„Mir imponiert sehr, wie freundlich die Community von LovelyBooks mit Neuautoren umgeht.“ SteglitzMind fragt bei Gabriele Schmid nach

Bei Gabriele Schmid habe ich nachgehakt, weil die Autorin eine erstaunliche Entwicklung nahm, die ohne die Umwälzungen auf dem Buchmarkt so schwerlich möglich gewesen wäre. Der erste Teil unseres Gespräches drehte sich um Schreibschulen und Autoren-Coaching, dann ging es um ihre Erfahrungen als Newcomerin, die den Eigenverlag PCSbooks ins Leben gerufen hat. Heute will ich von ihr wissen, was sie dafür tut, um als Autorin Fuß zu fassen.

Der Zwang zum Selbst-Marketing gilt heute für alle Autoren. Was tun Sie, um Ihre Bücher bekannt zu machen?

Werbung (lacht). Spaß beiseite: Ich versuche regelmäßig jeden zweiten Tag bei Facebook zu posten, halte meine Homepage so aktuell wie möglich und habe seit neuestem einen Blog, der aber erst noch seine Anhänger finden muss. Ansonsten versuche ich bei Veranstaltungen in meiner Heimatgemeinde präsent zu sein. Zum Beispiel darf ich am kommenden Freitag, den 11. Juli, gemeinsam mit Joanne St. Lucas zum zweiten Mal im Froggy in Münchingen lesen. Eine weitere Lesung bei den Landfrauen in Münchingen ist bereits für Dezember geplant.

Welche Aktivitäten kamen besonders gut an?

Lesung im Froggy © Nicole Geck

Lesung im Froggy © OOOGrafik

Die Lesungen sind gut besucht. Wobei wir hier nur von kleinen Veranstaltungen sprechen, nicht von Sälen, die ich fülle. Aber die Resonanz ist toll.

Und was floppte?

Erfolglos waren meine Bemühungen, bei einer der regionalen Zeitungen einen Bericht über mich und meine Bücher unterzubringen. Da kam nicht einmal eine Rückmeldung.

Im Social Web setzen Sie auf Facebook. Sie pflegen eine Autorenseite, eine PCSbooks-Seite und für Ihre Publikationen Fanseiten. Was versprechen Sie sich von den unterschiedlichen Auftritten?

Anfangs schwebte mir vor, mit meiner Fanseite für „Gleichklang“ auch Menschen erreichen zu können, die mit Hämophilie irgendwie verbunden sind.

Der Bluterkrankheit ihres Sohnes, die im Roman ja auch eine Rolle spielt…

Ja. Leider ist mir das bisher nicht gelungen. Gleiches gilt für meine Kurzromane, die im fiktiven Örtchen Mittsingen spielen. Auch hierfür hätte ich gerne eine eigene kleine Fangemeinde gewonnen. Letztlich ist es aber so, dass immer dieselben Leute meine Seiten besuchen. Das meiste läuft wohl über meine eigene Chronik, die ich ursprünglich gar nicht pflegen wollte und anfangs dementsprechend vernachlässigt habe.

Was kommt bei Facebook besser an: Ihre Autorenpräsenz oder die Fanseiten?

Meine Autorenpräsenz, obwohl ich alle meine Seiten gezielt bespiele.

Worauf achten Sie bei Ihrer Kommunikation im Web besonders?

Das Privatleben bleibt außen vor. Fotos nur von mir, keine von meiner Familie. Das ist absolut tabu!

Wo verorten Sie im Social Web besondere Risiken?

Das „Ausgeliefert-Sein“ fürchte ich am meisten. Man hört ja immer wieder von verbalen Angriffen. Menschen, die einem nicht wohlgesonnen sind, oder Neider. Das lässt sich im Netz schon gar nicht steuern.

Marketing übers Pricing ist im Selfpublishing-Bereich eine gängige Methode, um Publikationen „an den Mann“ zu bringen. Anfang Mai lief eine Preisaktion für die E-Bookversion von „Gleichklang“, Mitte Juni gab es eine Mittsingen-Sonder-E-Book-Edition für 0,99 Cent. Rechnen sich solche Aktionen?

Auf jeden Fall! Die Verkaufszahlen sprechen für sich. Durch die vermehrten Verkäufe rutscht man im Ranking nach oben und man ist in den Bestenlisten präsenter.

Was halten Sie von Kostenlos-Aktionen?

Davon halte ich gar nichts. Es ist harte Arbeit, ein gutes Buch zu schreiben und herauszubringen. Das kann es nicht für umsonst geben.

Es hat sich inzwischen eingebürgert, Testleser ins Boot zu holen…

der Stadtplan  © PCSbooks

der Stadtplan © PCSbooks

Das halte ich ebenso. Sobald ein Manuskript erstmals lesereif ist, geht es an mindestens fünf Testleser, die nur lesen. Obwohl es keine Profis sind, kommen von ihnen wertvolle Rückmeldungen, die in meine Überarbeitungen einfließen. Und sie haben tolle Ideen. Als ich die Mittsingen-Reihe „Aus Träumen werden Geschichten“ entwickelte, machte eine Testleserin zum Beispiel den famosen Vorschlag, dass ich eine Karte von Mittsingen entwerfen sollte. Gesagt – getan. Mithilfe eines jungen Bekannten entstand der Stadtplan von Mittsingen, der von Band zu Band ergänzt wird.

Wie rekrutieren Sie Ihre Testleser?

Die Ersten habe ich direkt angesprochen. Inzwischen kommen Menschen auf mich zu, um sich als Testleser anzubieten.

Was hat ein Testleser davon, wenn er Ihre Manuskripte kritisch unter die Lupe nimmt?

Spaß (lacht). Nach Erscheinen erhält jeder ein handsigniertes Exemplar des entsprechenden Buches.

Leserunden bei der Holtzbrinck-Community LovelyBooks sind bei Autoren und Lesern ausgesprochen beliebt. Wie waren Ihre Erfahrungen, als Sie „Gleichklang“ und die Mittsingen-Kurzromane auf Deutschlands beliebtester Social-Reading-Plattform vorgestellt haben?

Zunächst war ich sehr überrascht, dass so viele meinen Debütroman lesen wollten. Es kam zu einer regelrechten Rangelei um die Freiexemplare von „Gleichklang“. Riesig gefreut habe ich mich über die durchweg positiven Rezensionen und schließlich auch darüber, dass die ersten beiden Bände meiner Mittsingen-Kurzromanreihe „Herbststürme“ und „Sternschnuppen-Regen“ ebenso gut aufgenommen wurden wie der Liebesroman „Gleichklang“. Mir imponiert sehr, wie freundlich die Community von LovelyBooks mit Neuautoren umgeht und vor allem wie ausgereift und detailliert die einzelnen Rezensionen sind. Man erkennt auf Anhieb, dass die Leser nicht nur eine starke Affinität zu Büchern, sondern auch Ahnung davon haben.

Es gibt aber sehr wohl auch schwarze Schafe…

Ja, leider gibt es die auch, die Bücher zwar kassieren, aber nie eine Rückmeldung oder Rezension posten. Ich achte inzwischen sehr sorgfältig darauf, ob die jeweiligen Interessenten auch Rezensionen anfertigen. Sollte dem nicht so sein, fällt die betreffende Person aus meinem Lostopf raus.

Haben Sie infolge der Leserunde auch Bücher verkauft?

Bezüglich „Gleichklang“ kann ich darauf leider keine Antwort geben, da ich die Verkaufszahlen bislang nicht kenne. Was meine Kurzromane anbetrifft, sind in diesem Zeitraum kaum mehr verkauft worden. Was die Verkaufszahlen generell anbetrifft, da beobachte ich ein Phänomen: Geht ein Buch weg, dann folgen in den nächsten Tagen viele nach. Geht ein paar Tage nichts, dann steigt der Verkauf prompt wieder an, wenn das Erste gekauft wurde. Die Verkaufszahlen, meine Mittsingen-Reihe betreffend, kann ich schmunzelnd als Wellenbewegungen bezeichnen. Aber, damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin hoch zufrieden!

 Vielfach wird ja behauptet, dass die Beschäftigung mit Büchern im Internet substanzlos ist. Bücher werden gelikt, gerankt oder allenfalls in stümperhaften Rezensionen wiedergegeben, die vielfach nicht mehr sind als der Klappentext. Wie sehen Sie das?

Meine Erfahrungen mit der Community von LovelyBooks bestätigen das nicht. Die Rezensionen zu meinen Büchern sind allesamt detailliert und urteilssicher. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass abgeschrieben wird. Auch nicht von einander. Zu meinen Leserunden, die durchweg gut besucht waren, wurden ebenfalls kompetente Beiträge beigesteuert.

Herzlichen Dank, dass Sie mir so ausführlich Rede und Antwort standen. Viel Erfolg mit PCSbooks und Glück auf bei den Projekten, die Sie derzeit gemeinsam mit Ulrike Dietmann und Lea Korte angehen.

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In der losen Interview-Reihe “Steglitz fragt … bei Autoren nach” standen bereits Rede und Antwort:  Jando, Petra van Cronenburg, Petra Röder, Nicole Sowade aka Miss Januar, Jan-Uwe Fitz aka Vergraemer, die Sachbuch-Autorin Sonya Winterberg, der Berner Shooting-Star Patric Marino, Wilhelm Ruprecht Frieling, im Social Web als Prinz Rupi bekannt, der Selfpublisher Michael Meisheit und der Lyriker Jost Renner. –  Stets geht es darum, wie die befragten Autoren die Entwicklungen infolge der Digitalisierung einschätzen, welche neuen Wege sie nutzen und wo sie Chancen und Risiken sehen.

Wünsch dir was! Wie Verlage Buchhändler zufriedener stellen können (I)

Sollte sich der Osterhase befleißigen, all‘ jene Wünsche in einen Sack zu packen, die Buchhändler an Verlage richten, dann hätte er schwer zu schleppen. Ganz schön viel kam jedenfalls auf die Frage „Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… welche wären das?“ zusammen, die Buchhändler im Rahmen meiner Reihe SteglitzMind stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor beantwortet haben. Während sich die Gesprächspartner bei der Frage, was man sich vom Börsenverein des deutschen Buchhandels erhoffe, eher zurück hielten, gab sich hier keiner bedeckt. Mancher holte weit aus. Schnell wurde mir deutlich, dass das Verhältnis zwischen herstellendem und verbreitendem Buchhandel nicht gänzlich ungetrübt ist. Wissen Verlage etwa das nicht zu würdigen, was Buchhändler leisten?

Welche Schritte Verlage einzuleiten hätten, um Buchhändler zufriedener zu stimmen, darum geht es in den folgenden Blogposts. In diesem Teil fasse ich die Wünsche an Programm und Marketing zusammen; im zweiten Teil wird es vorrangig um Vertrieb und Wettbewerbsbedingungen gehen.

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Ganz oben auf der Liste steht ein Wunsch, der nicht nur aus dem Sortiment seit Jahren laut wird. Obwohl der Novitäten-Ausstoß in jüngerer Zeit etwas rückläufig ist, bleibt der Buchmarkt dennoch durch eine unverminderte Titelflut unüberschaubar. Das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) listet nahezu 1,4 Millionen Titel und jährlich kommen Unmengen hinzu. So buhlten 2012 – laut „Buch und Buchhandel in Zahlen“ – 91.100 Neuerscheinungen um Buchhändler und Leser. Diesen Bücherberg kann selbstverständlich kein Mensch bewältigen; selbst ein potentieller Vielleser nicht, der es hypothetisch auf vier Bücher wöchentlich bringt. Auch dieser schafft jährlich kaum mehr als 200 Bücher. Kurzum: Es drängeln sich zu viele auf dem Markt, sagen die Buchhändler, und fordern entsprechend von den Verlagen eine Drosselung der Produktion.

lesende Buchhändlerin ©  Mila Becker

lesende Buchhändlerin © Mila Becker

Sucht sorgfältiger aus, strafft die Programme. Das gäbe dem Buch eine größere Wertigkeit. Nicht alles, was gedruckt werden kann, muss auch gedruckt werden“. Sagt Brigitte Gode von der Gollenstein Buchhandlung in Blieskastel

„Stoppt die irrsinnige Masse an Neuerscheinungen. Es gibt nicht weniger Leser, es gibt zu viele Bücher. Gegen diese unendliche Flut, die produziert wird, kann weder der gutwilligste Buchhändler, noch der ambitionierte Leser ankommen. Nicht Masse, sondern Klasse wäre mal wieder angesagt!“ Findet Mila Becker von Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

„Ratlosigkeit im Neuerscheinungsdschungel treibt um… Es wird uns so schwer gemacht, gute Belletristik zu finden – aber wir finden sie!“ Meint Heike Wenige vom Taschenbuchladen im sächsischen Freiberg

Da sich die befragten Sortimenter in der Pflicht sehen, Perlen aus dem Büchermeer zu fischen, gereicht ihnen ein unüberschaubarer Markt, den niemand bewältigen kann, zum doppelten Ärgernis. Perlen lassen sich in trüben Gewässern nur schwerlich auffinden. Aber nicht allein die Überproduktion wird kritisiert, sondern auch das Tempo, das Verlage beim Verlegen vorlegen. Bücher werden zu schnell und zu eilfertig verramscht und damit der Chance enthoben, sich auf dem Markt durchzusetzen. Moniert wird in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass Verlage ihre Backlist vernachlässigen und dass die Fristen zwischen Hardcover- und Taschenbuchausgaben zu kurz sind.

Lia Wolf  © Oskar Schmidt

Lia Wolf © Oskar Schmidt

1. weniger Publizieren in 2. niedrigeren Auflagen was zu 3. weniger Verramschen führt und somit der dritte Wunsch sich von selbst erfüllt und für den Wunsch nach Backlistpflege frei bleibt.“ Sagt Lia Wolf von der Wiener Buchhandlung Lia Wolf

„Verramscht eure Bücher nicht so schnell! Die Bücher werden sehr, sehr schnell – manchmal innerhalb eines halben Jahres an moderne Antiquariate billig verhökert, so dass zeitgleich bei uns die „normale“ Ausgabe gehandelt wird – das ist sehr unschön…“ Meinen Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Ebenfalls ihr Fett weg bekommen die Verlagsprogramme höchst selbst. Anstoß nehmen die Befragten vorrangig an Qualität und Uniformität des Angebots.

Mich treibt um, das es immer schwerer wird, Titel mit Substanz zu finden, die zu verkaufen Freude macht. Die Unzahl austauschbarer Massenware auch aus Häusern mit großer literarischer Tradition wie z.B. Aufbau, Ullstein, List deprimiert. Fragen Sie doch mal Verlage, was im vorletzten Herbst der Spitzentitel war?! Auch wenn Osburg, Liebeskind u.a. immer noch für Lichtblicke sorgen, dünnt sich das Angebot trotz hoher Novitäten-Anzahl doch zusehends aus.“ So Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung in Ueckermünde

Moniert werden allerdings nicht nur flache Inhalte, auch die Gestaltung der Bücher lässt in den Augen der Buchhändler vielfach zu wünschen übrig. Verbesserungen fordern sie bei der Titel- und Covergestaltung. Lieblose, uninspirierte Klappentexte kommen ebenso wenig an wie austauschbare und uniforme Cover. Zudem scheinen Verlage das Preis-/Leistungsverhältnis aus dem Auge verloren zu haben. Für Unmut sorgt außerdem, wenn Titel künstlich aufgeblasen werden. Und bisweilen wäre weniger ganz einfach mehr.

Margarete Haimberger © Margarete Haimberger

Margarete Haimberger © Margarete Haimberger

Ich wäre schon zufrieden, wenn auf jedem Umschlag ein paar Angaben zum Inhalt stehen würden und keine geheimnisvollen Sätze aus dem Buch. Es mag originell sein, aber die Kunden legen so ein Buch meist zurück.“ Sagt Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

„Reduziert die vielen austauschbaren Titel und blast Bücher nicht künstlich auf: in unsere Regale passt halt nur eine begrenzte Zahl von Titeln. Ein Buch mit den Ausmaßen eines Backsteins nimmt uns einfach zu viel Platz weg wenn man den Text auch – ohne Einbußen an guter Lesbarkeit – auf ein Drittel der Seiten unterbringen könnte. „Meint Rosemarie Reif-Ruppert von der Gostenhofer Buchhandlung in Nürnberg

„Übertreibt es nicht mit der Ausstattung, vertraut auf die Wirkung des Worts (und wenn es keine Wirkung hat, lasst es lieber ganz bleiben.“ Wünscht sich Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Rosi Reif-Ruppert © Rainer Kradisch

Rosemarie Reif-Ruppert © Rainer Kradisch

Ach, bitte: druckt ansprechende Texte auf die Buchrückseite!“ Fordern Beate und Mischa Klemm von der Berliner Buchhandlung lesen und lesen lassen

„Liebe Verlage, bitte macht Bücher nicht so billig! Wenn die Qualität stimmt, darf ein Taschenbuch auch 14,99 kosten und nicht nur 8.99. Achtet doch bitte wieder mehr auf das Preis-Leistungsverhältnis: für 800 Seiten mit schmucken Cover sind 10 € zu wenig, für 80 Seiten, auf schlechtes Papier gedruckt, sind € 12,90 zu viel.“ So Rosemarie Reif-Ruppert von der Nürnberger Gostenhofer Buchhandlung

Absolut NO GO ist das „Trittbrettfahrer-Syndrom“, was meint, dass Verlage das abkupfern, was auf dem Markt gut geht. Mogelpackungen verschaukeln Leser, in der Folge büßen Verlage langfristig Glaubwürdigkeit und Renommee ein.

Stefanie Dietz © Anette Hempfling

Stefanie Dietz © Anette Hempfling

Die zunehmende Produktion austauschbarer Titel und die zunehmende Uniformität des Angebotes mit der Gefahr, dass die Qualität immer mehr in den Hintergrund tritt. Tödlich für den Buchhandel ist die Devise „Fliegen irren nicht…“, also legen wir noch eins auf den großen Haufen drauf. Das andauernde „Für die Leser von…„ signalisiert doch nur „Abklatsch Nr. X“. Sagt Gustav Förster von der Wein-Lese-Handlung Förster in Ganderkesee

„Was mir am Programm der großen Publikumsverlage am meisten auf den Geist geht, ist das “Trittbrettfahrersyndrom”. Erfolgreiche Titel werden von anderen Verlagen kopiert, (indem etwa Themen geklaut werden, Cover ähnlich gestaltet), um den naiven Leser dazu zu bringen, Bücher zu kaufen, die den eigentlichen Erfolgstitel nur wiederkäuen. Durch dieses reine Interesse am schnellen Umsatz verlieren Verlage an Glaubwürdigkeit.“ Meint Stefanie Diez von der Berliner Buchhandlung Die Insel

Bedauert wird vielfach, dass etablierte (Publikums-) Verlage den Mut zum besonderen, zum ambitionierten Buch verloren haben. In diesem Zusammenhang kommen in der Gesprächsreihe die sogenannten Independent Verlage gut weg, die abseits des Mainstreams trotz schlechter gestellter Vertriebsmöglichkeiten mit innovativen Programmen und ungewöhnlichen Büchern überzeugen, die ansprechend gestaltet sind. Sie werden von den befragten Buchhändlern vielfach lobend erwähnt.

Hannah Wiesehöfer und Nina Wehner © die Buchkönigin

Hannah Wiesehöfer und Nina Wehner © die Buchkönigin

Sehr viele kleinere bis kleine, unabhängige Häuser wie z.B. der Secession Verlag, Binooki oder Kunstmann leisten wunderbare Arbeit und sind mit großer Hingabe bei der Sache, da gibt es rein gar nichts dazu zu wünschen!!!“ So Stefanie Diez von der Berliner Buchhandlung Die Insel

„Schön ist, dass auch im Literaturbetrieb immer noch neue Konzepte erdacht werden und funktionieren. Zum Beispiel der neue Berliner Verlag Metrolit – ein Projekt verschiedener Akteure des Literatur- und Medienbetriebs (Aufbau, Walde + Graf, Flux Fm). Sie haben ein innovatives Programm aufgestellt, das sich sowohl am Zeitgeist orientiert als auch auf klassisch verlegerische Arbeit setzt. Weiterhin ist es erfreulich zu sehen, dass auch kleine ambitionierte Projekte wie zum Beispiel der Binooki Verlag oder Kookbooks eine Chance haben, sich zu etablieren. Auch Ungewöhnliches oder scheinbar Abseitiges muss nicht konträr zu wirtschaftlicher Machbarkeit stehen, und trägt zu einer lebendigen literarischen Szene abseits des Mainstreams bei.“ Meinen Hannah Wiesehöfer und Nina Wehner von der Berliner Buchhandlung Die Buchkönigin

Nicht gut weg kommt das Marketing, mit dem Verlage gedenken, Buchhändler für ihre (Spitzen-)Titel einzunehmen. Dass Mittelmäßiges mit Superlativen hochgejubelt wird, verärgert den Buchhandel. Mit künstlich aufgeblähten Kampagnen für einzelne Titel, die mit aller Macht auf Bestseller-Listen gehievt werden sollen, hat er ebenso wenig am Hut. Und für marktschreierische Vorschauen, die den Handelspartner für dumm verkaufen wollen, haben Buchhändler schon überhaupt kein Verständnis.

Heike Wenige  © privat

Heike Wenige © privat

Es bringt mir nichts, einen umworbenen Bestseller einmal von hinten, von vorne, auf einem Stapel, in einen kunstvollen Aufbau oder sonst wie auf jeweils einer ganzen Seite abgebildet bestaunen zu können. Dagegen hätte ich gerne Vorschauen oder Leseproben, die Informationen über Text und Autor bieten. Ja, auch wie die Geschichte ausgeht und wer der Täter ist, darf gerne verraten werden…“ So Rosemarie Reif-Ruppert von der Nürnberger Gostenhofer Buchhandlung

„Verlagsvorschauen sollten mehr Arbeitsmittel sein und den Buchhändler nicht mit den üblichen Superlativen und mehrseitigen Einzeltitelankündigungen quälen, man hat doch auf der ersten Seite schon begriffen, wie wichtig das Buch für den Verlag sein könnte.“ Findet Heike Wenige vom Taschenbuchladen in Freiberg

Statt viel Gedöns und leeren Versprechungen („wir werben in…“) wünschen sich Buchhändler sachliche Informationen und Leseproben. Auf wenig Verständnis stößt, dass Verlage inzwischen mit Leseexemplaren geizen. Mancher kann sich durchaus vorstellen, auf die gedruckte Vorschau zu verzichten. Andere wiederum sprechen sich dafür aus, dass die Gelder, die für aufwändig gestaltete Vorschauen und Kataloge ausgegeben werden, sinnvoller fließen sollten.

Clemens Bellut © Laurenz Micke

Clemens Bellut © Laurenz Micke

Vor allem: Seid großzügig mit Leseexemplaren, denn unsere Kunden fordern unsere persönlichen Buchempfehlungen ein und dafür müssen wir lesen, lesen, lesen.“ Sagt Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach

„Wieder mehr Leseexemplare im Hinblick auf den Einkauf und natürlich den Verkauf. Was ich gelesen habe, kann ich in der Regel auch verkaufen.“ Meint Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

„Dass sie die Gelder, die in ihre oft unglaublich aufwendigen Kataloge und Präsentationen gehen, eher den Autoren, den Lektoren, den Setzern und den Buchhändlern zugute kommen lassen.“ Fordert Clemens Bellut vom Heidelberger Buchladen artes liberales

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BTW: Die Fragestellungen der Gesprächsreihe will eine Veranstaltung erweitern und vertiefen, die in Berlin/Mitte am 3. Juni 2014 ab 19.00 Uhr in der Tucholsky-Buchhandlung stattfindet. Wir erwarten uns eine kontroverse Debatte, zu der Ihr herzlich eingeladen seid. Zur Diskussion beitragen werden u.a. Siegmund Ehrmann, MdB (Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien), Zoë Beck (Autorin und e-Book-Verlegerin CulturBooks), Lorenz Borsche (Vorstand der buchhändlerischen Genossenschaft eBuch), Boris Langendorf (freier Publizist), Daniel Leisegang (Autor von „Das Buch als Beute“) und Stefan Weidle (Verleger und Vorsitzender der Kurt-Wolff-Stiftung). – Der Eintritt ist frei.

Um Voranmeldung wird gebeten: kurt(klammeraffe)tucholsky(punkt)de

 

Steglitz fragt bei Wilhelm Ruprecht Frieling aka @Prinz Rupi nach (Teil 3)

„Ich arbeite als Rampensau auf offener Bühne und mache mich notfalls auch zum Affen.“

Im ersten Teil des Gespräches äußerte sich Wilhelm Ruprecht Frieling, im Social Web als »Prinz Rupi« bekannt, u.a. dazu, wie er die Entwicklungen im Zuge der Digitalisierung einschätzt und welche Zukunft er der Buchbranche prophezeit. In zweiten Teil des insgesamt dreiteiligen Interviews ging es um die Stichworte Self-Publishing und E-Book. Abschließend dreht es sich heute ums Buchmarketing.

Was hältst du von der Entwicklung, dass Autoren immer mehr für ihr Buchmarketing selbst tun (müssen)?

Rupi macht sich zum Affen © R. W. Frieling

Prinz Rupi macht sich zum Affen © R. W. Frieling

Der Zwang zum Self-Marketing gilt heutzutage für Autoren wie für bildende Künstler, für Musiker, Schauspieler und alle anderen Kulturschaffenden. Selbst prominente Verlagsautoren tingeln über Land und halten ihr Gesicht in die Kameras, um ins Gespräch zu kommen und sich zu verkaufen. Schließlich drängen immer mehr Selbstdarsteller mit ihren Werken auf den Markt.

Das Web 2.0 stellt uns mit den Social Communities dutzende Plattformen zur Verfügung, die für ein gezieltes Buchmarketing eingesetzt werden können. Wer online auftritt, hat eine größere Reichweite.

Was machst du für Dein Buchmarketing außerhalb des Social Web?

Ich veranstalte Lese-Performances an schrägen Orten, gern auch in Zusammenarbeit mit unkonventionellen Musikern und Schauspielern. Auf Barcamps, Kongressen und Fachveranstaltungen trete ich mit Vorträgen zu aktuellen Themen des Publizierens auf. Firmen im Medienbereich biete ich Mitarbeiterschulungen und Fortbildungen zum Stichwort Web 2.0 an. All das führt unmittelbar zu einem Interesse an meinen Büchern.

Welche deiner Aktivitäten außerhalb des Social Web kamen besonders gut an, welche floppten?

Meine Veranstaltungen waren zu meinem Glück bisher immer ausverkauft. Beliebt sind Lesungen aus »Angriff der Killerkekse«, wo selbstverständlich auch Killerkekse zum Verzehr dargeboten werden. In meiner Show »Der Viagra-Mann kommt« bekommen die Besucher zuvor eine blaue Pille; das dient der Entspannung und Erheiterung.

Im Bereich Social Web: Welche Plattformen bevorzugst du hier für dein Buchmarketing? Warum?

Historisch bin ich in der Reihenfolge Online-Foren, Blogs, YouTube, LovelyBooks, Qype, Twitter, Facebook, Google+, Pinterest angetreten. Foren habe ich vor etwa zehn Jahren aufgegeben, das Trollunwesen machte eine vernünftige Arbeit fast unmöglich. Ich blogge seit 2006 und betreibe neben meinem Prinz-Rupi-Blog einen Literatur-, Oper- und Kunstblog sowie einen Gruppenblog mit derzeit 1.500 mitwirkenden Autoren. Insgesamt wurden über meine Blogs inzwischen weit mehr als 1,5 Millionen Leser erreicht.

Ich twittere seit 2008 mit guten Ergebnissen für mehr als 15.000 Abonnenten. YouTube ist ein toller Kanal für Tests, da habe ich knapp 400.000 Abrufe. Google+ ist für Sachthemen spannend und hat mehr Klasse als Masse. Pinterest kommt aufgrund des optischen Bezugs stark in Schwung. Über die Kindle-Community habe ich ebenso interessante Kontakte wie über LovelyBooks bekommen. Über XING werde ich zu Vorträgen und Firmenveranstaltungen eingeladen.

Und das Netzwerk, bei dem sich inzwischen alle tummeln?

Facebook wird als Bühne zunehmend uninteressant, Hobbyautoren schwimmen in diversen Gruppen im eigenen Saft und stehlen sich gegenseitig die Zeit. Sie neiden sich ihren bescheidenen Erfolg und schlagen aufeinander ein, bis das Blut spritzt. Ich bin neulich von einem talentlosen Schreiberlein als »Hassprediger« bezeichnet worden, weil ich sein Buch auf Amazon mit »nur« drei freundlichen Sternen bewertet hatte. Ein anderer schickte mit eine Anzeige wegen übler Nachrede ob einer kritischen Buchbesprechung ins Haus, die natürlich niedergeschlagen wurde. Das muss man sich mal vorstellen: So tief ist die Szene mittlerweile gesunken!

Rupi auf der Höhe © R. W. Frieling

Prinz Rupi auf der Höhe © R. W. Frieling

Bist du bei deinen ersten Schritten im Social Web planvoll vorgegangen? Setzt du für dein Buchmarketing auf eine Social-Media-Strategie?

Für mich war das die logische Fortsetzung der analogen Werbung. Ich habe mir angesehen, was es gab und das Beste daraus zu machen versucht. Sobald es Werkzeuge gab, um Rückläufe zu zählen, habe ich sie eingesetzt.

Worauf achtest du bei deiner Kommunikation im Social Web besonders?

Ich möchte meine Leser informieren und mit möglichst viel eigenem Content unterhalten. Auf keinen Fall will ich langweilen, spammen oder Links zum x-ten Mal wiederholen. Ich poste grundsätzlich keine privaten Dinge, ich arbeite stattdessen als Rampensau auf offener Bühne und mache mich notfalls auch zum Affen. Was hinter dem Vorhang passiert, geht niemanden etwas an.

Welche deiner Aktivitäten im Social Web kamen besonders gut an?

Schwer zu sagen. Meine beste Aktion in jüngerer Zeit war vielleicht Ask-A-Conductor für meinen Kunden Universal Music auf Twitter, damit konnte ich dem von mir aufgebauten Account KlassikAkzente in 24 Stunden knapp 2.000 neue Follower zuführen.

Was habe ich mir unter einer Dirigenten-Befragung bei Twitter vorzustellen?

Das war eine 24stündige Aktion auf Twitter, die unter dem Stichwort »#ask-a-conductor« weltweit ein musikinteressiertes Publikum von Melbourne über Johannisburg, New York, London bis Berlin zusammenbrachte. Weltberühmte Dirigenten wurden gewonnen, Fragen aus dem Publikum direkt per Tweet zu beantworten. In meinem Opern-Blog habe ich die Aktion ausführlich beschrieben.

Was floppte bislang im Social Web?

Lesungen im Second Life floppten aufgrund technischer Unzulänglichkeiten. Die Plattform kam zehn Jahre zu früh, sie wurde damals wie heute nur von Kennern genutzt. Auch Anzeigen für E-Books verbuche ich unter Misserfolge, weil die Kosten in keinem gesunden Verhältnis zu den Erträgen stehen. Ansonsten habe ich enormes Glück gehabt und stets schwarze Zahlen geschrieben.

Hast du Erfahrungen mit Kostenlos-Aktionen gesammelt?

Gratisaktionen sind ein großartiges Marketinginstrument, die möglichst zielgerichtet und anlassbezogen eingesetzt werden sollten. Beispiel: Zum Todestag von Richard Wagner habe ich meinen Opernführer zum »Rheingold« verschenkt. Zu meinem letzten runden Geburtstag gab ich meine Autobiografie »Der Bücherprinz« ab.

Bringt das wirklich was?

Der Name des Autors wird mit derartigen Aktionen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht: Streuwerbung ohne Kosten. Mehr als 5.000 neue Leser konnte ich damit gewinnen. Anschlussverkäufe im dreistelligen Bereich wurden generiert. Derartige Aktionen bringen allerdings nur etwas, wenn der Titel mindestens unter die Gratis-Top-Five kommt.

Social Media ist sehr zeitaufwändig. Wie sieht dein Pensum aus?

Ich war immer schon Workaholic und bin bekennender Internet-Junkie. Darum möchte ich diese Frage lieber überspringen. Nur so viel: Unter einer 80-Stunden-Woche geht es selten. Ich spiele gelegentlich mit dem Gedanken, einen Mitarbeiter für Routinen einzustellen. Doch damit wäre der Zwang zum Wachstum verbunden, und diese Phase habe ich eigentlich erfolgreich überwunden.

Ausloggen fällt dir demnach schwer?

Eines meiner Bücher heißt programmatisch »Tausend Titten tanzen Tango«. Damit beschreibe ich die endlosen Irritationen und Ablenkungen, die uns durch Klingeln, Blinken, Piepsen und Klopfen auf immer neue und raffinierte Weise im Netz verzaubern und gefangen nehmen wollen. Besonders problematisch empfinde ich dabei die zunehmend enger werdende Verzahnung der digitalen Welt mit dem Tagesalltag und seinen Abläufen. Kurz: Es kostet mich enorm viel Selbstbeherrschung, abzuschalten.

Gemälde von Jan Bouman ©  W.R. Frieling

Gemälde von Jan Bouman © W.R. Frieling

Wie regelst du Fragen der Erfolgskontrolle? Nutzt du Tools?

Jede Plattform verfügt über passende Tools. Es würde zu einem weiteren E-Ratgeber führen, hier jedes Werkzeug vorzustellen. Eine nützliche Zusammenstellung der Tools hat Wolfgang Gumpelmaier auf seiner Seite veröffentlicht.

Was sollte man als Autor/in im Social Web unterlassen? Wo verortest du Risiken?

Jeder muss sich die zentrale Frage beantworten, ob er privat auftreten will oder als Kunstfigur agiert. Beides geht meines Erachtens nicht. Ich finde es grauenvoll, wenn Autoren sich im Netz abmelden, weil sie kurz pinkeln gehen, ihren Urlaub verkünden, als würde sie tatsächlich jemand vermissen und sich dann wieder zurückmelden, um zehn Likes à la »Ach wie schön, dass Du wieder da bist« zu kassieren. Ich finde einfach nur peinlich, wenn sich Damen plötzlich als Muttis aufspielen, wildfremde Leute wecken, mit virtuellem Gebäck füttern und ihnen ein Gute-Nacht-Lied singen.

Wie schätzt du die Entwicklung ein, dass Twitter und die anderen Social Communities wie Facebook mittlerweile von fast allen Verlagen entdeckt worden sind?

Von fast allen Verlagen entdeckt? Wo siehst du das denn? Die meisten Verlage nutzen Twitter & Co in der Manier, sich ein weiteres buntes Mäntelchen in den Schrank zu hängen, weil das momentan jeder so macht. Das geschieht in vielen Fällen herz- und hirnlos. Sonst würde ich nicht immer wieder Anfragen von Verlagen bekommen, ob ich ihr Team schulen kann oder einen Twitter-Account für sie einrichte. Letzteres ist, unter uns gesagt, eine lukrative Nebenbeschäftigung …

Danke sehr, Rupi. Unser Gespräch war mir Ehre, Lehre und Vergnügen zugleich …

Ich habe zu danken, denn ich vermute, dass Du Dir mit diesem Interview nicht nur Freunde machst. Dazu polarisiere ich zu stark. Und wie heißt es so schön: »Der Mutige wird zuerst erschossen«. Dennoch hoffe ich, dass Dir der Gnadenschuss aus dem Stall der Neidhammel erspart bleibt. Ich bleibe jedenfalls mir und meinen Idealen treu und folge meiner inneren Stimme. Damit bin ich im Leben sehr weit gekommen.

Ist der Ruf erst ruiniert … So du Zeit und Lust hast, legen wir 2013 nach.

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Wer mehr über Wilhelm Ruprecht Frieling erfahren möchte, findet ihn und seine Bücher hier im Netz:

Webpräsenzen:

Heimathafen

Herausgeber

Wikipedia

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Google+

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Pinterest

YouTube

XING

Blogs:

Prinz-Rupi-Blog

Literatur-Blog

Opern-Blog

Kunst-Blog

Autoren-Blog

Bücher:

http://www.amazon.de/Wilhelm-Ruprecht-Frieling/e/B001K1NI6G

Lieber buchaffine Blogger, wie hältst du es mit Selbst-Verlegtem?

Statements zur Frage „Wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten“

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass sich die klassischen Medien und das traditionelle Feuilleton nicht auf Publikationen von Self-Publishern einlassen. Und da Self Publisher vielfach eine starke Affinität zum Netz haben, bleibt ihnen meist gar nichts anderes übrig, als ihr Buchmarketing auf eben diese Kanäle zu konzentrieren. Ein eigenes Blog nebst Homepage gehören inzwischen zum Standard, bisweilen sogar ein Youtube-Kanal. Da wird getwittert, gegoogeltplust oder gepinterestet. Autorenforen und Communities sind ebenfalls ein Mittel zum Zweck. Neben Rezensionen auf Amazon, für die gegebenfalls auch Freunde und der Bekanntenkreis herhalten müssen, rückt die buchaffine Bloggerszene ins Visier, von der man sich Reichweite und Unterstützung bei der Vermarktung erhofft.

Doch wie stehen buchaffine Blogger zu Publikationen von Selbstverlegern? Da ich das etwas genauer wissen wollte, habe ich einige von ihnen um ein kurzes Statement dazu gebeten.– Der Form halber sei angemerkt, dass die Aussagen von 15 bibliophilen Bloggern selbstverständlich nicht repräsentativ sind und Schlussfolgerungen jedweder Art entsprechend fernliegen.

Wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Das kommt gelegentlich vor. Bisher war jedoch noch nichts dabei, was mich angesprochen und zur weitergehenden Lektüre gereizt hat. – Klingt vielleicht ein bisschen arrogant, ist aber so. GregorKeuschnig, Begleitschreiben

Eine schwierige Frage. Wenn ich den Self Publisher persönlich kenne, ist es schwer, da ich befangen bin. Ich bin ein eher kritischer Leser und möchte eine mir bekannte Person nicht verletzen. Das könnte für mich zu einem Konflikt führen. Ich würde mir den Vorbehalt herausnehmen, keine Rezension zu schreiben, wenn ich mich dazu nicht in der Lage sehe (aus welchen Gründen auch immer). Diesen Vorbehalt hätte ich aber auch bei unbekannten Autoren. Ich hadere noch mit mir, wirkliche „Verrisse“ zu schreiben, dann schreibe ich lieber gar nichts. Auf der einen Seite steht viel Arbeit und Herzblut eines Autors dahinter, auf der anderen Seite hat er das auch an die Öffentlichkeit gebracht, müsste die Kritik also annehmen können. Schwer ist es doch meistens und ich habe die wirkliche Lösung noch nicht gefunden. Das fiel mir auf wissenschaftlicher Ebene leichter, irgendwie war damals das Werk näher als der Autor, ich merke da eine Verschiebung. Sandra Matteotti, Denkzeiten und Bücherwelten

Die Self Publisher sind diesbezüglich – verständlicherweise – wesentlich aktiver als klassische Verlage. Sprich: Mir werden öfter Bücher angeboten. Allerdings selten meinen Interessen entsprechend, weswegen ich meist ablehne. Das hat nichts mit der möglichen Qualität zu tun, mich interessieren bestimmte Genres einfach weniger als andere. Insgesamt suche ich mir am liebsten selbst meine Lektüre aus, da kommt schon genug zusammen. Und ich fühle mich freier, als wenn ich einen Stapel Bücher hätte, den ich eher lesen „muss“ als will. Petra Gust-Kazakos, Philea’s Blog

Ich gehe mit Titel von Self Publisher genauso um, wie mit Verlagen oder Agenturen, die mir Rezensionsexemplare anbieten. Es gibt für mich da keinen Unterschied! D.h. Wer dem „Durchleser“ per Mail oder auch per Post unverlangt ein Leseexemplar anbietet, wird sich zu hundert Prozent sofort in der Ablage P wie Papierkorb wiederfinden. Durchleserin, Durchleser’s Blog

Ignorieren. Christian Köllerer, Dr. Christian Köllerers Notizen

Es ist erst ein paar Mal passiert, dass ich Mails in meinem Posteingang vorgefunden habe, wo mir Self Publisher ihre Titel angeboten haben. Bis jetzt habe ich diese Angebote nicht angenommen. Nicht aus dem Grund, weil sie selbstverlegt sind, sondern weil mich die Titel oder auch der Inhalt nicht angesprochen haben. Meine Lesezeit ist begrenzt, so dass ich mir gerne ganz bewusst die Lektüre suche, die mich interessiert. Selfpublished Büchern stehe ich jedoch nicht grundsätzlich skeptisch gegenüber. Die Möglichkeit des Self Publishing wird auf lange Sicht sicherlich dazu führen, dass Texte und Autoren erfolgreich werden, die es sonst vielleicht nicht geschafft hätten. Ich glaube, dass das eine große Möglichkeit für viele Autoren sein kann, aber auch zu einem Problem werden kann, wenn Autoren und Autorinnen inflationär ihre Texte herausbringen können. Mara Giese, Buzzaldrins Bücher:

Wenn mich das Thema des Romans und die Leseprobe ansprechen würden, hätte ich nichts dagegen auch den Titel eines Self Publishers zu lesen. Kerstin Pistorius, Atalantes Historien

Rezensionswünsche lehne ich grundsätzlich ab, denn ich müsste alle zwei Tage ein ZUSÄTZLICHES Buch lesen, um allen Anfragen nachzukommen. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um Bücher aus Verlagen, BoD oder eBooks im Selfpublishing handelt. Allerdings neige ich zu Skepsis gegenüber Büchern, die nicht die Verlagshürde genommen haben. Da entgehen mir gewiss Perlen, aber – Achtung Vorurteil! – noch weniger als bei den Verlagsprodukten. Dazu kommt, dass den Texten oft ein Lektorat fehlt und man deshalb über Stilblüten, Grammatik- und Orthografie-Fehler stolpert. – Allerdings werden auch einige Verlagslektorate immer nachlässiger. Dieter Wunderlich, Dieter Wunderlich: Buchtipps und Filmtipps

Ich arbeite ja in der Buchbranche, beobachte das Phänomen Self Publishing also aus beruflichem Interesse und sehe das Potential, das darin steckt. Daher müsste ich eigentlich sagen: Ich halte es mit selbstverlegten Büchern genauso wie mit den “traditionell” bzw. “professionell” verlegten, d.h. ich informiere mich umfassend über den Titel und entscheide dann, ob er in das Profil von SchöneSeiten passt. Doch die Wahrheit ist, dass ich auf ein solches Rezensionsangebot sehr skeptisch reagieren würde, um nicht zu sagen: Ich würde es vermutlich aus Prinzip ablehnen.

Wirklich begründen, warum ich so verfahren würde, begründen kann ich es nicht; es liegt wohl daran, dass es in meinem Kopf (noch!) eine Art Schranke gibt: Ich verbinde Self Publishing nicht mit Qualität und glaube nach wie vor an die Rolle der Verlage, sprich der Lektoren, der Hersteller, der Graphiker usw., denn wenn dem nicht so wäre, dann müsste ich dringend meinen Berufswunsch überdenken. Gleichzeitig bin ich mir aber sehr wohl darüber bewusst, dass auch die traditionellen Buchverlage schon längst keine Garantie mehr für Qualität sind. Ein Dilemma… Caterina, SchöneSeiten

Diesbezüglich kommen bei mir nur ganz seltene Angebote. Ich gehe damit ähnlich um wie mit allen anderen Angeboten: Falls das Buch mich interessiert, bitte ich nach Möglichkeit um ein eBook, weise allerdings darauf hin, dass ich mich nicht zur Rezension verpflichten mag. – Bislang habe ich auch kein Buch aus diesem Bereich besprochen, wenn ich mich recht erinnere. Marius Fränzel, Bonaventura

Wenn mir Selbstpublisher ihre Bücher anbieten würden, würde ich die genauso behandeln, wie jene von Großverlagen. Allerdings hat mir in all den Jahren nie ein Selbstpublisher ein Buch zur Besprechung geschickt. Ein Buch von einem Selbstpublisher würde mich besonders neugierig machen. Klausbernd Vollmar, kbvollmarblog

In der Regel stehe ich Selbstverlegtem, egal ob Print oder E-paper, was die Qualität betrifft, ziemlich skeptisch gegenüber. Das beträfe auch ein eigenes Werk. Allerdings ist der überwiegende Teil des Verlegten oft auch nicht besser und bloß marktgerecht herausgeputzt. Ich würde mich also nur damit befassen, wenn es mich vom Sprachniveau her anspricht und keinen allzu esoterischen Charakter hat. Sonst reagiere ich einfach nicht und eine dementsprechende Email landet als Werbung im elektronischen Papierkorb. Der Kopf hinter dem Buecherblogger 

Ich glaube, das ist mir noch nicht so oft untergekommen. Ab und an fragt ein Autor um eine Besprechung an, ob der jetzt aber nur „Werbung“ machen will oder Self Publisher ist, keine Ahnung, da ich meistens ablehne und mich nicht drum kümmere. Nicht aus Prinzip, aber ich habe so viel zu lesen, das reicht mir, da brauche ich nicht noch zusätzlichen Stoff. Ausnahmen mache ich allenfalls, wenn es ein Stoff ist der mich wirklich interessiert… Ist vielleicht ein-/zweimal vorgekommen bis jetzt.

In gewisser Weise stimme ich allerdings auch Caterina zu. Mag ein Vorurteil sein…. 😉 Bei einem Publikumsverlag gehe ich von einer gewissen Mindestqualität aus, weil da schon mal kritische Augen drüber gehuscht sind. Nichts finde ich ärgerlicher als einen Text, über den man sich ärgern muss, weil man über Ecken und Kanten stolpert.  Aber das mag, wie gesagt, ein Vorurteil sein, in beiden Richtungen… Flatter Satz, aus.gelesen

Ich habe einmal eine Anfrage erhalten, aber das Genre hat mir überhaupt nicht zugesagt und ich habe abgelehnt. Danach hat es noch einige unschöne Mails gegeben, weil ich mich vielleicht im Antwortschreiben falsch ausgedrückt habe. Das fand ich dann etwas weniger toll. Kurz und gut, gehe ich nicht anders mit einer Anfrage um, als von Verlagen. Das Thema müsste mich schon sehr interessieren, denn zu lesen habe ich wahrlich sonst noch genug. Buechermaniac, lesewelle

Da gilt die gleiche Antwort wie bei unverlangt angebotenen Rezensionsexemplaren oder Bitten um eine Besprechung: aus Prinzip würde ich ablehnen, da ich die Auswahl für meinen Blog selbst zusammenstelle und mich dabei neben den üblichen Quellen, aus denen ich meine Anregungen zur Lektüre oder zum Film- und Musikgenuss bekomme, auch auf Empfehlungen von Freunden, Bekannten oder Bloggern verlasse, auf deren Urteil ich vertrauen kann. Sofern ich jemanden persönlich gut kenne, der etwas geschrieben oder herausgegeben hat, mag das dann nochmal eine andere Sache sein: aber auch da würde ich nur rezensieren, wenn es mir gefällt und zu Jargsblog passt – oder aber schweigen. Jarg, Jargs Blog

Auch die 15 Blogger sind sich einig: Überzeugen müssen Self Publisher durch Qualität. Was es demnach dringend bräuchte, wäre eine Art Gütesiegel, das Lesern und Multiplikatoren hilft, Spreu vom Weizen zu trennen. Allerdings legen die Antworten auch nahe, dass hohe Qualitätsstandards nicht nur für die Publikation selbst gelten. Sie betreffen auch die Präsentation nach außen. Wofür freilich mehr als „nur“ ein zugkräftige Cover, ein gehaltvoller Klappentext und ggf. eine ansprechende Gestaltung der U4 (=Umschlagseite 4 beim gedruckten Buch) in die Waage fällt.

© M. v. Seydlitz

Was denn noch? Eine auf die Publikation exakt zugeschnittene Kommunikationsstrategie, deren einzelne Bausteine professionell erarbeitet sind. Die Statements führen nämlich deutlich vor Augen, dass man über Zielgruppen und potentielle Multiplikatoren möglichst genau Bescheid wissen sollte. Letzteres bedeutet wiederum, dass man sich im Vorfeld eingehend mit den Profilen und Interessengebieten von Blogger auseinandersetzt. Erst danach kann man überhaupt abwägen, ob und welche Blogs als Multiplikatoren in Frage kommen. Daran schließt sich eine weitere Hürde: Ein Rezensionsangebot in Form eines Anschreibens, aus dem deutlich hervorgeht, welche Alleinstellungsmerkmale, Besonderheiten und Qualitäten die Publikation hat und warum sie so gut zum Profil des Adressaten passt.

Dass der immense Aufwand kein Erfolgsgarant ist, sollte niemanden davon abhalten, sich die Mühe zu machen. Schließlich belegt das Stimmungsbild auch, dass Blogger Publikationen von Selbstverlegern zwar kritisch, aber nicht ablehnend gegenüber stehen.

Dieser Beitrag ist ein Nachtrag zur Gesprächsreihe mit bibliophilen Bloggern, wo die Fragestellung „Wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?“ bis zum 5. November nicht berücksichtigt wurde.

Zu weiteren 15 Stellungnahmen zu der Frage geht es hier

Steglitz fragt bei Patric Marino nach (Teil 2)

„Es gibt in der Schweiz einen Kleingeist, der verlässlich und treu, aber mit der Zeit langweilig und ermüdend ist …“

Der Berner Patric Marino fiel mir auf, weil er mit „Nonno spricht“ ein literarisches Debüt hingelegt hat, von dem Nachwuchsautoren eigentlich nur träumen können. Hoppla, dachte ich mir, welche Kräfte haben da gewirkt?

Deshalb habe ich den 22-Jährigen im ersten Teil unseres Gesprächs u.a. danach befragt, wie er zu seinem Verlag fand, was er anderen jungen Autoren rät und wie ihm der frühe Ruhm bekommen ist. – Heute erfahren wir von ihm, wie man in der Schweiz die Entwicklungen infolge der Digitalisierung einschätzt, welchen Stellenwert das eBook dort hat, ob Self-Publishing angesagt ist und inwieweit Social Media-Marketingmaßnahmen auch für Schweizer Autoren inzwischen ein Gebot der Stunde sind.

Was treibt dich im Schweizer Literaturbetrieb besonders um?

Patric Marino © Textkiosk / T. Schlup

Egal, wohin es mich im Literaturbetrieb treibt, an welches Festival, welche Lesung, welches Apéro – ich treffe immer die gleichen Leute, Autoren wie Zuhörer. Ich schlage die Zeitung auf und lese eine Kolumne vom Herrn Schriftsteller, ich mache das Radio an und höre ein Gespräch mit dem gleichen Herrn Schriftsteller. Es gibt in der Schweiz einen Kleingeist, der verlässlich und treu, aber mit der Zeit langweilig und ermüdend ist, und manchmal fürchte ich, auch zu einem solchen Geist zu werden.

Wo verortest du im Vergleich zum deutschen Betrieb besondere Unterschiede?

Für mich ist das schwer zu vergleichen, da ich den deutschen Literaturbetrieb kaum kenne. In der Schweiz sind Autoren und Literaturvermittler eine Familie, man kennt sich. In Deutschland kann ich mir das so nicht vorstellen. Diese Überschaubarkeit gilt nicht nur für Bekanntschaften, sondern auch für die Bekanntheit. Die Schweiz ist ein kleiner Markt, um wieder dieses Bild aufzunehmen, und jede Woche stehen da die gleichen Händler mit ihren Ständen an vorgemerkten Plätzen und mit abgesprochenen Preisen.

Welchen Stellenwert hat das eBook bei euch?

In einer großen Buchhandlung in Bern steht, dass eBooks weg gingen wie warme Brötchen und sie deshalb ausverkauft seien, doch ich sehe selten bis nie jemanden mit einem eBook. Vielleicht trauen sich die Leute nicht, sich im öffentlichen Raum mit ihrem E-Reader zu zeigen. Das zeigt, wie tief der Stellenwert bei uns ist.

Wie hältst du es persönlich mit dem eBook?

Ich lese kein eBook. Wenn einer zwei fette Krimis pro Woche liest und sie dann in die Tonne schmeißt, soll er sie besser als eBook lesen. Ich bin ein anderer Lesetyp, ich lese weniger, sinnlicher, und möchte auch mal eine Passage mit Bleistift unterstreichen.

Meinst du, dass dem eBook die Zukunft gehört?

So wie alle neuen Medien sich einen Platz geschaffen haben, wird sich auch das eBook einen Platz schaffen, aber neben dem Buch. Wer so liest wie ich, wird dies weiterhin mit Büchern machen, die er anfassen kann. Für Vielleser oder auch zum Lesen von Zeitschriften oder kürzeren Texten wird der E-Reader oder ein Tablet stärker zum Thema werden. Dazu muss es sich aber erst weiter verbreiten und die digitalen Texte deutlich billiger als die gedruckten sein. Das eBook darf nicht versuchen, das Buch zu ersetzen. Das wird es nie.

Hierzulande wenden sich Autoren immer öfter von den traditionellen Wegen ab, um Publikationen in Eigenregie zu verlegen. Ist diese Entwicklung in der Schweiz ebenfalls absehbar, womöglich bereits angesagt?

Es gibt auch in der Schweiz Bezahlverlage, Books on Demand oder im Eigenverlag herausgegebene Bücher. Ich selbst kenne keine Autoren, die das machen, weder persönlich noch durch Medienberichte, da selbst verlegte Bücher schlichtweg ignoriert werden. Neben den wenigen großen Verlagen gibt es viele Kleinverlage, die auch mal kleinere Werke von großen Schriftstellern herausgeben dürfen. In Eigenregie zu publizieren ist für etablierte Autoren aber unvorstellbar.

Wäre Self-Publishing für dich eine Option?

Nein. Wenn ich ein Buch an die Öffentlichkeit bringe, dann möchte ich, dass es im Buchhandel erhältlich ist und den Lesern vermittelt wird. Mit Self-Publishing wäre dies nicht möglich. Wenn ich hingegen ein Buch für meine Freunde und Familie schreiben würde, kann ich fünfzig Exemplare drucken und sie verschenken.

Wo machst du Chancen und Risiken aus?

Das Geschenkbuch könnte ich selbst gestalten und von Hand herstellen, aber damit sind wir bereits beim ersten Problem: Es gibt unglaublich viel Aufwand, der nicht mit dem Schreiben zu tun hat. Beitragsgesuche, Lektorat, Druckkosten, Pressearbeit, all diese Dinge muss man selbst machen oder bezahlen. Deshalb wird das bei selbst publizierten Büchern häufig nicht gemacht, was für ihre Qualität verheerend ist.

In Deutschland ist es inzwischen üblich, dass Verlagsautoren ihr Buchmarketing selbst in die Hand nehmen (müssen). Zeichnet sich diese Entwicklung auch in der Schweiz ab?

Ja, man hilft beim Marketing so viel wie möglich. Viele Medienanfragen richten sich nicht an den Verlag, sondern an den Autoren. Häufig bringen Autoren auch selbst Kontakte zu Kritikern oder Veranstaltern mit und nutzen diese für ihr Marketing. Der administrative Teil des Marketings sollte aber weiterhin vom Verlag erledigt werden, sodass sich der Autor auf den produktiven Teil, also auf Interviews, Lesungen oder Textbeiträge konzentrieren kann.

Was tust du für dein Buchmarketing?

Ich stelle mich deinen Fragen, gehe mit meinem Buch auf Lesetournee, nenne es unter sonstigen öffentlichen Texten oder bei Auftritten und beantworte die meisten Presseanfragen. Wenn wir bei Festivals auf unseren Schreibmaschinen Geschichten nach Wunsch schreiben, dann stelle ich immer einen Stapel Bücher auf, damit die Leute sehen, was wir sonst noch machen, und meistens gehe ich mit leeren Rucksack heim.

Social Media-Marketingmaßnahmen scheinen inzwischen für Autoren ein Gebot der Stunde. Wie stehst du dazu?

Ich finde es wichtig, auf verschiedenen Kanälen präsent und ansprechbar zu sein, gerade für jüngere Leser. Deshalb habe ich eine Homepage und bin bei Facebook. Ich nutze sie aber weder als Privatperson noch als Schriftsteller, sondern eher als Veranstalter, indem ich Medienberichte verlinke oder Veranstaltungen eintrage. Sonstige Werbung, Privatfotos oder Tagebücher mag ich dort nicht veröffentlichen.

Welche Chancen und Risiken verortest du im Social Web?

Die größte Chance liegt darin, dass ich direkt mein Publikum erreichen und mit ihm kommunizieren kann, und dass ich in meinen Beiträgen völlig frei bin. Darin sehe ich aber auch die Gefahr, dass man sich im Social Web verliert, dass ich auf Facebook mehr schreibe als in den achtzig Seiten meines Buches. Ich brauche Soziale Medien, damit die Leute mein Buch finden und lesen, nicht damit sie meine Beiträge anklicken. Darum habe ich aufgeschrieben, wie ich mit meinen Nonni Tomaten trockne, sonst hätte ich auch einfach meine Ferienfotos auf Facebook stellen können und fertig.

Ich danke dir, Patric, auch für den spannenden Einblick in den Schweizer Literaturbetrieb! Und wünsche deinem Erstling „Nonno spricht“ sehr, dass er auch hierzulande Leser und Anerkennung findet.

Steglitz fragt bei Sonya Winterberg nach (Teil 2)

„Während man den Shitstorm in kaum einem anderen Land der Erde kennt, hat er in Deutschland eine Popularität erreicht, die mich fassungslos macht.“

In diesem Beitrag erfahren wir, was Sonya Winterberg für ihr Buchmarketing tut, welche Maßnahmen erfolgreich waren, welche floppten und wie sie sich als Autorin und Journalistin im Social Web einbringt. Im ersten Teil unseres Gespräches berichtete sie über ihre Erfahrungen mit Publikumsverlagen, wie sie die Entwicklung in Richtung Self Publishing einschätzt und was sie von den aktuellen Diskussionen über die Zukunft des Buches hält.

Was hältst du von der Entwicklung, dass Autoren immer mehr für ihr Buchmarketing selbst tun (müssen)?

Ich finde das wirklich bedauerlich. Eigentlich sollte jeder Verlag ja auch ein Interesse an der Vermarktung eines Buches haben und gemeinsam mit dem Autoren überlegen, wie er es am besten verkauft. Stattdessen muss man schon froh sein, wenn der Verlag Geld für eine Buchpremiere in die Hand nimmt und eine Pressemitteilung in Umlauf bringt. Ich kann verstehen, dass Etats für Werbung und Marketing immer geringer werden. Zugleich glaube ich, dass es für jedes Buch auch individuelle Wege gibt, ihm kostengünstig zu Aufmerksamkeit zu verhelfen. Doch das geht eben nicht mit dem Gießkannenprinzip, mit ein paar Plakaten hier und einer Anzeige dort. Ich würde zu gerne einmal ein halbes Jahr einem Verlag Ideen liefern, wie er sein Programm individuell und ohne erhebliche Mehrkosten besser platziert bekommt.

Trifft das auch auf dich als Autorin eines renommierten Publikumsverlages zu?

Leider mehr als die meisten vermuten. Es ist inzwischen gang und gäbe, dass der Verlag schon bei Vertragsabschluss deutlich macht, dass man sich dort über die Buchpremiere und den Versand von Rezensionsexemplaren hinaus nicht in der Lage sieht, das Buch zu vermarkten. „Da sind Sie dann auf sich gestellt“, sagte mir neulich die Programmleiterin eines etablierten Verlagshauses. Ich bin in solchen Situationen oft sprachlos. Beide Seiten, Autor und Verlag, haben doch ein Interesse an guten Verkaufszahlen.

Was unternimmst du für dein Buchmarketing selbst?

Momentan bin ich auf der Suche nach buch- bzw. projektunabhängiger Unterstützung, also jemandem, den man in den USA „Publicist“ nennen würde. Quasi ein Vermarkter, der Lesereisen organisiert und geeignete Wege beschreitet, die Themen zu denen ich arbeite, bekannt zu machen. Ich glaube, dass das auch viel mit dem Aufbau von längerfristigen Beziehungen zu tun hat – zu Redaktionen, Veranstaltern, Sendern usw. Alleine schaffe ich das kaum, da ich ja auch noch meine Arbeit mit Zeitzeugen, in den Archiven und Recherchereisen im In- und Ausland organisieren muss.

Und speziell für dein aktuelles Buch „Wir sind die Wolfskinder“?

Für das Wolfskinderbuch habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin, der Fotografin Claudia Heinermann, eine Internetseite „Wir sind die Wolfskinder“ eingerichtet, die Material bereitstellt, die über das Buch hinausgehen.

Welche deiner Aktivitäten kamen besonders gut an, welche floppten?

Sonya Winterberg © Gina Gurgul

Grundsätzlich ist die Präsenz in den Medien das A und O. Interviews im Radio und Fernsehen sind ohne Frage hilfreich. Aber eben auch nicht um jeden Preis. Ich habe es zum Beispiel bereut, mit einer Zeitzeugin in einer Fernsehsendung gewesen zu sein, in der man, wie ich fand, ihrer Geschichte nicht wirklich gerecht wurde. Vielleicht auch gar nicht gerecht werden konnte. Traumatische Kriegserlebnisse zwischen zwei Promis in vierzehn Minuten erzählen und dann auch noch ein Happy Ending produzieren zu müssen, das mit seichtem Jazz auszuklingen hat, ist für mich befremdlich.

Unterstützt dich dein Verlag bei deinen Aktivitäten?

In der klassischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf Nachfrage ja. Aber weil die Wolfskinder zum Beispiel ein historisches Thema behandeln, wird automatisch auf ein älteres Publikum gezielt, das neue Medien vermeintlich nicht nutzt. Nicht einmal die Fernsehtermine wurden auf Twitter und Facebook bekannt gegeben. Ich käme mir da als Bittstellerin vor, wenn ich das jedes Mal einfordern würde. Wie gesagt, es liegt ja eigentlich auch im Interesse des Verlages, den Verkauf anzukurbeln. Beim Verkauf der Wolfskinder zum Beispiel ist der Verlag zufrieden, während ich denke, dass da noch einiges mehr möglich gewesen wäre.

Meinst du, dass Autoren heutzutage im Social Web präsent sein müssen?

Ich denke nicht, dass sie es müssen, aber es hilft, wenn man es schafft, seine eigene „Marke“ zu etablieren. Selbst bin ich da auch noch am Ausprobieren. Ich merke, dass ich Schwierigkeiten habe, meine beruflichen und privaten Kontakte strikt zu trennen. Denn nicht alles, was ich privat meinen Freunden auf Facebook mitteile, möchte ich auch öffentlich machen. Zum Beispiel, was meine Kinder angeht. Die haben ein Recht auf ein geschütztes Privatleben und wollen nicht das, was wir als Familie erleben, in die Öffentlichkeit getragen wissen, auch wenn es häufig mit meiner Arbeit zu tun hat.

Was hält dich persönlich davon ab, das Social Web stärker für dein Buchmarketing zu nutzen?

Im Wesentlichen ist es eine Zeitfrage. Beim Schreiben habe ich in der Vergangenheit die sozialen Netzwerke als virtuellen Pausenraum genutzt. Arbeit braucht, finde ich, Kollegen. Als Autorin habe ich die natürlich meistens nicht präsent und da ist es schön, bei einem Kaffee vor dem Bildschirm sich kurz mit Kollegen austauschen zu können. Neben der Arbeit, dem Recherchieren und Schreiben, das häufig mehr als vierzig Stunden die Woche ausmacht, eher sechzig, habe ich eine Familie und zwei Kinder. Der Tag hat 24 Stunden und ich kann bei weitem nicht alles machen, was ich gerne machen würde.

Warum bist du nicht auf Plattformen wie Facebook oder Google+ zu finden?

Privat bin ich auf Facebook. Google+ war mir eins zu viel. Ansonsten hatte ich mich bislang nicht für „wichtig“ genug gehalten, dass ich zum Beispiel ein Autorenprofil angelegt hätte. Erst als mir neulich der Verlag die Anfrage eines Wikipedia-Autoren weiterleitete, der einen Eintrag über mich schreiben wollte, dachte ich daran, dass es vielleicht wirklich an der Zeit ist. Ich fände es einfach peinlich, eine Seite zu haben, die dann vielleicht nur von zehn Leuten gut gefunden wird. Dann lieber keine, oder?

Beruflich findet man mich auf Xing und LinkedIn. Seit neuestem bin ich auch bei Klout angemeldet, einem elektronischen Dienst zur Messung der Online-Reputation.

Bei Twitter bist du allerdings bereits seit Dezember 2008 aktiv …

Anfangs war ich dort privat, sogar mit einem geschützten Account, angemeldet. Ich bin zu Beginn immer eher ein „Lurker“, eine Beobachterin und schaue mir zunächst einmal in Ruhe an, wie ein neues Medium, eine neue Plattform funktioniert und was sie bringt. Journalistisch schätze ich an Twitter die Unmittelbarkeit, Ereignisse schnell zu veröffentlichen. Gerade in Krisengebieten hat es sich als Medium der Wahl bewährt, um kurze, aktuelle Meldungen abzusetzen, die Agenturen häufig erst Stunden später auf dem Ticker haben. Ich lese also weit mehr als ich selbst twittere. Darüber hinaus schätze ich die ungefilterte Meinungs- und Kulturvielfalt, die Vielsprachigkeit, in der Twitter funktioniert.

Du hast kürzlich auch im Rahmen einer Rotation Curation für @wearedresden getwittert …

Ja, genau. Das Konzept eines offiziellen Accounts für eine Stadt oder ein Land, das in einem rotierenden Verfahren unterschiedliche Menschen zu Wort kommen lässt, ist für mich tatsächlich eine qualitative Weiterentwicklung sozialer Netzwerke mit dem ausdrücklichen Ziel, Vielfalt sichtbar zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass sich diese Idee auch für den Buchmarkt oder ausgewählte Themen nutzen ließe.

Warum nutzt du für Twitter ein Pseudonym?

Anfangs war ich mit meinem vollen Namen angemeldet. Was dazu führte, dass bei Suchmaschinen nicht mehr unbedingt meine Arbeit im Ranking vorn lag, sondern Tweets, die eher widerspiegelten, was ich gerade las oder welche aktuellen Ereignisse mich beschäftigten. Das störte mich. Jetzt fahre ich ganz gut mit @experimentdays und dem dazugehörigen Profil.

Worauf achtest du bei deiner Kommunikation via Twitter besonders?

Twittern ist eine Kommunikationsform im öffentlichen Raum, das heißt, ich verhalte mich so, wie ich es sonst auch mache, wenn andere Menschen zuhören. Ich äußere also durchaus meine persönliche Meinung, werde aber nicht zu privat und reagiere nicht so impulsiv wie vielleicht im Freundeskreis.

Siehst du zukünftig vor, dich stärker noch im Social Web zu engagieren?

Ich denke, wir stehen da noch ganz am Anfang. Der Hype, bevor Facebook an die Börse ging, und der nachfolgende rapide Verfall der Aktie zeigt meines Erachtens, dass es wie einst mit der New Economy noch lange nicht sicher ist, was bleiben wird. Ich will auch künftig nicht zu viel Zeit auf die Form verwenden, sondern vor allem inhaltlich arbeiten. Von daher glaube ich nicht, dass ich mich unbedingt stärker einbringen werde, aber vielleicht gezielter.

Was sollte man als Autor/in im Social Web unterlassen?

Da hat sicher jeder seine eigenen Prioritäten. Ich finde ja schon, dass man gelegentlich hitzig diskutieren oder auch provozieren darf. Leider führt das in Deutschland häufig zu ätzender Besserwisserei. Während man den Shitstorm in kaum einem anderen Land der Erde kennt, hat er in Deutschland eine Popularität erreicht, die mich fassungslos macht.

Wo verortest du Risiken?

Für Autoren, die zeitgeschichtlich oder politisch arbeiten, ist auch immer die Frage, wie öffentlich sie ihre Werte und politischen Ansichten machen, wenn sie weiterhin international reisen und arbeiten wollen. Mir selbst ist es bei der Einreise in die USA wiederholt so gegangen, dass ich diesbezüglich eingehend befragt wurde. Bei der Einreise nach Israel musste ich Beamten schon Zugang zu Google Mail und Facebook geben.

Vielleicht hat es mit den Themen zu tun, die mich beschäftigen, oder aber den historischen Erfahrungen meiner Familie. Die Informations- und Meinungsfreiheit, die uns das Internet bietet und die wir in Europa genießen, gilt es zu bewahren. Sie ist keineswegs selbstverständlich.

Danke, Sonya, für das interessante Gespräch mit einem gewichtigen Schlusswort.

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Wer mehr über Sonya Winterberg erfahren möchte, findet die Autorin hier im Netz:

http://sonyawinterberg.wordpress.com/

https://twitter.com/experimentdays

http://wolfskinder.fotoportfolios.com/

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Vorschläge, wer in der losen Interview-Reihe “Steglitz fragt … bei Autoren nach” auch zu Wort kommen könnte, nehme ich gerne entgegen. Mich interessiert: Wie gehen Autoren mit den Entwicklungen infolge der Digitalisierung um? Welche neuen Wege nutzen sie, wo sehen sie Chancen und Risiken?

Demnächst steht hier Ruprecht Frieling aka Prinz Rupi Rede und Antwort.

Steglitz fragt bei Jan-Uwe Fitz aka @Vergraemer nach (Teil 2)

“Und weil sich mir der Sinn von Twitter so gar nicht erschloss, dachte ich mir: Das machste!“

In Teil 1 des Gespräches berichtete Jan-Uwe Fitz, wie er zu seiner ersten Veröffentlichung bei einem Publikumsverlag gekommen ist, welche Erfahrungen er in der Zusammenarbeit machte und warum er auch in Eigenregie publiziert. – Dieser Beitrag dreht sich um den Taubenvergrämer und um Twitter (wer hätte das gedacht?) und was Jan für seine Veröffentlichungen sonst noch macht …

Mit dem Taubenvergraemer ist dir ein schöner Wurf gelungen. Wie kam es dazu?

Hätte ich mir für dieses Interview einen ersten Satz wünschen dürfen, wäre es „Mit dem Taubenvergraemer ist dir ein schöner Wurf gelungen“ gewesen. Danke.

Gerne. Zur Sache, bitte …

Mitte der 2000er Jahre waren Berufsblogs en vogue. Zum Beispiel das Bestatterblog. Der Taubenvergrämer sollte eine Satire darauf sein: Ein Taubenvergrämer berichtet aus seinem Job. Nur eben kein echter, sondern ein eingebildeter Charakter. Ich habe mir damals vorgestellt, wie mein Leben als Taubenvergrämer verliefe? Und das aufgeschrieben.

Dass es ein Taubenvergrämer wurde und zum Beispiel kein Fliesenleger oder ein Chemiker, hängt mit der Schönheit des Wortes zusammen. Ich liebe das ä und das au. Beides zusammen in einem Beruf fand ich unwiderstehlich.

Der Erfolg kam schnell …

Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass der Taubenvergrämer tatsächlich gelesen wird. Ich wollte lediglich mit dem Medium Blog experimentieren und war wahnsinnig aufgeregt, als anfangs immerhin vier fremde Menschen regelmäßig reinlasen.

Bloggen war für mich ähnlich wie eine Modelleisenbahn zu besitzen: einfach machen, verwerfen, und dann losfahren lassen. Doch dann wurde das dia-blog.de auf den Taubenvergraemer aufmerksam und erwähnte ihn in einem Radiointerview. Nun ging es immerhin schleppend voran. So schleppend, dass acht Jahre später, nämlich im Mai 2013, das Buch „Aus dem Leben eines Taubenvergrämers“ bei Ullstein erscheint.

Seit wann genau bist du im Social Web aktiv?

Das Blog habe ich 2005 ins Leben gerufen. Auf Twitter meldete ich mich 2008 an. Gründe gab es keine. Nur Neugier. Es war die geschätzte @lorettalametta, die mir damals befahl zu twittern. Und weil sich mir der Sinn von Twitter so gar nicht erschloss, dachte ich mir: Das machste.

Kannst du dir deine Popularität im Netz erklären?

Nein. Sie ist auch ziemlich relativ.

Bei dir war ja das Marketing vor dem Buch da. Oder, wie siehst du das?

Vielleicht. Nur dass ich nicht gewusst habe, dass es Marketing war. Ich habe halt ins Internet geschrieben. Dass das mal viele Leute lesen und daraus ein Buch werden würde, war nicht geplant. Wahrscheinlich kann man in Zeiten des Internets gar nicht mehr nicht Marketing machen …

Hat das Dumont-Marketing beim Erscheinen von „Entschuldigen Sie meine Störung“ auf deine Bekanntheit im Netz gesetzt?

Nicht, dass ich wüsste. Es war einmal angedacht, auf Facebook dafür etwas Remmidemmi zu veranstalten. Aber aus Angst vor dem virtuellen Lärm habe ich das lieber abgeblasen. Im Internet hat man keinerlei Kontrolle darüber, wer dabei ist. Das ist bei einer Live-Lesung anders.

Wie fühlt sich das für dich an, ein Netzpromi zu sein?

Ich habe generell eine Heidenangst vor den Usern. Deshalb twittere ich deutlich langweiliger und verquaster als früher, als ich noch anonym war. Nach jedem Tweet rechne ich mit virtueller Kloppe.

Denkst du, dass sich Follower beim Abverkauf eines Buches rechnen?

Keine Ahnung. Aber Twitter als Vertriebskanal ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Und ich glaube schon, dass einige meiner Follower das Buch gekauft und weiterempfohlen haben.

Was hältst du von der Entwicklung, dass Autoren immer mehr für ihr Buchmarketing selbst tun müssen?

Das ist ein wahnsinniger Stress. Autoren sind nervlich nicht die Robustesten. Marketing aber erfordert vor allem eiserne Nerven. Für sich selbst zu werben ist die Hölle, vor allem wenn man unter Selbstzweifeln leidet. Was nicht so selten ist. Ich mache zwar immer mal wieder Werbung für mich, aber mit einem sehr, sehr schlechten Gefühl. Weil ich nicht so erzogen worden bin, aller Welt zu sagen: Ich bin so geil! Außerdem fürchte ich mich vor Entfolgungen und Tweets in der Art „Der Vergraemer ist ein Kommerzschwein!“

Da musst du wohl durch …

So kennt man Jan-Uwe Fitz aka Vergraemer bei Twitter & Co – (c) Jan-Uwe Fitz

Tja, was soll ich machen? Für ein Taschenbuch werben die Verlage nicht sonderlich, da bleibt die Aufgabe eben bei mir hängen. Schließlich würde ich gerne so viele Werke verkaufen, dass ich ein zweites Buch veröffentlichen darf. Zum Glück habe ich meinen Twitter- und meinen Facebook-Kanal. Allerdings kann ich jeden Autoren verstehen, der sich lieber zurückzieht, weil ihn die Öffentlichkeit, auch die virtuelle, überfordert. Ich bin extrem dankbar, wenn nette Menschen wie der Autor Matthias Sachau öffentlich ein Wort für mich einlegen. Vielleicht sollten sich Autoren gegenseitig mehr bewerben. Dem steht natürlich auch der Neid entgegen. Ich zum Beispiel gönne niemandem anderen außer mir selbst gute Verkaufszahlen.

Was machst du für dein Buchmarketing außerhalb Social Web?

Lesungen, die ich meist selbst organisiere. Die helfen meinem Buch gewaltig, nicht nur in kommerzieller Hinsicht. Das Buch funktioniert allein nicht automatisch. Es kommt aus dem Kontext Vergraemer. Und dazu gehören eben auch der Twitteraccount, das Blog und der Live-Gig. Wenn ich es auf Lesungen ironisch erkläre, haben die Leser einen besseren Zugang. Wer nur das Buch liest, bleibt schon mal mit einem „Hä?“ zurück.

Welche deiner Aktivitäten außerhalb Social Web kamen besonders gut an, welche floppten?

Ich hatte einige richtig erfolgreiche Lesungen, mit über 100 Zuschauern. Aber auch Flops mit nur vier Zuschauern. Das hängt stark von der Werbung ab. Wenn ich kräftig trommele, wird es normalerweise voll. Da ich aber Phasen habe, in denen ich mich nicht traue zu trommeln, gibt es auch Lesungen, von denen die Timeline nichts mitbekommt und dann logischerweise lieber aufs Stefan Mross-Konzert geht.

Hä? Was ist denn das für ein Highlight?

Mein persönliches Highlight war jedenfalls mein Auftritt bei Astro TV. Ich war der erste Dumont-Autor auf diesem Kanal. Darauf bilde ich mir wahnsinnig viel ein …

Welche Plattformen bevorzugst du im Social Web für dein Buchmarketing?

Buchmarketing ist übertrieben, ein viel zu großes Wort. Ich weise auf Twitter, Facebook und meinem Blog darauf hin, dass man mich auch klassisch lesen kann. Und mich auf diese Weise sogar finanziell unterstützt.

Setzt du für dein Buchmarketing auf eine Social-Media-Strategie?

Nein. Wenn ich planvoll vorgehe, vermassele ich es. Es kommt doch anders, als ich denke. Alles bei mir läuft spontan und chaotisch ab. Vielleicht ist das aber auch eine Strategie, wer weiß. Ich kann Dinge, die mir wichtig sind und mir am Herzen liegen, nicht logisch angehen. Dann hätte ich das Gefühl, sie zu entmenschlichen.

Worauf achtest du bei deiner Kommunikation im Social Web besonders?

Mich nicht zu ernst zu nehmen. Es sei denn, man bittet mich darum.

Welche deiner Aktivitäten im Social Web kamen besonders gut an, welche floppten?

Mein Twitter-Account ist recht erfolgreich. Mein Blog nicht.

Hast du Erfahrungen mit Kostenlos-Aktionen gesammelt?

Ich habe kürzlich mein E-Book „Der Unerträgliche“ kostenlos bereitgestellt und gebeten, mir die paar Cent per paypal zu überweisen. Die Downloads waren dreistellig, bezahlt haben 4 oder 5 Leute.

Social Media ist sehr zeitaufwändig. Wie sieht dein Pensum aus?

Ich bin immer online. Das ist Teil meines Charakters. Das Leben ist ja schließlich auch zeitaufwändig.

Kannst du dich ruhigen Gewissens ausloggen oder treibt es dich dann doch wieder zum Rechner bzw. dem Smartphone?

Zugegeben, ich bin onlinesüchtig. Aber es stört mich nicht. Ich habe dem Internet viel zu verdanken. Und da ist es das Mindeste, dass ich es nie allein lasse.

Wie regelst du Fragen der Erfolgskontrolle? Nutzt  du Tools?

Keine. Würde ich Erfolgstools nutzen, würde ich bekloppt. Ich schaue höchstens ab und zu mal auf Favstar nach, wie meine Tweets so ankommen. Zählt das als Erfolgstool? Und ich schaue auf NovelRank, wie mein Buch sich auf Amazon verkauft. Zurzeit bereitet mir das Sorgen, dass es im September noch niemand bestellt hat. Muss mal wieder twittern, dass ich eins geschrieben habe und dass mein neuster Coup „Der Unerträgliche“ neuerdings auch gedruckt vorliegt…

Was sollte man als Autor im Social Web unterlassen? Wo verortest du Risiken?

Keine Ahnung.

Ein trefflicher Schlusssatz, Jan. Ahnungslos entlässt du mich jedenfalls aus diesem Gespräch nicht. Vielen Dank dafür! Und Glück auf am 5. September bei „140 Sekunden“.

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Wer mehr über Jan-Uwe Fitz erfahren möchte, findet den Autoren und seine Bücher hier im Netz:

http://benefitz.de

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Vorschläge, wer in der losen Interview-Reihe “Steglitz fragt … bei Autoren nach” auch zu Wort kommen könnte, nehme ich gerne entgegen. Mich interessiert: Wie gehen Autoren mit den Entwicklungen infolge der Digitalisierung um? Welche neuen Wege nutzen sie, wo sehen sie Chancen und Risiken?

Demnächst steht hier die Sachbuch-Autorin Sonya Winterberg Rede und Antwort.

Gezielte Irreführung? Ein Nachtrag zum Sommertheater um Steinfeld und Co

In der Literaturgeschichte und im Literaturbetrieb sind Pseudonyme keine Seltenheit. Tatsächlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn sich Autoren für eine Deckung entscheiden und Verlage Pseudonyme achtsam nutzen. Allerdings ist der Ruf, und zwar der von Autor und Verlag gleichermaßen, dann akut gefährdet, wenn es um ein zielgerichtetes Täuschungsmanöver geht.

Und genau darum scheint es sich beim vermeintlichen Schwedenkrimi „Der Sturm“ zu handeln, hinter dem nicht Per Johansson, sondern das Autoren-Duo Thomas Steinfeld und Martin Winkler steht. Und wofür sich der S. Fischer Verlag eben nicht nur ein Pseudonym und eine Mogelpackung, nämlich die Tarnung „Schwedenkrimi“, ausgedacht hat.

Wer mag da nur dahinter stecken? Foto (c) Gesine von Prittwitz

Wer mag da nur dahinter stecken? Foto (c) Gesine von Prittwitz

Dreist ist der Fall deshalb, weil der Verlag für Thomas Steinfeld, der amtierender Feuilleton-Chef der Süddeutschen Zeitung ist, einen aufwändig inszenierten Maskenball geplant hatte: Mit einer frei erfundenen Biografie zu Per Johansson, einer gefakten Übersetzerin aus dem Schwedischen und einem gefälschten Originaltitel griff man ebenso tief in die Trickkiste wie mit Testimonials von Hakan Nesser und Orhan Pamuk, die auf Buchcover und Buchrücken ebenfalls für die Narretei herhalten sollten. – Und vermutlich ist die Geschichte, dass ein Redakteur der WELT rein zufällig auf die gewitzte Idee gekommen sein soll, die Leiche zu sezieren, um schließlich Frank Schirrmacher mit viel Gedöns als Mordopfer zu identifizieren, auch nur Teil eines abgekarteten Spiels zwischen Autoren-Duo, Verlag und exklusiv ausgewählten Medien-Vertretern. Man kennt sich und ist sich gerne gefällig …

Ist die Affäre tatsächlich nur ein Sturm im Wasserglas, wie ich in meinem letzten Blogbeitrag noch einlenkend konstatierte? Oder verweist das Komplott nicht vielmehr auf haarsträubende Missstände in der Verlagsbranche, wo auf Teufel komm raus getrickst und gezinkt wird, um möglichst groß abzuzocken?

Tatsächlich wirft der Fall Steinfeld & Co auf den S. Fischer Verlag ein denkbar schlechtes Licht. So mancher, der das Spektakel verfolgt hat, dürfte sich inzwischen fragen: Wieso führt ein traditionsreicher Publikumsverlag mit guten Renommee Leser und Buchhändler gezielt hinters Licht? Welches Geschäftsmodell steckt hinter solchem Gebaren? Ist der Fall ein Unikat oder steht die Trickbetrügerei stellvertretend für eine gängige Praxis in der Branche? Und: Welche Achtung bringen Verlage Zielgruppen entgegen, die sie derartig verhohnepiepeln?

Da wurde in der vergangenen Woche viel Reputation verbrannt. Ein Imageverlust für den Verlag, womöglich die Branche insgesamt, könnte eine Folge aus diesem Sturm sein. Leser lassen sich nämlich nicht gerne zum Narren machen und Buchhändler nicht für gänzlich dumm verkaufen! Mit seiner Entscheidung, die falschen Angaben im Schwedenkrimi zu überkleben und mit einer zweiten, bereinigten Auflage an den Start zu gehen, dürfte der S. Fischer Verlag jedenfalls den Flurschaden nicht wettmachen können, den er gemeinsam mit sensationsgierigen Medien angerichtet hat.

Zu Teil 1 geht es hier: Ein Sturm im Wasserglas. Zum Sommertheater Steinfeld und Co

Ein Sturm im Wasserglas. Zum Sommertheater Steinfeld und Co

Vor gut zehn Jahren kam mir der Gedanke, dass Bücher unkonventionell inszeniert werden müssten. Was ich einst mit einem damaligen Stiefkind des Buchmarktes, nämlich dem Ratgeber vorhatte, ist heute quer durch alle Genres und Warengruppen gängige Praxis. Ohne Spektakel bzw. Kasperle- und Affentheater geht im Literaturbetrieb offensichtlich nichts mehr.

Das zumindest scheinen jene zu meinen, die sich mit der Frage beschäftigen, wie sich ein Buch an den Käufer bringen lässt. Dafür wird auf Teufel kommt raus und ungeachtet dessen, was zwischen den Buchdeckeln steht, geklimpert und getrommelt. Und zwar frei nach der Devise: Je schriller, desto besser! Und sollte sich einmal kein Aufhänger finden lassen, der zum Skandälchen taugt, dann kann man ja noch auf eine einstweilige Verfügung hoffen, die sich öffentlich ausschlachten lässt. In jedem Fall wissen sich die Verlage mit den sensationsgierigen Medien in einem Boot. Dass sich ein gutes Buch deshalb durchsetzt, weil es gut ist, daran scheint längst auch nicht mehr das seriöse Feuilleton zu glauben …

Das jedenfalls legt der jüngste Aufreger nahe, nämlich das Sommertheater, das derzeit rund um den Schwedenkrimi „Der Sturm“ veranstaltet wird. Mir führt der stilisierte Skandal, der sich an einem vermeintlichen Mord an einem Feuilletonchef entzündet hat, allerdings anderes vor Augen: Nämlich das Dilemma, in das sich der Literaturbetrieb mit seiner zwanghaften Haltung manövriert hat, möglichst viel Zirkus um Bücher zu veranstalten. Den Schaden davon tragen Autor(en), Verlag(e) und Feuilleton inzwischen zu gleichen Teilen.

Rekapitulieren wir kurz den Fall, d.h. die Vorab-Geschichte eines Krimis mit dem Titel „Der Sturm“ aus der Feder eines vermeintlichen Per Johansson, der am kommenden Donnerstag, den 23. August bei S. Fischer erscheint:

Kindsmord? Missbrauch? Viel Raum für Spekulationen ... Foto (c) Gesine von Prittwitz

Kindsmord? Missbrauch? Viel Raum für Spekulationen … Foto (c) Gesine von Prittwitz

Tatsächlich versuchte sich nicht Per Johansson, sondern der Kulturchef der Süddeutschen Zeitung Thomas Steinfeld, der bislang standesgemäß Sachbücher zu anspruchsvolleren Themen vorlegte, an einem literarischen Genre, das Intellektuellen offensichtlich nicht perfekt zu Gesicht steht. Und zwar nach allen Regeln der Handwerkkunst und gemeinsam mit einem Münchner Freund, der ein intimer Kenner der Materie sein soll, wie Steinfeld im Interview im Deutschlandradio am Samstagmorgen versicherte. Man habe lediglich ein Experiment gestartet, mit dem man herausfinden wollte, ob man befähigt sei, einen guten Krimi zu schreiben, so der Feuilletonchef der SZ über sein neues Buch.

Ins Gerede kam der Krimi von Steinfeld & Co allerdings nicht, weil das Experiment gelungen ist, sondern weil ein findiger Redakteur der WELT die Idee hatte, die Leiche zu sezieren. Nachdem sein Befund feststand, nämlich dass das Mordopfer der Feuilletonchef der FAZ, sprich: Frank Schirrmacher sei, begann in den Gazetten eine Hetzjagd. Und zwar nicht nach dem Mörder, sondern nach dem Autor, der seine Identität hinter dem Pseudonym Per Johansson verborgen hatte. Nachdem sich Thomas Steinfeld schließlich als Co-Autor des Krimis geoutet hatte, wurde wiederum der Verlag öffentlich angeprangert, weil er die Autorenschaft getarnt und einen deutschen Fall als Schwedenkrimi deklariert hatte.

So weit ist die Geschichte eigentlich reichlich banal. Ein Sturm im Wasserglas, der keinen Aufreger wert ist. Dass der Verlag für das Experiment des Feuilletonchefs ein Pseudonym aus der Taufe hob und aus dem Plot einen Schwedenkrimi machte, ist in der Branche üblich. Thomas Steinfelds Name ist unter Krimianhängern nicht zugkräftig genug (Feuilletonleser, so heißt es, bevorzugen andere Genres) und Schwedenkrimis sind en vogue. Dass der Verlag auf dieser Welle mitreiten wollte, ist ebenso legitim wie die Entscheidung für ein Pseudonym. Dumm gelaufen ist die Angelegenheit allerdings deshalb, weil der Fall dank kräftigen Zutuns sensationslüsterner Medien aus dem Ruder lief. Und das – ohne jegliches Mittun des Verlages, der sich von der Entwicklung überrascht sah und am Ende hilflos zurückruderte. Allerdings gilt auch hier: Die Geister, die ich rief …

Hätte man im Krimi des Feuilletonchefs der SZ keine Leiche ausgemacht, die dem Feuilletonchef der FAZ ähnlich sehen soll, dann wäre die Trickserei des Verlages mit Pseudonym und Mogelpackung „Schwedenkrimi“ vermutlich nie ans Licht gekommen. Aus strategischer Sicht ist der Fall jedenfalls gründlich misslungen. Wenn der Krimi Donnerstag dieser Woche in den Handel kommt, dann kräht im Medienwald kein Hahn mehr nach ihm. Dann treibt man dort längst die nächste Sau durchs Dorf. Und auch für Steinfeld & Co ist das Experiment nicht geglückt. Ob der Krimi etwas taugt, interessiert nach diesem Theater nicht einmal mehr Backstage. – Und die potenziellen Käufer und Leser? Die lassen sich ungerne ein X für ein U vormachen!

Und was bleibt vom Sturm im Wasserglas? Ein allseitiger Glaubwürdigkeitsverlust, aus dem die Beteiligten Lehren ziehen könnten. Und Frank Schirrmacher? Der ist quicklebendig und lacht sich vermutlich ins Fäustchen …

Zu Teil 2 geht es hier: Gezielte Irreführung? Ein Nachtrag zum Sommertheater um Steinfeld und Co

Steglitz fragt bei Nicole Sowade nach (Teil 2)

„Wer sich – vor allem als E-Book- Autor – dem Social Web verschließt, der riskiert, vom Großteil seines Publikums ignoriert zu werden.“

In diesem Beitrag erfahren wir, was Nicole Sowade für ihr Buchmarketing tut, welche Maßnahmen erfolgreich waren, welche floppten und wo sie im Social Web Chancen und Risiken verortet. In unserem ersten Gespräch berichtete sie, weshalb sie sich für ihr literarisches Debüt „Miss Januar“ für ein E-Book entschieden hat, welche Vor- und Nachteile sie beim Self Publishing ausmacht und was ihr an den Diskussionen über die Zukunft des Buches aufstößt.

Dem Buchmarketing in Eigenregie kommt immer größerer Stellenwert zu. Was unternimmst du in dieser Richtung?

Auf jeden Fall erfinde ich nicht das Rad neu. Einige Dos and Don‘ts haben sich generell im Marketing und auch im Marketing für Bücher etabliert, die ich natürlich wie etliche andere auch nutze und nutzen muss. Das heißt, wir sprechen von einer Website und von Social Media-Accounts. Dazu kommen Autorenseiten auf Verkaufsplattformen, in meinem Fall Amazon und epubli, und z.B. das Engagement in Foren, wie beispielsweise die von Xing. Prinzipiell gilt, jede Gelegenheit zu nutzen, um über das E-Book zu sprechen. Denn niemand liest dir von den Augen ab, dass du ein Buch geschrieben hast. Zumindest nicht im wahren Leben. Man sollte außerdem so oft es geht nach links, rechts und zu anderen Autoren schauen und notfalls auch ein Buch zur Hand nehmen. Es ist nie einfach bei Null anzufangen. Aber: Das spricht nicht dagegen, wenigstens zu beginnen.

Du spendest für jedes verkaufte “Miss Januar”-E-Book 50 Cent an die gemeinnützige Organisation Save the Children Deutschland e.V. …

… und alle wirken immer so überrascht darüber. Für mich ist die Spendenaktion Teil von dem, was ich verkaufe. Im Roman geht es doch nicht nur um Mr. Right und Unterhaltung, sondern auch um ein gutes Gefühl und eine bessere Welt. Und für die kann jeder seinen Teil beitragen. Gar nichts zu unternehmen, das ist eine Bequemlichkeit, die wir uns alle nicht mehr leisten können. Genau das lebt meine Heldin vor und vielleicht finden sich ja Nachahmer. So schwer ist das schließlich nicht.

Meine Spendenaktion für Save the Children hat einen ganz einfachen Grund. Ich persönlich finde es viel wichtiger, Menschen dazu zu befähigen, zu lernen und vielleicht letztlich etwas Gutes zu bewirken, als beispielsweise einen Baum zu pflanzen. Keine Frage, ich pflanze gerne Bäume. Aber irgendwie muss man ja Prioritäten setzen. Und dann bringe ich lieber vielleicht zehn Leute dazu, irgendwann einen ganzen Wald aufzubauen.

Welche deiner Aktivitäten außerhalb Social Web kamen besonders gut an, welche floppten?

Das lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren: Auftritte top, PR flop. Pressearbeit funktioniert irgendwie nicht so, wie ich sie aus dem klassischen Buchmarketing kenne. Immer wieder ist das E-Book selbst die Hürde. Ohne Print-Pendant wollen es viele Medien nicht besprechen. Selbst Verlosungsaktionen bringen wenig – wahrscheinlich, weil E-Books an allen Ecken und Enden gratis verteilt werden. Hier lerne ich tagtäglich dazu, was möglich ist und was nicht. Und immer wieder heißt es, hartnäckig bleiben und dort nach Rezensenten Ausschau halten, wo sich die Zielgruppe tummelt.

Dein Erscheinen als Miss …

Top: „Miss Januar“ auf der Leipziger Buchmesse 2012 Foto (c) privat

Das war ganz klar top. Auf der Leipziger Buchmesse bin ich als Miss Januar mit Krönchen und Schärpe erschienen. Die Idee war so einfach wie gut. Die Schärpe konnte ich online im besten Schärpen-Shop aller Zeiten bestellen. Das Krönchen lieferte Amazon zuverlässig wie eh und je. Und dann kam dankbarerweise ein sehr sonniger, warmer Tag X, an dem ich in das kleine Schwarze geschlüpft bin und mich in die Messe-Massen gestürzt habe. Ich konnte mir Vorträge anhören, die Konkurrenz beäugen, erste Kontakte knüpfen und vor allem etwas Aufmerksamkeit erhaschen. Etwa, wenn jemand aufgeregt seinem Nachbarn zuraunte: „Guck mal, ne Miss! Ne Miss!“ Das Outfit wirkte als toller Eisbrecher. Ich glaube, das lag aber auch daran, dass vor mir noch kein Autor als Reinkarnation des eigenen Titels auf der Messe herumgelaufen ist. Das bietet sich ja auch nicht bei jedem Buch an. Eine „Göttin in Gummistiefeln“ kann ich mir gut vorstellen, die „Schnäppchenjägerin“ dagegen wäre zwischen all‘ den Messebesuchern mit ihren Tüten und Taschen sicher sang- und klanglos untergegangen …

Und dann dein Auftritt bei der re:publica im Mai, wo du mir aufgefallen bist …

Stimmt. Nach dem Auftritt in Leipzig setzte ein Pingpong-Effekt ein: Ich wurde eingeladen, am Self-Publishing Panel auf der re:publica in Berlin teilzunehmen. Wow, nun ging es vor ein hochinteressiertes Publikum! Dafür hab ich mir gerne einen Urlaubstag genommen und bin erneut in meine Kostümierung geschlüpft. So hast du mich entdeckt. Und so geht es weiter. Und das alles, weil eine relativ einfache, aber unkonventionelle Idee am Anfang stand. Not macht eben erfinderisch.

Wo findet man dich und deine Bücher im Netz?

Wie? Soll ich jetzt alles aufzählen? Google weiß über mein Autorenleben bestimmt ausführlicher Bescheid als ich. Natürlich findet man mich und Miss Januar im klassischen Social Web, also bei Facebook und twitter, neuerdings auch bei google+. Meine Website hält sich wacker. Und wer „the new anti-hipster princess“, wie ich mal genannt wurde, live bestaunen will, der kann sich ein Video der re:publica anschauen. Vielleicht ist nicht jede Kameraeinstellung zu meinem Vorteil, aber was soll‘s … Wir alle haben ja unsere schöneren und weniger schönen Tage. Und solange ich nicht wie meine Heldin ein „Berliner Nipplegate“ nach dem anderen provoziere, bin ich entspannt und nehme mich selbst nicht wichtiger als ich bin.

Und dein E-Book „Miss Januar“?

Mein E-Book: Das finden Interessierte momentan ausschließlich bei Amazon, iTunes und googleBooks, sowie im epubli-Shop, sprich für Kindle und im ePub-Format. Also: Loslesen leicht gemacht!

Hast du Erfahrungen mit Kostenlos-Aktionen gesammelt?

Ja und nein. Zum Launch im Februar habe ich unter dem tollen Namen „Share & Read“ die sensationellste, meist-nicht-beachtetste Kostenlos-Aktion initiiert, seit es E-Books gibt! Dahinter steckte ein „Pay per Tweet or Facebook-Button“. Jeder, der für etwas virale Werbung sorgte, konnte sich den Roman als geschütztes PDF herunterladen. Was ich völlig unterschätzt habe, war, dass es einer gewissen Schwungmasse bedarf, bevor man das Wort Viralität überhaupt in den Mund nehmen sollte. Insofern könnte man durchaus sagen, dass sich meine Aktion in Quarantäne befand. Ein Traum für jeden Arzt, ein Horror für einen Produktlaunch, wie du dir sicherlich vorstellen kannst …

Das war’s dann mit Kostenlos …

Ja, meine  Erfahrung damit hält sich in Grenzen. Ursprünglich hatte ich eine Gratisaktion bei Amazon geplant. Ich habe sie deshalb nicht durchgeführt, weil die Bedingung dafür ist, exklusiv auf der Plattform zu verkaufen. Das klappte aufgrund meines Timings nicht mehr. Ich nehme gerade beim Neuen Buchpreis teil und arbeite mit epubli zusammen. Das Thema Kostenlos ist damit aber längst nicht vom Tisch. Und wer weiß, vielleicht kommen bei der nächsten Buchparty genug Gäste, um sich mit dem Miss Januar-Virus anzustecken.

Im Bereich Social Web: Seit wann und warum bist du hier aktiv?

An den Tag X kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern. Beruflich nutze ich bereits seit einigen Jahren Xing und bin ganz froh, mich dort vernetzen zu können und über Gruppenbeiträge den neuesten eBook-Gossip zu erfahren. Der erste Schnitt kam vor etwa zwei Jahren. Damals fing ich beziehungsweise meine Heldin an, unter dem Namen @Mizz_Energy zu twittern. Zu der Zeit arbeitete ich intensiv an der Story und hatte immer wieder spannende Infos über neueste Trends aus der Öko-Ecke. Die passten nicht immer ins Buch und noch weniger zu dem, was ich sonst so von mir gebe. Dennoch wollte ich die Links nicht verlieren – oder in meinem Bookmark-Account verbuddeln. Also hat meine Heldin Elizabeth alles, was spannend und teilenswert war, mehr oder weniger gewitzt in 140 Zeichen gepackt. Sie wurde dadurch – quasi  von heute auf morgen und völlig unprätentiös – zu einer Microbloggerin und damit auch für mich als literarische Figur noch lebendiger. Mittlerweile ist der Account auch mit Facebook verknüpft.

Seit wann bist du bei Facebook?

Dort bin ich seit dem Romanlaunch im Februar aktiv. Es gibt Seiten zu mir als Autorin und zum Roman selbst. Der Schritt zu Facebook bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung. Dort findet sich eine unglaublich offene Community und die Plattform setzt alles daran, dass der Austausch untereinander gelingt. Ich kann News aus der „Miss Januar“-Welt verbreiten und mir persönlich und meinem Roman ein Gesicht geben. Egal, welchen Weg man einschlägt: Wer sich – vor allem als eBook-Autor – dem Social Web verschließt, der riskiert, vom Großteil seines Publikums ignoriert zu werden.

Bist du bei deinen ersten Schritten im Social Web planvoll vorgegangen?

Erwischt! Nein. Mein einziger Gedanke im Februar war: Verdammt nochmal, wie erstellt man attraktive E-Books? Als die Veröffentlichung dann anstand, war es das Einfachste mal eben bei Facebook auf den Knopf zu drücken, um eine Seite zu erstellen und im Social Web mit meinem frisch gelaunchten Roman präsent zu sein. Was ich damals damit wollte? Man hatte das eben so. Alle Autoren, die ich kannte, hatten eine Seite und ich dann eben auch. Schließlich wollte ich doch ganz groß mitmischen. Was ich dort sagen würde? Dinge eben … Keine Ahnung. Mittlerweile bin ich zum Glück einen gewaltigen Schritt weiter. Man könnte sagen, auch Miss Januar wird erwachsen.

Und welche Strategie verfolgt die erwachsene „Miss Januar“ im Social Web?

Die hat endlich ihre Hausaufgaben gemacht und setzt inzwischen auf Inhalte. Als nur E-Book-Autor hast du nicht so wahnsinnig viele Events, über die du berichten kannst. Du kannst über deinen Roman, dein Autorenleben oder ganz einfach über dich schreiben. Und je nachdem, was du willst, solltest du deine Storys ergänzend zur eigentlichen Romanstory zudem gut erzählen. Schließlich willst du, dass deine Posts gelikt und kommentiert, idealerweise sogar geteilt werden. Bei mir ist zum Beispiel jeden Montag Zitat-Tag. Mein Roman hat ca. 400 Seiten und bietet damit mehr als genug Futter, um mit einem Best-Of die Leute zu unterhalten. Andere Inhalte ergeben sich eher zufällig, wie zum Beispiel dieses Interview, über das ich posten werde. Und vielleicht stolpere ich gleich morgen auf dem Weg zur Arbeit über irgendeine Kuriosität, die zwar mir persönlich passiert, aber nicht zu privat ist. Warum dann nicht die Fans daran teilhaben lassen?

Worauf achtest du bei deiner Kommunikation im Social Web besonders?

Um ehrlich zu sein: ganz besonders auf gar nichts, zumindest nicht auf mehr oder weniger, als wenn wir uns auf der Straße treffen würden. Anfangs bin ich höflich-sympathisch, vielleicht sogar eine Spur zurückhaltend. Dann lernen wir uns immer besser kennen und ich werde offener. Vielleicht geht dann auch mal ein Satz daneben, aber das gehört dazu und sorgt für Authentizität. Social Media Guidelines oder Netiquette-Regeln aufzustellen wäre in meiner Situation doch etwas schizophren. Schließlich kenne ich mich selbst mehr als gut genug und muss nicht jeden Tag auf meinen Mantra-Zettel schauen, um mich daran zu erinnern, wer ich bin. Sinnvoll wäre das nur, wenn ein Heer von Ghost-Postern für mich schreiben würde. Allerdings würde ich mich höchstwahrscheinlich schwer tun mit einem „Du musst so und so schreiben“-Regelwerk. Wer mag es schon, sich an Regeln zu halten, selbst wenn es die eigenen sind? Wo bleiben dabei der Spaß und die Freiräume für Spontaneität? Und mal ehrlich, wir besteigen ja hier nicht den Mount Everest, sondern reden lediglich von Facebook.

Welche deiner Aktivitäten im Social Web kamen besonders gut an, welche floppten?

Vielleicht sollte ich das Metier wechseln. Immer beliebter werden meine Zitat-Scribbles, die getreu dem Motto „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ für gute Stimmung unter meinen Fans sorgen. Mit dem Charme einer Sechsjährigen bebildere ich den Text. Dabei zählt: je reduzierter und tollpatschiger, desto besser. Schönmalen können die richtigen Künstler. Und Perfektion ist langweilig!

Der Megaflop – Foto (c) Nicole Sowade

Ein Mega-Flop dagegen war die Fußball-EM. Ein Grund für mich, auch bei den olympischen Spielen die Füße und Finger stillgehalten und keine Gold-Medaillen-Aktionen durchgeführt zu haben. Was hatte ich mir bei der EM auch erwartet? Dass der gemeine Leser von Liebesromanen die Aufstellung der Deutschen Elf kennt? Weder meine Heldin noch ich sind Profis auf dem Gebiet. Warum hätten es also meine Leser sein sollen? Aber wer weiß, vielleicht wäre die Resonanz ja bombastisch gewesen, wenn ich zu dem Zeitpunkt bereits mehr Fans auf meiner Seite gehabt hätte. Die ausgeklügelste Aktion bringt nichts, wenn niemand da ist, der sie weitersagt.

Social Media ist sehr zeitaufwändig. Wie sieht dein Pensum aus?

Na ja, noch sind meine Fanmassen überschaubar. Entsprechend reichen morgens, mittags und abends jeweils einige Minuten bis zu einer halben Stunde. Summiert ist das allerdings auch nicht so wenig. Sobald ich beginne nach Kooperationsmöglichkeiten oder Ähnlichem im Web zu suchen, Rezensionsanfragen stelle oder selbst Postings verfasse – ich mich also plötzlich vom Social Media Virus gepackt von Klick zu Klick hangle – erhält das Zeitkonto rasend schnell Zuwachs. Aber das gehört dazu. Ich arbeite ja nicht nach Stechuhr, sondern für mein Buchbaby. Und wer zählt dann schon die Stunden? Ich nicht.

Kannst du dich ruhigen Gewissens ausloggen oder treibt es dich dann doch wieder zum Rechner bzw. dem Smartphone?

Nichts einfacher als das! Immer! Es ist sogar so, dass das Gewissen an mir nagt, wenn ich zu viele Stunden im Social Web verbracht habe und die Zeit zum Schreiben mal wieder knapp wird. Ich stelle mir dann immer meine Heldin vor, wie ich sie gerade per Tastatur in ein richtig schönes Unglück gestürzt habe, zum Beispiel eine Entführung. Dann gibt es einen Cut. Solange ich nicht weiter schreibe, so lange sitzt sie in diesem dunklen, kalten Raum in ihrem viel zu dünnen, kleinen Kleidchen, auf engstem Raum mit ihrer Oma, muss mal Pipi und friert. Tage- und wochenlang nach meiner Zeitrechnung. Auweia, Zeit, sie da wieder rauszuholen …

Schaffst du dir regelmäßig Offline-Phasen?

Ja, und zwar ganz bewusst, in denen Outlook schweigt, die Facebook-Timeline keine Aktualisierungen anzeigt und mein Telefon zwar fröhlich Anrufe entgegen nimmt, ich sie jedoch nicht höre, weil es lautlos gestellt ist. Die Versuchung, ständig hier zu reagieren, dort zu kucken und da zu klicken, verschwindet ganz schnell. Ich vertiefe mich in meine Story, vergesse Zeit und Raum und freue mich über jeden lustigen Dialog und jeden noch so kleinen Mini-Scherz wie eine Königin. Dann nimmt die Entführung meiner Heldin ein gutes Ende. Soviel sei verraten, meine Heldin lächelt debil und ich lächele ebenfalls etwas debil. Na ja. Dann tauche ich irgendwann wieder auf, stelle fest, dass ich einen Bärenhunger habe, weil ich vor lauter Schreiben vergaß, zu essen. Dann wird schnell etwas in der Küche zurechtgezaubert und während ich wenig später esse, checke ich online, was sich im Social Web getan hat.

Du bist mit „Miss Januar“ bei derneuebuchpreis.de dabei. – Was versprichst du dir davon über einen Sieg hinaus?

Ich würde die Frage eher anders stellen: Was verspreche ich mir noch vor dem Sieg? Und das ist Aufmerksamkeit. Meine Teilnahme hat geradezu olympische Züge: Dabei sein ist alles. Und dass ich mich seit dem Start der Votingphase in den Top 50 halte, finde ich schon mal supertoll. Noch besser wäre natürlich die Top 5 zu stürmen. Ob ich mit meiner Feel-Good-Literatur jedoch tatsächlich aufs Goldtreppchen steige, wird sich zeigen. Sollte ich jedenfalls gewinnen, dann winken mir lediglich Ruhm und Ehre. Das Preisgeld würde ich eins zu eins in den Spendentopf für Save the Children tun. Schließlich hätte ich den Sieg meiner sympathisch-netten Romanheldin zu verdanken und die wäre andernfalls zu recht ziemlich sauer auf mich.

Ohne Fangemeinde geht in der Abstimmungsphase bei derneuebuchpreis.de nichts. Welche Wege nutzt du, um dir die Unterstützung deiner Fans und Leser zu sichern?

Gute Frage … Offensichtlich tue ich noch nicht genug, denn die Spitze des Rankings habe ich noch lange nicht erobert. Momentan rühre ich vor allem auf Facebook die Werbetrommel. Ähnlich verhält es sich mit Xing. Und ansonsten verschicke ich Mailings an Freunde und Bekannte, die mir weiterhelfen könnten, sprich, die einen Facebook-Account zur Abstimmung haben. Je persönlicher, desto besser. Auch nicht ungenutzt lasse ich meine Mail-Signatur. Wir verschicken jeden Tag so oft Nachrichten, da wäre es doch schade, die wichtigste Info unausgesprochen zu lassen. Mal schauen, wie weit ich damit komme. Erschwerend ist, dass mich manche mit ihrer Stimme zwar unterstützen wollen, aber auf die Schnelle die falsche Schaltfläche zum Voten gedrückt haben. Der „Abstimmen“-Button braucht leider sehr lange, um sich zu laden und es reicht nicht, auf „gefällt mir“ zu klicken. Aber vielleicht wird am Ende alles gut. Die Votingphase läuft ja noch etwa vier Wochen und es wäre zu schön, wenn beim Neuen Buchpreis ein Nur-E-Book vorne mitspielt.

Wie regelst du Fragen der Erfolgskontrolle? Welche Tools nutzt du?

Die Online-Welt macht es einem traumhaft einfach, Zahlen zu horten. Ich beobachte mein Amazon-Ranking und steigende Besucherzahlen auf meiner Website. Dass ich nicht mehr Miss Noname bin, sagt mir Google über Alerts regelmäßig. Und natürlich gibt es Facebook und twitter, deren steigende Fan- und Follower-Zahlen mich ebenfalls erfreuen. Mein Autorendasein wird transparent, messbar und vergleichbar. Und ich selbst kann auf Ausreißer nach oben und unten, also die Tops und Flops, reagieren und aus ihnen lernen.

Was ist schon Erfolg …

Eben. Zahlen als solche bedeuten mir recht wenig. Erfolg ist mehr als eine konstant hohe Klickrate. Wirklich gut fühlt sich tatsächlich nur das Feedback der Leser an, das mich regelmäßig gänzlich unvorbereitet erwischt. Leute fragen: „Wann kommt die Fortsetzung?“ Jemand gesteht plötzlich: „Ich bekomme Herzklopfen, wenn ich die Stellen mit Mr. Right und Lizzy lese.“ Oder der eine und andere freut sich bereits auf die Verfilmung. Und das ist schön zu hören, denn darauf freue ich mich auch! In solchen Momenten muss ich immer lächeln. Dann denke ich mir: Genau dafür hast du es gemacht, um Menschen beim Lesen eine schöne Zeit zu bereiten. Also: Machweiter so!

Was sollte man als Autorin im Social Web unterlassen? Wo verortest du Risiken?

Ist jetzt schon Zeit für das berühmte letzte Wort? Dazu fällt mir nur das ein: Verrate vieles, aber um Gottes Willen nicht alles! Weder über dich, noch deine Arbeit, noch deine Ideen. Wo bleibt denn sonst die Überraschung?

Mir hast du allerdings sehr viel Interessantes verraten. Danke, Nicole, für das tolle Gespräch und Glück auf beim neuen Buchpreis!

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Wer mehr über Nicole Sowade erfahren möchte, findet die Autorin hier im Netz:

www.nicolesowade.de

www.facebook.com/missjanuar

https://www.facebook.com/pages/Nicole-Sowade/376194652407771

http://twitter.com/mizz_energy

https://plus.google.com/105252781185163217785

http://www.amazon.de/Nicole-Sowade/e/B007FT489I

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Vorschläge, wer in der losen Interview-Reihe “Steglitz fragt … bei Autoren nach” auch zu Wort kommen könnte, nehme ich gerne entgegen. Mich interessiert: Wie gehen Autoren mit den Entwicklungen infolge der Digitalisierung um? Welche neuen Wege nutzen sie, wo sehen sie Chancen und Risiken?

Demnächst steht hier Jan-Uwe Fitz Rede und Antwort, der im Netz bestens als Taubenvergrämer bekannt ist.