich ist ein eBook der Kühlschrank unter den Büchern. Die elektronischen Bücher sind praktisch, aber kalt, kein sinnliches Erlebnis. Wenn ich lese, brauche ich den Papiergeruch (jedes Buch riecht anders) und das wunderschöne, knisternde Rascheln der Seiten. Ich möchte sehen, wie viele Seiten ich noch vor mir habe. Ein Buch in der Hand zu halten, hat auch etwas Heimisches und Vertrautes für mich. Es ist ein Schwert, das stressige Zeiten abwehrt und mir das Gefühl von Geborgenheit schenkt. An einem Buch kann ich mich festhalten, mit einem eBook wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, vorerst bleibe ich lieber beim klassischen Buch. Wenngleich mir klar ist, dass eBooks ein Thema für die Zukunft sein werden.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hier sind schon einige mir wohl vertraute und hochgeschätzte Blogs zu Wort gekommen oder wurden bereits erwähnt wie die liebe Mareike, die mir den Staffelstab in die Hand gedrückt hat. Außerdem Bibliophilin, buzzaldrins Bücher, SchöneSeiten, Syn-ästhetisch, die Seitenspinnerinnen sowie Herr Flatter Satz, deshalb seien auch folgende genannt: writeaboutsomething, Japanliteratur.net, Literaturen, das Experiment 1001 Bücher, Ein Buch muss die Axt sein und … ach, ich darf ja nur fünf nennen. Schade!

Aber ein Blog liegt mir persönlich sehr am Herzen. So wünsche ich mir Ada Mitsou liest… als nächste Stimme in dieser Runde, eine sehr geschätzte Bloggerkollegin von mir, die ein besonderes Gespür für feine Kinderbücher und für das kleine großartige PapierBücherGlück hat.

Danke sehr Simone für deine Auskünfte und besondere Nikolauspräsente in Form von Blogpreziosen.

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Zuletzt stellte sich Marcus Johanus mit seinem gleichnamigen Blog vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Axel Hollmann. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier