Alles gut, Buchbranche? Fragen an Zoë Beck

Vom 20. – 24. April 2016 findet zum zweiten Mal der Zwickauer Literaturfrühling statt, zu dem sechzehn Verlage mit einem vielfältigen Programm beitragen. Ich werde dort die Autorin und Verlegerin Zoë Beck, den Buchhändler Klaus Kowalke und den Literaturkritiker Marc Reichwein treffen. Anlässlich des Welttages des Buches am 23 April wollen wir in einem gemeinsamen Gespräch die Risiken und Chancen der Buchbranche ausloten. „Alles gut, Buchbranche?

Im Vorfeld des Literaturfrühlings in Zwickau steht mir freundlicherweise Zoë Beck Rede und Antwort. Die Autorin ist diesjährige Preisträgerin des renommierten „Deutschen Krimipreises“ und leitet als Verlegerin gemeinsam mit Jan Karsten den CulturBooks-Verlag.

Nach den Diskussionen über ihre Zukunftsfähigkeit scheint sich die Buchbranche wieder auf ureigene Themen zu besinnen: Meinungsfreiheit, Vielfalt, kultureller Austausch und nicht zuletzt – das Buch. Das dürfte dir doch eigentlich gelegen kommen?

ZB: Dass es um Themen geht, statt um Technik? Grundsätzlich: ja. Wir wollen, dass die Texte im Vordergrund stehen, ganz egal, wie und worauf man sie liest. Allerdings habe ich tatsächlich den Eindruck einer „Rückbesinnung“, weil das Thema, wie sich eBooks in den Buchhandel bringen lassen, nun wieder großzügig unter den Tisch fällt und in der Diskussion einigen wenigen überlassen wird, statt sich gemeinsam zu bemühen.

Das klassische Feuilleton speckt ab; Besprechungen werden immer marginaler. So befand Thierry Cherval vom Perlentaucher, dass sich die Zahl der Literaturkritiken seit 2000 halbiert hat. Wie gehst du als Autorin und als Verlegerin mit dieser Entwicklung um?

Zoë Beck © Anette Göttlicher

Zoë Beck © Anette Göttlicher

ZB: Natürlich wird jetzt sehr viel mehr auf die Buchblogs geschielt, und einige kleinere Verlage schreiben fast schon aggressiv Menschen, die im Netz irgendwas mit Büchern zu tun haben, an und betteln – ausgerechnet! – um Amazonkritiken und ähnliches. Dann gibt es noch Agenturen, die für Verlage Blogbesprechungen vermitteln, teils gegen Bezahlung für die Blogbetreiber*innen. Oder Verlage organisieren selbst Portale extra für Blogger*innen. Nun sind Buchblogs in ihrer Ausrichtung und auch der Qualität der Besprechungen so unterschiedlich, dass man das unmöglich alles unter einer Kategorie zusammenfassen kann. Für manche Titel klappt es auf Blogs, für andere klappt es im Feuilleton. Manches verkauft sich nach einer Besprechung besser, meistens passiert aber leider gar nicht mal so viel. Ich finde, worauf wir alle achten sollten – Feuilleton oder Blog: nicht immer dasselbe besprechen. Wir hatten in Deutschland mal eine durchaus gesunde Midlist, aber die bröselt seit einiger Zeit weg. Wenn dann überall nur die immer selben angesagten Spitzentitel durchgereicht werden, tut es der Vielfalt nicht gut. Und war das nicht gerade wieder ein Thema, auf das sich die Branche besinnen wollte, Vielfalt?

Buchblogger sind derzeit in aller Munde. Versprichst du dir von den Multiplikatoren im Netz Heil?

ZB: Wie gesagt, es kommt sehr auf den jeweiligen Titel an. Es gibt wahnsinnig viele Blogs, aber welche davon haben wirklich den Impact, einen Bestseller zu machen? Das geht nur über die Masse. Und wenn sich dann, wie gerade auf der Leipziger Buchmesse Thema war, ein großer Teil der Buchblogs professionalisiert, kommen die Verlage mit ihren Rezensionsexemplaren nicht mehr hinterher … Dann wird wieder strenger ausgewählt, und ein paar wenige Blogs werden meinungsführend sein. Womit sich auch die Blogs in der Breite schwertun, sind die eher literarischen eBook only-Titel. Wer Literarisches bespricht, will noch das Buch als Buch, wer eBooks bespricht, ist häufig in der Selfpublisherszene oder in bestimmten Genres unterwegs. Es gibt allerdings ein paar sehr feine Blogs, die da keine Berührungsängste haben, wir Digitalverlegerinnen haben uns mit einigen auf der Messe getroffen und über einen besseren Austausch nachgedacht. Die traditionelle Presse ignoriert eBooks nach wie vor. In der FAZ hat Elke Heinemann eine Kolumne, das Missy Magazine war das erste Printmedium, in dem eBooks wirklich besprochen wurden. Sonst: nichts. Von daher sind wir, die wir nicht die Marketing- und Vertriebspower von Konzernverlagen haben, sehr froh über die Möglichkeiten im Internet. Als Autorin hingegen habe ich sehr breite Wahrnehmung in den Feuilletons gehabt, da darf ich mich gar nicht beschweren.

Das Verdikt, die Digitalisierung zu verschlafen, beherrschte lange Zeit die Diskussionen. Inzwischen erweckt die Branche den Anschein, als sei alles im Lot. Wie siehst du das? Ist der Buchmarkt für das digitale Zeitalter fit genug?

ZB: Das Thema wurde etwas weggeschoben. Auf der einen Seite ist es gut, dass ein bisschen die Hysterie aus der Diskussion verschwunden ist, weil man so nüchterner die Dinge betrachten kann. Andererseits dürfen die tastsächlichen Probleme nicht aus dem Blick geraten: Wenn ich etwa ein eBook über die Buchhandlung meines Vertrauens beziehen will, ist es immer noch umständlich und die Buchhandlung selbst verdient viel zu wenig daran, obwohl sie die gesamte Beratung übernimmt. Wir sind da ehrlich gesagt nicht sehr viel weiter.

Wo verortest du derzeit die größten Risiken?

ZB: Das Wegbrechen der Midlist. Das Ignorieren der Vielfalt. Wir bemühen uns im Digitalen um die Abbildung der Vielfalt, wenn sie schon im Print immer weniger stattfindet (Verfügbarhaltung von älteren Titeln etc.).

Der Kuchen, den es zu verteilen gilt, wird immer kleiner: neue Marktteilnehmer und Self-Publisher, die sich zunehmend professionalisieren. Bereitet dir die wachsende Konkurrenz Sorgen – als Autorin/als Verlegerin?

ZB: Ach, Märkte ändern sich ständig, wer weiß, was in fünf Jahren ist. Wir machen uns für das stark, woran wir glauben, und wir sind ja nicht die einzigen, die das gut finden. Unser Publikum ist ein anderes als das der erfolgreichen Selfpublisher, die bestimmte Genres und Subgenres bedienen. Genau das tun wir ja nicht. Da nehmen wir uns gegenseitig nichts weg.

Es heißt ja, der Buchhandel habe seine Scheu vor eBooks überwunden. Wie erlebt Ihr das bei CulturBooks?

ZB: Wir wollen nach wie vor sehr gern mit Buchhandlungen enger zusammenarbeiten. Langsam tut sich etwas. Uns geht das natürlich nicht schnell genug, wir scharren da schon seit es uns gibt mit den Füßen. Und so ganz überwunden ist die Scheu ja auch nicht. Viele Probleme bestehen, wie schon erwähnt, immer noch.

CulturBooks ging Ende 2013 als Verlag für elektronische Bücher an den Start. Warum verlegt Ihr inzwischen auch Print?

ZB: Wir sehen uns als modernen Literaturverlag. Wir denken vom Text aus: Wie lässt sich ein bestimmter Text am besten präsentieren und vertreiben? Das wird bei einer Kurzgeschichte oder einer kürzeren Novelle ein schönes eBook sein, das kann bei einem aktuellen Roman ein Paperback oder ein Hardcover sein, mit dem man dann auch besser und nachhaltiger die Buchhandlungen erreicht und Leute, die lieber Printbücher lesen. Das ist keine Frage des „entweder/oder“:  Natürlich wird es auch immer ganz konservativ eine eBook-Ausgabe geben. Doch warum sollte man sich einem bestimmten Vertriebsweg grundsätzlich verschließen?

Welche Themen brennen dir auf den Nägeln? Und was würdest du gerne in unserem Gespräch im Rahmen des Zwickauer Literaturfrühlings aufgreifen?

ZB: Aus Sicht der Verlegerin nach wie vor das Thema: Ist es nicht egal, wie und worauf wir lesen? Lasst uns einfach weiterlesen. Auch hier kommt es doch auf die Vielfalt an: Mal der Griff zum gut gemachten Buch, mal der zum Reader. Hauptsache wir lesen gute Texte! Aus Sicht der Autorin: Mischen wir uns genug ein? Wir Autor*innen haben doch alle eine Stimme, nutzen wir sie genug und richtig? Oder lassen wir uns zu sehr vom Unterhaltungsanspruch plattmachen?

Danke sehr, Zoë. Ich freue mich auf unser Wiedersehen in Zwickau.

Das Gespräch setzen wir am 23. April um 19.30 Uhr fort. Ort: KV Freunde Aktueller Kunst e.V. | Hölderlinstraße 4 | 08056 Zwickau

Alles gut, Buchbranche? (Teil 2)

Trotz eines leichten Umsatzrückganges im vergangenen Jahr (minus 1,7 Prozent) gab sich die Branche auf der gerade zu Ende gegangenen Leipziger Buchmesse siegesgewiss. Nach Ansicht des Börsenvereins wurden die Herausforderungen des digitalen Wandels gemeistert. Die Branche sei „zukunftsfähiger denn je“, meinte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis. Tatsächlich sind die heftigen Diskussionen, die bis vor einigen Monaten sogar eine breitere Öffentlichkeit bewegt haben, abgeebbt. Es ist ruhig geworden in der Branche. Vereinzelte Scharmützel noch, die sich eher um partikuläre Interessen drehen. Die Gemüter haben sich beruhigt; die Zeiten passé, zu denen eine Sau nach der anderen durch die Branche getrieben wurde.

Buch(s)baum © Zwickauer Literaturfrühling

Buch(s)baum © Zwickauer Literaturfrühling

Buchaffine Blogs. Davon versprechen sich die Verlage inzwischen eine Menge. Es ist noch nicht lange her, da mussten Buchblogger um Rezensionsexemplare betteln. Man schenkte ihnen keine Beachtung, vielfach wurden sie sogar belächelt. Irgendwann bekam man offensichtlich mit, dass im Netz 1 Prozent der Nutzer für über 50 Prozent des Traffics sorgen und Blogger „Influencer“ sind. Inzwischen wird die Buchszene im Netz regelrecht hofiert. Was freilich vornehmlich dem Umstand geschuldet ist, dass das Feuilleton abspeckt und Buchkritik immer marginaler wird. Der Buchhändler Thomas Calliebe bietet Bloggern in seinem Laden in Groß-Gerau Präsentationsflächen, Verlage stellen eigens Ansprechpartner ab, organisieren Blogger-Challenges und Bloggertreffen, auf den Buchmessen gibt es Bloggerlounges, die Verlagsgruppe Random House betreibt seit März 2015 ein eigenes Portal für Blogger. Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse, die 800 Blogger besucht haben, fand erstmals eine Bloggerkonferenz statt; auch einige Kölner Verlage laden Buchblogger und Booktuber im Juni 2016 zu einer Konferenz. – Das aktuelle Trendthema „Blogger Relation“ scheinen derzeit viele für ein Heilsversprechen in der Art eines „Sesam öffne dich“ zu halten. Ein Hype, der voraussichtlich ebenso schnell vorübergeht wie schon andere zuvor.

Arriviert sind inzwischen auch die Self-Publisher, die sich professionalisiert und vernetzt haben, etwa in einem eigenen Verband. Inzwischen macht das Self-Publishing, vor kurzem in der Branche noch verhöhnt, das am schnellsten wachsende Segment der Buchbranche aus. Anzunehmen ist, dass in Kürze über diesen Weg mehr Titel auf den deutschen Markt kommen als über klassische Verlage. BoD etwa schätzt, dass im Jahr 2017 etwa 175.000 neue Titel von Selberverlegern erscheinen werden. Längst wird die Szene nicht mehr müde belächelt, sondern als Marktgröße und Konkurrenz wahrgenommen. Auf den Messen existieren eigene Ausstellungsbereiche; Dienstleister buhlen um die Autoren. Um den Markt wird immer raffinierter und härter gekämpft. Die Plattform epubli beispielsweise bietet bis 15. Juni 2016 Self-Publishern erstmals auch die kostenfreie Veröffentlichung einer Print-Publikation mit einer ISBN an.

Manche meinten ja, dass die Niedrigpreise der Self-Publisher die Preismodelle der klassischen Verlage ins Wanken bringen könnten. Das scheint nicht der Fall zu sein. Inzwischen denken do-it-yourself-Autoren vielmehr darüber nach, ihre Arbeit nicht mehr unter Wert verkaufen zu wollen. Die Verlage sehen hier Gefahren und Chancen. Längst halten sie nach erfolgreichen oder vielversprechenden Selbstverlegern Ausschau. Sie beteiligen sich an Communities wie etwa die Verlagsgruppe Bastei Lübbe, die sich die Mehrheit an Bookrix gesichert hat, oder sie bauen eigene Self-Publisher-Imprints auf. So beispielsweise die Verlagsgruppe Droemer Knaur, die ihre Plattform neobooks gezielt für die Manuskript-Auswahl nutzt, oder die Self-Publisher-Plattform Twentysix, eine junge Kooperation zwischen Random House und BoD.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels, der vielen nicht wendig genug erschien, reagierte ebenfalls auf die Herausforderungen. Eine Strukturreform, die auf den Berliner Buchtagen im Juni 2015 beschlossen wurde, soll schnellere Entscheidungswege, größere Transparenz, verbesserte Kommunikationsstrukturen und eine stärkere Partizipation aller Marktteilnehmer ermöglichen. Noch ist da allerdings reichlich Luft nach oben offen.

In der einst ebenso streitbaren wie umstrittenen Buchbranche ist still geworden. Verdächtig still? Für Schlagzeilen sorgten in jüngerer Zeit lediglich die Verlage, denen zwei Gesetzentwürfe contre coeur gingen. So die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes, dass Verwertungsgesellschaften wie VG Wort die Urheberpauschale nur an Autoren, nicht aber an Verlage ausschütten dürfen, was wiederum erhebliche Nachzahlungen zur Folge haben könnte. Und die vorgesehene Novellierung des Urheberrechts, die unter anderem für Urheber eine Ausstiegsoption nach fünf Jahren vorsah. Bislang konnte die Dauer individuell festgelegt werden und geschah das nicht, gilt eine Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Autors. Auch diese Aufreger scheinen inzwischen obsolet. Der Gesetzentwurf sieht die Fünfjahresfrist nicht mehr vor. Sie wurde durch ein „Recht zur anderweitigen Verwertung nach zehn Jahren“ ersetzt. Und was ist mit dem Gesetzentwurf über die Ausschüttungspraxis der Verwertungsgesellschaften? Das dürfte den Europäischen Gerichtshof abermals beschäftigen.

Manchmal wirft noch das altbekannte Schreckgespenst Amazon seine Schatten. Hin und wieder wird über den Kompetenz- und Geltungsverlust der Literaturkritik geklagt und die Buchhändler fordern höhere Preise für Bücher. Ansonsten regt man sich derzeit allenfalls noch über das Verbot von Plastiktüten und die 99-Cent-Preise auf. Letzteres Problemchen scheint sich von selbst zu regulieren, da immer mehr Verlage die Buchpreise runden. – Alles im Lot? Erlebt die Buchbranche derzeit einen zweiten Frühling? Oder sind die Zeiten allgemein für eine eher selbstgefällige Nabelschau zu stürmisch geworden? Hat die Branche tatsächlich keine Probleme mehr? Sind die Fronten wirklich geklärt? Fragen, die ich im Rahmen einer Gesprächsrunde mit der Autorin und Verlegerin Zoë Beck, dem Buchhändler Klaus Kowalke und dem Literaturkritiker Marc Reichwein beim Zwickauer Literaturfrühling am 23. April aufwerfen werde.

Ob sich die Menetekel für das Buch, Buchhandlungen und Verlage erfüllt haben, frage ich im ersten Teil des Beitrages „Alles gut, Buchbranche?“

SteglitzMind stellt Andrea Koßmann mit „Kossis Welt“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „SteglitzMind stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe. – Eine Übersicht, wer bereits Rede und Antwort stand, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden findet Ihr hier.

Heute erfahren wir mehr über Andrea Koßmann, die das Blog Kossis Welt verantwortet. Vorgeschlagen hatte das der BookTuber („brivideo libro“) Andreas Dutter.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin ein echtes Ruhrpottkind, geboren im schönen „Summer of 69“. Als ich in der 1. Schulklasse das Lesen erlernte, besuchte ich nachmittags oft meine ehemalige Kindergartenlehrerin und las dort den kleinen Kindern aus Büchern vor. Nach 12 Jahren Schule begann ich meine Ausbildung zur Bürokauffrau. 2009 erschien mein erster Gedichtband, ein Jahr später folgte mein erster Roman und irgendwann dann Postkartentexte und ganz aktuell habe ich eigene Notizbücher für Leseratten veröffentlicht.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Andrea Koßmann © privat

Andrea Koßmann © privat

Seit 2006 gibt es mich online mit meiner Homepage „Kossis Welt„, die mir damals ein guter Freund aufzwang, weil er meinte, dass ich so viel zu sagen hätte, dass das Internet sich darüber erfreuen würde. (Wahrscheinlich ging ihm mein Redezwang irgendwie auf den Keks ;-)) Ein guter Freund ist er heute immer noch und er übernimmt weiterhin den technischen Teil von Kossis Welt.

2007 kam der dazugehörige Blog dazu. Mir schrieben bereits im ersten Jahr so viele Menschen liebe Mails und ich wollte einen direkteren Kontakt, der dann eben durch Blogkommentare einfacher zu handeln war und ich konnte den Blog dynamischer führen, weil meine Internetseite doch eher statisch aufgebaut ist. Ich hatte eben in der Tat viel zu sagen und wollte dann auch immer recht aktuell sein.

2009 kam Youtube hinzu und somit war ich damals die erste deutsche „Buchyoutuberin“ (den Begriff gab es damals noch gar nicht). Auch das war mehr oder weniger Zufall, denn ich wollte meinen Bloglesern für ein tolles 2008 danken und einfach mal meine Lieblingsbücher aus dem Jahr vorstellen. Und das nicht nur schriftlich, sondern mit Bild und Ton. Bei dem einen Video (bzw. waren es damals drei Videos, da ich nur eine klitzekleine Speicherkarte an meiner Cam hatte) sollte es eigentlich bleiben. Da die Resonanz aber dann so überwältigend war, machte ich einfach weiter damit.

Deine Themenschwerpunkte …

Angefangen hatte „Kossis Welt“ mit meinen eigenen Gedichten und Kurzgeschichten, die ich dort veröffentlichte. Die Buchrezensionen kamen erst 2007 hinzu. Meine allererste Rezension war die zu „Die Therapie“ von Sebastian Fitzek. Ein reiner Buchblog war „Kossis Welt“ aber nie. Ich habe schon immer gern andere Menschen an meinem Leben teilhaben lassen und veröffentlichte auch oft sehr persönliche Postings. Bis heute ist die Literatur aber ein sehr großer Teil meiner Welt. Im Laufe der Jahre kamen andere Themen hinzu und so gebe ich heute auch Tipps zu den Themen „Ernährung, Sport, Lifestyle, Kleidung“. Ich verblogge einfach gerne alles, was ich bereit bin, für’s Internet zu geben. Mein Motto: „Was du Arbeitskollegen erzählen kannst, kannst du auch im Internet posten! Ist oft ja eh so ähnlich!“ 🙂

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ehrlich gesagt treibe ich mich in dieser Szene gar nicht rum. Wenn ich online bin, bekomme ich zwar bei Facebook und Co einiges mit, aber im Grunde decke ich nur meinen eigenen Bereich ab und schaue nicht nach rechts und links.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich verlinke natürlich (wie wohl jeder Blogger) in den Social Communities. Ich bin aktiv bei Facebook, Twitter und vor allem bei Instagram.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Alles, wofür er im Nachhinein nicht geradestehen kann. Mein Motto dahingehend ist: „Alles was ich schreibe oder auch in meinen Videos sage, muss mich nachts gut schlafen lassen!“ Und wenn man hinter dem steht, was man tut und dies vor allem mit Herzblut, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit macht, kann man auch nachts gut schlafen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Da ich es nie auf Erfolg abgesehen habe (wovon ich denke, dass auch dies ein kleines Geheimnis des Erfolges ist), musste ich nie Hürden überwinden und ich hatte auch nie Schwierigkeiten beim Bloggen. Vielleicht ist das auch wiederum der Vorteil, wenn man, wie ich oben bereits schrieb, nicht nach rechts und links schaut, sich an die Regeln der Netikette hält und einfach das macht, worauf man Bock hat und nicht mit irgendeinem Strom schwimmt, der übermorgen vielleicht schon wieder in die andere Richtung fließt.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Da gibt es sicher so so viele, die mir jetzt alle gar nicht einfallen. Schön finde ich aber, dass ich mit meinen Ideen oft Vorreiter war. Zum Beispiel mit den Buchvideos und später dann bei den sogenannten „Wohnzimmerlesungen“ (die ich zusammen mit meinem ersten Gast Sebastian Fitzek ins Leben gerufen habe und die in meinem Fall „Meet & Read“ hießen). Es ist schön, zu sehen, dass aus den Buchvideos inzwischen eine riesige Community gewachsen ist und Wohnzimmerlesungen, bei denen der Autor zu den Lesern nach Hause kommt, gibt es mittlerweile ja auch zu genüge und werden teilweise sogar von den Verlagen angeboten, zB. in Form von Gewinnspielen.

Herausragend war auch meine „Lesen-verbindet-Aktion“, bei der ich ein Moleskine-Bookjournal auf die Reise schickte. Der Empfänger schrieb dann sein Lieblingsbuch hinein und schickte es weiter an die nächste Leseratte, die auf meiner Liste stand. Insgesamt war Mole vier Jahre und vier Monate unterwegs, bis es im Juni 2014 den Weg wieder zurück zu mir fand. Vollgepackt mit Buchtipps, lieben Worten und vor allem einer Riesenportion Bücherliebe, die eben … verbindet! Am Allerschönsten finde ich es aber immer, wenn ich das Feedback meiner Leser und Zuschauer sehe. All die lieben Mails, Kommentare, Briefe und Päckchen. Wenn ich sehe, dass ich jemanden mit meinen Tipps zu allen möglichen Dingen, ein stückweit in seinem eigenen Leben glücklich machen kann, so ist das für mich das schönste Gefühl, das mir „Kossis Welt“ geben kann.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Eine „Regel“, die ich intuitiv bereits von Anfang an einhalte ist die, dass ich grundsätzlich nur Bücher lese, die ich mir selber aussuche. Denn erstens möchte ich kein „Spielball“ für andere sein und zweitens möchte ich mich nicht unter Druck setzen lassen. Sobald das Lesen ein Druck wäre, würde ich die Lust verlieren. Ich bekomme fast täglich Anfragen dieser Art und komme leider nicht mal mehr dazu, sie alle abzulehnen, weil der Zeitaufwand zu groß wäre.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Siehe oben.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich bin da eher altmodisch. Erst einmal habe ich gar keinen eReader. Ich könnte zur Not aber eBooks auf meinem iPad lesen. Das habe ich auch schon ein paar Mal getan, als ich ein Buch vorab gelesen habe, um ein Quote dafür zu schreiben, und das auch nur, weil ich mich superdoll auf dieses Buch gefreut hatte. Im Normalfall ist diese elektronische Variante des Lesens (derzeit) aber noch nichts für mich. Ich muss ein Buch aus Papier in den Händen halten. Schon allein deshalb, weil ich bei jedem Buch meine Nase hineinstecke, um an den Seiten zu riechen. Lesen ist für mich eben auch „leben“.

Danke, Kossi, ich freue mich, dass du in der Gesprächsrunde mit bibliophilen Bloggern dabei bist.

SteglitzMind stellt Andreas Dutter mit „brivideo libro“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „SteglitzMind stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe. – Eine Übersicht, wer bereits Rede und Antwort stand, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden findet Ihr hier.

Heute erfahren wir mehr über den BookTuber („brivideo libro“), Blogger und Autor Andreas Dutter. Vorgeschlagen hatte das Stefan Mesch, der auf Stefan Mesch bloggt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Andreas Dutter, 1992, geboren und aufgewachsen im Burgenland – Österreich. An der Universität Wien studiere ich Kultur- und Sozialanthropologie und bin Autor, BookTuber sowie Blogger.

Ich denke, dass nicht alle wissen, was BookTuber so machen. Magst du uns das etwas näher erläutern?

Andreas Dutter © privat

Andreas Dutter © privat

BookTube ist eine Zusammensetzung der Worte „Book“ und „YouTube“. Das bedeutet genauer gesagt, dass es sich um Videos handelt, die auf der Plattform YouTube online gestellt werden. Diese Videos beinhalten dann die Themen Bücher, Literatur, Lesen etc. Jedoch steht dabei die emotionale Ebene im Vordergrund. Die Leser und Leserinnen versuchen zu erklären, warum sie ein Buch gefesselt hat oder warum es ihnen nicht gefallen hat. Dabei geht es nicht darum, ein Buch zu analysieren oder es kritisch zu beleuchten, sondern um die Gefühle, die es ausgelöst hat. Wir versuchen, den ZuschauerInnen eine kurzweilige Unterhaltung zu bieten.

Buchblogs waren gestern. Angesagt sind BookTuber. Wie schätzt du das ein?

Ich denke nicht, dass Buchblogs nicht mehr „angesagt“ sind. Booktubing ist eine wohlwollende Ergänzung zu Blogs. Bücherblogs bieten eine Plattform, die es einem ermöglicht, seine Gedanken zu Büchern aufzuschreiben, diese festzuhalten und mit anderen zu teilen. Auf Blogs findet dies – meiner Meinung nach – oftmals intensiver und länger statt. BookTuberInnen geht es darum, aufzuzeigen, was die Geschichte, die Charaktere, der Schreibstil und das Ende in uns ausgelöst haben. Kurz und unterhaltsam. – Ich kann hier immer nur für mich sprechen. Auf meiner Autorenwebsite habe ich auch einen Autoren- & Bücherblog. Dort schreibe ich meine Gedanken zu Buchthemen oder zu Rezensionen viel detaillierter auf.

BookTubing ist in Amerika und Mexiko schon seit längerem angesagt. Hast du eine Erklärung dafür, warum die Bewegung den deutschsprachigen Raum erst relativ spät erreicht hat?

Wenn es BookTuberInnen in Amerika und Mexiko schon länger gibt, dann liegt der Grund hierfür auch bei den Büchern. Jene Bücher wie: „Harry Potter“, „Die Tribute von Panem“, „Die Bestimmung“ usw., die weltweit für einen gewissen Hype sorgten, gab es in Amerika früher. Weswegen die Menschen dort eher das Medium YouTube genutzt haben, um ihre Liebe zu Büchern auszudrücken.

Bisweilen bläst BookTubern scharfer Wind ins Gesicht. Wie gehst du mit Vorurteilen, etwa dass BookTuber Literatur auf den niedrigsten gemeinsamen Massengeschmack reduzieren, um?

Als diese Diskussion begonnen hat, konnte ich das für mich nicht nachvollziehen. Ich persönlich habe BookTuberInnen nie als LiteraturkritikerInnen gesehen. Es gab da eigentlich von Anfang an diese stillschweigende Übereinkunft, dass wir mit unseren Videos nur zeigen wollen, dass uns das Lesen Spaß macht. Mit unseren Videos wollten wir dies auch auf unsere ZuschauerInnen übertragen.

Warum hauptsächlich „Mainstream“ gelesen wird? Ich glaube, dass das auch zu einem gewissen Grad daran liegt, dass wir ein eher jüngeres Publikum ansprechen. Sie interessieren sich eben eher für Jugend- und Fantasybücher. Das wäre genauso, wenn man eine/n LiteraturkritikerIn fragt, warum er/sie nicht z.B. „Selection“ vorstellt. Da wäre die Antwort wahrscheinlich auch, dass sich viele seiner/ihrer LeserInnen einfach nicht dafür interessieren würden. (Abgesehen davon, dass es ihn/sie selbst nicht interessiert).

Ich persönlich lese aber nicht nur Jugend- & Fantasybücher. Ich bin auch ein großer Liebhaber von historischen Romanen, habe auch viele Klassiker bereits gelesen und lese generell auch öfter außerhalb des „Mainstreams“.

Seit wann und warum pflegst du das BookTubing?

Ich mache das jetzt seit Juni 2012 und habe damit begonnen, weil ich in meinem Freundeskreis niemanden hatte, der/die Bücher liest. Deswegen habe ich mich oft im Internet umgesehen, wenn ich ein Buch beendet hatte. So bin ich auf ein Büchervideo auf YouTube gestoßen und habe mir daraufhin gedacht, dass ich das auch machen will.

Deine Themenschwerpunkte …

Meine Themenschwerpunkte sind Bücher, mein Leben als Autor und Serien. Bei Büchern ist es für mich essentiell, dass ich nicht nur Rezensionen biete, sondern auch andere Formate. Lesemonate – was habe ich im Monat gelesen. Top 5/10 Beiträge – Zum Beispiel „Die 5 besten Mütter in Büchern“. Bei Videos/Beiträgen, die sich mit meinem Leben als Autor beschäftigen, gebe ich Auskünfte darüber, wie ich meine Verlage finde, welche Erfahrungen ich mache, wie es mir während des Schreibens eines Buches geht. Dabei interagiere ich mit meinen ZuschauerInnen.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die Diskussion VerlagsautorInnen versus SelfpublisherInnen. Die finde ich schon sehr ermüdend. Es gibt schwarze Schafe unter SelfpublisherInnen, aber genauso gibt es auch unter VerlagsautorInnen Menschen, die eher durch fragwürdige Methoden bei einem Verlag untergekommen sind.

Wie machst du deine Beiträge bekannt?

Natürlich über YouTube, aber auch über Twitter, Facebook, Instagram und über meine Website.

Ein gewisses Talent zur Selbstinszenierung braucht man als BookTuber, oder?

Es kommt darauf an, wie man Selbstinszenierung definiert. Anfang September 2015 stand ich für mein Buch und meinen BookTube Kanal auch vor der Fernsehkamera. Da habe ich gemerkt, dass es zwar Spaß macht, aber es für mich angenehmer ist, wenn ich alles selbst unter Kontrolle habe. Dann weiß ich, dass die Leute mich so sehen, wie ich bin und nicht so, wie es andere Menschen wollen.

Und darüber hinaus: Was macht in deinen Augen einen guten BookTuber aus?

Ein/e gute/r BookTuberIn sollte eine große Leidenschaft für Bücher haben, gepaart mit Charisma und einer angenehmen Präsenz vor der Kamera. Das bedeutet nicht, dass man sich zum Affen machen muss.

Was sollte ein BookTuber besser sein lassen?

Falsche Bewertungen – Bücher betreffend. Außerdem sollte man auch nicht unbedingt gekünstelt wirken, sondern authentisch und natürlich.

Welche Hürden muss ein BookTuber nehmen?

Die Hürde beginnt beim Gedanken darüber, was man sich erwartet. Will man einen kleinen Kreis von Menschen finden, mit denen man sich über Bücher unterhält, oder will man die breite Masse von Leseratten ansprechen? Ich wollte zunächst ersteres, später wurde ich ehrgeiziger. Und hier liegt der Ursprung der Hürde. Bücher sind immer noch ein Thema, das auf YouTube nicht das gefragteste ist. Deswegen darf man sich nicht mit Comedy- oder Beauty-Menschen messen. Andere haben nach vier Jahren oftmals eine Million Abonnenten. In der Bücherszene kann man das einfach nicht erwarten. Deswegen muss man Spaß an der Sache haben und darf sich nicht ärgern, wenn es länger dauert, bis ZuschauerInnen zu einem finden.

Dein schönstes Erlebnis als BookTuber …

Meine ZuschauerInnen haben sich zu meinen LeserInnen entwickelt und schreiben mir Kommentare, Nachrichten und begleiten mich in meinem Bücher-Universum. Seien es Bücher, die ich lese oder Bücher, die ich schreibe. Ich mag den Austausch mit den Menschen, die mich sympathisch und interessant finden. Das ist Tag für Tag immer ein schönes Erlebnis.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Nach 3 ½ Jahren passiert es mir natürlich oft, dass mir Rezensionsexemplare angeboten werden. Ich nutze das aber nicht aus und wähle nur solche Bücher, die mich auch wirklich interessieren. Außerdem wäre es mir auch unmöglich, alle Bücher zu lesen, die mir angeboten werden.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Da gehe ich genauso vor.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Selbstverständlich geht nichts über ein Taschenbuch bzw. über ein gebundenes Buch, welches man in Händen hält. Dennoch bin ich mittlerweile genauso auch für E-Books zu begeistern.

Welche anderen Booktuber bzw. Buchblogger empfiehlst du? Und welche sollten in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich würde es interessant finden, wenn Kossi aka Andrea Koßmann („Kossi’s Welt“) hier zu Wort kommen würde.

Danke sehr, Andreas, ich freue mich, dass du in der Gesprächsreihe dabei bist.

SteglitzMind stellt Anubis mit „Lake Hermanstadt“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Christoph aka Anubis mit dem Blog Lake Hermanstadt etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Frank Böhmert, der unter eben diesem Namen bloggt.

Dein Steckbrief in Stichworten…

Außerhalb des Internets heiße ich Christoph Jarosch. Seit ein paar Jahren wohne ich in Hamburg (davor war es Buenos Aires, davor verschiedene Städtchen in Hessen). Am Wochenende bin ich meist in Rostock zu finden, denn dort lebt der Mensch, mit dem ich Glückspilz verheiratet bin. Ich studiere Theologie, nachdem ich zuvor eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht habe. Und ich lese viel.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Vor fünf Jahren habe ich angefangen. Nach einer Weile kam Eosphoros dazu, der ebenfalls auf Lake Hermanstadt schreibt. Als ich Anfang 2009 auf die Idee kam, ein Blog anzulegen (und es nach dem imaginären Karpatengewässer zu benennen, an dessen Ufer sich laut Stokers Roman die Universität befand, an der Graf Dracula studierte), fiel die Wahl für Blogger als Plattform eher zufällig. Blogger erschien mir leicht zu bedienen. Heute würde ich mich – um unabhängiger zu sein und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu haben – sicherlich anders entscheiden.

Christoph aka Anubis © privat

Christoph aka Anubis © privat

Ich schreibe über Literatur, weil es das Thema ist, über das ich mich am liebsten äußere. Da ich das nicht professionell, sondern zum Vergnügen mache, ist ein Blog das ideale Medium, denn es bringt vergleichsweise wenige Einschränkungen des Ausdrucks und der Themenwahl mit sich (neben denen, die ich mir selber setze). Über meine Lektürevorlieben zu bloggen, ist für mich das Äquivalent zu den persönlichen Bücherregalen, die man manchmal in lange bewohnten Zimmern findet: Man ist bei irgendjemandem zu Besuch und fragt sich, warum die Person einen Band über Gartenbaukunst zwischen Wolfgang Herrndorf und ein zerfleddertes Exemplar von Alice im Wunderland gestellt hat. Die Bücher sind – in ihrer Anordnung im Regal, ihrem Zustand und so weiter – dadurch vereint, dass sie durch die Hände einer bestimmten Person gegangen sind. Büchersammlungen können ein faszinierender Ausdruck von Idiosynkrasie sein. Und noch schöner ist, über sie zu bloggen und andere mit der eigenen Lektüre anzustecken.

Hinzu kommt bei mir noch etwas anderes: Ich bin eher schüchtern und versponnen. Beim Bloggen kann ich meiner polemischen Seite freien Lauf lassen, die ich sonst oft unterdrücke. Dabei heißt Polemik für mich vor allem Parteilichkeit. (Kritik ist eine moralische Sache, wie Walter Benjamin sagte.) Mit Verrissen um des Verreißens willen kann ich dagegen nichts anfangen.

Deine Themenschwerpunkte…

Es geht vor allem um phantastische Literatur, angefangen von der Gothic Romance und dem Kunstmärchen der Romantik bis zur heutigen Fantasy. Aufmerksam werde ich insbesondere dann, wenn Hochliteratur und Genre, Kinder- und Erwachsenenbücher aufeinandertreffen (beispielsweise im Werk von Autorinnen wie Jeanette Winterson und A.S. Byatt). Viele Interessen teile ich mit meinem Mitblogger Eosphoros, daneben haben wir aber auch jeweils eigene Schwerpunkte: Eosphoros rezensiert z.B. gern Hörbücher. Ich schreibe viel über politische Kontroversen innerhalb des Fantasy-Fandoms.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Es treibt mich nicht gerade um, aber: In Deutschland ist jede Literaturdebatte begrüßenswert, die sich nicht darum dreht, dass Walser oder Grass wieder einmal etwas unsagbar Blödes von sich gegeben haben. Oder darum, dass Heidenreich sich über die Bestsellerlisten ereifert. Die Debatte über Realismus und Diversität in der deutschsprachigen Literatur, die zu Beginn des Jahres geführt wurde, fanden viele überflüssig, aber ich habe sie mit Interesse verfolgt.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich verlinke sie auf Twitter und Facebook. Updates im Blog werden auch auf den Seiten von HDRF.de angezeigt, einem Fan-Portal, das u.a. die freie Tolkien-Enzyklopädie Ardapedia betreibt. Beifall und Kritik kommen aber hauptsächlich von Leuten, die Lake Hermanstadt regelmäßig besuchen. Danke dafür.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Glauben, dass die Blogosphäre spätestens morgen die etablierte Presse ersetzt haben wird. Das erinnert mich immer an Leute, die meinen, durch individuelle Konsumentscheidungen das Verhalten von Konzernen ändern zu können.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich finde es wichtig, sich in der Literaturblogszene zu solidarisieren, wenn es zu Mobbing oder verbalen Übergriffen kommt. Es gibt leider mehr als einen Autor, der auf mackerig-aggressive Weise seine Vanity-Press-Veröffentlichungen zu bewerben versucht und dabei ausfällig wird. Dahinter steht natürlich keine Schwierigkeit, die für das Bloggen spezifisch ist, sondern ein gesellschaftliches Problem.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

In eine neue Stadt ziehen und gleich Leute treffen, die mich kennenlernen wollen, weil sie mein Blog lesen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich nehme das Angebot nur an, wenn mich das Buch ohnehin interessiert. Es würde mich schnell langweilen, meine Lektüre auf Neuerscheinungen zu beschränken – und mein Bloggen. Über Genregeschichte, Literaturdebatten und diesen oder jenen Klassiker zu schreiben, macht mir oft mehr Spaß. Trotzdem werden auf Lake Hermanstadt regelmäßig eklektisch ausgewählte Bücher rezensiert.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Die lehne ich ab. Nicht, weil ich selbstpublizierte Titel pauschal für schlecht hielte (ich weiß, dass es da lesenswerte Sachen gibt), sondern weil ich gar nicht allen Angeboten nachkommen könnte. Nur einige selbstpublizierte Titel zu besprechen und andere nicht, fände ich (nicht als Leser, aber als Kritiker) intransparent gegenüber einer Sparte, der vor allem eins fehlt: zuverlässige Kriterien, wann ein Text veröffentlichungswürdig ist und wann nicht. Insofern begrüße ich eine Initiative wie Qindie.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich hätte gerne schon als Kind einen Reader gehabt. Dann hätte ich nicht Nacht für Nacht mit der einen Hand ein Buch und mit der anderen eine funzelnde Taschenlampe umklammern müssen. Hierzu gibt es auch eine Nachricht von Eosphoros: Er liebt das E-Book an sich, wünscht sich aber, dass sie genauso sorgfältig und professionell hergestellt und gestaltet werden wie Printbücher. E-Books voll mit Fehlern sind ein Ärgernis, vor allem wenn man keine Reklamationsansprüche geltend machen kann.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Skalpell und Katzenklaue ist eine schier unerschöpfliche Fundgrube zu Weird Fiction, dem phantastischen Film und vielem mehr. Schade finde ich, dass Golem – Journeys Through the Other Space, ein Blog über Surrealismus und andere interessante Dinge, seit etwa einem Jahr nicht mehr gepflegt wird. Auf Jakobs Blog gibt es scharfsinnig analysierende, brillant geschriebene Rezensionen. Das noch recht neue Epi(b)log von Simone Heller kann ich mir schon jetzt kaum mehr wegdenken aus der deutschsprachigen Blogosphäre. An sie würde ich gerne den Stab weiterreichen. Simone steht auch hinter dem Rezensionsportal Bibliotheka Phantastika, mit einem ebenfalls empfehlenswerten Gemeinschaftsblog.

Danke sehr, schön dass du hier dabei bist.

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Zuletzt stellte sich Frank Duwald mit dandelion | abseitige Literatur vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerin kiyaliest. – Eine Übersicht über die 75 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Frank Duwald mit „dandelion“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Frank Duwald mit dandelion | abseitige Literatur kennen. Vorgeschlagen hatte das Petra Gust-Kazakos, die Philea’s Blog pflegt.

 Dein Steckbrief in Stichworten…

Geboren 1965. Technische Ausbildung. In einem Beruf tätig, der nichts mit Literatur zu tun hat. Schreibe seit ca. dreißig Jahren Buchrezensionen und Artikel, zu prä-Internet-Zeiten erst in Fanzines, dann in eher semi-professionellen und auch kommerziellen Literatur-Magazinen.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit April 2013 mit dandelion. Ich nutze WordPress und habe es nie bereut, diese Wahl getroffen zu haben. WordPress ist sehr intuitiv zu bedienen, bietet viele nützliche Features, und die interne Vernetzung mit anderen Blogs ist einfach ausgezeichnet. War aber purer Zufall, dass ich WordPress genommen habe.

Deine Themenschwerpunkte?

Der alte Untertitel von dandelion – „phantastische Literatur“ – schien für die meisten Leser irreführend zu sein, da oft pure Fantasy etc. dahinter vermutet wurde. Tatsächlich stand für mich dieses Label aber eher für „außergewöhnliche Literatur“. Inzwischen habe ich den Titel in dandelion | abseitige Literatur geändert, womit ich mich sehr viel wohler fühle.

Frank Duwald @ Jana Duwald

Frank Duwald @ Jana Duwald

Mein übergeordneter Themenschwerpunkt ist zunächst: Alles, was ich gern lese. Ich rezensiere in dandelion nur Werke, die ich persönlich für gut erachte, egal, ob sie klassisch oder modern sind und auch egal, ob sie einem bestimmten Genre angehören oder nicht. Solche Kategorisierungen mögen für Verlage und Buchhändler wichtig sein – für mich sind sie es nicht. Für mich gibt es grob gesehen nur die Klassifizierung „gut“ oder „schlecht“. Ebenfalls keine Trennung mache ich in Bezug auf die Erscheinungsform des jeweiligen Textes. Ich rezensiere Romane genauso wie Kurzgeschichten, Erzählungen und Novellen, die in Anthologien, also nicht als eigenständige Publikation, erschienen sind. Für mich macht auch das keinen Unterschied. Die Texte unterscheiden sich erst einmal nur in ihrer Länge. Letztlich zählt auch hier für mich ausschließlich die Qualität.

Für Verrisse ist mir meine ohnehin knappe Freizeit einfach zu schade. Man könnte daher dandelion eher als einen persönlichen Literatur-Empfehlungsblog sehen. Hinter diesem Konzept haben sich natürlich durchaus einzelne Themenschwerpunkte herauskristallisiert. So habe ich ein Faible für viktorianische Literatur, insbesondere die klassische englische Geistergeschichte sowie die gothic novel. Ich liebe diese romantische Stimmung von efeuüberwachsenen Gemäuern. Außerdem ist es mir immer wieder ein großes Vergnügen, den unermesslichen sexuellen Subtext dieser von sexuellen Repressalien gepeinigten Generationen zu entkodieren.

Daneben halte ich verstärkt nach anspruchsvollen Liebesgeschichten Ausschau, was wohl auf das Konto des Romantikers in mir geht. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich die Klassiker den modernen Werken vorziehen. In einem Großteil der zeitgenössischen Literaur fehlt mir die Gemächlichkeit und der Detailreichtum, mit der zunächst einmal in aller Ruhe der Handlungsrahmen und die Charaktere entwickelt werden. Ganz pauschal gesagt sind die Klassiker oft zwar etwas zäher zu lesen als moderne Romane, dafür wirken sie im Kopf und im Herzen aber viel länger nach.

 Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ich bin nicht sehr auf dem Laufenden, was das betrifft. Was aber immer wieder diskutiert wird, ist ja „Buchhandel vs. Amazon“. Ich finde die Idee einer mit Büchern vollgestopften Buchhandlung ja sehr erstrebenswert, und ich unterstütze das, wo ich nur kann. Aber, wenn ich (wie es mir leider schon oft passiert ist) einen wirklich allbekannten Klassiker kaufen möchte, dafür zehn Kilometer zur nächsten Buchhandlung fahren muss, letztendlich ich den Buchhändler berate, nur um zu erfahren, dass das Buch erst noch bestellt werden muss, dann bin ich schon manchmal in der Versuchung bei Amazon aufs Knöpfchen zu drücken und auf den Postboten zu warten…

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Hauptsächlich über die üblichen Kanäle. Facebook bringt mir bei jedem Posting eine konstant kleine Besucherzahl. Eine nachhaltige Wirkung hat für mich die Verlinkung mit anderen Blogs über WordPress. Eigentlich bin ich eher einer, der am liebsten im Hintergrund sein Ding macht, aber ich habe schnell festgestellt, dass man so nicht weiterkommt und es einfach auch keinen Spaß macht, wenn man sich nicht mit Gleichgesinnten austauscht. Ich denke, jeder, der behauptet, ihm sei es egal, wie viele Leser er hat, lügt. Letztlich sind wir in diesem Punkt alle eitel und wollen etwas Anerkennung. Da bietet WordPress ein großartiges Instrumentarium. Ich bin auch in diversen Genre-Foren unterwegs. Die Leser des Horror & Thriller Forums beispielsweise gehören zu meinen treuesten, anspruchsvollsten und tolerantesten Lesern, und dass, obwohl ich diese Genres nur sehr rudimentär streife. – Twitter und diese ganzen Blog-Verzeichnisse bringen dagegen in meinem Fall rein gar nichts.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich glaube, eine der Todsünden des Bloggers ist, zu viel und zu penetrante Werbung für den eigenen Blog zu machen. Wenn man jeden neuen Beitrag in Facebook in zehn Gruppen postet, hat man sehr gute Chancen, ziemlich kurzfristig im Junk-Ordner zu landen. Da ist schon etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Ich selbst habe mir rechtzeitig einiges bei den etablierten Blogs abgeschaut, sonst wäre ich wohl auch in diese Falle getappt.

Ebenfalls nicht empfehlenswert finde ich, sich selbst mit der Jagd auf möglichst viele Follower und Hits zu stressen. Steigende Tendenzen erreicht man sowieso nur durch kontinuierliches Kontaktknüpfen, und mir persönlich sind 20 Follower, von denen ich weiß, dass sie jede meiner Rezensionen wirklich lesen, viel lieber als 200 Follower, die ihre „Neuer Beitrag“-Mails nach einem kurzen Blick sofort löschen. Hier sollte man als Blogger meiner Meinung nach seine eigene Philosophie entwickeln, sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Solange man sich nicht daneben benimmt, sehe ich eigentlich keine Hürden von außen. Hürden spielen sich eher im eigenen Kopf ab. So besteht die Gefahr, dass man sich von den Follower-Zahlen etablierter Blogs einschüchtern lässt. Das gleiche gilt für Kommentare auf Beiträge hin. Während es die bekannten Blogs locker auf durchaus vierzig Kommentare pro Beitrag bringen, muss man sich als Frischling darauf einstellen, dass die ersten Monate möglicherweise nicht ein einziger Kommentar kommt. Da ist einfach eine entspannte Einstellung zum eigenen Blog gefragt. Ich muss mich selbst aber auch immer mal wieder zurück pfeifen und daran erinnern, dass das ein Hobby ist und kein Job, der am Erfolg gemessen wird.

Schwierigkeiten hatte ich bisher nur einmal, als ich für meine Rezension von Dracula in einem Vampir-Forum etwas Werbung in Form eines Links angebracht hatte und plötzlich die gesamte Belegschaft mein Blut wollte. Die Vampire empörten sich öffentlich über mich und meine Dreistigkeit, meinen ersten Beitrag in ihrem Forum für Werbung zu missbrauchen. Interessanterweise gab es keine Möglichkeit, den Account zu löschen. Inzwischen wurde ich verurteilt und in Form einer Account-Sperrung bestraft. Mein Beitrag ist immer noch dort zu lesen – mit gelöschten Links. Auf so etwas kann man wirklich verzichten.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Als mir der dandelion-Leser Jörg Wald schrieb: „Ich kenne wohl niemanden, der Bücher so liebt und dies so herzinnig begründet. Ich glaube, du könntest ein Telefonbuch verzaubernd und leseanregend besprechen…“ Wir sind inzwischen Freunde. So etwas können hundert anonyme Follower nicht toppen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Kam bisher nur durch Autoren vor. In diesem Fall schaue ich mir genauer an, ob das etwas für mich sein könnte und sage entweder „ja“ oder „nein“. Im Normalfall fordere ich selbst ganz gezielt Rezensionsexemplare beim Verlag an. Wenn ich das mache, fühle ich mich allerdings auch irgendwie moralisch verpflichtet, eine Rezension zu schreiben.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Auch hier würde ich jeweils selbst entscheiden wollen, ob ich ein Rezensionsexemplar haben möchte oder nicht.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich habe bisher keinen E-Book-Reader. Für mich wird ein gebundenes Buch immer das Maß der Dinge bleiben. Das Gefühl, ein neues Buch zu öffnen, das Knistern zu hören und den typischen Buchgeruch zu riechen, ist durch keine Technik dieser Welt ersetzbar. Das ist ungefähr so, als würde man sich einen Kunststoff-Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer stellen. Ich finde ein E-Book aber durchaus praktisch, wenn man viel auf Reisen ist oder mit schlechten Lichtverhältnissen zu kämpfen hat. Da ich aber sehr viele lange vergriffene Titel lese und bespreche, macht ein E-Book-Reader für mich einfach keinen Sinn.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Viele viele sehr gute Blogs wurden in anderen Beiträgen schon genannt. Deshalb empfehle ich hier ausschließlich Blogs, die noch nicht genannt wurden. Daher nenne ich: Hauptsache Bücher, Molochronik, Vnicornis, Frank Böhmert und Uwe Voehl – Lieben, leiden, sterben. In dieser Reihe zu Wort kommen sollte kiyaliest.

Danke sehr, Frank. Schön, dass du hier dabei bist.

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Zuletzt stellte sich Frank Böhmert mit seinem gleichnamigen Blog vor. – Eine Übersicht über die 74 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Frank Böhmert mit „Frank Böhmert“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir Frank Böhmert mit seinem gleichnamigen Blog näher kennenlernen sollten, hatte Frank Duwald vorgeschlagen, der das Blog dandelion | phantastische Literatur pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin Autor und Übersetzer, Vater von zwei Söhnen und ansonsten natürlich ein schöner, grundgescheiter, gerade richtig dicker Mann in seinen besten Jahren!

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Frank Böhmert © Ben Eltschig

Frank Böhmert © Ben Eltschig

Oh, ich weiß gar nicht mehr genau, seit wann. Anfang der 2000er Jahre hatte ich mir eine Autorenhomepage eingerichtet; dort Neuigkeiten einzupflegen, war aber umständlich. Also bin ich irgendwann mit „Böhmerts Hasenbrot“ bei Blogspot gestartet – diese Plattform erschien mir am zugänglichsten, und tatsächlich dauerte es keine Stunde, bis ich mit dem ersten Beitrag und einem gefälligen Design online stand. Mit meinem aktuellen Blog Frank Böhmert bin ich seit Herbst 2008 im Netz. Wobei ich alle Beiträge, die älter als drei Jahre sind, lösche. Ich muss ja nicht das Netz vollmüllen.

Wieso, weshalb, warum ich blogge? Na, ich habe schon als Zwanzigjähriger fotokopierte Rundbriefe verschickt, an ein paar Dutzend Leute. In denen standen interessante Fundstücke, Gedanken zu Büchern, Musik, Filmen und Erlebnissen, hauptsächlich Eigenes, aber auch Beiträge von Freunden. Aus Lust am Mitteilen, sage ich also mal. Aus Lust, mein Netzwerk von fitten, frechen Leuten zusammenzuhalten.

Deine Themenschwerpunkte …

Eigentlich ist mein Blog schlicht meine Reklametafel als Autor und Übersetzer. Noch eigentlicher aber bin ich seit meinem fünften Lebensjahr eine Leseratte, und ich erzähle immer gern davon, wenn ich ein tolles Buch aufgetan habe. Dabei sind mir Genrezuordnungen und die Kategorien E und U völlig egal.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Derzeit – dieses Wort passt bei mir nicht. Ich gebe mir keine Mühe, aktuell zu sein. Die meisten Bücher, die ich vorstelle, haben schon Jahre oder Jahrzehnte auf dem Buckel. Mein Blog bildet einfach mein Leseverhalten ab.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Gar nicht. Ich bin still und schreibe meine zwei, drei Einträge pro Arbeitswoche. Der Rest ergibt sich von allein – oder eben nicht.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich halte nicht viel von Wutreden, von selbstdarstellerischer Schnappatmung, von Spott und Hohn. Die bringen zwar Klicks, aber sie machen die Welt zu einem schlechteren Ort. Ich übe mich lieber im Lob des Guten, wie die Buddhisten das nennen. Meistens gelingt mir das.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Keine spezifischen Hürden. Wie bei jedem Handwerk gilt es zu üben und dranzubleiben. Wie bei jeder geselligen Runde zuhause gilt es, für eine angenehme Stimmung zu sorgen und eventuell auch mal einen Gast, der sich nicht benehmen kann, hinauszuwerfen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Wenn sich plötzlich große Kollegen in den Kommentaren oder per Mail melden, ist das toll – Andreas Eschbach und Thor Kunkel fallen mir da ein. Oder wenn ich über einen halb vergessenen Autor schreibe, dass ich von dem definitiv noch mehr lesen werde – und wenig später bekomme ich ein paar Titel von einem Blogleser geschenkt, der sie schon lange in gute Hände abgeben wollte.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Lehne ich ab. Nichts gegen geschenkte Bücher, siehe oben. Aber ich folge bei der Lektüre schlicht meiner Laune, und niemandem ist damit gedient, dass ich seine Neuerscheinung vielleicht nach anderthalb Jahren dann mal bespreche.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Lehne ich ebenso ab. Ich bin kein Rezensionsdienst, ich bin kein Bücherabstauber, ich bin höchstens ein Vergessene-Bücher-Entstauber …

 Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich besitze einen Reader, nämlich für diejenigen Titel, die nicht als Printbuch rauskommen. So viel Anpassung muss für dieses Papierfresserchen hier schon sein.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ein ganz, ganz feines Blog zu allgemeiner Fantastik und abseitigen Stoffen ist die molochronik. Der klassischen Fantastik widmet sich Frank Duwald mit seinem dandelion. Ein kleines, feines Blog. Jakob Schmidt, einer der Macher der Berliner Buchhandlung Otherland, bespricht in Jakobs Blog hauptsächlich Neuerscheinungen im Bereich Science Fiction und Fantasy. Und dann gibt es noch Anubis mit seinem Lake Hermanstadt. Ein ausdrücklich politisches Blog mit sehr ausführlichen, argumentativ starken Artikeln zur Fantastik in Buch und Film, unaufgeregt und immer wieder für einen neuen Gedanken gut. An Anubis möchte ich auch gern den Stab weiterreichen!

Danke sehr…

Na, Gesine, hab du auch vielen Dank für diese Einladung! Frank.

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Zuletzt stellte sich in der Gesprächsreihe mit bibliophilen Bloggern Wolfgang Schiffer mit Wortspiele vor. – Eine Übersicht über die 73 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Wolfgang Schiffer mit „Wortspiele – ein literarisches Blog“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Wolfgang Schiffer und dessen Blog Wortspiele etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Leo, der Leo’s Literarische Landkarten pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren am Niederrhein, in einem Dorf, das nach einigen Jahren zur Kleinstadt mutierte. Aus Mangelerfahrung frühes Interesse an Literatur – und eigenem Schreiben. Entsprechendes Studium, danach als Freiberufler erste Publikationen von Prosa, Hörspielen etc.; dann für annähernd 35 Jahre (parallel) als Dramaturg, später leitender Redakteur im öffentlich-rechtlichen Radio tätig.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Wolfgang Schiffers analoges Arbeitszimmer © privat

Wolfgang Schiffers analoges Arbeitszimmer © privat

Der erste Beitrag in den Wortspielen datiert auf den 13. April 2013, aber es wäre vermessen, hier bereits von einem eigenen Beitrag in „meinem“ Blog zu sprechen. Dass ich bei WordPress (und das erklärt auch, warum ich diese Plattform nutze) überhaupt aktiv geworden bin, ist eher einem Akt der Überrumpelung geschuldet.

Nach einer Lesung saß ich noch mit einigen Freunden bei mir zuhause, darunter auch mein heutiger Freund Gunnar Sohn, dessen Bekanntschaft ich erst kurz zuvor gemacht hatte… Man sprach u. a. über Alt-68er und Neu-68er, über die zunehmenden digitalen Herausforderungen (denen ich mich stets zu entziehen versucht hatte, denn ich bin in der „Tiefe meiner Seele“ ein „analoger“ Mensch…) und über den Nutzen einer persönlichen Webseite für einen Autor… Vielleicht lag es ein wenig am getrunkenen Malt-Whisky, dass ich vollmundig verkündete, eine solche Seite nicht zu brauchen!
Zwei Tage später rief besagter Freund mich an und sagte, jetzt habe ich eine Webseite – aber die sei aktiv! In anderen Worten: er hat die „Wortspiele“ für mich aufgesetzt und sogleich auch einige Beiträge, Aufzeichnungen von meinen eigenen Literatur-Veranstaltungen, eingestellt. Über einige Lernschritte (vor allem: wie ändere oder lösche ich gar?) habe ich dann Gefallen an diesem Tool gefunden und bin ich zum Erstellen eigener Beiträge gekommen.

Warum ich blogge? Schwer zu sagen… Ich denke, es ist nach der jahrelangen (hauptberuflichen) Beschäftigung mit Manuskripten und Büchern das Vergnügen, mich auch jetzt, im bereits höheren Alter, noch vermittelnd (und zumindest halb-öffentlich) mit Literatur beschäftigen können, ohne auf die Publikationsmöglichkeiten oder gar Wohlwollen von Feuilleton-Redakteurinnen und –Redakteuren angewiesen zu sein.

Deine Themenschwerpunkte …

Mein erster eigener Beitrag (30. Mai 2013) zum Tod eines Freundes, des Lyrikers Baldur Óskarsson, macht dies bereits deutlich: es ist vor allem die zeitgenössische Literatur Islands, und hier insbesondere die Dichtung, die auf dieser Insel entstanden ist und weiterhin geschrieben wird. Island fühle ich mich seit vielen Jahren, noch als seine moderne Literatur hierzulande weitgehend eine „terra inkognita“ war, verbunden. Inzwischen ist sie dies, nicht zuletzt nach dem literarischen Ehrengastauftritt „Sagenhaftes Island“ auf der Frankfurter Buchmesse 2011, natürlich längst nicht mehr – aber ich denke, es kann nicht schaden, das Bewusstsein hierfür weiterhin wach zu halten…
Darüber hinaus gilt mein Interesse natürlich auch anderen Literaturen (jenseits des Bestseller-Stroms), deutschsprachigen wie internationalen, literarischen Veranstaltungen und dem literarisch-akustischen Genre wie Hörspiel oder Hörbuch… Kurz, es gilt dem, was mir auf- und gefällt!

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die zunehmende Abnahme guter Feuilletons und die Geschwindigkeit, mit der Bücher für den „Markt“ an Bedeutung verlieren. Ich zitiere gerne immer wieder Arno Schmidt: „Wenn ein neues Buch erscheint, lies Du ein altes!“

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Eigentlich mit wenig speziellen „Maßnahmen“… Natürlich versuche ich, durch halbwegs kontinuierlich veröffentlichte Beiträge das Interesse meiner Stamm-Leserinnen und –Leser aufrecht zu halten, und dank eines meiner Söhne sind die „Wortspiele“ seit Anfang dieses Jahres auch auf Facebook gespiegelt… Mehr geschieht nicht – es sei denn, dass Deine Einladung zu dieser Vorstellung mich plötzlich in die Blog-Charts hebt!

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Verrisse aussprechen! Jedes Buch verdient ein behutsames Handauflegen, das sowohl Stärken wie Schwächen auslotet… Und wenn man für sich erstere (und das gibt´s leider auch…) partout nicht finden kann, warum dies dann überhaupt kundtun? Das tun doch „offizielle“ Kritiker schon zur Genüge.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich weiß es nicht. Die stellen sich wohl jedem Blogger individuell – technisch: je nach Aufwand, den man betreibt – mental: je nach Zeit, die man bereit und in der Lage ist, in sein Blog zu „investieren“…

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Der Kommentar einer Leserin, durch meinen Beitrag auf einen bestimmten Autor überhaupt erst aufmerksam geworden zu sein und sein Werk nun mit Vergnügen zu lesen!

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das geschieht so gut wie nie! Ich wähle selbst. Und wenn es doch geschehen sollte – siehe oben: das Angebotene muss mich interessieren, muss mir gefallen!

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Dito! Und falls doch, erkundige ich mich nach den Gründen! Es gibt Autoren (wie zum Beispiel der verdiente Stefan Schütz, dessen selbstverlegten Roman „Beelzebub I – V“ ich in meinem Blog berücksichtig habe), die schlichtweg keinen Verlag mehr gefunden haben. Auch solche Fälle treiben mich im derzeitigen Literaturbetrieb um…

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Hier bietet sich eine Wiederholung an: ich bin in der „Tiefe meiner Seele“ ein „analoger“ Mensch… Nichts kann mir den Geruch von bedrucktem Papier und dessen Geräusch beim Blättern ersetzen!

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Da ich wohl selbst bei objektiver Betrachtung eher noch als Blog-Newcomer gelte und von daher auch noch nicht sehr weit vernetzt bin, fallen mir, offen gestanden, nur einige ein, die in Deiner Interview-Reihe natürlich längst vorgestellt wurden! Aber meine „Geschichte“ legt es natürlich nahe, dass ich den Blogger empfehle, dem ich mein eigenes Blog-Vergnügen verdanke: Gunnar Sohn. Als diplomierter Volkswirt gelten seine Beiträge zwar häufig Themen wie Umwelt, Informationstechnik, Telekommunikation, Wirtschaftspolitik, Medien usw., doch als „Themen-Kolibri, der keine ‚Meise‘ bekommen will“, wie er sich selber charakterisiert, finden sich unter seinen Posts dezidiert auch viele zu Kultur und Literatur. Sein Haupt-Blog ist Ich sag mal.

Ich freue mich, dass du dabei bist. Und, wie ich meine, eine überfällige Empfehlung. Danke sehr, auch dafür.

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Zuletzt stellte sich Leo mit Leo’s Literarische Landkarten vor. – Eine Übersicht über die 72 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Leo mit „Leo’s Literarische Landkarten“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Leopold und dessen Blog Leo’s Literarische Landkarten etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Daniel Ludwig, der Mein Lesesessel pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

In der Kurpfalz geboren und dort jahrzehntelang gerne gelebt. Leidenschaftlicher Kaffeetrinker. Beruflich bin ich im kaufmännischen Bereich tätig (weshalb ich in meinen Beiträgen auch gerne aus dem Augenwinkel ökonomische Details anmerke).
Leopold ist übrigens ein Pseudonym nach meinem Großvater, dessen alte Bücher ich beim Entrümpeln übernehmen durfte.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Früher war ich eher Wenigleser (die Rechtschreibprüfung schlägt gerade statt Wenigleser das Wort Weingläser vor), also nochmal: früher war ich also eher Wenigleser.
Ursprünglich habe ich den Blog im September 2012 als Leseliste eröffnet. Als ich die Bücher bekam (darunter endlos viele vergriffene), wollte ich einfach dokumentieren, was ich schon in der Hand hatte. Dabei habe ich entdeckt, dass ich Spaß an der Perspektive habe, nach Schauplätzen zu strukturieren. Und so entstand die Idee mit den Landkarten, die sich im Laufe der Zeit als Markenzeichen für meinen Blog entwickelt hat.

Deine Themenschwerpunkte…

Leo's Sommerleseplätzchen © Leo

Leo’s Sommerleseplätzchen © Leo

Themenschwerpunkt ist es, mich Texten über ihre Schauplätze nähern. Das Medium Internet bietet auch die Möglichkeit, Landkarten einzubauen. Deswegen habe ich den Blog, der ursprünglich „Leo’s Leselampe“ hieß, vor ein paar Wochen auch in „Literarische Landkarten“ umbenannt. In der Textkategorie bin ich frei: Das können Romane, auch historische Romane sein, Kurzgeschichten oder Lyrik. Aber auch Sachbücher, Reiseberichte, und schließlich auch Musik.

Das Thema Geographie ist dabei viel weiter gefasst und vom Prinzip her mit den Karten nicht zu Ende. Landschaften prägen Mentalität. Es gibt Geschichten, die nur in einer ganz bestimmten Topographie möglich sind. Es gibt Landschaften, die die Menschen prägen und von ihnen geprägt werden. In engen Räumen bewegen sich Personen anders als in weiten und..und..und…

Das selbst gesetzte Thema schränkt mich andererseits ein: Texte, die an fiktiven Orten spielen, finden in meinem Blog nicht statt.

 Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Dazu kann ich nichts sagen, weil ich nicht nah genug dran bin. Aus der Ferne fallen mir das schnelle Hochpuschen von Büchern und die strenge Einordnung in Genres negativ auf.

 Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Zuerst mal: ich möchte regelmäßig Beiträge veröffentlichen und achte auf die Qualität der Beiträge. Darüber hinaus mache ich nicht viel dafür. Der Blog hat zwar eine eigene Facebook-Seite, aber die Pflege mit allem, was dazugehört, ist mir derzeit zu viel.

 Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Sich selbst gegenüber: Sich einbilden, dass es ohne ihn kein www gäbe. Das Gegenmittel: Öfters mal Pause machen. Sich fragen, ob das wirklich wichtig ist, was man gerade schreibt. Distanz zu den eigenen Beiträgen finden. Den Lesern gegenüber: nicht belehren, sondern erzählen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Vor jedem Beitrag muss ich entscheiden, ob ich die Karte auf Stepmap oder auf google maps erstelle. Stepmap bietet zwei Editoren, einen überregionalen Editor und einen Stadtplaneditor. Der überregionale Editor ist sehr gut: Es gibt unendlich viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, sowohl für den Kartenausschnitt, graphisch als auch bei der Beschriftung. Die Nachteile: Nebenflüsse, Sumpflandschaften, verzweigte Flussdeltas, also der Neckar in Baden-Württemberg, der Wey in Surrey, das Mississippi-Delta sind nicht gut abgebildet. Im Stadtplan-Editor von Stepmap fehlen die graphischen Gestaltungsmöglichkeiten. Und ein einmal gewählter Kartenausschnitt kann nicht mehr verändert werden. Bei Google Maps kann man die Karten kaum individuell gestalten und schon gar nicht beschriften. Dafür positiv: Es gibt die Funktion „Linien entlang von Straßen zeichnen“, die bei Stepmap fehlt.

Eine andere Hürde: Die Zeit einzuteilen. Da ich regelmäßige Beiträge veröffentlichen möchte, sollte ich irgendeinen Maßstab finden. Zwei Beiträge im Monat bekomme ich mit Sicherheit hin. Mehr könnte ich nicht regelmäßig leisten, weniger wäre mir zu wenig.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Als nach zwei Monaten Bloggen der erste Kommentar kam. Da habe ich gemerkt: Huch, das liest ja jemand.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ist noch nie passiert. Ein Verlag ginge bei mir – aufgrund meines speziellen Themas – ein gewisses Risiko ein: Gute Schauplätze können ein ansonsten schlechtes Buch nicht gut machen, nur die Perspektive verschönern. Und ein gutes Buch kann für meinen Blog ungeeignet sein.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Es gibt ja verschiedene Gründe, weshalb jemand als Self-publisher auftritt. Ich würde versuchen, nähere Informationen zu sammeln. Wenn die ok sind und mir der Text gefällt – warum nicht?

 Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ein Buch, das ausschließlich als E-Book erschienen ist, würde ich eher nicht anfassen. Ein Buch auf dem Reader lese ich nur unterwegs und selbst dann selten.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich würde mich freuen, wenn Wolfgang Schiffer mit Wortspiele – ein literarischer Blog zu Wort kommt. Aus bibliophiler Sicht empfehle ich noch das faszinierende Projekt Ein Jahrhundert lesen sowie das literaturblog günter keil. Außerdem lese ich gerne bei Lady Budd, die das Thema Flüsse aus allen Perspektiven beleuchtet, und bei Low, der Geschichten aus Südostasien erzählt.

Schön, dass du dabei bist, Leo. Vielen Dank, auch für die außergewöhnlichen Empfehlungen.

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Zuletzt stellte sich Daniel Ludwig mit Mein Lesesessel vor. – Eine Übersicht über die 71 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Markus Kolbeck mit „Leipziger Bücherlei“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

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Es ist inzwischen über ein Jahr her, dass Oliver Gassner, der das Blog Literaturwelt koordiniert, Markus Kolbeck mit Leipziger Bücherlei ins Spiel brachte. Umso mehr freue ich mich, dass heute wird, was so lange währte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geburtenstarker Jahrgang 1966. Gelernter Koch, Abitur an einem besonderen Studienkolleg (Norbertinum) nachgeholt. Seit 1989 als examinierter Krankenpfleger im stationären Bereich. Leipziger durch und durch.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Markus Kolbeck @ privat

Markus Kolbeck @ privat

Seitdem ich im Internet bin, spielen dabei Bücher und Literatur eine zentrale Rolle. 1995 begann mein virtuelles Dasein wie bei einigen anderen hier interviewten Bloggern im und mit dem Usenet – in der Büchergruppe de.rec.buecher, der ich über viele Jahre treu blieb. Von Anfang an fand ich Gefallen daran, nicht nur zu diskutieren, sondern das Leben mit Büchern in seinen vielen Facetten auch zu vermitteln, andere zu den Plätzen im Netz zu führen, die auch ich gefunden habe. Daraus entstand auf Drängen anderer User im Juli 1996 meine Webseite „Bibliomaniac List“, die dem entsprach und katalogartig literarische Netzinhalte verlinkte und die später in „Leipziger Bücherlei“ (Wortbildung aus der hiesigen Spezialität „Leipziger Allerlei“ und „Bücher“) umbenannt wurde. Im April 2001 begann ich tagebuchartig zu schreiben, was wenig später als Weblog betitelt wurde. Nach vielen Versuchen mit Bloghostern (Antville, Twoday, Posterous, WordPress usw.) beschränke ich mich seit ein paar Jahren wieder darauf, mein Bücherleben allein durch die Webseite zu präsentieren.

Deine Themenschwerpunkte …

Der Fokus liegt eindeutig auf dem, was man als Lesefrüchte bezeichnen kann. Was mir inhaltlich und sprachlich auffällt und gefällt, was originell, beeindruckend oder skurril ist, wird gesammelt.
Da ich mich immer wieder gerne als Bibliomane geriere, spielen alle damit zusammenhängenden Aspekte nach wie vor eine Rolle. So werden Bilder, Texte und Videos verlinkt, welche die Bücherleidenschaft konkretisieren. Besonderes Augenmerk gilt dem Akt des Lesens und der Zukunft des Buches.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Mit dem Literaturbetrieb habe ich nichts zu tun. Hin und wieder hänge ich mich bei besonderen Aufregern mit hinein. Ich erinnere an die Debatten um Günter Grass, Martin Walser oder jüngst die durch Maxim Biller ausgelöste um Literatur von Autoren mit Migrationshintergrund.

Wie machst du das Blog und deine Beiträge bekannt?

Dies wechselt immer wieder. Mal durch Twitter, Facebook, mal durch das Klassikerforum.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

In seinem Blog sollte er natürlich tun und walten, wie er mag. Selbst das kleinste und spezialisierteste Blog wird seine treuen Leser finden, sofern man den großen Atem hat, einigermaßen durchhält und regelmäßig postet. Penetrante Eigenwerbung in fremden Gefilden ist ungut und unbedingt zu meiden.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Die deutsche Blogosphäre, so unken viele, habe ihren Zenit hinter sich. Umso hartnäckiger sollten Anfänger bleiben. Reichlich in anderen Blogs kommentieren, viel loben, dann knüpft man virtuelle Beziehungen, die oft über Jahre und Jahrzehnte halten.
Probleme entstanden für mich anfangs daraus, dass ein gewisses technisches Grundverständnis vonnöten ist, wenn man zum Beispiel ein eigenes CMS aufsetzen will, woran ich immer scheiterte. Auch die leidige Fragen der Archivierung oder Datenmigration, wenn man umziehen will. Technischer Schnickschnack, mit dem ich mich nicht belasten konnte und wollte.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Wenn man von Menschen, z.B. Schriftstellern, die man selbst bewundert und verehrt, wahrgenommen wird, wenn sich ein Austausch herstellt. Dass mich vor Jahren Florian Felix Weyh für das Erlanger Poetenfest zu einer Podiusmdiskussion zum Thema „Leseglück“ eingeladen hatte, freute mich sehr. „Geadelt“ wurden Oliver Gassner und ich bereits 1997, als wir von der Wochenzeitung der ZEIT und IBM im Rahmen des damals ausgelobten Internet-Literaturwettbewerbes für unser Bemühen ausgezeichnet worden waren, Literatur durch das Internet zu vermitteln.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Davor bin ich glücklicherweise gänzlich verschont.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn euch Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Auch diesbezüglich habe ich als kleiner, mit Eigenarten behafteter Blogger Ruhe. Prominentere Literaturmenschen müssen hierbei sicher Grenzen setzen. Lebenszeit ist Lesezeit und bekanntlich begrenzt.

Wie hältst du es dem E-Book?

Die Gretchenfrage des Bibliomanen. Seit zwei Jahren lese ich viel auf dem Kindle, klinke Totes-Holz-Literatur jedoch nicht aus, sondern teile mich – je nach Angebot: Klassiker auf den Schirm, Neues eher auf Gutenbergs bewährte Art. All die Vorzüge, die dem guten alten Papierbuch immer wieder attestiert werden, genieße ich, halte sie aber nicht für schlagkräftig, wenn es darum geht, etwas zu seiner Zukunft zu orakeln.
Heute und in naher Zukunft Geborene werden selbstverständlich Texte elektronisch lesen.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Leider sind alle Blogger in meiner Blogroll schon befragt. Ein Pluspunkt für deinen Spürsinn und die gute Vernetzung der Litblogger untereinander. Ein großes Bedauern auch, dass Liisa mit ihrem Litblog pausiert. Sie bewunderte ich stets. Vielleicht lassen sich Cornelie Müller-Gödecke mit ihrem Avantart Lese-Buch oder Daniel Ludwig mit Mein Lesesessel oder Hanjo Iwanowitsch mit ats20.de Ein Blog zu einem Gespräch überreden?

Ich tue mein Bestes. Danke, dass du nun – endlich – auch dabei bist!

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Zuletzt stellte sich Vero Nefas mit Drei Groschen Poesie vor. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier