SteglitzMind stellt Andrea Koßmann mit „Kossis Welt“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „SteglitzMind stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe. – Eine Übersicht, wer bereits Rede und Antwort stand, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden findet Ihr hier.

Heute erfahren wir mehr über Andrea Koßmann, die das Blog Kossis Welt verantwortet. Vorgeschlagen hatte das der BookTuber („brivideo libro“) Andreas Dutter.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin ein echtes Ruhrpottkind, geboren im schönen „Summer of 69“. Als ich in der 1. Schulklasse das Lesen erlernte, besuchte ich nachmittags oft meine ehemalige Kindergartenlehrerin und las dort den kleinen Kindern aus Büchern vor. Nach 12 Jahren Schule begann ich meine Ausbildung zur Bürokauffrau. 2009 erschien mein erster Gedichtband, ein Jahr später folgte mein erster Roman und irgendwann dann Postkartentexte und ganz aktuell habe ich eigene Notizbücher für Leseratten veröffentlicht.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Andrea Koßmann © privat

Andrea Koßmann © privat

Seit 2006 gibt es mich online mit meiner Homepage „Kossis Welt„, die mir damals ein guter Freund aufzwang, weil er meinte, dass ich so viel zu sagen hätte, dass das Internet sich darüber erfreuen würde. (Wahrscheinlich ging ihm mein Redezwang irgendwie auf den Keks ;-)) Ein guter Freund ist er heute immer noch und er übernimmt weiterhin den technischen Teil von Kossis Welt.

2007 kam der dazugehörige Blog dazu. Mir schrieben bereits im ersten Jahr so viele Menschen liebe Mails und ich wollte einen direkteren Kontakt, der dann eben durch Blogkommentare einfacher zu handeln war und ich konnte den Blog dynamischer führen, weil meine Internetseite doch eher statisch aufgebaut ist. Ich hatte eben in der Tat viel zu sagen und wollte dann auch immer recht aktuell sein.

2009 kam Youtube hinzu und somit war ich damals die erste deutsche „Buchyoutuberin“ (den Begriff gab es damals noch gar nicht). Auch das war mehr oder weniger Zufall, denn ich wollte meinen Bloglesern für ein tolles 2008 danken und einfach mal meine Lieblingsbücher aus dem Jahr vorstellen. Und das nicht nur schriftlich, sondern mit Bild und Ton. Bei dem einen Video (bzw. waren es damals drei Videos, da ich nur eine klitzekleine Speicherkarte an meiner Cam hatte) sollte es eigentlich bleiben. Da die Resonanz aber dann so überwältigend war, machte ich einfach weiter damit.

Deine Themenschwerpunkte …

Angefangen hatte „Kossis Welt“ mit meinen eigenen Gedichten und Kurzgeschichten, die ich dort veröffentlichte. Die Buchrezensionen kamen erst 2007 hinzu. Meine allererste Rezension war die zu „Die Therapie“ von Sebastian Fitzek. Ein reiner Buchblog war „Kossis Welt“ aber nie. Ich habe schon immer gern andere Menschen an meinem Leben teilhaben lassen und veröffentlichte auch oft sehr persönliche Postings. Bis heute ist die Literatur aber ein sehr großer Teil meiner Welt. Im Laufe der Jahre kamen andere Themen hinzu und so gebe ich heute auch Tipps zu den Themen „Ernährung, Sport, Lifestyle, Kleidung“. Ich verblogge einfach gerne alles, was ich bereit bin, für’s Internet zu geben. Mein Motto: „Was du Arbeitskollegen erzählen kannst, kannst du auch im Internet posten! Ist oft ja eh so ähnlich!“ 🙂

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ehrlich gesagt treibe ich mich in dieser Szene gar nicht rum. Wenn ich online bin, bekomme ich zwar bei Facebook und Co einiges mit, aber im Grunde decke ich nur meinen eigenen Bereich ab und schaue nicht nach rechts und links.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich verlinke natürlich (wie wohl jeder Blogger) in den Social Communities. Ich bin aktiv bei Facebook, Twitter und vor allem bei Instagram.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Alles, wofür er im Nachhinein nicht geradestehen kann. Mein Motto dahingehend ist: „Alles was ich schreibe oder auch in meinen Videos sage, muss mich nachts gut schlafen lassen!“ Und wenn man hinter dem steht, was man tut und dies vor allem mit Herzblut, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit macht, kann man auch nachts gut schlafen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Da ich es nie auf Erfolg abgesehen habe (wovon ich denke, dass auch dies ein kleines Geheimnis des Erfolges ist), musste ich nie Hürden überwinden und ich hatte auch nie Schwierigkeiten beim Bloggen. Vielleicht ist das auch wiederum der Vorteil, wenn man, wie ich oben bereits schrieb, nicht nach rechts und links schaut, sich an die Regeln der Netikette hält und einfach das macht, worauf man Bock hat und nicht mit irgendeinem Strom schwimmt, der übermorgen vielleicht schon wieder in die andere Richtung fließt.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Da gibt es sicher so so viele, die mir jetzt alle gar nicht einfallen. Schön finde ich aber, dass ich mit meinen Ideen oft Vorreiter war. Zum Beispiel mit den Buchvideos und später dann bei den sogenannten „Wohnzimmerlesungen“ (die ich zusammen mit meinem ersten Gast Sebastian Fitzek ins Leben gerufen habe und die in meinem Fall „Meet & Read“ hießen). Es ist schön, zu sehen, dass aus den Buchvideos inzwischen eine riesige Community gewachsen ist und Wohnzimmerlesungen, bei denen der Autor zu den Lesern nach Hause kommt, gibt es mittlerweile ja auch zu genüge und werden teilweise sogar von den Verlagen angeboten, zB. in Form von Gewinnspielen.

Herausragend war auch meine „Lesen-verbindet-Aktion“, bei der ich ein Moleskine-Bookjournal auf die Reise schickte. Der Empfänger schrieb dann sein Lieblingsbuch hinein und schickte es weiter an die nächste Leseratte, die auf meiner Liste stand. Insgesamt war Mole vier Jahre und vier Monate unterwegs, bis es im Juni 2014 den Weg wieder zurück zu mir fand. Vollgepackt mit Buchtipps, lieben Worten und vor allem einer Riesenportion Bücherliebe, die eben … verbindet! Am Allerschönsten finde ich es aber immer, wenn ich das Feedback meiner Leser und Zuschauer sehe. All die lieben Mails, Kommentare, Briefe und Päckchen. Wenn ich sehe, dass ich jemanden mit meinen Tipps zu allen möglichen Dingen, ein stückweit in seinem eigenen Leben glücklich machen kann, so ist das für mich das schönste Gefühl, das mir „Kossis Welt“ geben kann.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Eine „Regel“, die ich intuitiv bereits von Anfang an einhalte ist die, dass ich grundsätzlich nur Bücher lese, die ich mir selber aussuche. Denn erstens möchte ich kein „Spielball“ für andere sein und zweitens möchte ich mich nicht unter Druck setzen lassen. Sobald das Lesen ein Druck wäre, würde ich die Lust verlieren. Ich bekomme fast täglich Anfragen dieser Art und komme leider nicht mal mehr dazu, sie alle abzulehnen, weil der Zeitaufwand zu groß wäre.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Siehe oben.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich bin da eher altmodisch. Erst einmal habe ich gar keinen eReader. Ich könnte zur Not aber eBooks auf meinem iPad lesen. Das habe ich auch schon ein paar Mal getan, als ich ein Buch vorab gelesen habe, um ein Quote dafür zu schreiben, und das auch nur, weil ich mich superdoll auf dieses Buch gefreut hatte. Im Normalfall ist diese elektronische Variante des Lesens (derzeit) aber noch nichts für mich. Ich muss ein Buch aus Papier in den Händen halten. Schon allein deshalb, weil ich bei jedem Buch meine Nase hineinstecke, um an den Seiten zu riechen. Lesen ist für mich eben auch „leben“.

Danke, Kossi, ich freue mich, dass du in der Gesprächsrunde mit bibliophilen Bloggern dabei bist.

SteglitzMind stellt Stefan Mesch mit „Stefan Mesch“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „SteglitzMind stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Weil andere Projekte auf den Nägeln brannten, kam die Gesprächsreihe  ins Stocken. Heute belebt sie Stefan Mesch, der auf Stefan Mesch bloggt. Vorgeschlagen hatte das Sophia Mandelbaum, die das Blog Ze Zurrealism itzelf pflegt.

Vielleicht bringen wir die Gesprächsreihe wieder ins Rollen? So manches hat sich inzwischen in der „Buchbloggosphäre“ getan. Die Akzeptanz ist gewachsen; einige sind arriviert, andere kämpfen weiterhin gegen Vorurteile (Stichwort WirsindBooktube). Ich freue mich auf Eure Vorschläge, welche bibliophilen Blogger hier möglichst zu Wort kommen sollten. Eine Übersicht, wer bereits Rede und Antwort stand, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden findet Ihr hier.

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Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin Journalist/Literaturkritiker und Autor. 32 Jahre alt. Ich habe Kreatives Schreiben & Kulturjournalismus in Hildesheim studiert und schreibe für ZEIT Online, der Freitag und Deutschlandradio Kultur. Ich poste sehr viel auf Facebook. Ich liebe Romane, Comics und Netzkultur. 2015 habe ich ein Buch über „Verbotene Liebe“ veröffentlicht, US-Kurzgeschichten von Amy Hempel übersetzt und geholfen, 12 Romane für die ‚ZEIT-Bibliothek der verschwundenen Bücher‘ auszusuchen. 10 Dinge über mich bei Deutschlandradio Kultur und Statements von Freunden und Kollegen zum Virenschleuder-Preis 2015.

Auf die Top-10-Shortlist in der Kategorie „Persönlichkeit des Jahres“ hast du es bereits geschafft … Seit wann, warum und wo bloggst du?

Stefan Mesch © Jacqueline Schulz

Stefan Mesch © Jacqueline Schulz

Ich habe als Teenager sieben Jahre lang Tagebuch geführt – und im Studium viele Rezensionen geschrieben für u.a. Literaturkritik.de und lit03.de (die Seite ist leider offline, mittlerweile). Meine Texte, Rezensionen, Fotos, Interviews usw. verlinke ich seit 2008 auf Facebook. Aber erst 2011 entschied ich, alles zu sammeln, unter einer eigenen Adresse Stefan Mesch. Mein Blog ist noch immer eine Zweit- und Nebenadresse: Für Diskussionen und schnelle Gedanken bin ich bei Facebook. Literaturkritik und Essays veröffentliche ich in Zeitungen, Magazinen, redaktionellen Plattformen. Im Blog steht alles, das nebenher entsteht und dringlich wird: Lese-, Link- und Empfehlungslisten, Langfassungen von Interviews, sehr viele kurze Buchtipps und Literaturverzeichnisse zu wechselnden Themen; hin und wieder ein Rant oder Artikel, der nirgendwo sonst passt.

Was ist dein Blog für dich?

Ein Archiv, ein Link-Knoten, der meine Arbeiten anderswo verknüpft – und ein Ort für Fotos, Spielereien, journalistisches „Bonusmaterial“.

Deine Themenschwerpunkte …

Junge Literatur. US- und kanadische Literatur. Nerd- und Netzkultur. Feminismus. Graphic Novels, gern Superman, Batman. Manchmal US-TV, Mangas. Einmal im Jahr blogge ich meine 20 Lieblingsbücher des Jahres; meine 20 Lieblingssongs des Jahres; Geschenke an Freunde, die gut ankamen… und, möglichst monatlich: 20 Bücher, die ich angelesen und mir vorgemerkt habe – Neuheiten und Fundstücke.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Von Bloggern wünsche ich mir mehr Warnungen, mehr Widerspruch, mehr Texte, die Bücher nicht nur beschreiben und/oder loben. Das Feuilleton kommt mir oft unsinnig und übertrieben giftig, biestig, gehässig vor – aber Bloggerinnen und Blogger sehr vorsichtig, übertrieben höflich: Als hätten sie vor allem Angst, die Gefühle von Autoren und Verlagsmitarbeitern zu verletzen.

Von der Literaturkritik allgemein wünsche ich mir mehr Vielfalt – Gegenstimmen zu den vielen weißen, älteren Männern im Feuilleton und den vielen weißen, jungen Frauen in Blogs. Andere Perspektiven, mehr Tonfälle, Zugriffe, Zielgruppen. Experimente, Persönlichkeit und Kanten.

Als Blogger und Autor frage ich mich in letzter Zeit: Was können, sollen Verlagsblogs? Was kann Social Reading? Werden BookTube-Videos wichtiger? Wo wird über tolle Bücher im Selbstverlag gesprochen – die keine reinen Genre-Titel sind? Und wie können sich Literatur und Aktivismus unterstützen?

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Mehr Leute lesen mich auf Facebook als im Blog. Ich bin bei Twitter und, seltener, Reddit. Viele meiner Blogposts werden im Jahr kaum 80 Mal geöffnet. Alle Blogposts mit mehr Klicks wurden auf Facebook geteilt und von Freunden oder Fremden empfohlen: Wenn ihr einen Blogpost lest und sehr mögt – teilt ihn. Für uns Blogger macht das einen Riesen-Unterschied. Jedes Mal.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Mich nerven Blogs, die das Geschnaube und das passiv-aggressive Gestichel von Boulevardmedien nutzen: Offene Briefe, Wut-Texte, gespielte Empörung. So sehr ich mir wünsche, dass viele Blogs viel lauter vor mittelmäßigen Büchern warnen und ihre Enttäuschung genauso klar und sichtbar machen wie ihre Begeisterung… so sehr ärgern mich Motzblog-Texte, die blind schimpfen, poltern, skandalisieren. Zum Glück passiert das in Buchblogs eher selten: Technik-, Gaming-, Polit- und Elternblogs verspielen sich viel Glaubwürdigkeit. Am schlimmsten finde ich Vice und Blogrebellen.de – Seiten, bei denen ich bei fast jedem Text denke „Autor? Du glaubst das nicht. Du haust nur drauf, weil Wut und Hass gut ziehen.“

Verwandt und oft genauso schlimm, für mich: Sobald im Kulturteil einer Zeitung geschimpft und geklagt wird und daraufhin irgendein Kollege in einer anderen Zeitung widerspricht, rufen alle „Debatte! Debatte!“ und fangen an, eigene Nacherzählungen zu bloggen und überall nach dritten, vierten, zehnten Meinungen zu fragen. Ich mag Diskussionen. Ich mag Widersprüche und Rückfragen. Die eifrig hochgejazzten „Debatten“ und „Causas“ machen mit fertig. Denn in den Nacherzählungen klingen alle Parteien immer schriller, dumpfer und kälter. Ein sinnloses Sau-durch-Dorf-Treiben.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Meine größte Hürde ist die Sinnfrage: Ich bin Journalist. Soll ich meine Arbeit gratis online stellen? Soll ich ohne Lohn und ohne die Reichweite, Unterstützung und Honorare von Zeitungen und Plattformen neue Texte schreiben – und um jeden Klick, jeden Leser kämpfen? In vier Jahren hatte mein Blog 400.000 Zugriffe. Wahrscheinlich würde ich auch bloggen, wären es 40.000 – oder 4 Millionen. Es sind nie SO wenige, dass ich mir sage „Genug: Das hier ist Energieverschwendung“, und nie SO viele, dass ich juble „Super – JETZT lohnt es sich.“

Die Hürde also: Besucherzahlen als Glücksfall und schönes Geschenk zu werten. Nicht als Gradmesser der eigenen (Ir-)Relevanz. Würde ich vor jedem Eintrag hinterfragen, ob er genug „bringt“ oder ich in der selben Zeit nicht besser bezahlte Texte schreiben sollte… ich müsste aufhören. Sofort.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Seit circa 1998 bin ich online – und immer wieder hatte ich plötzlich einen Grund, mit Bloggern in Kontakt zu treten, deren Arbeit ich mochte: 2010 habe ich Cory Doctorow von BoingBoing interviewt, 2011 Sally Pascale, eine Expertin für „Green Lantern“-Comics. Im Sommer 2015, zum Ende von „Verbotene Liebe“, habe ich Stefan Hättich kontaktiert: Seine „VL-Fanpage“ las ich circa 2000.

Immer wieder haben mich Blogger inspiriert, begeistert – und vielen habe ich das nie persönlich gesagt. Bis dann plötzlich, nach Jahren und Jahrzehnten, doch mal eine Gelegenheit entsteht, sie für einen Artikel, ein Buchprojekt oder eine Podiumsdiskussion zu treffen: Die Autorin des feministischen Superhelden-Blogs „DC Women Kicking Ass“, der „Willkommen im Leben“- und Serien-Experte Sascha Beck, „Tim“, der Autor des süddeutschen Coming-Out-Tagebuchs „Mattenjahre“, Tim Hartinger von „AfterElton“, Penelope Trunk… irgendwann sagen wir uns sicher hallo, und ich sage endlich: „Danke für den Blog.“

Umgekehrt sagen MIR viele Leute überraschend hallo – auf Facebook oder im Alltag, weil sie meine Text und Postings mögen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich suche meine Lektüren selbst aus. Oft blogge ich Listen mit Neuerscheinungen, die ich angelesen habe und gern komplett lesen würde – und ich freue mich, wenn Verlage die Titel anbieten. Ich lese oft auf dem iPad oder am Rechner und lasse mir viele Titel als digitale Fahne/.pdf schicken. (Bei Print-Büchern hätte ich ein schlechtes Gewissen.) Etwas hilflos machen mich Päckchen von Verlagen, weil ich über ein Buch bloggte „angelesen: hat mich nicht interessiert/überzeugt“. Zwei-, dreimal wurden mir diese Bücher danach zugeschickt. Als Versuch, mich umzustimmen?

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Ich lese in fast jede Leseprobe, die man mir mailt, und bin jedes Mal vorfreudig und gespannt. Aber bisher hat mich beim Lesen der ersten Seiten fast jedes Mal die Lust verlassen. Ich freue mich trotzdem über alle Mails. Ich würde sehr gerne Indie-Highlights entdecken und bekannter machen. Aber: Viele Krimis, Romances, Fantasy-Titel, Erotik ist mir sehr egal. Ich wünschte, es gäbe mehr Alltags- und Gegenwarts-Romane im Selbstverlag. Nicht immer nur Genre.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

2011 hat mir ein Freund sein altes iPad verkauft. Schon vorher las ich oft Manuskripte oder ebooks am Computer. Im Moment lebe ich wochenlang in Berlin… und bin dann wieder daheim auf dem Land, bei Heidelberg. Das heißt: Im Fernbus, nachts auf dem Balkon oder im Dunkeln im Bett, bei Verlags-.pdfs, bei den meisten Titeln, die ich für die Büchergilde Gutenberg lese und allen Büchern, die ich rezensieren muss, bevor Zeit ist, zur Post zu gehen: Ebooks.

In der U-Bahn, Straßenbahn und beim Warten im Alltag, zur Muße und zum Genießen: Papierbücher, gerne stapelweise gebrauchte und vergriffene Titel, bei Amazon Marketplace bestellt und mit Textmarkern markiert. Neue Print-Bücher kaufe ich nur als Geschenk – ich habe kein Geld für Neuerscheinungen zum privaten Lesen.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Meine ca. 20 Lieblings-Buchblogs stehen in der Blogroll meines Blogs. 50 deutschsprachige Buchblogs, die ich sehr mag, habe ich hier gesammelt. Weitere Favoriten: Every Day is like Wednesday pedantische, aber kluge Comic- und Filmkritiken eines Bibliothekars aus Ohio. Literatur und Feuilleton – ein Gemeinschaftsblog, anfangs als Projekt der Ruhr-Uni Bochum. Meine Lieblings-US-Leserin: Oriana Leckert postet tolle Kritiken auf Goodreads. Für SteglitzMind wünsche ich mir Antworten von Andreas Dutter – meinem Lieblings-BookTuber.

Ich freue mich, dass es doch noch geklappt hat. Danke Stefan. Auch dafür, dass du mit Andreas Dutter einen BookTuber empfiehlst. Und wer jetzt noch mehr mag, dem sei das von dir empfohlen:

SteglitzMind stellt Anubis mit „Lake Hermanstadt“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Christoph aka Anubis mit dem Blog Lake Hermanstadt etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Frank Böhmert, der unter eben diesem Namen bloggt.

Dein Steckbrief in Stichworten…

Außerhalb des Internets heiße ich Christoph Jarosch. Seit ein paar Jahren wohne ich in Hamburg (davor war es Buenos Aires, davor verschiedene Städtchen in Hessen). Am Wochenende bin ich meist in Rostock zu finden, denn dort lebt der Mensch, mit dem ich Glückspilz verheiratet bin. Ich studiere Theologie, nachdem ich zuvor eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht habe. Und ich lese viel.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Vor fünf Jahren habe ich angefangen. Nach einer Weile kam Eosphoros dazu, der ebenfalls auf Lake Hermanstadt schreibt. Als ich Anfang 2009 auf die Idee kam, ein Blog anzulegen (und es nach dem imaginären Karpatengewässer zu benennen, an dessen Ufer sich laut Stokers Roman die Universität befand, an der Graf Dracula studierte), fiel die Wahl für Blogger als Plattform eher zufällig. Blogger erschien mir leicht zu bedienen. Heute würde ich mich – um unabhängiger zu sein und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu haben – sicherlich anders entscheiden.

Christoph aka Anubis © privat

Christoph aka Anubis © privat

Ich schreibe über Literatur, weil es das Thema ist, über das ich mich am liebsten äußere. Da ich das nicht professionell, sondern zum Vergnügen mache, ist ein Blog das ideale Medium, denn es bringt vergleichsweise wenige Einschränkungen des Ausdrucks und der Themenwahl mit sich (neben denen, die ich mir selber setze). Über meine Lektürevorlieben zu bloggen, ist für mich das Äquivalent zu den persönlichen Bücherregalen, die man manchmal in lange bewohnten Zimmern findet: Man ist bei irgendjemandem zu Besuch und fragt sich, warum die Person einen Band über Gartenbaukunst zwischen Wolfgang Herrndorf und ein zerfleddertes Exemplar von Alice im Wunderland gestellt hat. Die Bücher sind – in ihrer Anordnung im Regal, ihrem Zustand und so weiter – dadurch vereint, dass sie durch die Hände einer bestimmten Person gegangen sind. Büchersammlungen können ein faszinierender Ausdruck von Idiosynkrasie sein. Und noch schöner ist, über sie zu bloggen und andere mit der eigenen Lektüre anzustecken.

Hinzu kommt bei mir noch etwas anderes: Ich bin eher schüchtern und versponnen. Beim Bloggen kann ich meiner polemischen Seite freien Lauf lassen, die ich sonst oft unterdrücke. Dabei heißt Polemik für mich vor allem Parteilichkeit. (Kritik ist eine moralische Sache, wie Walter Benjamin sagte.) Mit Verrissen um des Verreißens willen kann ich dagegen nichts anfangen.

Deine Themenschwerpunkte…

Es geht vor allem um phantastische Literatur, angefangen von der Gothic Romance und dem Kunstmärchen der Romantik bis zur heutigen Fantasy. Aufmerksam werde ich insbesondere dann, wenn Hochliteratur und Genre, Kinder- und Erwachsenenbücher aufeinandertreffen (beispielsweise im Werk von Autorinnen wie Jeanette Winterson und A.S. Byatt). Viele Interessen teile ich mit meinem Mitblogger Eosphoros, daneben haben wir aber auch jeweils eigene Schwerpunkte: Eosphoros rezensiert z.B. gern Hörbücher. Ich schreibe viel über politische Kontroversen innerhalb des Fantasy-Fandoms.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Es treibt mich nicht gerade um, aber: In Deutschland ist jede Literaturdebatte begrüßenswert, die sich nicht darum dreht, dass Walser oder Grass wieder einmal etwas unsagbar Blödes von sich gegeben haben. Oder darum, dass Heidenreich sich über die Bestsellerlisten ereifert. Die Debatte über Realismus und Diversität in der deutschsprachigen Literatur, die zu Beginn des Jahres geführt wurde, fanden viele überflüssig, aber ich habe sie mit Interesse verfolgt.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich verlinke sie auf Twitter und Facebook. Updates im Blog werden auch auf den Seiten von HDRF.de angezeigt, einem Fan-Portal, das u.a. die freie Tolkien-Enzyklopädie Ardapedia betreibt. Beifall und Kritik kommen aber hauptsächlich von Leuten, die Lake Hermanstadt regelmäßig besuchen. Danke dafür.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Glauben, dass die Blogosphäre spätestens morgen die etablierte Presse ersetzt haben wird. Das erinnert mich immer an Leute, die meinen, durch individuelle Konsumentscheidungen das Verhalten von Konzernen ändern zu können.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich finde es wichtig, sich in der Literaturblogszene zu solidarisieren, wenn es zu Mobbing oder verbalen Übergriffen kommt. Es gibt leider mehr als einen Autor, der auf mackerig-aggressive Weise seine Vanity-Press-Veröffentlichungen zu bewerben versucht und dabei ausfällig wird. Dahinter steht natürlich keine Schwierigkeit, die für das Bloggen spezifisch ist, sondern ein gesellschaftliches Problem.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

In eine neue Stadt ziehen und gleich Leute treffen, die mich kennenlernen wollen, weil sie mein Blog lesen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich nehme das Angebot nur an, wenn mich das Buch ohnehin interessiert. Es würde mich schnell langweilen, meine Lektüre auf Neuerscheinungen zu beschränken – und mein Bloggen. Über Genregeschichte, Literaturdebatten und diesen oder jenen Klassiker zu schreiben, macht mir oft mehr Spaß. Trotzdem werden auf Lake Hermanstadt regelmäßig eklektisch ausgewählte Bücher rezensiert.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Die lehne ich ab. Nicht, weil ich selbstpublizierte Titel pauschal für schlecht hielte (ich weiß, dass es da lesenswerte Sachen gibt), sondern weil ich gar nicht allen Angeboten nachkommen könnte. Nur einige selbstpublizierte Titel zu besprechen und andere nicht, fände ich (nicht als Leser, aber als Kritiker) intransparent gegenüber einer Sparte, der vor allem eins fehlt: zuverlässige Kriterien, wann ein Text veröffentlichungswürdig ist und wann nicht. Insofern begrüße ich eine Initiative wie Qindie.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich hätte gerne schon als Kind einen Reader gehabt. Dann hätte ich nicht Nacht für Nacht mit der einen Hand ein Buch und mit der anderen eine funzelnde Taschenlampe umklammern müssen. Hierzu gibt es auch eine Nachricht von Eosphoros: Er liebt das E-Book an sich, wünscht sich aber, dass sie genauso sorgfältig und professionell hergestellt und gestaltet werden wie Printbücher. E-Books voll mit Fehlern sind ein Ärgernis, vor allem wenn man keine Reklamationsansprüche geltend machen kann.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Skalpell und Katzenklaue ist eine schier unerschöpfliche Fundgrube zu Weird Fiction, dem phantastischen Film und vielem mehr. Schade finde ich, dass Golem – Journeys Through the Other Space, ein Blog über Surrealismus und andere interessante Dinge, seit etwa einem Jahr nicht mehr gepflegt wird. Auf Jakobs Blog gibt es scharfsinnig analysierende, brillant geschriebene Rezensionen. Das noch recht neue Epi(b)log von Simone Heller kann ich mir schon jetzt kaum mehr wegdenken aus der deutschsprachigen Blogosphäre. An sie würde ich gerne den Stab weiterreichen. Simone steht auch hinter dem Rezensionsportal Bibliotheka Phantastika, mit einem ebenfalls empfehlenswerten Gemeinschaftsblog.

Danke sehr, schön dass du hier dabei bist.

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Zuletzt stellte sich Frank Duwald mit dandelion | abseitige Literatur vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerin kiyaliest. – Eine Übersicht über die 75 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Frank Duwald mit „dandelion“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Frank Duwald mit dandelion | abseitige Literatur kennen. Vorgeschlagen hatte das Petra Gust-Kazakos, die Philea’s Blog pflegt.

 Dein Steckbrief in Stichworten…

Geboren 1965. Technische Ausbildung. In einem Beruf tätig, der nichts mit Literatur zu tun hat. Schreibe seit ca. dreißig Jahren Buchrezensionen und Artikel, zu prä-Internet-Zeiten erst in Fanzines, dann in eher semi-professionellen und auch kommerziellen Literatur-Magazinen.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit April 2013 mit dandelion. Ich nutze WordPress und habe es nie bereut, diese Wahl getroffen zu haben. WordPress ist sehr intuitiv zu bedienen, bietet viele nützliche Features, und die interne Vernetzung mit anderen Blogs ist einfach ausgezeichnet. War aber purer Zufall, dass ich WordPress genommen habe.

Deine Themenschwerpunkte?

Der alte Untertitel von dandelion – „phantastische Literatur“ – schien für die meisten Leser irreführend zu sein, da oft pure Fantasy etc. dahinter vermutet wurde. Tatsächlich stand für mich dieses Label aber eher für „außergewöhnliche Literatur“. Inzwischen habe ich den Titel in dandelion | abseitige Literatur geändert, womit ich mich sehr viel wohler fühle.

Frank Duwald @ Jana Duwald

Frank Duwald @ Jana Duwald

Mein übergeordneter Themenschwerpunkt ist zunächst: Alles, was ich gern lese. Ich rezensiere in dandelion nur Werke, die ich persönlich für gut erachte, egal, ob sie klassisch oder modern sind und auch egal, ob sie einem bestimmten Genre angehören oder nicht. Solche Kategorisierungen mögen für Verlage und Buchhändler wichtig sein – für mich sind sie es nicht. Für mich gibt es grob gesehen nur die Klassifizierung „gut“ oder „schlecht“. Ebenfalls keine Trennung mache ich in Bezug auf die Erscheinungsform des jeweiligen Textes. Ich rezensiere Romane genauso wie Kurzgeschichten, Erzählungen und Novellen, die in Anthologien, also nicht als eigenständige Publikation, erschienen sind. Für mich macht auch das keinen Unterschied. Die Texte unterscheiden sich erst einmal nur in ihrer Länge. Letztlich zählt auch hier für mich ausschließlich die Qualität.

Für Verrisse ist mir meine ohnehin knappe Freizeit einfach zu schade. Man könnte daher dandelion eher als einen persönlichen Literatur-Empfehlungsblog sehen. Hinter diesem Konzept haben sich natürlich durchaus einzelne Themenschwerpunkte herauskristallisiert. So habe ich ein Faible für viktorianische Literatur, insbesondere die klassische englische Geistergeschichte sowie die gothic novel. Ich liebe diese romantische Stimmung von efeuüberwachsenen Gemäuern. Außerdem ist es mir immer wieder ein großes Vergnügen, den unermesslichen sexuellen Subtext dieser von sexuellen Repressalien gepeinigten Generationen zu entkodieren.

Daneben halte ich verstärkt nach anspruchsvollen Liebesgeschichten Ausschau, was wohl auf das Konto des Romantikers in mir geht. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich die Klassiker den modernen Werken vorziehen. In einem Großteil der zeitgenössischen Literaur fehlt mir die Gemächlichkeit und der Detailreichtum, mit der zunächst einmal in aller Ruhe der Handlungsrahmen und die Charaktere entwickelt werden. Ganz pauschal gesagt sind die Klassiker oft zwar etwas zäher zu lesen als moderne Romane, dafür wirken sie im Kopf und im Herzen aber viel länger nach.

 Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ich bin nicht sehr auf dem Laufenden, was das betrifft. Was aber immer wieder diskutiert wird, ist ja „Buchhandel vs. Amazon“. Ich finde die Idee einer mit Büchern vollgestopften Buchhandlung ja sehr erstrebenswert, und ich unterstütze das, wo ich nur kann. Aber, wenn ich (wie es mir leider schon oft passiert ist) einen wirklich allbekannten Klassiker kaufen möchte, dafür zehn Kilometer zur nächsten Buchhandlung fahren muss, letztendlich ich den Buchhändler berate, nur um zu erfahren, dass das Buch erst noch bestellt werden muss, dann bin ich schon manchmal in der Versuchung bei Amazon aufs Knöpfchen zu drücken und auf den Postboten zu warten…

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Hauptsächlich über die üblichen Kanäle. Facebook bringt mir bei jedem Posting eine konstant kleine Besucherzahl. Eine nachhaltige Wirkung hat für mich die Verlinkung mit anderen Blogs über WordPress. Eigentlich bin ich eher einer, der am liebsten im Hintergrund sein Ding macht, aber ich habe schnell festgestellt, dass man so nicht weiterkommt und es einfach auch keinen Spaß macht, wenn man sich nicht mit Gleichgesinnten austauscht. Ich denke, jeder, der behauptet, ihm sei es egal, wie viele Leser er hat, lügt. Letztlich sind wir in diesem Punkt alle eitel und wollen etwas Anerkennung. Da bietet WordPress ein großartiges Instrumentarium. Ich bin auch in diversen Genre-Foren unterwegs. Die Leser des Horror & Thriller Forums beispielsweise gehören zu meinen treuesten, anspruchsvollsten und tolerantesten Lesern, und dass, obwohl ich diese Genres nur sehr rudimentär streife. – Twitter und diese ganzen Blog-Verzeichnisse bringen dagegen in meinem Fall rein gar nichts.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich glaube, eine der Todsünden des Bloggers ist, zu viel und zu penetrante Werbung für den eigenen Blog zu machen. Wenn man jeden neuen Beitrag in Facebook in zehn Gruppen postet, hat man sehr gute Chancen, ziemlich kurzfristig im Junk-Ordner zu landen. Da ist schon etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Ich selbst habe mir rechtzeitig einiges bei den etablierten Blogs abgeschaut, sonst wäre ich wohl auch in diese Falle getappt.

Ebenfalls nicht empfehlenswert finde ich, sich selbst mit der Jagd auf möglichst viele Follower und Hits zu stressen. Steigende Tendenzen erreicht man sowieso nur durch kontinuierliches Kontaktknüpfen, und mir persönlich sind 20 Follower, von denen ich weiß, dass sie jede meiner Rezensionen wirklich lesen, viel lieber als 200 Follower, die ihre „Neuer Beitrag“-Mails nach einem kurzen Blick sofort löschen. Hier sollte man als Blogger meiner Meinung nach seine eigene Philosophie entwickeln, sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Solange man sich nicht daneben benimmt, sehe ich eigentlich keine Hürden von außen. Hürden spielen sich eher im eigenen Kopf ab. So besteht die Gefahr, dass man sich von den Follower-Zahlen etablierter Blogs einschüchtern lässt. Das gleiche gilt für Kommentare auf Beiträge hin. Während es die bekannten Blogs locker auf durchaus vierzig Kommentare pro Beitrag bringen, muss man sich als Frischling darauf einstellen, dass die ersten Monate möglicherweise nicht ein einziger Kommentar kommt. Da ist einfach eine entspannte Einstellung zum eigenen Blog gefragt. Ich muss mich selbst aber auch immer mal wieder zurück pfeifen und daran erinnern, dass das ein Hobby ist und kein Job, der am Erfolg gemessen wird.

Schwierigkeiten hatte ich bisher nur einmal, als ich für meine Rezension von Dracula in einem Vampir-Forum etwas Werbung in Form eines Links angebracht hatte und plötzlich die gesamte Belegschaft mein Blut wollte. Die Vampire empörten sich öffentlich über mich und meine Dreistigkeit, meinen ersten Beitrag in ihrem Forum für Werbung zu missbrauchen. Interessanterweise gab es keine Möglichkeit, den Account zu löschen. Inzwischen wurde ich verurteilt und in Form einer Account-Sperrung bestraft. Mein Beitrag ist immer noch dort zu lesen – mit gelöschten Links. Auf so etwas kann man wirklich verzichten.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Als mir der dandelion-Leser Jörg Wald schrieb: „Ich kenne wohl niemanden, der Bücher so liebt und dies so herzinnig begründet. Ich glaube, du könntest ein Telefonbuch verzaubernd und leseanregend besprechen…“ Wir sind inzwischen Freunde. So etwas können hundert anonyme Follower nicht toppen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Kam bisher nur durch Autoren vor. In diesem Fall schaue ich mir genauer an, ob das etwas für mich sein könnte und sage entweder „ja“ oder „nein“. Im Normalfall fordere ich selbst ganz gezielt Rezensionsexemplare beim Verlag an. Wenn ich das mache, fühle ich mich allerdings auch irgendwie moralisch verpflichtet, eine Rezension zu schreiben.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Auch hier würde ich jeweils selbst entscheiden wollen, ob ich ein Rezensionsexemplar haben möchte oder nicht.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich habe bisher keinen E-Book-Reader. Für mich wird ein gebundenes Buch immer das Maß der Dinge bleiben. Das Gefühl, ein neues Buch zu öffnen, das Knistern zu hören und den typischen Buchgeruch zu riechen, ist durch keine Technik dieser Welt ersetzbar. Das ist ungefähr so, als würde man sich einen Kunststoff-Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer stellen. Ich finde ein E-Book aber durchaus praktisch, wenn man viel auf Reisen ist oder mit schlechten Lichtverhältnissen zu kämpfen hat. Da ich aber sehr viele lange vergriffene Titel lese und bespreche, macht ein E-Book-Reader für mich einfach keinen Sinn.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Viele viele sehr gute Blogs wurden in anderen Beiträgen schon genannt. Deshalb empfehle ich hier ausschließlich Blogs, die noch nicht genannt wurden. Daher nenne ich: Hauptsache Bücher, Molochronik, Vnicornis, Frank Böhmert und Uwe Voehl – Lieben, leiden, sterben. In dieser Reihe zu Wort kommen sollte kiyaliest.

Danke sehr, Frank. Schön, dass du hier dabei bist.

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Zuletzt stellte sich Frank Böhmert mit seinem gleichnamigen Blog vor. – Eine Übersicht über die 74 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Frank Böhmert mit „Frank Böhmert“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir Frank Böhmert mit seinem gleichnamigen Blog näher kennenlernen sollten, hatte Frank Duwald vorgeschlagen, der das Blog dandelion | phantastische Literatur pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin Autor und Übersetzer, Vater von zwei Söhnen und ansonsten natürlich ein schöner, grundgescheiter, gerade richtig dicker Mann in seinen besten Jahren!

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Frank Böhmert © Ben Eltschig

Frank Böhmert © Ben Eltschig

Oh, ich weiß gar nicht mehr genau, seit wann. Anfang der 2000er Jahre hatte ich mir eine Autorenhomepage eingerichtet; dort Neuigkeiten einzupflegen, war aber umständlich. Also bin ich irgendwann mit „Böhmerts Hasenbrot“ bei Blogspot gestartet – diese Plattform erschien mir am zugänglichsten, und tatsächlich dauerte es keine Stunde, bis ich mit dem ersten Beitrag und einem gefälligen Design online stand. Mit meinem aktuellen Blog Frank Böhmert bin ich seit Herbst 2008 im Netz. Wobei ich alle Beiträge, die älter als drei Jahre sind, lösche. Ich muss ja nicht das Netz vollmüllen.

Wieso, weshalb, warum ich blogge? Na, ich habe schon als Zwanzigjähriger fotokopierte Rundbriefe verschickt, an ein paar Dutzend Leute. In denen standen interessante Fundstücke, Gedanken zu Büchern, Musik, Filmen und Erlebnissen, hauptsächlich Eigenes, aber auch Beiträge von Freunden. Aus Lust am Mitteilen, sage ich also mal. Aus Lust, mein Netzwerk von fitten, frechen Leuten zusammenzuhalten.

Deine Themenschwerpunkte …

Eigentlich ist mein Blog schlicht meine Reklametafel als Autor und Übersetzer. Noch eigentlicher aber bin ich seit meinem fünften Lebensjahr eine Leseratte, und ich erzähle immer gern davon, wenn ich ein tolles Buch aufgetan habe. Dabei sind mir Genrezuordnungen und die Kategorien E und U völlig egal.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Derzeit – dieses Wort passt bei mir nicht. Ich gebe mir keine Mühe, aktuell zu sein. Die meisten Bücher, die ich vorstelle, haben schon Jahre oder Jahrzehnte auf dem Buckel. Mein Blog bildet einfach mein Leseverhalten ab.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Gar nicht. Ich bin still und schreibe meine zwei, drei Einträge pro Arbeitswoche. Der Rest ergibt sich von allein – oder eben nicht.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich halte nicht viel von Wutreden, von selbstdarstellerischer Schnappatmung, von Spott und Hohn. Die bringen zwar Klicks, aber sie machen die Welt zu einem schlechteren Ort. Ich übe mich lieber im Lob des Guten, wie die Buddhisten das nennen. Meistens gelingt mir das.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Keine spezifischen Hürden. Wie bei jedem Handwerk gilt es zu üben und dranzubleiben. Wie bei jeder geselligen Runde zuhause gilt es, für eine angenehme Stimmung zu sorgen und eventuell auch mal einen Gast, der sich nicht benehmen kann, hinauszuwerfen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Wenn sich plötzlich große Kollegen in den Kommentaren oder per Mail melden, ist das toll – Andreas Eschbach und Thor Kunkel fallen mir da ein. Oder wenn ich über einen halb vergessenen Autor schreibe, dass ich von dem definitiv noch mehr lesen werde – und wenig später bekomme ich ein paar Titel von einem Blogleser geschenkt, der sie schon lange in gute Hände abgeben wollte.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Lehne ich ab. Nichts gegen geschenkte Bücher, siehe oben. Aber ich folge bei der Lektüre schlicht meiner Laune, und niemandem ist damit gedient, dass ich seine Neuerscheinung vielleicht nach anderthalb Jahren dann mal bespreche.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Lehne ich ebenso ab. Ich bin kein Rezensionsdienst, ich bin kein Bücherabstauber, ich bin höchstens ein Vergessene-Bücher-Entstauber …

 Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich besitze einen Reader, nämlich für diejenigen Titel, die nicht als Printbuch rauskommen. So viel Anpassung muss für dieses Papierfresserchen hier schon sein.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ein ganz, ganz feines Blog zu allgemeiner Fantastik und abseitigen Stoffen ist die molochronik. Der klassischen Fantastik widmet sich Frank Duwald mit seinem dandelion. Ein kleines, feines Blog. Jakob Schmidt, einer der Macher der Berliner Buchhandlung Otherland, bespricht in Jakobs Blog hauptsächlich Neuerscheinungen im Bereich Science Fiction und Fantasy. Und dann gibt es noch Anubis mit seinem Lake Hermanstadt. Ein ausdrücklich politisches Blog mit sehr ausführlichen, argumentativ starken Artikeln zur Fantastik in Buch und Film, unaufgeregt und immer wieder für einen neuen Gedanken gut. An Anubis möchte ich auch gern den Stab weiterreichen!

Danke sehr…

Na, Gesine, hab du auch vielen Dank für diese Einladung! Frank.

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Zuletzt stellte sich in der Gesprächsreihe mit bibliophilen Bloggern Wolfgang Schiffer mit Wortspiele vor. – Eine Übersicht über die 73 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Wolfgang Schiffer mit „Wortspiele – ein literarisches Blog“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Wolfgang Schiffer und dessen Blog Wortspiele etwas näher kennen. Vorgeschlagen hatte das Leo, der Leo’s Literarische Landkarten pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren am Niederrhein, in einem Dorf, das nach einigen Jahren zur Kleinstadt mutierte. Aus Mangelerfahrung frühes Interesse an Literatur – und eigenem Schreiben. Entsprechendes Studium, danach als Freiberufler erste Publikationen von Prosa, Hörspielen etc.; dann für annähernd 35 Jahre (parallel) als Dramaturg, später leitender Redakteur im öffentlich-rechtlichen Radio tätig.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Wolfgang Schiffers analoges Arbeitszimmer © privat

Wolfgang Schiffers analoges Arbeitszimmer © privat

Der erste Beitrag in den Wortspielen datiert auf den 13. April 2013, aber es wäre vermessen, hier bereits von einem eigenen Beitrag in „meinem“ Blog zu sprechen. Dass ich bei WordPress (und das erklärt auch, warum ich diese Plattform nutze) überhaupt aktiv geworden bin, ist eher einem Akt der Überrumpelung geschuldet.

Nach einer Lesung saß ich noch mit einigen Freunden bei mir zuhause, darunter auch mein heutiger Freund Gunnar Sohn, dessen Bekanntschaft ich erst kurz zuvor gemacht hatte… Man sprach u. a. über Alt-68er und Neu-68er, über die zunehmenden digitalen Herausforderungen (denen ich mich stets zu entziehen versucht hatte, denn ich bin in der „Tiefe meiner Seele“ ein „analoger“ Mensch…) und über den Nutzen einer persönlichen Webseite für einen Autor… Vielleicht lag es ein wenig am getrunkenen Malt-Whisky, dass ich vollmundig verkündete, eine solche Seite nicht zu brauchen!
Zwei Tage später rief besagter Freund mich an und sagte, jetzt habe ich eine Webseite – aber die sei aktiv! In anderen Worten: er hat die „Wortspiele“ für mich aufgesetzt und sogleich auch einige Beiträge, Aufzeichnungen von meinen eigenen Literatur-Veranstaltungen, eingestellt. Über einige Lernschritte (vor allem: wie ändere oder lösche ich gar?) habe ich dann Gefallen an diesem Tool gefunden und bin ich zum Erstellen eigener Beiträge gekommen.

Warum ich blogge? Schwer zu sagen… Ich denke, es ist nach der jahrelangen (hauptberuflichen) Beschäftigung mit Manuskripten und Büchern das Vergnügen, mich auch jetzt, im bereits höheren Alter, noch vermittelnd (und zumindest halb-öffentlich) mit Literatur beschäftigen können, ohne auf die Publikationsmöglichkeiten oder gar Wohlwollen von Feuilleton-Redakteurinnen und –Redakteuren angewiesen zu sein.

Deine Themenschwerpunkte …

Mein erster eigener Beitrag (30. Mai 2013) zum Tod eines Freundes, des Lyrikers Baldur Óskarsson, macht dies bereits deutlich: es ist vor allem die zeitgenössische Literatur Islands, und hier insbesondere die Dichtung, die auf dieser Insel entstanden ist und weiterhin geschrieben wird. Island fühle ich mich seit vielen Jahren, noch als seine moderne Literatur hierzulande weitgehend eine „terra inkognita“ war, verbunden. Inzwischen ist sie dies, nicht zuletzt nach dem literarischen Ehrengastauftritt „Sagenhaftes Island“ auf der Frankfurter Buchmesse 2011, natürlich längst nicht mehr – aber ich denke, es kann nicht schaden, das Bewusstsein hierfür weiterhin wach zu halten…
Darüber hinaus gilt mein Interesse natürlich auch anderen Literaturen (jenseits des Bestseller-Stroms), deutschsprachigen wie internationalen, literarischen Veranstaltungen und dem literarisch-akustischen Genre wie Hörspiel oder Hörbuch… Kurz, es gilt dem, was mir auf- und gefällt!

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die zunehmende Abnahme guter Feuilletons und die Geschwindigkeit, mit der Bücher für den „Markt“ an Bedeutung verlieren. Ich zitiere gerne immer wieder Arno Schmidt: „Wenn ein neues Buch erscheint, lies Du ein altes!“

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Eigentlich mit wenig speziellen „Maßnahmen“… Natürlich versuche ich, durch halbwegs kontinuierlich veröffentlichte Beiträge das Interesse meiner Stamm-Leserinnen und –Leser aufrecht zu halten, und dank eines meiner Söhne sind die „Wortspiele“ seit Anfang dieses Jahres auch auf Facebook gespiegelt… Mehr geschieht nicht – es sei denn, dass Deine Einladung zu dieser Vorstellung mich plötzlich in die Blog-Charts hebt!

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Verrisse aussprechen! Jedes Buch verdient ein behutsames Handauflegen, das sowohl Stärken wie Schwächen auslotet… Und wenn man für sich erstere (und das gibt´s leider auch…) partout nicht finden kann, warum dies dann überhaupt kundtun? Das tun doch „offizielle“ Kritiker schon zur Genüge.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich weiß es nicht. Die stellen sich wohl jedem Blogger individuell – technisch: je nach Aufwand, den man betreibt – mental: je nach Zeit, die man bereit und in der Lage ist, in sein Blog zu „investieren“…

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Der Kommentar einer Leserin, durch meinen Beitrag auf einen bestimmten Autor überhaupt erst aufmerksam geworden zu sein und sein Werk nun mit Vergnügen zu lesen!

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das geschieht so gut wie nie! Ich wähle selbst. Und wenn es doch geschehen sollte – siehe oben: das Angebotene muss mich interessieren, muss mir gefallen!

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Dito! Und falls doch, erkundige ich mich nach den Gründen! Es gibt Autoren (wie zum Beispiel der verdiente Stefan Schütz, dessen selbstverlegten Roman „Beelzebub I – V“ ich in meinem Blog berücksichtig habe), die schlichtweg keinen Verlag mehr gefunden haben. Auch solche Fälle treiben mich im derzeitigen Literaturbetrieb um…

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Hier bietet sich eine Wiederholung an: ich bin in der „Tiefe meiner Seele“ ein „analoger“ Mensch… Nichts kann mir den Geruch von bedrucktem Papier und dessen Geräusch beim Blättern ersetzen!

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Da ich wohl selbst bei objektiver Betrachtung eher noch als Blog-Newcomer gelte und von daher auch noch nicht sehr weit vernetzt bin, fallen mir, offen gestanden, nur einige ein, die in Deiner Interview-Reihe natürlich längst vorgestellt wurden! Aber meine „Geschichte“ legt es natürlich nahe, dass ich den Blogger empfehle, dem ich mein eigenes Blog-Vergnügen verdanke: Gunnar Sohn. Als diplomierter Volkswirt gelten seine Beiträge zwar häufig Themen wie Umwelt, Informationstechnik, Telekommunikation, Wirtschaftspolitik, Medien usw., doch als „Themen-Kolibri, der keine ‚Meise‘ bekommen will“, wie er sich selber charakterisiert, finden sich unter seinen Posts dezidiert auch viele zu Kultur und Literatur. Sein Haupt-Blog ist Ich sag mal.

Ich freue mich, dass du dabei bist. Und, wie ich meine, eine überfällige Empfehlung. Danke sehr, auch dafür.

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Zuletzt stellte sich Leo mit Leo’s Literarische Landkarten vor. – Eine Übersicht über die 72 Blogger und Bloggerinnen, die bislang Rede und Antwort standen, und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

SteglitzMind stellt Daniel Ludwig mit „Mein Lesesessel“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute lernen wir Daniel Ludwig etwas näher kennen, der Mein Lesesessel pflegt. Vorgeschlagen hatte das Markus Kolbeck von der Leipziger Bücherlei.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ein Bibliophile wie aus dem Lehrbuch. Leidenschaftlicher Bücherarchäologe und Leser von Werken, die längst vergessen sind. Sammler von alten Computern. Geschäftsführer einer GmbH für IT Consulting. Vater, Ehemann, Gärtner und Rennradler. Tee- und Weintrinker. Fernsehhasser. Fotograf. Liebhaber alter Ohrensessel.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Die ersten Gehversuche habe ich mit einem selbstgeschriebenen CMS namens Akeron gemacht. Irgendwann wurde mir die Wartung zu doof und der Server krachte natürlich ab. Ohne Backup. Über Joomla bin ich anschließend zum WordPress gekommen, welches auf einem der von mir betriebenen Server läuft. Dieser Blog läuft seit etwa Ende 2012. Ich blogge eigentlich nur deswegen, weil ich gern über Bücher und verbundene Themen rede. Leider gibt es nur wenige Menschen in meinem Umfeld, die auf der gleichen Wellenlänge sind wie ich, daher gebe ich meiner Redelust Auslauf, indem ich sie bloggen lasse.

Deine Themenschwerpunkte …

Bücher. Bücher. Bücher. Idealerweise solche, deren Autoren längst zur Staub zerfallen sind. Entdeckungen in Antiquariaten, an die sich niemand erinnert. Aber auch die Verbindung des Lesens mit gehobener Lebenskultur: welcher Wein passt zu welchem Buch? Kunst und Malerei mit Büchern als Sujet. Im Focus liegen auch Kuriositäten wie Bücher aus Menschenhaut, alte Bibliotheken und Menschen, die für Bücher gemordet haben.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Um ehrlich zu sein, nicht wirklich viel. Schon seit langem kümmere ich mich recht wenig darüber, was aktuell angesagt ist, sondern gehe meinen eigenen Weg. Literaturpresse, Foren und Blogs lese ich eigentlich nur, um mir paar neue Empfehlungen einzuhandeln, oder weil mir deren Still gefällt. Ich lese das, was mir gefällt. Der sogenannte Literaturbetrieb interessiert mich wenig.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Der Blog entstammt meiner Lust zum Plaudern über Bücher. Ob es jemand tatsächlich liest (oder nicht) tut dem keinen Abbruch. Es ist natürlich schön, Lesezuschriften zu bekommen, aber auch ohne diese würde ich schreiben. Daher bleibt es eigentlich bei Facebookeinträgen und Twitter, was ich vor kurzem für mich entdeckt habe. Darüber hinaus poste ich hin und wieder in einzelnen Bücherforen oder kommentiere, wenn auch selten mangels Zeit, andere Blogs.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Sich nicht so ernst nehmen. Niemand von uns hat ein Monopol für die Wahrheit. Nicht jeder, der mit unserer Meinung nicht übereinstimmt, ist gleich ein Teufel. Als Blogger sollte man sich häufig mehr Höflichkeit aneignen. Wenn sich schon jemand die Mühe macht, unseren Text zu lesen, sollte er etwas respektvoller behandelt werden, als so mancher es mit seinem Publikum tut. Auch dann, wenn man gerade einen stressigen Tag hinter sich hat oder der Kommentar nicht so positiv ausfällt: Höflichkeit ist das Gebot!

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Die Zeit, ach, die leidige Zeit. Wieso hat ein Tag keine vierzig Stunden? Als Unternehmer, Familienvater und jemand mit vielen anderen Interessen fällt es häufig schwer, Zeit zu finden, um vernünftige Blogeinträge zu schreiben. Spätestens dann, wenn ein Release beim Kunden ansteht oder der Sohn krankt, wird es richtig schwer, Zeit zu finden, um überhaupt ein Buch in die Hand zu nehmen. Geschweige denn, darüber zu schreiben.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Als Blogger weniger. Aber ich betreibe noch eine zweite Seite, Computermuseum Lorsch, welche sich meiner zweiten Leidenschaft widmet: dem Sammeln von alten Computern. Da fand zufälligerweise tatsächlich ein Arbeitskollege diese Seite, rief mich an und schenkte mir einen Tandy Radio Shack 80 Model 1, den aller ersten Heimrechner, der fertig gebaut ausgeliefert wurde. Einfach so, damit er nicht verschrottet wird. Oh, selig sind die Glücklichen, die einen TRS 80 in ihren Regalen wissen!

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

der Lesesessel © Daniel Ludwig

der Lesesessel © Daniel Ludwig

Mein Blog ist schon etwas spezifisch, was mein angeht. Die meisten Autoren und Verlage, deren Bücher ich beschreibe, sind seit 50 Jahren tot. Da ist es schwer, von ihnen Rezensionsanfragen zu bekommen…

Grundsätzlich stehe ich dieser Praxis etwas skeptisch gegenüber. So manche Anfrage, die mich erreichte, scheint aus dem Schrottflinten-Bereich zu kommen: man schreibt einfach alle bekannten Blogs an, irgendeiner wird schon was Positives darüber schreiben. Wieso sollte ich ein Buch über die lesbische Liebe zweier Sekretärinnen beschreiben, die sich ihrer Neigung bewusst werden? Oder, als bekennender naturwissenschaftlich interessierter Hobbyforscher das neueste Esoterikbuch über die Wirkung von Erdstrahlen (Blödsinn)? Würde man sich nur wenig mit meinem Blog auseinandersetzen, wäre schnell klar, wie unpassend diese Themen für mich sind.

Darüber hinaus ist mir stets etwas unbehaglich zumute, zu rezensieren. Wenn mir schon jemand was schenkt, sehe ich mich verpflichtet, das Buch auch tatsächlich zu lesen, selbst dann, wenn es mich nicht interessiert. Meine angeborene Höflichkeit macht es mir ebenso schwer, dieses Buch anschließend negativ zu bewerten, während ich bei einem gekauften Exemplar keinerlei Hemmungen hätte und es verreißen würde. Es ist schon passiert, dass ich Rezensionsexemplare zurückgeschickt habe mit der Entschuldigung, es nicht beschreiben zu wollen, weil es zu grottenschlecht ist.

Bisher hat es übrigens kein Rezensionsexemplar in meine Top Ten geschafft…

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Warum nicht? Gefällt mir das Buch, beschreibe ich es gern. Ich mache keinen Unterschied zwischen Hemingway, Tolstoi und Frau Müller oder Herrn Schmidt. Gut und mit Leidenschaft geschrieben ist mir viel lieber als Stangenware. Ist es jedoch lausig und langweilig, geht es postwendend an den Autor zurück mit der Bitte, mich künftig davon zu verschonen.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Auf Geschäftsreisen und im Urlaub liebe ich meinen Kindle. Ist man mit einem Kind unterwegs oder hat eine Marathonwoche mit vielen Hotels und Konferenzen vor sich, lernt man schnell, jedes Kilo zu schätzen. Ich lese schnell. Früher war ich spätestens gegen Ende der ersten Urlaubswoche auf der Suche nach neuen Lesequellen, während die ausgelesenen Bücher im Hotel oder unter Mitreisenden sich breit machten. Seitdem ich den Kindle habe, begleitet er mich stets überall, randvoll gefüllt mit Klassikern und Thrillern. Die letzten lese ich sowieso nur einmal, so nehmen sie danach wenigstens keinen Platz in meinen Regalen und ich habe keine Mühe mehr damit, sie weiter zu verschenken.

Daheim jedoch verschwindet der Kindle in der Schublade und staubt vor sich hin. Lesen daheim heißt für mich: Chesterfield Ohrensessel, Tasse Tee und ein Papierbuch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Wie ich sehe, hast Du die meisten Blogs, welche ich gern lese, bereits aufgeführt? So viel bleibt da leider nicht mehr übrig. Aber ich versuche es dennoch. Wie wäre es mit dem Blog von Jarg? Ich mag sehr diese privaten Blogs, deren Autoren sich wenig darum kümmern, was gerade angesagt ist, sondern schreiben, was ihnen an der Seele liegt.)

Hatten wir…

Dann vielleicht Leopolds Leselampe – Geographie in Texten und Bildern. Empfehlen möchte ich außerdem die beiden ungewöhnlichen Tumblr-Blogs Lesestunde und The Bibliophile.

Danke sehr, Daniel. Ich freue mich, dass du dabei bist.

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Zuletzt stellte sich Markus Kolbeck mit der Leipziger Bücherlei vor. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

 

 

 

 

 

SteglitzMind stellt Markus Kolbeck mit „Leipziger Bücherlei“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

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Es ist inzwischen über ein Jahr her, dass Oliver Gassner, der das Blog Literaturwelt koordiniert, Markus Kolbeck mit Leipziger Bücherlei ins Spiel brachte. Umso mehr freue ich mich, dass heute wird, was so lange währte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geburtenstarker Jahrgang 1966. Gelernter Koch, Abitur an einem besonderen Studienkolleg (Norbertinum) nachgeholt. Seit 1989 als examinierter Krankenpfleger im stationären Bereich. Leipziger durch und durch.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Markus Kolbeck @ privat

Markus Kolbeck @ privat

Seitdem ich im Internet bin, spielen dabei Bücher und Literatur eine zentrale Rolle. 1995 begann mein virtuelles Dasein wie bei einigen anderen hier interviewten Bloggern im und mit dem Usenet – in der Büchergruppe de.rec.buecher, der ich über viele Jahre treu blieb. Von Anfang an fand ich Gefallen daran, nicht nur zu diskutieren, sondern das Leben mit Büchern in seinen vielen Facetten auch zu vermitteln, andere zu den Plätzen im Netz zu führen, die auch ich gefunden habe. Daraus entstand auf Drängen anderer User im Juli 1996 meine Webseite „Bibliomaniac List“, die dem entsprach und katalogartig literarische Netzinhalte verlinkte und die später in „Leipziger Bücherlei“ (Wortbildung aus der hiesigen Spezialität „Leipziger Allerlei“ und „Bücher“) umbenannt wurde. Im April 2001 begann ich tagebuchartig zu schreiben, was wenig später als Weblog betitelt wurde. Nach vielen Versuchen mit Bloghostern (Antville, Twoday, Posterous, WordPress usw.) beschränke ich mich seit ein paar Jahren wieder darauf, mein Bücherleben allein durch die Webseite zu präsentieren.

Deine Themenschwerpunkte …

Der Fokus liegt eindeutig auf dem, was man als Lesefrüchte bezeichnen kann. Was mir inhaltlich und sprachlich auffällt und gefällt, was originell, beeindruckend oder skurril ist, wird gesammelt.
Da ich mich immer wieder gerne als Bibliomane geriere, spielen alle damit zusammenhängenden Aspekte nach wie vor eine Rolle. So werden Bilder, Texte und Videos verlinkt, welche die Bücherleidenschaft konkretisieren. Besonderes Augenmerk gilt dem Akt des Lesens und der Zukunft des Buches.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Mit dem Literaturbetrieb habe ich nichts zu tun. Hin und wieder hänge ich mich bei besonderen Aufregern mit hinein. Ich erinnere an die Debatten um Günter Grass, Martin Walser oder jüngst die durch Maxim Biller ausgelöste um Literatur von Autoren mit Migrationshintergrund.

Wie machst du das Blog und deine Beiträge bekannt?

Dies wechselt immer wieder. Mal durch Twitter, Facebook, mal durch das Klassikerforum.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

In seinem Blog sollte er natürlich tun und walten, wie er mag. Selbst das kleinste und spezialisierteste Blog wird seine treuen Leser finden, sofern man den großen Atem hat, einigermaßen durchhält und regelmäßig postet. Penetrante Eigenwerbung in fremden Gefilden ist ungut und unbedingt zu meiden.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Die deutsche Blogosphäre, so unken viele, habe ihren Zenit hinter sich. Umso hartnäckiger sollten Anfänger bleiben. Reichlich in anderen Blogs kommentieren, viel loben, dann knüpft man virtuelle Beziehungen, die oft über Jahre und Jahrzehnte halten.
Probleme entstanden für mich anfangs daraus, dass ein gewisses technisches Grundverständnis vonnöten ist, wenn man zum Beispiel ein eigenes CMS aufsetzen will, woran ich immer scheiterte. Auch die leidige Fragen der Archivierung oder Datenmigration, wenn man umziehen will. Technischer Schnickschnack, mit dem ich mich nicht belasten konnte und wollte.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Wenn man von Menschen, z.B. Schriftstellern, die man selbst bewundert und verehrt, wahrgenommen wird, wenn sich ein Austausch herstellt. Dass mich vor Jahren Florian Felix Weyh für das Erlanger Poetenfest zu einer Podiusmdiskussion zum Thema „Leseglück“ eingeladen hatte, freute mich sehr. „Geadelt“ wurden Oliver Gassner und ich bereits 1997, als wir von der Wochenzeitung der ZEIT und IBM im Rahmen des damals ausgelobten Internet-Literaturwettbewerbes für unser Bemühen ausgezeichnet worden waren, Literatur durch das Internet zu vermitteln.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Davor bin ich glücklicherweise gänzlich verschont.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn euch Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Auch diesbezüglich habe ich als kleiner, mit Eigenarten behafteter Blogger Ruhe. Prominentere Literaturmenschen müssen hierbei sicher Grenzen setzen. Lebenszeit ist Lesezeit und bekanntlich begrenzt.

Wie hältst du es dem E-Book?

Die Gretchenfrage des Bibliomanen. Seit zwei Jahren lese ich viel auf dem Kindle, klinke Totes-Holz-Literatur jedoch nicht aus, sondern teile mich – je nach Angebot: Klassiker auf den Schirm, Neues eher auf Gutenbergs bewährte Art. All die Vorzüge, die dem guten alten Papierbuch immer wieder attestiert werden, genieße ich, halte sie aber nicht für schlagkräftig, wenn es darum geht, etwas zu seiner Zukunft zu orakeln.
Heute und in naher Zukunft Geborene werden selbstverständlich Texte elektronisch lesen.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Leider sind alle Blogger in meiner Blogroll schon befragt. Ein Pluspunkt für deinen Spürsinn und die gute Vernetzung der Litblogger untereinander. Ein großes Bedauern auch, dass Liisa mit ihrem Litblog pausiert. Sie bewunderte ich stets. Vielleicht lassen sich Cornelie Müller-Gödecke mit ihrem Avantart Lese-Buch oder Daniel Ludwig mit Mein Lesesessel oder Hanjo Iwanowitsch mit ats20.de Ein Blog zu einem Gespräch überreden?

Ich tue mein Bestes. Danke, dass du nun – endlich – auch dabei bist!

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Zuletzt stellte sich Vero Nefas mit Drei Groschen Poesie vor. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

 

 

SteglitzMind stellt Vero Nefas mit „Drei Groschen Poesie“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Melanie Döring von bookrecession hatte vorgeschlagen, dass wir Vero Nefas etwas näher kennenlernen sollten, die das Blog Drei Groschen Poesie pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten…

Vero Nefas, 29 Jahre alt, alleinerziehende Mama einer ganz bezaubernden, literaturbegeisterten Tochter, berufstätig, buchverrückt, Single.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Vero Nefas mit... @ privat

Vero Nefas mit… @ privat

Ich blogge seit Anfang 2012, genauer gesagt seit dem 22.2.12 (Die eine freche 1 hat sich einfach in das schöne Datum geschlichen 😉 ) Aber eigentlich war das alles gar nicht geplant. Ich habe über Facebook damals recht zeitgleich zwei Testlese-Bücher gewonnen und dann stand ich da, mit meinen ersten beiden Rezensionen und wusste nicht wohin damit. Für Amazon waren sie mir zu schade, auf Lovelybooks war ich damals noch nicht aktiv und so habe ich kurzerhand einen Blog gegründet (zuerst noch bei Blogspot getestet. Mich dort nicht wirklich wohl gefühlt, daher dann am besagten 22.2. zu WordPress gewechselt), einen irgendwie griffigen Namen gesucht und dann war ich geboren: Vero Nefas und die Drei Groschen Poesie waren zum Leben erweckt und sind seither ein nicht unbedeutender Teil von mir.

Deine Themenschwerpunkte …

Mein Themenschwerpunkt: Alles Rund ums Buch. Nein, im Ernst. Ich lese alles was mir gefällt, bespreche Bücher wie mir der Sinn danach steht und blogge vor allem gerne über Lesungen, Messen und andere Literatur-Veranstaltungen. Gerade meine Event-Berichte erfreuen sich großer Beliebtheit. Manchmal spreche ich auch einfach Themen an, die mich interessieren, aber im Großen und Ganzen geht es immer irgendwie um meine Leidenschaft: Bücher.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Eine schwierige Frage, weil ich gar nicht genau weiß wie ich sie zu verstehen habe. Aber es gibt durchaus ein paar Dinge, die mich eher wenig begeistern können. z.B. der aktuelle Trend, dass man ein Buch, das sich gut verkauft, von allen Seiten versucht zu kopieren und im Endeffekt dann ein und die selbe Geschichte hundertmal erzählt wird. Als Beispiel dient mir dazu das, was aktuell so unter „Fantasy“ läuft: Junges Mädchen findet durch Zufall heraus, dass sie Fee/Elfe/anderes magisches Wesen ist und ihr Reich vor dem Untergang retten muss. Dabei verliebt sie sich in den Prinzen und nach diversen (und unbedingt notwendigen) Irrungen und Wirrungen finden sie am Ende zusammen. Ja, die Story hatte durchaus mal ihren Reiz – aber halt nicht, wenn sie zum 150 mal mit wechselnden Protagonisten erzählt wird. Von Glitzervampiren oder Pseudo-erotischen Romanen will ich jetzt gar nicht erst reden.

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Ein anderes Problem sehe ich darin, dass man versucht Bücher – vor allem bei Thrillern fällt mir das vermehrt auf – als etwas auszugeben, was sie nicht sind. Man verspricht rasante Unterhaltung, promotet ein Buch mit riesigen Mitteln und am Ende liest der Käufer zwar ein im Prinzip sehr, sehr gutes Buch, an das er aber völlig andere Erwartungen hatte und weswegen der geneigte Einheitsbreileser natürlich enttäuscht ist und das Buch verreißt. So geschehen z.B. bei Gone Girl von Gillian Flynn. Ein wunderbarer, hochintelligenter Roman und eine wirklich gigantische Kampagne, die aber halt leider absolut nichts mit dem Buch zu tun hatte. Die Werbestrategie für das Buch versprach Serienmörder, viel Gewalt und Blut. Nichts davon findet man im Buch. Es wurde so promotet, dass sich der geneigte Fitze Leser (Ich führe ihn hier einfach mal als erfolgreichsten Deutschen Thriller Autoren ins Feld) angesprochen fühlt. Aber dieser Roman hat mit einem typischen Psychothriller null Komma nix zu tun, obwohl es einer der besten und raffiniertesten Romane ist, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Und das passiert einfach immer häufiger – eine gute Geschichte wird der Stempel „Thriller“ geklebt, nur damit es sich besser verkauft und am Ende sind alle enttäuscht, weil viele nur ihre Erwartungen erfüllt sehen wollen, statt offen zu sein für neue Entdeckungen.

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Also eigentlich ärgere ich mich diesbezüglich gleichermaßen über Leser und Verlage: über die Verlage, weil sie die immer gleiche Massen-Einheits-Ware produzieren und über den Leser, weil er so langweilig und fad ist, und genau das auch noch haben will.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Eigentlich gar nicht – ich teile jeden Beitrag auf meiner Facebookseite und dem zugehörigen Twitter-Account und das war’s eigentlich. Manchmal sind dann eben Autoren, Verlage oder andere Blogger so nett und teilen mich weiter, wenn ihnen gefällt, was ich mache, und darüber kommen neue Leser hinzu. Aber um ehrlich zu sein blogge ich nicht, um bekannt zu werden – auch wenn das ein wirklich netter Nebeneffekt ist. Ich mache das, weil es mir Spaß macht zu schreiben, zu erzählen und meine Meinung zu Büchern zu „Papier“ zu bringen. Und es freut mich natürlich, wenn ich damit den ein oder anderen begeistern kann.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Oh weh, da gibt es so vieles. Angefangen mit der Bettelei um Rezensionsexemplare bis hin zu Neidattacken und Intrigen gegen andere Blogger oder sogar Autoren. Aber vor allem sollte er sich selbst nicht so wichtig nehmen. Mein Rat an andere Blogger: Macht euer Ding, schaut nicht immer wie andere es machen oder wie ihr besser sein könntet als andere, sondern bloggt wie es euch Spaß macht. In erster Linie geht es doch um Bücher und nicht darum, sich selbst zu präsentieren. Oder?

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Schwierigkeiten? Mal abgesehen vom anfänglichen Reinfinden in die Technik, eigentlich keine, außer, dass es manchmal nicht ganz nette Gerüchte über einen gibt, nur weil man ein bisschen Erfolg hat. Das ist schade, denn eigentlich sollte Bloggen ein Hobby sein, das allen Spaß macht und kein Konkurrenzkampf. Aber es wird immer Leute geben, die anderen nichts gönnen können und, ich gebe zu, manchmal ärgere ich mich auch, wenn besonders unsympathische Blogger Erfolg haben, weil ich es natürlich einfach den richtig lieben und netten Menschen viel eher wünschen würde. Aber hey, man kann sich über sowas auch einfach im stillen Kämmerchen ärgern, ohne über andere öffentlich herzuziehen. Und ein bisschen „Neid“ ist, glaube ich, sehr menschlich. Daher stehe ich auch voll dazu: Wenn jemand unverdient etwas bekommt bin ich durchaus missgünstig, oder wenn sich jemand durch Lügen und Intrigen Erfolge erschleicht. Wenn sich jemand Erfolg erarbeitet oder einfach Glück gehabt hat, dann gönne ich das von Herzen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Buchmessen, wenn einen einfach jeder erkennt. Das ist klasse, surreal und wahnsinnig witzig. Manchmal fühlt man sich schon ein bisschen wie ein kleiner Star, wenn man angesprochen wird und die Leute Fotos mit einem machen wollen. *Lach* Aber es ist vor allem schön, weil man so viele gleichgesinnte, wunderbare Menschen kennen lernen kann, die die gleiche Leidenschaft haben wie man selbst.
Im Moment z.B. steht es noch in den Sternen, ob ich nach Frankfurt fahren kann und es ist einfach schön, wenn viele Menschen darauf mit einem „Oh nein, Vero! Frankfurt ohne dich, das geht gar nicht!“ reagieren. Ich hatte keine unbedingt schöne Schulzeit, will heißen: Ich war nie sehr beliebt. Und es tut so unglaublich gut, wenn einen Menschen gern haben 🙂

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das passiert tatsächlich sehr häufig, meistens jedoch lehne ich ab, bzw. lasse – aufgrund der Menge an Mails – die Anfragen unbeantwortet. Das erscheint zwar unhöflich, aber mir fehlt einfach die Zeit auf jede Mail zu antworten und 20 Bücher in der Woche könnte ich sowieso nicht lesen. Außerdem soll Lesen Spaß machen – ich möchte lesen können was ich will und wann ich es will. Außer natürlich ich bekomme ein Buch angeboten, das sowieso ganz weit oben auf meiner Wunschliste steht. Dann freue ich mich darüber, dass ich mir gelegentlich ein paar Euro spare. Schließlich kaufe ich mindestens fünf bis sechs Bücher im Monat.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Diese Anfragen lehne ich mittlerweile, aufgrund einiger negativer Erfahrungen, generell ab. WENN ich wirklich Interesse an einem SP-Buch habe, dann kaufe ich es mir gerne, um den Autor zu unterstützen. Aber ich muss zugeben, dass tatsächlich wenig veröffentlich wird, was mich wirklich interessiert. Oder sagen wir: Es passiert selten, dass ich auf ein Buch stoße das mich anspricht, aber ich suche auch nicht gezielt danach.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Lese ich eigentlich gerne, aber leider vergesse ich meistens, dass ich auch noch eine ganze Menge ungelesener E-Books habe, weil man die einfach nicht so schön auf dem Nachttisch bzw. in meinem Fall ein Bücher-Nähmaschinen-Tisch (so ein antikes Teil, ohne Nähmaschine natürlich) präsentieren kann. Ich bin ein sehr visuell veranlagter Mensch. Alles, was ich nicht sehe, das vergesse ich einfach. Manchmal ist das wirklich lästig.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich empfehle als Blogs: Literatwo – Binea & Mr. Rail, das Bücherkaffee, …a literary passion und Buchgefieder und finde, dass die liebe Bella – von …a literary passion als noch recht junge Bloggerin hier auch zur Wort kommen sollte!

Danke sehr, Vero, ich freue mich, dass du dabei bist.

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Zuletzt stellte sich Melanie Döring mit bookrecession vor. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

 

Steglitz stellt Hilke-Gesa Bußmann mit ihrem gleichnamigen Blog vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir Hilke-Gesa Bußmann mit ihrem gleichnamigen Blog näher kennenlernen sollten, hatte Jannis Plastargias vorgeschlagen, der schmerzwach pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich liebe ja diese kleinen „Freundschaftsbücher“, die es früher immer gab, in denen man sich ein analoges Profil angelegt hat und alle immer die beliebtesten Schüler auf die erste Seite haben wollten. Ich imitiere das mal:

Name: Hilke-Gesa Bußmann

Geboren: 26.Januar 1990 – während Sturm Daria über Norddeutschland wütete und teilweise sogar für Stromausfälle verantwortlich war – aber zum Glück kennen wir in Norddeutschland auch Notstromgeneratoren.

Heimatort: Aurich – oder besser gesagt Moordorf, ein kleines Dorf im tiefsten Ostfriesland, ungefähr dreißig Kilometer von der Nordsee entfernt. Also quasi mit Blick auf Norderney und den anderen Inseln.

Wohnort: Im Moment Offenbach am Main, weil ich mein Studium in Frankfurt beende, aber möglicherweise ändert sich das zukünftig.

Ausbildung: Gymnasium Ulricianum Aurich, Abitur. Danach Studium an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Fachbereich Germanistik und Medienwissenschaft.

Traumjob: Was mit Digitalisierung. Was mit E-Books. Was mit innovativen Verlagen, die in die Zukunft denken und nicht nur trauern, sondern sich trauen nach vorne zu gehen. Und an dieser Stelle liegen die Worte trauern und trauen wirklich sehr nah beieinander.

Hilke-Gesa Bußmann © Hilke-Gesa Bußmann

Hilke-Gesa Bußmann © Hilke-Gesa Bußmann

Diesen ganzen Kram von wegen Lieblingsband (Flogging Molly – immer nur Flogging Molly (okay – und Nathen Maxwell, aber der ist Teil von Flogging Molly)), mein erster Moment mit Büchern (Struwwelpeter! Eindeutig der. Mit 4 Jahren konnte ich den auswendig rezitieren und meine unwissenden Großeltern hielten mich für ein Genie (aber meine Mutter hat es mir auch jeden Abend mindestens dreimal vorgelesen)), Lieblingssänger (habe ich doch schon gesagt, Nathen Maxwell! Na gut, Dave King und Bridget Regan sind auch lieblich), Lieblingsfächer (kurioser Weise tatsächlich nicht Deutsch sondern Latein und Geschichte – obwohl Latein in der Oberstufe und in meinem Leistungskurs dann irgendwann nicht mehr), Lieblingslehrer (Professor Dumbledore und natürlich Gandalf), Lieblingseis (Zitrone und Schokolade, bitte in diese Kombo) und Kaffee oder Tee (KAFFEE!) übergehe ich jetzt einfach. Es ist doch nicht wirklich von Interesse, oder? Vielleicht noch folgende Stichpunkte und dann sind auch schon die Seiten im Freundschaftsbuch voll:

Lieblingsbuch: Régis de Sá Moreira – Das geheime Leben der Bücher

Lieblingsautor: Ich kann nicht nur einen Autor mögen – ich bin Literaturwissenschaftlerin (zumindest meine eine Hälfte) – aber Tolkien, Ende, Zweig und Uwe Tellkamp stehen sehr nah beieinander.

Lieblingszitat: „Es gibt sehr viel Interessantes über die Eisberge zu erfahren“ Régis de Sá Moreira – Das geheime Leben der Bücher.

Motto: Literatur ist meine Leidenschaft

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit ungefähr 2011 auf verschiedenen Plattformen, aus verschiedenen Gründen und zu unterschiedlichen Themen. Begonnen habe ich mit einem Autorenblog auf einer kostenlosen WordPress-Seite, nachdem ich meinen Debüt-Roman „Lieb mich!“ im Herbst 2011 veröffentlicht hatte. Da ich es gerne seriös mag und unbedingt eine eigene Homepage haben wollte, stellte ich diesen kostenlosen Blog allerdings sehr schnell auf eine WordPressinstallation auf einem eigenen Server um. Seitdem blogge ich unter Hilke-Gesa Bußmann über meine Autorentätigkeiten, gebe Einblick in mein Schreiben, führe unterschiedliche Aktionen durch und versuche mich dort meinen Lesern vorzustellen. Dort kann man beispielsweise auch meinen momentanen Selbstversuch „Ein Jahr ohne Printbücher“ lesen und quasi hautnah mitbekommen wie leicht und gleichzeitig schwer es mir fällt, größtenteils auf das gedruckte Buch zu verzichten.

Für mein Haupt-Buchprojekt blogge ich auf Die Legenden der Weltentaucher. Obwohl ich zugeben muss, dass die Blogtätigkeit dort manchmal einschläft und oft nur mit den „neuesten“ Updates zum Buch bestückt sind. Ich versuche das zu ändern, aber leider fehlt oft die Zeit. – Ach und Zeit: Weil ich ja zu viel davon habe (nicht!), ich aber eigentlich schon immer einen Traum von einem informativen Blog hatte, bereite ich gerade den Blog Zukunft-Literatur vor, auf dem Neuigkeiten und Diskussionen rund um das Thema Zukunft der Literatur präsentiert werden sollen. Diesen Blog möchte ich nicht alleine führen – auf lange Sicht gesehen – sondern mit visionären Co-Autoren betreiben, die ebenfalls Spaß an einem Blick in die Zukunft haben.

Und irgendwann … Ja, irgendwann werde ich mich auch noch um einen Reiseblog kümmern. Zum Beispiel dann, wenn das Studium vorbei ist.

Deine Themenschwerpunkte …

Bücher. Literatur. Digitalisierung. E-Books. Geschichten. Storytelling. Buchbranche. Weltentaucher. Fantasy. Zukunft. Innovationen. Self-Publishing.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Das Self-Publishing. Ich mag das verlagsunabhängige Publizieren. Nicht, dass ich was gegen Verlage hätte oder ihnen den Tod prophezeie, ich empfinde es  – als junger und dynamischer Typ, der ich bin – nur als sehr angenehm, wenn sich in einem Betrieb, der quasi hunderte Jahre lang Tradition und Bestand hat, etwas verändert. Das klingt jetzt ziemlich kurios, aber: Ja – der Literaturbetrieb hat sich seit vielen Jahrzehnten nicht wirklich verändert. Vielleicht im Detail, vielleicht in einigen Abschnitten, aber immer war der Verlag die oberste Instanz. Die Möglichkeiten, die uns Unternehmen wie Amazon und Apple beispielsweise liefern (auch wenn sie natürlich in einigen Bereichen nicht moralisch handeln und den Literaturbetrieb ziemlich umkrempeln), sind grandios. Sie haben Vorteile, die wir nur akzeptieren müssen. Die wir nutzen müssen. Ich glaube in diesem Zusammenhang fest an ein Nebeneinander und nicht an ein Entweder-Oder.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Soziale Netzwerke. Facebook, Twitter, ganz selten Xing, noch seltener Google+. Ich glaube, meine Leser sitzen auf Facebook, weil ich dort auch am aktivsten bin. Obwohl sich das möglicherweise auch mit der Zeit ändern könnte.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich mag es nicht, wenn Blogger immer nörgeln. Egal, ob es Autoren, Buchblogger oder sonst wer ist, der meint, sich in einem Blog verewigen zu müssen, was ich nicht mehr lesen kann sind Aussagen wie: „Ich bin nur auf dem Amazon-Rang 1234, ich möchte aber sooooo gerne unter die Top100, könnt ihr bitte mein Buch kaufen? *heul * * schluchz * + Link zu Amazon.“ Ich finde es gut, wenn man mit seinen Lesern kommuniziert, ich kann es aber nicht ausstehen, wenn man sie „bevormundet“. Für mein Verständnis ist das keine Autorenarbeit mehr, sondern Betteln um Anerkennung. Aber das machen nicht nur Autoren, sondern auch normale Blogger, normale Menschen, einfach alle, die irgendwie nicht weiterkommen. Ich würde da eher raten: Schaut euch an, wie ihr eure Blogs verändern und optimieren könnt, um mehr Leser zu erlangen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Für mich die allergrößte Hürde: Das regelmäßige Bloggen. Ich zähle mich selbst nicht zu den Bloggern, die „über alles“ bloggen. Mein(e) Blog(s) sind themenbezogen, d.h. es kann durchaus sein, dass ich mal eine Woche keine Themen finde, über die ich bloggen soll. Das soll nicht heißen, dass ich keine Lust habe, dass ich nichts zu sagen hätte … Ich möchte nur nicht „spamen“ und unnötige Dinge schreiben. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass meine Beiträge (oder die meisten zumindest) einen Mehrwert liefern und ein „Aha-Erlebnis“ hinterlassen. Dieses zu erzeugen ist wahrlich schwierig, aber irgendwie ist es das Resultat meines wissenschaftlichen Anspruchs.

Das soll nicht heißen, dass ich Blogger, die „über alles“ bloggen verachte. Ganz im Gegenteil, ich finde es sehr bemerkenswert, wenn man so etwas kann. Es hat etwas mit Authentizität zu tun: Ich möchte mich als die Person zeigen, die ich bin. Wenn jemand so persönlich offen ist, soll er das bitte zeigen. Ich charakterisiere mich eher als anders offen und liebe meine kritische Weise zu sehr, um sie gegen etwas „Aufgesetztes“ zu tauschen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger…

Reaktionen auf meine Blogposts. Auf der Buchmesse Menschen zu begegnen, die mich wiedererkannt haben und sich an meine Beiträge erinnert haben. Das hat mich unglaublich glücklich gemacht – vor allem habe ich es nicht erwartet.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich rezensiere nicht. Das mache ich jedem Autor, mit dem ich Umgang habe und jedem Verlag deutlich. Ich bin selbst Autor und somit kann ich nicht garantieren, dass ich neutral über andere Titel urteilen kann. Ich meine das nicht böse, nur empfinde ich meine Arbeit als Autorin wesentlich grundlegender als meine Arbeit als Rezensentin es jemals sein könnte und ich möchte vermeiden, dass Aussagen wie „Die schreibt ja nur Freundschaftsrezensionen“ oder im Gegenzug „Die macht ja nur alle nieder“ kommen.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Da ich ja selbst Self-Publisherin bin und ich mir vorstellen kann, was ich machen würde, wenn ich rezensieren würde: Ich würde sie annehmen. Warum? Weil ich das Self-Publishing als sehr guten Parallelweg empfinde und ich die Autoren unterstützen würde. (Ich mache es ja jetzt auch, nur eben nicht auf Ebene von Rezensionen, sondern durch Vorstellungen, durch Beratungen usw.) Self-Publisher haben es im Vergleich zu Verlagen immer noch sehr viel schwerer, es ist aber keine schlechtere Literatur. Von daher möchte ich jeden bitten: Unterstützt die Self-Publisher, aber seit ehrlich und behandelt die Titel wie Verlagstitel!

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich liebe E-Books. Für dieses Jahr habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, nur E-Books zu lesen. Okay: Nicht nur, um für meinen Studienabschluss zu lernen, habe ich mir erlaubt, auch Printbücher und Kopien zu benutzen, da es sehr viele Bücher einfach nicht digital gibt, aber privat und Belletristik lese ich ausschließlich E-Books. Ich habe mir hierfür zu meinem Apple iPad einen Kindle E-Reader zugelegt, der mich davon abhalten soll, nebenbei auf Facebook und so herumzugammeln. Das ist bei eInk-Readern halt einfach wesentlich weniger der Fall (oder eher gar nicht) als bei Tablet-PCs. Ich habe mich zudem wissenschaftlich sehr ausführlich mit dem Thema E-Books beschäftigt und denke, dass gerade die Verbindung aus Multimedialität und Literatur die Zukunft sein könnte. Natürlich wird es die – ich nenne sie „klassischen E-Books“ – Adaptionen eines analogen Textes ins Digitale noch geben, aber die multimediale Varianten, die werden überzeugen und haben mich schon überzeugt.

Und, um auf meinen Selbstversuch zurückzukommen: Bisher vermisse ich Printbücher nicht. Ich lese sogar mehr im Vergleich zum Vorjahr. Warum: Weil ich anfange, nicht mehr mit dem Smartphone auf sozialen Netzwerken zu chatten, sondern in der Zeit, z.B. beim Warten auf der Bahn, lese.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich empfehle insbesondere Blogger wie Jannis Plastargias (schmerzwach) und beispielsweise Steffen Meier (Meier-meint). Blogs wie ihre sind einfach unterhaltsam und gleichzeitig informativ. Aber ich denke, beide haben hier schon einmal vorsprechen dürfen? Ich möchte Euch auch noch Buchblogger Christina Mettge mit Pudelmützen Bücherwelten und Melanie Döring mit bookrecession ans Herz legen – beide sind in meinen Augen sehr wichtig in der Bloggerwelt!

Danke vielmals, Hilke. Ich freue mich sehr, dass du der Gesprächsreihe zu einem Revival verhilfst…

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Zuletzt stellte sich die Mützenfalterin mit muetzenfalterin vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war Réka Kinces mit ihrem Blog Hausdrachen. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier