Steglitz stellt Katarina Liest mit „Die Bücherphilosophin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir heute etwas mehr über Katarina Liest aka Die Bücherphilosophin erfahren, hatte Dorota Federer vorgeschlagen, die ihr Blog Bibliophilin pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

  • Viel-, aber gleichzeitig auch Langsamleserin
  • Offen für schwierige Bücher (z.B. AM Homes, Das Ende von Alice; Joyce Carol Oates, Zombie)
  • Liverpool Expat, aber kein Beatles Fan 😉
  • Hörbuchliebhaberin
  • Studentin der Literatur und des literarischen Schreibens
  • 2fache Katzenersatzmama, aber das nur am Rande

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit zwei Jahren, wie die Zeit vergeht… Angefangen habe ich bei Blogger, wobei dort sehr viele Jugendbuch Blogger zu finden sind, eine Schublade in die ich einfach nicht passe und so nach einem halben Jahr der Wechsel zu WordPress, mit klassischem Layout und vielen Belletristik Bloggern und Blogs, die ich damals schon bewunderte – für mich die beste blogbezogene Entscheidung bisher.

Frauen, die lesen ... ©  Katarina Liest

Frauen, die lesen … © Katarina Liest

Zu Bloggen habe ich angefangen zu einer Zeit als ich zwar wusste, ich will schreiben, aber einen Zugang zu diesem Wunsch, bzw. die Mittel und Motivation um diesen in die Tat umzusetzen, hatte ich noch nicht. Also schien mir das Bloggen als Hobby eine Softcore Variante dessen, was ich später mal machen wollte, ein sanfter Einstieg darin regelmäßig formschöne Texte zu verfassen. Zum Literaturbloggen bin ich gekommen einfach aus der Freude am Lesen heraus und der Lust mich darüber auszutauschen. Denn, wie bei vielen meiner Bloggerkollegen, wird im Freundeskreis leider gar nicht, bzw. nur sehr wenig gelesen, was mich aber mittlerweile nicht mehr stört – habe ich doch eine Gruppe Gleichgesinnter gefunden, mit denen ich über Bücher schwätzen und schwärmen kann, auch mal stunden-, ach was tagelang.

Deine Themenschwerpunkte …

Das sind ganz klar Rezensionen, Rezensionen und nochmal Rezensionen, ganz klassisch also. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf Belletristik, gerne frisch vom Verlag, aber das ist natürlich nicht immer möglich. Ab und zu versuche ich auch etwas außerhalb der Regale zu stöbern, die von meinen Kollegen frequentiert werden. Dazu läuft meine Aktion „Lesen ist hardcore!“ bereits im zweiten Jahr.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Um ehrlich zu sein folge ich dem deutschen Literaturbetrieb nicht so wirklich, dafür lebe ich einfach zu weit weg und schreibe zudem noch hauptsächlich auf Englisch. Was ich interessant finde, ist der langsame Wechsel von der klassischen Autor/Lektor Beziehung hin zu der vermittelnden Funktion der Literaturagenturen. Ein System, das im englischen Raum bereits etabliert ist – hier schauen sich Verlage nur Manuskripte an, die über Agenten vermarktet werden. Das kostet den Schriftsteller natürlich Prozente, man hat aber, besonders als Anfänger, einen erfahrenen Verbündeten gegenüber dem Verlag, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht – auch nicht schlecht. Ich bin gespannt wie sich der deutsche Markt dahingehend entwickelt.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich betreibe den absoluten Mindestaufwand an Selbstmarketing, wäre mein Blog ein Unternehmen, wäre ich sicher schon längst in die Buchhaltung versetzt worden 😉

Wie viele andere Blogger habe ich eine Facebook-Fan-Seite, wo Beiträge verlinkt sind, und auch auf meinem Twitter Konto sind diese Links zu finden. Ansonsten ist es im www allerdings eher still um die Bücherphilosophin, ein Insider-Tipp quasi, dafür habe ich am Ende aber auch mehr Zeit zum Lesen.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Texte und Bilder kopieren ohne vorher eine Erlaubnis einzuholen kann zu unangenehmen, eventuell sogar rechtlich prekären, Situationen führen – mit einem bloßen Link auf die Seite auf der man sich bedient hat, ist es im Regelfall nicht getan, es sei denn es ist ein liebevoller Hinweis auf einen geschätzten Bloggerkollegen. Davon würde ich also abraten, besonders in Zeiten übereifriger Abmahnungsanwälte, den Ärger braucht keiner, das vergnatzt am Ende nur die Lust am Bloggen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich denke die größte Hürde ist weiterzuschreiben in Zeiten, da die Rückmeldungen ausbleiben, besonders wenn es so scheint als wäre das auf den eigenen Blog beschränkt. Es ist keine Schwierigkeit per se, aber ein kleiner Dämpfer, den jeder mal einstecken muss. Es kommt dabei immer darauf an, was man draus macht, ob man das Handtuch wirft oder sich motiviert fühlt und mehr einbringt, auch als Leser auf anderen Blogs.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Ich denke diese Erlebnisse kommen fast täglich und sind für sich genommen zwar ganz bescheiden, hier ein Kommentar, dort ein Beitrags-Abo, in der Summe ist die Freude darüber dann aber ganz groß. Ein besonderes Kribbeln löst bei mir derzeit noch die Erwähnung durch rezensierte Autoren aus, zum Beispiel das „gefällt mir“ von Katrin Weßling (Drüberleben) auf meiner Facebook Seite, war ein solcher Moment.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Mir werden nur alle paar Schaltjahre Rezensionsexemplare angeboten, aber um ehrlich sein, auch wenn man sich geschmeichelt fühlt, suche ich mir am liebsten selbst etwas aus. Schön ist es für mich dabei festzustellen, wie immer mehr meiner Lesewünsche erfüllt werden – Rezensionsexemplare sind für mich arme Studentenmaus nämlich die einzigen finanzierbaren deutschen Neuerscheinungen. Dafür bin ich aber auch Schneekönigin durch und durch, wenn ich ein solches Paket öffne und anschließend lesen und rezensieren darf, was ich mir so sehnlichst gewünscht hatte.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Das lehne ich ab, ohne Ausnahme. Ich bin da sehr konservativ, was nicht durch die redigierenden Mühlen eines Verlags gewandert ist, kommt bei mir nicht ins Regal. Dazu muss ich sagen, dass ich Bücher nicht nur als Unterhaltung, bzw. Zeitvertreib lese, sondern auch als Möglichkeit mein eigenes Schreiben zu verbessern – da muss es dann schon ein Roman sein, der es „geschafft“ hat und dabei mehrere Stadien, bzw. Entwürfe, durchlaufen hat.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Von E-Books bin ich ganz begeistert, bin ich mit dem Kindle in der Tasche doch um einiges mobiler, als mit einer ganzen Bibliothek Taschenbücher im Koffer. Was ich bedauere ist, dass deutschsprachige E-Books sich von ihren gedruckten Varianten preislich kaum unterscheiden – für uns Kleingeldbeutler kann das schon mal schwierig werden – ich würde so gerne zugreifen, mehr deutsche E-Books lesen, kann aber nicht.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Wen kann ich denn empfehlen, der hier nicht schon zu  Wort gekommen ist?! Blogs, die ich selbst gerne und häufig lese sind u.a. Bibliophilin, Die Klappentexterin, SchöneSeiten und Buzzaldrins Bücher. Für das nächste Gespräch vorschlagen möchte ich gerne Literaturen. Ein Blog mit ganz wunderbaren Empfehlungen und noch dazu einer äußerst sympathischen Betreiberin.

Danke, Katarina, auch für die tolle Illustration: Frauen, die lesen … In diesem Zusammenhang mag ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass das Geschlechterverhältnis innerhalb der Gesprächsreihe inzwischen zuungunsten der Blogger ausfällt. Die Frauen liegen derzeit mit 21:18 vorne.

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Zuletzt stellte sich Christiane Nowak mit vorgelesen vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerinnen waren die Betreiberinnen von lesErLeben. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Ada mit „Ada Mitsou liest“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Ins neue Jahr starten wir mit einem Beitrag von Ada, die Ada Mitsou liest… pflegt. Vorgeschlagen hatte das Simone Finkenwirth, die die Klappentexterin verantwortet.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich bin 30 Jahre alt und habe ein paar Semester Germanistik, Angewandte Sprachwissenschaft und Psychologie studiert, bevor ich letztlich in einer öffentlichen Bibliothek gelandet bin. Eigentlich wurde mir das bereits vor 15 Jahren im Zuge eines Berufstests empfohlen, doch es hat viel Zeit und einige Nebenjobs gedauert, bis ich endlich gemerkt habe, dass ich in dieser Branche richtig bin.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge bereits seit Ende 2007, allerdings ging es damals noch nicht um Bücher, sondern um meine eigenen Texte. Meine ersten Gehversuche hinsichtlich des Schreibens machte ich auf jetzt.de, wo ich damals auch die Klappentexterin kennen gelernt habe. Da die Resonanz auf das Geschriebene überwiegend positiv war, beschloss ich irgendwann meine Texte gebündelt im Internet zu veröffentlichen, da ich jedoch keine Ahnung davon hatte, wie man eine ansprechende Homepage erstellt, habe ich mich für einen kostenlosen Blog bei WordPress entschieden. Dabei bin ich seitdem geblieben.

Manchmal wünsche ich mir schon mehr Freiheiten hinsichtlich der Gestaltung, doch letztlich siegt die Bequemlichkeit und mit dem, was mir die kostenlose Version bietet, bin ich alles in allem sehr zufrieden.

Schreibst du noch eigene …

 © Ada Mitsou

© Ada Mitsou

Eigene Texte schreibe ich heute nicht mehr. Den Gedanken an einen selbstverfassten Roman habe ich zwar noch nicht aufgegeben, doch mir ist durchaus bewusst, dass u.a. sehr viel Arbeit und Geduld dahinter stecken. Für ersteres habe ich in meiner jetzigen Lebensphase nicht genug Zeit und in Geduld muss ich mich noch üben – ganz abgesehen davon, dass es in meinen Augen nicht nur handwerkliches Können, sondern auch Talent oder ein gewisses Gespür für die Zusammensetzung von Wörtern braucht, um als SchriftstellerIn erfolgreich zu sein. Ob ich das habe, kann ich selbst nicht gut beurteilen, was ich allerdings weiß, ist, dass mir das Schreiben als solches Spaß macht. Aus diesem Grund und weil ich schon immer gerne gelesen habe, habe ich mich Ende 2009 dazu entschlossen, einen Literaturblog zu führen. Aus heutiger Sicht war der Wechsel eine gute Entscheidung.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich bin nie mit dem Gedanken ans Bloggen gegangen, nur über ein bestimmtes Genre zu schreiben; in der Hinsicht bin ich ziemlich offen, auch wenn es literarische „Ecken“ gibt, die ich eher selten oder gar nicht betrete, z.B. Fantasy, Science Fiction oder ChickLit.

Trotzdem haben sich im Laufe der Zeit gewisse Themenschwerpunkte herauskristallisiert. So lese ich zum Beispiel sehr gerne Romane über den Zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf die Entwicklung der Romanfiguren, aber auch Familiengeschichten, Mordfälle und Beziehungsgeschichten, solange letztere nicht zu kitschig sind. Ich habe einen Hang zum Melancholischen. Wenn eine Geschichte schön, aber gleichzeitig traurig ist, dann fühle ich mich berührt. Ich mag das Leichte genauso wie das Schwere. Und ich mag schwarzen, bissigen Humor.

Dem entgegen steht meine absolute Liebe zu Kinderbüchern. Kinderbücher sind für mich eine Herzensangelegenheit, denn obwohl ich im Umgang mit Kindern eher etwas zurückhaltend bin, wünsche ich mir, dass jedes Kind auf der Welt das Glück empfinden darf, das ich als Kind gefühlt habe, wenn mir meine Mama Geschichten vorlas. Dabei geht es mir nicht nur um die Inhalte der Bücher, die in meinen Augen keinen unwesentlichen Anteil dazu beitragen, die Welt, aber auch das Miteinander verstehen zu lernen, sondern auch um die Geborgenheit, die solche Lesestunden vermitteln.

Muße beim Lesen …

Zeit und Ruhe empfinde ich als sehr kostbar in der heutigen Zeit. Das bedeutet nicht, dass ich alles Technische oder Moderne verteufle, aber ich finde es einfach schön und wichtig, wenn man sich Zeit für den Nachwuchs nimmt und auch als Erwachsener nicht verlernt hat, sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen.

Wenn ich beispielsweise ein Bilderbuch aufschlage, kann es schon mal passieren, dass ich ganz für mich allein in albernes Kichern verfalle oder über all die schönen Farben und Zeichnungen staune. Bilderbücher sind so einfach gehalten und doch mitunter die schönste und bewegendste Form von Büchern, die ich kenne.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die digitalen Medien. Eigentlich ist das Thema ja fast schon ein alter Hut, doch beruflich habe ich durch die Einführung der Onleihe aktuell vermehrt damit zu tun und muss mich dementsprechend damit auseinandersetzen. Es ist nicht so, dass ich E-Books grundsätzlich schlecht finde, doch hinsichtlich des Lesens bin ich einfach noch von der alten Schule. Ich bevorzuge ganz klar das gedruckte Buch (wie bis dato übrigens 90 % unserer Nutzer), weswegen ich mich an meinem Arbeitsplatz auch unglaublich wohl fühle. Doch die Bedeutung von digitalen Medien nimmt in meinem Umfeld kontinuierlich zu, wodurch ich mich herausgefordert fühle, mich umfassender damit zu beschäftigen.

Gerade heute habe ich noch zu jemandem gesagt, dass E-Books zwar nichts für mein Herz sind, aber für meinen Kopf, denn dort ist diesbezüglich noch eine Wissenslücke und die möchte ich gerne schließen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich nutze fast alle gängigen Möglichkeiten. So kann man mich zum Beispiel in diversen Blogverzeichnissen oder bei Twitter finden. Außerdem habe ich eine Seite bei Facebook eingerichtet und profitiere von der Vernetzung mit Autoren, Online-Buchhandlungen und anderen Literaturbloggern.

Die Bekanntheit ergibt sich allerdings erst im Laufe der Zeit. Man braucht in der Regel sehr viel Geduld, bis man sich einen festen Leserkreis aufgebaut hat und sollte bereit sein, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Prinzipiell nichts. Ich bin der Meinung, dass jeder Blogger tun und lassen kann, was er möchte, solange er damit nicht bestimmte Rechte verletzt oder jemandem Schaden zufügt.

Im Umgang miteinander schätze ich allerdings Herzlichkeit und/oder ein natürliches Maß an Höflichkeit. In hitzigen Diskussionen empfehle ich, möglichst einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht alles zu persönlich zu nehmen. Außerdem bevorzuge ich Artikel mit Inhalt, also Qualität, statt Quantität, aber auch das kann letztlich jeder halten, wie er möchte, denn schließlich werde ich nicht dazu gezwungen, alles lesen zu müssen und solange es Leser gibt, denen das Geschriebene gefällt, ist die Nachfrage gegeben. Sollte es hingegen keine Leser oder ausschließlich unschöne Auseinandersetzungen geben, besteht immer noch die Möglichkeit, sein Konzept oder Verhalten noch einmal in Ruhe zu überdenken.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Für mich war die größte Hürde der Anspruch an mich selbst. Ich wollte jedes gelesene Buch rezensieren – was ich lange Zeit auch getan habe – und mindestens zwei Artikel pro Woche posten. Wenn ich das nicht geschafft habe, hatte ich ein schlechtes Gewissen, wodurch sich immer mehr Druck aufbaute: Bleiben mir meine Leser erhalten? Wie soll ich Arbeit, Lesen und Schreiben unter einen Hut kriegen? Und was mache ich, wenn ich einfach mal keine Lust aufs Bloggen habe?

Der Stapel der zu rezensierenden Bücher wurde immer größer und reichte meinem wachsenden Unbehagen die Hand. Letztlich war das für mich eine gute Übung, das Bloggen etwas gelassener zu sehen. Es bringt nichts, wenn ich viel schreibe, aber dafür nur halbherzig etwas herunterleiere. Und es bringt auch nichts, wenn ich mich dazu zwingen muss, ein Buch zur Hand zu nehmen, denn wenn das Lesen zur Pflicht wird, vergeht mir die Freude daran.

Mittlerweile kann ich ganz gut damit umgehen, was man auch anhand meines Archivs verfolgen kann. Veröffentlichte ich zu Beginn noch 20 bis 40 Artikel pro Monat, sind es heute nur noch um die vier, also einer pro Woche. Meine Leserschaft habe ich trotzdem behalten und manchmal kann es auch von Vorteil sein, sich etwas zurückzunehmen, anstatt den Leser sinnbildlich mit einer kaum zu bewältigen Masse an Artikeln zu erschlagen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Da gibt es mehrere. Zunächst einmal finde ich es ganz wunderbar, dass man über das Bloggen mit so vielen verschiedenen Menschen in Kontakt kommt. Die Form des Kontakts ist dabei ganz unterschiedlich, sodass ich durch „Ada Mitsou liest…“ nicht nur andere Blogger kennen gelernt habe, sondern auch Verlagsmenschen, Buchhändler und Autoren. Manchmal beschränkt sich der Austausch lediglich auf ein paar E-Mails. Dann wiederum gibt es Kontakte, die sich über das Bloggen hinaus entwickeln und im Laufe der Zeit zu Freundschaften werden. Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, war mein Blog mehr als einmal eine Brücke, die mich mit jemand anderem zusammenbrachte. Im Alltag wäre das wahrscheinlich nicht passiert, weswegen ich diese Begegnungen definitiv zu den schönsten Erlebnissen des Bloggens zähle.

Ein weiteres Erlebnis, das mir sehr viel Freude bereitet hat, war die Einladung, in der Jury des M Pioniers zu sitzen.

Dem Literaturpreis der Mayerschen Buchhandlungen?

Ja, genau. Zwar beanspruchte das Lesen und Bewerten der nominierten Bücher viel Zeit, doch zum Glück war die Vorauswahl sehr gut getroffen, sodass ich einige interessante Romane dabei entdecken konnte und es mir leicht fiel, darüber zu schreiben. Nur die abschließende Bewertung empfand ich als etwas schwierig, weil zu viele in meinen Augen gute Bücher dabei waren und jedes davon auf seine ganz eigene Weise, sodass man sie schlecht miteinander vergleichen konnte. Trotzdem würde ich die Herausforderung jederzeit wieder annehmen.

Das bisher schönste Erlebnis ist jedoch eher ein persönliches. Ich hatte im vergangenen Jahr eine sehr aufreibende Phase, die vieles in meinem Leben verändert hat. Die Ereignisse haben mich nicht nur traurig gemacht, sondern mir auch sehr viel Kraft geraubt. In jener Zeit habe ich von einer sehr guten Freundin ein Buch geschenkt bekommen, das mich durch diese Tage und Nächte begleitet hat: Das Gedächtnis der Libellen von Marica Bodrožić.

In dem Buch stehen so viele wunderbare Sätze, dass ich ins Nachdenken kam und letztlich nicht nur, aber auch durch das Gelesene wieder zu mir fand. Ein paar Monate später fand ich dann eine Postkarte in meinem Briefkasten – übersandt von der lieben Freundin und geschrieben von Marica persönlich. Die Zeilen haben mich sehr glücklich gemacht – nicht, weil sie von einer bekannten Autorin stammen, sondern weil eine Geschichte dahinter steckt, die gleich mehrere Menschen miteinander verbunden hat. So wurde aus etwas ziemlich Traurigem noch etwas ziemlich Schönes. Für mich war diese Karte eines der wertvollsten Geschenke im letzten Jahr und ohne meinen Blog hätte ich es vielleicht nie bekommen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Früher habe ich fast jedes dieser Angebote angenommen, solange es zu meinen Vorlieben passte oder mein Interesse weckte. Heute nehme ich kaum noch Rezensionsexemplare an. Manchmal tut es mir Leid, Absagen erteilen zu müssen, gerade in Hinblick auf noch unbekannte Autoren, doch ich schaffe das zeitlich einfach nicht mehr. Je nachdem, was beruflich oder privat so anliegt, bin ich zu eingespannt, sodass für den Blog kaum noch Zeit übrig bleibt. In solchen Phasen schätze ich es sehr, meine Lektüre frei auswählen zu können, ohne unter dem Druck zu stehen, das Buch möglichst zeitnah zu lesen und vor allem auch zeitnah rezensieren zu müssen.

Wäre das Bloggen mein Beruf, würde ich sicherlich mehr Rezensionsexemplare annehmen, doch so gönne ich mir zwischendurch meine Pausen und beschränke mich auf die Zusage vereinzelter Angebote, wenn ich weiß, dass ich die Bedingungen zuverlässig erfüllen kann.

Abgesehen davon gebe ich gerne Geld für Bücher aus.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Grundsätzlich genauso wie mit anderen Rezensionsexemplaren auch, allerdings nehme ich keine E-Books an, da ich keinen eigenen Reader besitze und auch vorerst keinen haben möchte bzw. brauche.

Wie hältst du es generell mit dem E-Book?

Ich taste mich mittlerweile an dieses Medium heran, bisher allerdings nur in der Theorie und nicht in der Praxis. Ich habe kein Problem damit, gedruckte Bücher in meiner Tasche zu tragen, ich halte sie trotz ihres teils großen Umfangs gerne in der Hand und liebe es, darin blättern zu können oder auch mal bunte post-its reinzukleben. Wenn ich die Wahl habe, arbeite ich lieber mit dem Gegenstand Buch als mit Daten, bin aber auch allgemein nicht gerade ein Technikfreak.

Trotz meiner Vorliebe zum Papier möchte ich dem E-Book seine Vorteile nicht absprechen. Für Vielleser ist es gerade auf Reisen sicherlich ungemein praktisch, nur ein kleines Gerät im Koffer verstauen zu müssen, anstatt einen ganzen Stapel Bücher. Und auch für Leser, denen die gedruckte Schrift zu klein ist, bietet die Technik eines guten E-Readers augenschonende Möglichkeiten.

Nur weil ich diese Form des Lesens nicht mag, heißt das nicht, dass sie grundsätzlich schlecht ist. Vielmehr empfinde ich das E-Book mittlerweile als eine Alternative zum gedruckten Buch. Der Leser hat mehr Auswahl hinsichtlich der Form des Mediums und kann nach seiner Vorliebe entscheiden, welche er nutzt. Mit der parallelen Existenz beider kann ich gut leben.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Die meisten meiner Lieblingsblogs wurden hier bereits genannt, weswegen ich die Gelegenheit nutzen möchte, um den Kinderbuch-Blogs etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, so z.B. Kulturnaschen, dessen Gestaltung ich überaus ansprechend finde und vorgelesen, wo die Tipps aus erster Hand kommen. Außerdem mag ich die Literaturblogs Bücher Entdecken und Die Bücherphilosophin und derschöneblog. Spannend fände ich, mehr über die Betreiberin von vorgelesen zu erfahren, einem Blog von Eltern für Eltern, die ihren Kindern von 0 bis 6 Jahren vorlesen.

Danke, Ada, für deinen Beitrag zur Blogger-Gesprächsreihe – ein toller Start ins neue Jahr …

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Zuletzt stellte sich Dorota Federer mit Bibliophilin vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Bücherphilosophin. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Dorota Federer mit „Bibliophilin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Am heutigen 2. Weihnachtsfeiertag stellt sich Dorota Federer vor, die ihr Blog Bibliophilin betreibt. Dass wir sie näher kennenlernen sollten, hatte sich Svenja gewünscht, die Syn-ästhetisch pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Buchhändlerin im Mutterschaftsurlaub, leidenschaftliche Leserin, Bloggerin, Lehrerin, Polin, die sich vor ein paar Jahren in die deutschsprachige und ins Deutsche übersetzte Literaturlandschaft gewagt hat und seither ihre Suche nach literarischen Perlen mit anderen Buchliebhabern teilt.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit September 2009. In diesem Jahr schloss ich meine Ausbildung zur Buchhändlerin ab. Ich verkaufte Bücher, las sehr viel und wollte zuerst nur ein Lesetagebuch führen. Das kann man an meinen frühen Beiträgen erkennen. Das waren nur kurze Notizen, die ich eher für mich selbst verfasste. Mit der Zeit lernte ich die Bloggosphäre besser kennen und auch meine Beiträge wurden ausführlicher. Spätestens als ich merkte, dass mein Blog gelesen wurde und dass ich nicht mehr nur für mich selbst bloggte, nahm ich mir mehr Zeit für Bibliophilin. Außerdem machte ich immer wieder die Kunden des Geschäfts, in dem ich arbeitete, auf meinen Blog aufmerksam, für den Fall, dass sie auf der Suche nach Buchempfehlungen sein sollten.

Ich blogge mit WordPress und fühle mich damit wohl, wahrscheinlich weil diese Plattform recht einfach in der Handhabung ist. Andere Plattformen habe ich nie ausprobiert und auch kein Interesse an einem Wechsel.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich lese verschiedene Genres. Früher las ich gerne Krimis und Thriller oder historische Romane. Es gab auch eine Phase, in der ich Fantasyromane mochte. Mittlerweile lese ich ab und zu auch Kinder- und Jugendbücher. Am liebsten ist mir jedoch zeitgenössische Literatur. In diesem Bereich finde ich die meisten literarischen Perlen.

Auch Gastrezensionen haben auf meinem Buchblog ihren festen Platz. Auf diese Weise ist stets für neue Buchempfehlungen gesorgt. Manchmal sind das Bücher, die nicht meinen eigenen Interessen entsprechen, aber zum literarischen Mainstream gehören und deshalb auch einen Beitrag wert sind.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

die Perlensucherin © Dorota Federer

die Perlensucherin © Dorota Federer

Mit Interesse beobachte ich, wie immer mehr Autoren ihre Bücher selbst publizieren, sie vermarkten und verkaufen, wie der stationäre Buchhandel sich gegenüber dem Onlinehandel behaupten muss. Außerdem finde ich die Eroberung des Marktes durch E-Books sehr spannend, denn auch ich lese inzwischen gerne E-Books.

Was mich in letzter Zeit immer häufiger beschäftigt, ist, dass ich regelmäßig die Vorschauen der Verlage studiere und wenige Bücher finde, die auf den ersten Blick aus der Masse der Neuerscheinungen hervorstechen. Die Themen sind oft ähnlich, die Ideen zwar gut, es bleibt jedoch das Gefühl, Ähnliches schon öfter gelesen zu haben. Dann frage ich mich, warum die Verlage oft so ähnliche Bücher verlegen. Mir ist natürlich klar, dass sie ihr Geld verdienen müssen und deswegen lieber auf profitable Bücher setzen. Ich bedauere jedoch die wirklich guten Autoren, die Schwierigkeiten haben, für ihre Bücher einen Verlag zu finden.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich habe eine Facebook-Fanseite, die ich regelmäßig mit kleinen Notizen, Zitaten, Fotos, Buchtipps fülle. Bevor meine Tochter auf die Welt kam, begab ich mich regelmäßig auf Blogtour. Das war fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Ich kommentierte Beiträge meiner BlogkollegInnen, vernetzte mich. Heute klappt das leider zeitlich nicht mehr. Meine Tochter füllt meine Tage aus und da bleibt keine Zeit mehr für ausgiebige Blogtouren. Ich bin froh, dass ich durch Facebook mit meinen Lesern in Kontakt bleiben kann.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Fremde Rezensionen oder auch nur Ausschnitte daraus als die eigenen auszugeben.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zeit ist oft ein großes Problem. Ich lese ein Buch auf jeden Fall schneller als ich es schaffe, einen Beitrag darüber zu verfassen. Hinzu kommt, dass ich nicht in meiner Muttersprache blogge und es dadurch länger dauert, bis ich einen meiner Meinung nach fehlerfreienBeitrag verfasst habe. Manchmal denke ich in Polnisch und dann ist es schwierig, diese Gedanken auf Deutsch umzuschreiben.

Außerdem muss man immer darauf gefasst sein, sich mit unzufriedenen Autoren oder Verlagsmenschen herum zu plagen, wenn man eine negative Kritik veröffentlicht. Es gibt auch durchaus Leser, Blogbesucher, die einem das Leben schwer machen. Man muss jedoch versuchen, darüber zu stehen. Ich verstehe mich als freie Bloggerin. Das Bloggen ist mein Hobby und ich verdiene damit kein Geld. Es ist schade, dass manche das nicht akzeptieren.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

In meiner Zeit als Bloggerin habe ich viele tolle Menschen kennen lernen dürfen. Es sind literarische Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte. Ich habe wunderbare Verlagsmenschen kennen gelernt, die meine Suche nach literarischen Perlen unterstützen und die stets gewillt sind, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken und die sich freuen, wenn ich einen Blogbeitrag zu einem Buch veröffentliche.

Glücklich machen mich auch die vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die in den vergangenen drei Jahren in meinem Briefkasten gelandet sind.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Noch vor einiger Zeit war ich mächtig stolz darauf, wenn mir ein Rezensionsexemplar angeboten wurde. Ich habe mich geehrt gefühlt, dass es jemanden interessiert, was ich von einem Buch halte. Ich habe diese Bücher auch gerne angenommen. Seitdem ich jedoch merke, dass viele Blogger die selben E-Mails bekommen, in denen nur die Anrede ausgetauscht wird, überlege ich doch ein bisschen länger, ob ich ein Rezensionsexemplar annehmen soll. Ehrlich gesagt finde ich es besser, selbst ein Rezensionsexemplar bestellen zu dürfen und freue mich jedes Mal sehr, wenn ich ein entsprechendes Päckchen aus dem Briefkasten herausfische.

Manche Verlage bieten schöne Rezensionsexemplare an, verlangen aber auch, dass man einen Beitrag bis zu einem bestimmten Termin veröffentlicht. Ich möchte mich aber nicht unter Druck setzen lassen. Außerdem veröffentliche ich nur noch positive Buchbesprechungen (außer es sind Gastrezensionen), weil mir die Zeit fehlt, mich mit abgebrochenen Romanen zu plagen. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, möchte ich nicht lange darüber nachdenken – ich habe es dann eh schon weggelegt.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Wie bereits erwähnt, nehme ich ein Angebot an, wenn es mich anspricht. Wobei ich gestehen muss, dass das selten der Fall ist.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin waren die E-Books gerade im Kommen. Ich fand das Thema sehr spannend und schrieb sogar eine Arbeit darüber. Ich bin froh, dass es E-Books gibt, denn im Moment lese ich sehr oft auf meinem Handy, das ich immer dabei habe. Seit ich ein kleines Kind habe, ist es manchmal einfach nicht möglich, dass ich ein Buch in den Händen halten kann. Mein Smartphone ist im Gegensatz dazu leicht, handlich und das Umblättern der Seiten macht keine Geräusche, die meine Tochter aufwecken könnten. 😉 Allerdings hoffe ich, dass Bücher nie komplett durch E-Books ersetzt werden. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, leere Bücherregale und dafür meine gesamte Bibliothek nur auf einem Gerät zu haben.

 Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Neben Ada Mitsou liest… und Klappentexterin, Bücherwurmloch, Buzzaldrins Bücher, Syn-ästhetisch, SchöneSeiten und aus.gelesen, die sich hier ja bereits vorgestellt haben, möchte ich die Bücherphilosophin nennen, die ich mir auch als Gesprächspartnerin wünsche.

Danke, Dorota für deinen Beitrag zum 2. Weihnachtsfeiertag. – Im Übrigen haben sich mit dir in der Gesprächsreihe seit September inzwischen 35 buchaffine Bloggerinnen und Blogger vorgestellt. Und die Frauen liegen mit dir derzeit abermals auch vorne …

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Zuletzt stellte sich Ruth Justen mit Ruth liest  vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Betreiberin des Blogs Anonyme Bookoholiker. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Simone Finkenwirth mit „Klappentexterin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Der heutige Nikolaus hat einen Beitrag von Simone bzw. der Klappentexterin im Gepäck, womit 30 Interviews innerhalb dieser Gesprächsreihe beisammen sind! Und noch eine Bemerkung mag ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Das Genderverhältnis, das lange zuungunsten der Bloggerinnen ausgefallen war, verkehrt sich mit Simones Porträt: Mit 16:14 liegen die Frauen hier ab sofort vorne. – Ob es dabei bleibt?

Dass wir Simone und ihr Blog Klappentexterin etwas näher kennenlernen sollten, hatte Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki angeregt, die Bücherwurmloch betreibt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich liebe das gedruckte Wort, ob selbst geschrieben oder mit den Augen aufgelesen. Mein Herz ist groß, mein Verstand hellwach und meine Beine sehr flink.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

mit Lesebrille © Klappentexterin

mit Lesebrille © Klappentexterin

Ich blogge schon längere Zeit. Durch jetzt.de fing ich seinerzeit an, eigene Gedanken niederzuschreiben, manchmal kletterten auch Geschichten aus meinem Kopf, für die ich bei jetzt.de keinen Platz fand. Also füllte ich einen gemischten Blog mit Bildern und Texten, doch irgendwann wollte ich eine gerade Linie, einen starken Baum, an dem ich hochklettern kann. Im April 2010 küsste mich die Muse und legte mir die Klappentexterin auf die Tasten. Dieses Geschenk nahm ich lächelnd an. Lange schon wollte ich einen Ort, an dem ich besondere Bücher vorstellen konnte. Besondere Bücher, an die sich die Menschen seltener heranwagen, weil über sie weniger gesprochen wird und sie nicht unbedingt dem Massengeschmack treffen. Besondere Bücher, die kaum oder nie etwas vom großen Marketingbudget abbekommen. Besondere Bücher, die zu leise für die Bestsellerliste sind und deren kleine Stapel mein Herz schneller schlagen lassen. Ich arbeite mit WordPress, weil mich das Design am meisten überzeugte und das Arbeiten damit sehr einfach ist.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich lese am liebsten zeitgenössische Literatur, druckfrische Bücher genauso gern wie ältere Werke. Anfangs griff ich auch öfter zum Klassiker, doch das hat zuletzt leider etwas nachgelassen, weil die Neuheiten einfach immer mehr werden, so dass mir für die Klassiker oft die Zeit fehlt. Obendrein interessiere ich mich sehr für jüngere Literatur. Dazu habe ich vor eineinhalb Jahr die Rubrik Junge Literatur ins Leben gerufen und mit eigenem Logo versehen. Ich schreibe aber nicht nur über Bücher, sondern auch über andere Themen, die sich mit der Welt der Literatur beschäftigen. Besonders gern entdecke ich Berliner Buchhandlungen, besuche Veranstaltungen oder lasse meiner Kreativität freien Lauf. Bücher setzen in mir viel in Bewegung, ja, sie inspirieren mich im hohen Maße. Warum soll ich all das für mich behalten, wenn ich andere Menschen dort draußen damit glücklich machen kann?

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Dunkle Wolken ziehen auf – momentan ist vieles unsicher und im Wandel. Keiner weiß so genau, wohin die Reise gehen wird. Diese Unsicherheit beschäftigt mich, obwohl ich daran glaube, dass es den Buchhandel weiterhin geben wird, nur anders. Betrübt bin ich darüber, dass immer mehr Menschen aus dem öffentlichen Leben Bücher schreiben und dadurch unbekannten Autoren und Autorinnen den Platz wegnehmen. Außerdem vermisse ich eine Beständigkeit auf dem Literaturmarkt. Wie schnell ist ein Buch heute gefragt und morgen längst vergessen! Das war früher anders. Gut, die Zeiten ändern sich, nur heutzutage ist einfach zu vieles medienausgerichtet. Da braucht nur ein Autor oder Moderator ein Buch in der Talkshow hochzuhalten, und schon wollen alle nur das eine. Und zwar sofort! In zwei Wochen ist dann wieder Sense, es sei denn, der Autor wiederholt das Spiel. Meist handelt es sich um bekannte Menschen, die so etwas veranstalten. Da wird die potentielle Kaufkraft von möglichen anderen Titeln weggezogen. Das macht mich ein bisschen traurig, denn es gibt so viele wunderbare Bücher, die in dem Marketinglärm oft untergehen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Auf meiner Facebook-Fanpage lade ich jeden Beitrag hoch, ebenso bei Twitter. Darüber hinaus bewege ich mich in der vernetzten Blogsphäre. Anfangs war das ein Instrument, um auf mich aufmerksam zu machen. Denn ein Blog ist wie eine Pflanze, die man pflegen muss. Dazu gehört auch Networking, ohne das bleibt man ein unbekanntes Licht im großen Internetuniversum. Jetzt gehören meine Blogspaziergänge einfach dazu. Sie sind das Gewürz in meiner Blogsuppe, ohne die ich mir mein Blogleben nicht mehr vorstellen kann. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen es gibt, die mit mir die Liebe für die Literatur teilen und die so unwahrscheinlich herzlich sind. Wir kennen uns in der Regel nicht persönlich, nur durch unsere Texte, und sind uns doch sehr vertraut. Das sind die Wunder der heutigen Zeit, die mich immer wieder staunen lassen und glücklich machen.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Nicht authentisch zu sein. Der eigene Blog ist das Herzstück der Persönlichkeit sowie die Spielwiese für eigene Ideen und Reflexionen. Kürzlich las ich davon, dass es dort draußen Menschen geben soll, die Rezensionen abschreiben und bei sich veröffentlichen. So etwas macht mich wütend und fassungslos.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zeit ist eine der größten Hürden. Zeit, Texte zu schreiben. Zeit, sich im Internet zu bewegen und Zeit, seine Kontakte zu pflegen. Das fällt mir gerade jetzt auf, in der eine ereignisreiche Phase in die nächste fällt. Ich möchte so sehr und kann oft nicht. Die Zeit legt mir ihre Ketten an. Ich habe nicht nur meinen Blog, ich habe auch einen Vollzeitjob, Freunde und einen Partner. Bei 24 Stunden am Tag kann das schon sehr eng werden, ein straffes Korsett, das sich um das Leben spannt. Dennoch habe ich es aufgegeben, schon allein durch Selbstschutz, immer und jeden Tag online aktiv zu sein. Da passiert am Ende nämlich genau das Gegenteil – statt Lust kommt der Frust in großen Schuhen angeschlürft. Abschalten gehört zum Bloggen genauso dazu.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Oh! Da gibt es viele, so viele, dass ich fliegen könnte. Stell dir einen großen Garten mit leuchtend farbigen Blumen und leckeren Früchten vor. Wie soll ich da nur ein Erlebnis herauspflücken? Großartig und an dieser Stelle unbedingt erwähnenswert sind die Kontakte zu Autoren und Autorinnen. Die sind wertvoll und bereichernd, sie sind meist zufällig durch eine Begegnung im wirklichen Leben entstanden. Genauso schätze ich den Austausch mit meinen Lesern und meinen lieben Freunden aus der Bloggerszene. Ohne meine KollegInnen wäre das Bloggerleben nur halb so schön. – Halt. Doch eine Sache hat mir fast den Atem geraubt. Als ich im vergangenen Jahr nach einem warmen Sommertag abends erfuhr, dass ich zur Online Autorin des Jahres 2011 gekürt worden war!

der Pokal © Klappentexterin

der Pokal © Klappentexterin

Oh, gratuliere! Wie kam es dazu?

Das Autorennetzwerk Suite 101 hat 2011 den 29. Juni als „Tag des Schreibens“ initiiert. Zu diesem Anlass wurde der Online Autor des Jahres 2011 gesucht, für den man vorgeschlagen werden konnte. Plötzlich fand ich mich auf der Liste wieder. Danach folgte eine Abstimmungsphase, in der für die Nominierten gestimmt werden konnte. Ich habe dazu auf meinem Blog sowie auf der Fanpage aufgerufen. Die Kandidaten mit den meisten Stimmen kamen in die Endrunde, in der die Jury selbst entscheiden wollte, wer den Preis verdient hat. Meine Fans und Leser haben mir so viel Unterstützung gegeben, dass ich es ins Finale geschafft habe und die Jury überzeugen konnte. Sie schrieb über mich folgende wertschätzenden Worte: “Klappentexterin Simone Finkenwirth vereint gekonntes, elegantes, schönes Schreiben mit Herzblut für ihre Themen, mit kritisch-liebevoller Distanz, Meinungsstärke und Sachkenntnis – sie hat sich unserer Meinung nach diese erstmals vergebene Auszeichnung redlich erschrieben.” Als Preis gab es einen hübschen Blumenstrauß und einen schönen Pokal.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich habe meinen Blog gegründet, um unabhängig über die Bücher zu schreiben, die mir am Herzen liegen und die ich mir aussuche. Selbstbestimmtheit ist mir wichtig und so wähle ich meine Lektüre aus. Mein Zeitplan ist straff, weshalb ich Anfragen genau unter die Lupe nehme und nur solche Bücher auswähle, die mich wirklich interessieren. Mein Blog soll mir Spaß bereiten, doch wenn ich mich selbst durch zu viele Bücher in die Enge treiben würde, würde aus der bunten Spielwiese sprödes Heu werden.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Wie bereits erwähnt, wähle ich mir meine Bücher selbst aus. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern mit Freiheit. Das zu lesen, was ich möchte – und die Zeit, in der ich das machen kann, ist eng begrenzt. So habe ich nur maximal zwei Stunden dafür am Tag Zeit dafür – außer an den Wochenenden oder im Urlaub. Ich möchte mich nur ungern von meiner Lesefreiheit trennen. Auf der anderen Seite sehe ich, wie schwieriger es für Schreibende wird, ihre Werke bei Verlagen unterzubringen.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Für mich ist ein eBook der Kühlschrank unter den Büchern. Die elektronischen Bücher sind praktisch, aber kalt, kein sinnliches Erlebnis. Wenn ich lese, brauche ich den Papiergeruch (jedes Buch riecht anders) und das wunderschöne, knisternde Rascheln der Seiten. Ich möchte sehen, wie viele Seiten ich noch vor mir habe. Ein Buch in der Hand zu halten, hat auch etwas Heimisches und Vertrautes für mich. Es ist ein Schwert, das stressige Zeiten abwehrt und mir das Gefühl von Geborgenheit schenkt. An einem Buch kann ich mich festhalten, mit einem eBook wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, vorerst bleibe ich lieber beim klassischen Buch. Wenngleich mir klar ist, dass eBooks ein Thema für die Zukunft sein werden.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hier sind schon einige mir wohl vertraute und hochgeschätzte Blogs zu Wort gekommen oder wurden bereits erwähnt wie die liebe Mareike, die mir den Staffelstab in die Hand gedrückt hat. Außerdem Bibliophilin, buzzaldrins Bücher, SchöneSeiten, Syn-ästhetisch, die Seitenspinnerinnen sowie Herr Flatter Satz, deshalb seien auch folgende genannt: writeaboutsomething, Japanliteratur.net, Literaturen, das Experiment 1001 Bücher, Ein Buch muss die Axt sein und … ach, ich darf ja nur fünf nennen. Schade!

Aber ein Blog liegt mir persönlich sehr am Herzen. So wünsche ich mir Ada Mitsou liest… als nächste Stimme in dieser Runde, eine sehr geschätzte Bloggerkollegin von mir, die ein besonderes Gespür für feine Kinderbücher und für das kleine großartige PapierBücherGlück hat.

Danke sehr Simone für deine Auskünfte und besondere Nikolauspräsente in Form von Blogpreziosen.

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Zuletzt stellte sich Marcus Johanus mit seinem gleichnamigen Blog vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Axel Hollmann. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Svenja mit „Syn-ästhetisch“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute steht Svenja Rede und Antwort, die Syn-ästhetisch pflegt. Gewünscht hatte sich das Caterina von SchöneSeiten.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren 1985 in Berlin, dort aufgewachsen, zur Schule gegangen, studiert (Germanistik und Anglistik), inzwischen freiberuflich als Korrektorin/Lektorin unterwegs und gerade in der Babypause.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Seit Juni 2010 bei WordPress. Warum? Gefiel mir einfach am besten.

Deine Themenschwerpunkte …

Svenja © Syn-ästhetisch

Literatur und Fotografie (daher der Blog-Name Syn-ästhetisch). Hauptsächlich finden sich bei mir Rezensionen zur Gegenwartsliteratur Europas und des Nahen Ostens, ich lese rasend gerne israelische Autoren und „Problembücher“ – egal wo sie spielen. Also nichts mit lachenden, über Blumenwiesen springenden Menschen, sondern eher (zwischen-) menschliche Abgründe, das Wechselspiel von Geschichte und individuellen Schicksalen.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Derzeit lebe ich babybedingt in einer Fläschchen- und Windelblase und bekomme weniger mit als sonst. Generell bin ich ein Mensch, der sich weniger von Trends mitreißen lässt und auf das Stöbern im Buchladen und die Empfehlungen anderer Lesebegeisterter vertraut. Natürlich frage auch ich mich, ob uns irgendwann der Abschied vom gedruckten Buch, von Bibliotheken und Lesezimmern, vom Seitenrascheln und Zuklappen droht und nur noch digital gelesen wird und ob mein Sohn als alter Mann noch jemals etwas von Hand schreiben wird.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich bin auf Facebook, anderen Blogs und auf Twitter unterwegs. Allerdings treibt mich der Austausch mit Gleichgesinnten an und weniger der Ansporn, besonders bekannt zu werden. Auf meiner Facebook-Seite poste ich, was ich gerade lese oder eben ausgelesen habe; sammle Fundstücke aus dem Netz oder weise auf andere interessante Rezensionen/Interviews und Co. hin. Im Grunde ist die Seite eine Art virtuelle Pinnwand dessen, was mich selbst interessiert und von dem ich glaube, dass andere auch Gefallen daran finden könnten.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Die Grundregel lautet, fair und sachlich bleiben, auch wenn eine Diskussion mal hitziger wird. In meinen Augen ist es am Wichtigsten, authentisch und man selbst zu bleiben; also eine eigene, unverwechselbare Stimme zu behalten, an der man erkannt wird und sich nicht anderen Bloggern anzupassen, nur weil sie vielleicht erfolgreicher sind als man selbst. Wenn ich literaturtheoretische Analysen lesen will, gehe ich in ein Germanistik-Seminar. Im Internet interessieren mich ungestelzte Leseeindrücke, frei vom Herzen weg und ohne sprachliche Zensur – schreiberisches Talent sollte aber ebenso nicht fehlen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich habe mit dem Bloggen nie ein konkretes Ziel verknüpft oder Erwartungen verbunden, ehrlich gesagt war meine Motivation sogar ziemlich egoistisch: Ich wollte meine Gedanken und Gefühle über das, was ich gelesen habe, irgendwie loswerden und gleichzeitig die Möglichkeit haben, meine Eindrücke zu Büchern unkompliziert sortieren und schnell abrufen zu können. Das geht mit einem Blog deutlich besser als anhand einer Zettelwirtschaft. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb haben sich mit der Zeit und durch Kommentare auf anderen Blogs die ersten Besucher zu mir verlaufen. Viele von ihnen sind geblieben und ein richtiges Netzwerk aus Buchliebhabern ist entstanden. Ich freue mich sehr, ein kleiner Teil davon sein zu dürfen.

Bloggen bedeutet natürlich auch, Freizeit aufzuwenden und Durststrecken (keine oder kaum Leser/Kommentare) überwinden zu müssen. Man lernt, sich und seine Ressourcen gut einzuschätzen und regelmäßig neue Beiträge online zu stellen, ist eigentlich ein guter Weg zur Selbstdisziplin.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Die Vernetzung mit anderen Buchliebhabern. In meinem Umfeld gibt es eher wenig Leser und durchaus einige Leute, die bei meinem Buchkonsum eher sorgenvoll den Kopf schütteln. Ich empfinde den virtuellen und inzwischen auch persönlichen Kontakt zu Menschen, die dieselbe Leidenschaft teilen, als großes Geschenk und als Bereicherung in meinem Leben.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das kommt nicht häufig vor, so bekannt ist mein Blog dann auch wieder nicht. Meist sind es Verlage, deren Bücher ich schon einmal besprochen habe oder ich bekomme das aktuelle Verlagsprogramm zugesendet. Ich wähle sehr bedacht aus und greife meist nur bei mir bekannten Autoren zu oder auch bei einem Verlag, deren Programm sehr viele Übereinstimmungen mit meinem Lesegeschmack hat. Rezensionsexemplare bedeuten immer die Verpflichtung, zeitnah eine entsprechend ausführliche Rezension zum Gelesenen online zu stellen – die möchte ich gerne erfüllen und mich zugleich nicht beim Lesen und Schreiben hetzen, weil sich Rezensionsexemplare bereits bei mir stapeln. Aus diesem Grund, und auch weil mir manche Titel nicht zugesagt haben, habe ich Rezensionsexemplare durchaus schon dankend abgelehnt. Zudem kommentiere ich im Gegensatz zu vielen anderen Bloggern auch nicht vorwiegend Neuerscheinungen.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Vermutlich ebenso wie ich es im Fall von Verlagen und Autoren tun würde.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich besitze einen Kindle-Reader, den ich selten benutze. Generell geht es mir wohl wie den meisten bibliophilen Menschen: Ich möchte das Papier spüren, die Seiten riechen und das Gewicht des Buches in der Hand spüren. Ein E-Reader ist praktisch, ein „echtes“ Buch einfach nur schön.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5).Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hier kann ich wahrscheinlich nicht mehr viel Neues beitragen, ich lese am liebsten die Klappentexterin, Ada Mitsou liest … vom Mareike vom Bücherwurmloch und Caterina von SchöneSeiten (und nicht nur, weil ich mit ihr gemeinsam das Blog-Projekt „Jüdische Lebenswelten“ betreue) – Mareike und Caterina haben sich hier je bereits vorgestellt – sowie die Bibliophilin, die ich mir als nächste Interviewpartnerin wünsche.

Danke sehr! Auch dafür, dass du dir zwischen Wickeln, Windeln und Fläschchengeben Zeit für deinen Beitrag genommen hast.

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Zuletzt stellte sich die Bücherliebhaberin mit glasperlenspiel13 vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war Ruth mit Ruth liest. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Mareike Fallwickl mit „Bücherwurmloch“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass heute die Österreicherin Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki zu Wort kommt, die  das Bücherwurmloch pflegt, hatte Selçuk Caydi vorgeschlagen. Er betreibt u.a. sein Blog Konstantiniye notlari (Notizen aus Konstantinopel) meist von Istanbul und Izmit aus. – Das Gespräch mit ihm kann man übrigens auch in Selçuks Muttersprache nachlesen.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Bücherwurm Mariki © Mareike Fallwickl

Was Bücher und die Leseleidenschaft betrifft, bin ich ein wandelndes Klischee: Als Kind hab ich ganz klassisch mit der Taschenlampe unter der Buchdecke gelesen, und die Begeisterung für Bücher hat mich nie mehr verlassen. So sehr war und ist sie in mir verankert, dass es nie Zweifel an meiner Berufswahl gab: Studium der Linguistik, Ausbildung im Lektorat und seit fünf Jahren freie Lektorin und Werbetexterin. Seit Kurzem bin ich auch veröffentlichte Autorin.

Ich blogge seit mehr als drei Jahren im Bücherwurmloch auf WordPress (weil es einfach und übersichtlich und auch für Laien durchschaubar ist). Ich lese unheimlich viel, etwa 100 Bücher im Jahr, habe aber niemanden, mit dem ich über meine Leseeindrücke sprechen kann – meine Freunde lesen allesamt entweder nicht oder das „Falsche“. Oft brannten mir die Gedanken zu einem Buch, das mich berührt hatte, auf der Seele – und ich konnte damit nirgends hin. Deshalb habe ich, wie so viele heutzutage, das alles ins Netz gestellt und war relativ schnell in einen illustren Bloggerkreis aufgenommen, was mich sehr gefreut hat, weil ich hier all das Vermisste gefunden habe: Meinungsaustausch, Empfehlungen, die gemeinsame Liebe zur Literatur.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich habe mich ausschließlich auf Rezensionen festgelegt und lese das, was man „gehobene Belletristik“ nennt, auch auf Englisch und (inzwischen aber seltener) auf Italienisch. Die Buchauswahl erfolgt sehr willkürlich nach rein subjektivem Interesse, wobei ich freilich immer auf der Suche nach dem besonderen Buch bin, das mich völlig überwältigt. Ich bewundere andere Blogger dafür, dass sie auch über Lesungen berichten, Autoren interviewen, allgemeine Gedanken zur Literaturwelt niederschreiben und Diskussionen führen – dazu fehlt mir tatsächlich die Zeit. Ich hinke schon mit meinen gelesenen unrezensierten Büchern immer wahnsinnig hinterher, momentan warten elf Bücher darauf, bebloggt zu werden.

 Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die Frage, was werden wird. Ich weiß, dass es vielen Verlagen erschreckend schlecht geht, viel schlechter, als der Öffentlichkeit bekannt ist. Durch meine Lektoratskontakte bekomme ich viel mit – und frage mich immer öfter, wie es dem Literaturbetrieb ergehen wird, wie er aussehen wird in 20 oder 30 Jahren. Ob alles nur Panikmache ist oder ob das Buch, wie wir es kennen, nicht mehr existieren wird? Ich kann und will es mir nicht vorstellen. Aber als ich ein Kind war, konnte ich mir auch nicht ausmalen, dass ich dieses riesige Ding mit der Wählscheibe eines Tages auch im Auto benutzen würde, dass es winzig sein und mich gratis über Internet mit meiner Freundin in Paris verbinden würde …

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Viel zu wenig. Das ist ein Punkt, um den ich mich mehr kümmern sollte – aber das scheitert bei mir als berufstätiger Mama am Faktor Zeit. Ich bin bei Facebook mit einer eigenen Fanpage vertreten und liebe meine Büchergruppe dort mit unserem regen Austausch. Um mehr Kommentare zu bekommen, müsste ich selbst mehr kommentieren, da bin ich leider nachlässig. Und Twitter oder andere Portale habe ich bisher nie betreten. Trotzdem wünsche ich mir natürlich mehr Traffic auf meinem Blog … Ein Teufelskreis.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Sich verstellen. In jeder Hinsicht. Ich möchte nur Buchbesprechungen lesen, die ehrlich sind. Auch wenn der Blogger das Buch als Rezensionsexemplar geschenkt bekommen hat. Falsche Lobeshymnen gibt es genug. Und ich finde nicht, dass wir als Hobbyrezensenten den gleichen hochliterarischen, verschrobenen Stil pflegen sollten wie die professionellen Kritiker. Unsere Daseinsberechtigung und unsere Einzigartigkeit als meinungsfreie Blogger bestehen darin, auch das Wörtchen „ich“ verwenden zu dürfen: Ich mag das Buch, weil. Mich hat das Buch beeindruckt, weil. Ganz egal, was der Rest der Literaturwelt darüber denkt. Ich schätze es an Bloggern, dass sie für das eigene Lesegefühl einstehen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Man muss sich natürlich auszudrücken wissen. Ohne ein gewisses Maß an Talent, die eigene Meinung lesenswert darzustellen, geht es nicht – dann verlieren die Leser das Interesse. Und man muss sich vernetzen können, sonst steht man ganz allein auf weiter Flur im riesigen Internet. Jeder Blogger sollte außerdem fähig sein, Kritik auszuhalten und die eigene Meinung zu verteidigen. Wir wissen ja, dass der Umgangston im Netz beizeiten rau ist, wobei das meiner Beobachtung nach für die Buchblogger eigentlich nicht gilt. Wir haben uns scheinbar alle ziemlich lieb …

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Im Jahr 2011 hat mich das Buch „Mein sanfter Zwilling“ von Nino Haratischwili über die Maßen berührt. Ich war regelrecht erschüttert. Auf meine Rezension hin hat die Autorin mir auf Facebook geschrieben, und das hat mich sehr gefreut. Ich habe schon öfter Nachrichten von Autoren bekommen – auch sehr unfreundliche –, aber in diesem Fall hat es mir noch mehr bedeutet als sonst. Schön ist natürlich auch, wenn man von den Verlagen wertgeschätzt und mit Rezensionsexemplaren versorgt wird und wenn interessante Mailwechsel mit den Pressemenschen entstehen. Zudem freue ich mich immer wieder über jeden einzelnen Kommentar meiner lieben Bloggerfreunde, von denen ich einige inzwischen auch persönlich getroffen habe.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich frage oft selbst um Leseexemplare an und habe jedes Mal dieses tolle Weihnachtsgefühl, wenn sie tatsächlich im Briefkasten landen: Das sind für mich die besten Geschenke der Welt. Natürlich muss ich auch was dafür tun – die Bücher rezensieren – aber das mache ich ja gern, und ich fühle mich geehrt, dass die Verlage meine Meinung als wichtig empfinden. Bekomme ich selbst ein Rezensionsexemplar angeboten, sage ich ehrlich meine Meinung und nehme es an oder lehne es ab. Fast immer geschieht Letzteres. Bisher gab es da nie ein Problem.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Das ist schon vorgekommen. Bisher hab ich die Angebote abgelehnt, weil es sich dabei um Krimis und eine Biografie handelte, die mein Interesse nicht wecken konnten. Mal sehen, wie ich handeln werde, wenn mir mal etwas gut Klingendes angeboten wird … Ob ich dann mein eigenes Vorurteil, beim Self Publishing könne ja nichts Gutes rauskommen, überwinden werde? Ich könnte es ja hiermit beschließen und der Sache eine Chance geben!

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich halte mich davon fern. Ich erkenne es als praktisch, modern und – immerhin lesen die Menschen! – gut an, sehe aber für mich keinen persönlichen Nutzen. Ich will Bücher. Ich will sie angreifen, riechen, durchblättern, zerknicken, benutzen, auffressen. Bücher, Bücher, Bücher!

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Alle meine Lieblingsblogs wurden hier schon genannt bzw. haben sich bei SteglitzMind bereits vorgestellt, darunter aus.gelesen, SchöneSeiten, Syn-ästhetisch, buzzaldringsblog, Lesewelle … Sehr gern mag ich auch: Blauraum, derschoeneblog, stefanmesch, Ruth liest und Pinkfisch. – Ich wünsche mir, dass die Klappentexterin hier zu Wort kommt, die ich für ihre wunderbar persönlichen Worte, die sie zu ihren Leseperlen findet, sehr bewundere.

Danke sehr, Mareike! Ich freue mich auch darüber, dass du die Staffel an die literaturverliebte und schreibverrückte Klappentexterin weiterreichst, deren Blog seit Start der Gesprächsreihe ja verschiedentlich als besondere Preziose empfohlen wurde.

Eine Zusammenfassung des Beitrags kann man auf Selçuk Caydis Blog Konstantiniye notlari auf türkisch nachlesen

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Zuletzt stellten sich Stefanie und Yvonne vor, die gemeinsam Leselink verantworten. Ihr Wunsch-Interview-Partner war Marcus Johanus. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Buechermaniac mit „lesewelle“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Buechermaniac mit der lesewelle vor. Der Vorschlag stammt von Manuela Hofstätter, die lesefieber.ch pflegt. Die Beiden verbindet nicht nur das Bloggen, sondern auch ein gemeinsames Waschküchenerlebnis.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Buechermaniac von der „lesewelle“ ist weiblich und wenn sie nicht im Büro sitzt, zählt sie Kochen, Reisen, Film, Fotografie und Sprachen zu ihren Leidenschaften. Und: Sie ist absolut Buchverrückt. Ursprünglicher Berufswunsch: Buchhändlerin, fiel der damaligen Rezession zum Opfer. Und – unglaublich aber wahr – es gab zu jener Zeit Absagen mit der Begründung „Mädchen bilden wir lieber nicht aus, die heiraten sowieso.“

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich bin erst seit Juli 2011 mit der „lesewelle“ im Netz. Oft kann ich Bücher im Bekanntenkreis und in unserem Lesezirkel, der seit zehn Jahren besteht, empfehlen, die gerne gelesen werden. Da hat es mich gereizt, mich mit einem Literaturblog zu versuchen. Wenigstens als Hobby wollte ich etwas mit Büchern machen und es macht mir riesigen Spaß. Nach nervigen Versuchen bei Jimdo und Blogspot, habe ich mich für WordPress entschieden. Für Laien ist diese Plattform relativ einfach zu bedienen und viele Blogs, die ich sonst noch mag, sind auch hier vertreten. Und nur noch dies, ich finde es sehr amüsant, dass Manu Hofstätter, die lesefieber.ch betreibt, und lesewelle im gleichen Haus wohnen.

die absolut Buchverrückte © lesewelle

Deine Themenschwerpunkte …

Buchbesprechungen, hauptsächlich Belletristik, aus aller Herren Länder. Gerne stelle ich Gedichte mit einem passenden Foto ein, denn Lyrik kommt im Literaturbetrieb häufig zu kurz. Ich berichte von Lesungen und Themen rund ums Buch. Zwischendurch gesellen sich auch Fotos dazu, die mir gefallen. Im Gegensatz zu Manu mag ich den „Freitags-Füller“. Er stellt immer wieder eine Herausforderung an meine Hirnzellen dar, denn ich muss mir überlegen wie ich die Lücken zu den vorgegebenen Worten fülle. Ich sehe das auch als eine Art Schreibübung.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Nicht nur derzeit, ganz allgemein finde ich es immer wieder erschreckend, wenn eine weitere Buchhandlung für immer die Türen schliesst. Da staune ich echt über die Tatsache, dass ausgerechnet in unserer Gemeinde, mit über 40% Ausländeranteil, gleich zwei Buchhandlungen, in unmittelbarer Nähe, seit Jahrzehnten bestehen. Ich persönlich berücksichtige beide Läden, weil ich beide sehr mag und sich immer wieder schöne und interessante Gespräche ergeben, die ich schätze und die beim Onlineanbieter und in der Großbuchhandlung nicht stattfinden.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Zurzeit bin ich weder auf Facebook noch auf Twitter, weil ich mich dort nicht sehr gerne aufhalte, aber vielleicht überleg ich es mir ja noch. Gerne kommentiere ich auf anderen Blogs, wenn ich etwas zur Diskussion beitragen möchte und wenn es passt, erwähne ich mein Blog in Gesprächen unterwegs.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Werbung passt nicht, da klicke ich persönlich ziemlich schnell weiter. Überladene Seiten, wo man vor lauter Geblinke das Wesentliche aus den Augen verliert und immer wieder den Hinweis auf den amerikanischen Versandhandel findet, schätze ich auch nicht besonders.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Jeder sollte sich im Klaren sein, dass ziemlich viel Zeit investiert werden muss, um einen Blog seriös zu betreiben. Diesen Anspruch habe ich vor allem aber an mich selbst. 100% berufstätig sein, Haushalt erledigen, Lesen, mit Leidenschaft bloggen und dabei die Partnerschaft nicht zu kurz kommen zu lassen, ist eine große Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Wenn ich Rezensionen schreibe, tue ich mich manchmal noch schwer, die passenden Worte zu finden. Wenn ich bei Bloggern reinschaue, die beruflich im Buchhandel tätig sind oder Literaturwissenschaften studieren oder studiert haben, komme ich mir mit meinem Stil eher stümperhaft vor. Bis meine Beiträge aufgeschaltet werden korrigiere ich sie noch x Mal und schreibe alles um, bis sie meinem eigenen Urteil standhalten. Trotz allem bereitet mir die Arbeit, die der Blog mit sich bringt, Freude. Es ist für mich wie beim Aufstieg auf den Berg: umkehren oder aufgeben gilt nicht. Das lässt mein Dickschädel niemals zu.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Als erste Bloggerinnen, die in der Literaturszene schon längst einen Namen haben, bei mir kommentierten und mich bei sich verlinkten, hat mich das riesig gefreut. Dass sie weiterhin bei mir lesen und sich zu Wort melden, freut mich noch mehr. Ganz generell finde ich es toll, wenn sich eine Diskussion zu einem Beitrag entwickelt, manchmal geschieht das noch viel zu wenig. Als sich ein Verlag, aufgrund einer Rezension, bei mir bedankte und mir ein Bücherpaket zustellte, weil ihn meine Meinung zu den Romanen interessiert, war ich platt. Das sind die Momente, die mich beflügeln, antreiben, denn manchmal bin ich unsicher, ob das, was und wie ich es mache, anderen gefällt, denn ehrlich gesagt, fände ich es ziemlich öde, wenn ich meine einzige Leserin wäre.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das ist zwar erst zweimal vorgekommen. Beide Male musste ich aus Zeitmangel ablehnen. Ich möchte mich nicht unnötig unter Druck setzen und Bücher lesen müssen, damit bald eine Rezension im Netz steht. Lieber wähle ich meine Lektüre deshalb selber aus. Über ein Buch zu sprechen, das nicht ich ausgewählt habe, ist nicht unbedingt mein Ding. Es gibt so viele fantastische, literarische Werke, die ich noch lesen möchte, da bleibt einfach keine Zeit für Uninteressantes.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich schaue hin und wieder einem eBook-Benutzer über die Schultern, kann mich aber noch nicht begeistern. Ich mag das gebundene Buch und wenn es eine bibliophile Ausgabe ist, halte ich es erst recht gern in Händen. Um Platz zu sparen und auf Reisen mag das eBook ein Argument sein, aber vorläufig will ich mich nicht mit weiterer Elektronik herumschlagen, da bin ich zu altmodisch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Oh je, es gibt so viele Blogs, die ich sehr schätze und auf denen ich gerne regelmäßig eintauche. Einige von ihnen haben sich hier bereits vorgestellt, deshalb nenne ich sie jetzt nicht nochmals, sondern möchte andere Blogs berücksichtigen. Die nicht genannten mögen mir verzeihen.

Bücherwurmloch von Mariki  und Klappentexterin begeistern mich beide gleichermaßen. DruckSchrift finde ich sehr schön, da findet man Neues und Altes über Buchkunst, Druck, Papier etc., was mich sehr interessiert. Die vier Autorinnen von Die Seitenspinnerinnen sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich möchte sie nicht mehr missen. Dann ist da noch die Bücherliebhaberin von glasperlenspiel13, mit der ich unter anderem die Leidenschaft für Irène Némirovskys Werk teile.

Ich wünsche mir deshalb, dass glasperlenspiel13 in dieser Interviewreihe zu Wort kommt und wir mehr über sie erfahren dürften.

Vielen Dank Buechermaniac. Dann haben wir ja jetzt mit dir, Manus lesefieber.ch sowie den Blogs „Denkzeiten“ und „Bücherwelten“ von Sandra  hier eine feine „Triplette Suisse“ beieinander.

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Zuletzt stellte sich Harald Sack mit Biblionomicon vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerinnen waren die beiden Betreiberinnen von leselink.de. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier

Steglitz stellt Christian Köllerer mit „Dr. Christian Köllerers Notizen“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Christian Köllerer vor, der Dr. Christian Köllerers Notizen meist von Wien aus betreibt. Er greift den Vorschlag von Petra Gust-Kazakos auf, die hinter Philea’s Blog steht. Sie hatte sich in unserem Gespräch gewünscht, dass Christian hier ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Promovierter Literaturwissenschaftler & ”Philosoph”, Kulturpublizist, Skeptiker aus Wien / Reisender / Mobilfunk & Telekommunikation als Broterwerb.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Begonnen habe ich im April 2001 mit einer „normalen“ Webseite. Auf das Blogformat WordPress stieg ich erst im Januar 2009 um. Bis dahin war mein Selbstverständnis in erster Linie, ein Literaturprojekt im Internet zu betreiben. Viele Aspekte der Blogszene sind mir nach wie vor suspekt.

Deine Themenschwerpunkte …

Klassiker der Weltliteratur, Rezensionen aus dem Wiener Kulturleben, Reiseberichte.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Wie die meisten finde ich die Entwicklung in Richtung E-Books interessant. Obwohl ich eine ansehnliche Bibliothek mit 5500 Büchern zuhause habe, lese ich vor allem unterwegs zunehmend auf meinen Kindle.

Was mich ferner verblüfft, ist, wie billig Bücher inzwischen geworden sind. In unserer Gesellschaft ist ja Wert immer mit dem Preis verknüpft. Wenn die besten Bücher der Geistesgeschichte für ein paar Cent zu haben sind, ist das einerseits bildungspolitisch erfreulich, andererseits ein deutliches Signal, welchen geringen Wert die Gesellschaft diesen Werken heutzutage beimisst.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Die Notizen gibt es seit mehr als 10 Jahren, weshalb ich viele regelmäßige Leser habe. Ansonsten schreibe ich auch für Zeitschriften, was ebenfalls den Bekanntheitsgrad fördert. Twitter, und in geringerem Maße Facebook sind ebenfalls wichtig.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Über Themen schreiben, von denen er nichts versteht.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich finde die technischen Hürden am lästigsten. Man muss entweder WordPress-Experte sein und braucht regelmäßig Unterstützung.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

…ist Anerkennung durch renommierte Medien, etwa wenn man von der NZZ lobend erwähnt wird, oder der ORF zum Interview bittet.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich ignoriere viele dieser Anfragen. Wenn mich Bücher interessieren, lasse ich mir Rezensionsexemplare schicken. Die meisten bespreche ich dann auch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du. Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Auch wenn ich mit ihm nicht immer übereinstimme: Einer der besten Literaturkenner im Netz ist zweifellos Marius Fränzel, der hinter Bonaventura steht.

Danke, Christian. Womöglich sollten wir noch kurz erläutern, warum dein Beitrag ohne Konterfei oder Illustration daherkommt …

Eine Illustration kann es schon deshalb nicht geben, weil mein Blog aus konzeptuellen Gründen völlig bildfrei ist.

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In der losen Interview-Reihe präsentierte sich zuletzt Mara Giese mit Buzzaldrins Bücher. Ihre Blog-Preziosen sind die Klappentexterin, Syn-ästhetisch, SchöneSeiten von Caterina, Ruth liest, Lesewelle von Buechermaniac und aus.gelesen von Flatter Satz, von dem sie sich wünscht, dass er hier in einem Interview zu Wort kommt.

Steglitz stellt Sandra Matteotti mit „Bücherwelten“ und „Denkzeiten“ vor

Das Netz-Buch-Dickicht etwas lüften will die Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“. Gedacht ist das so: Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber ich wiederum einlade, die acht Fragen zu beantworten. –  Langfristig, könnte so ein bibliophiles Blog-Brevier entstehen, das von allgemeinerem Interesse ist. Und darüber hinaus profitieren wir von den Erfahrungen anderer Blogger für unsere eigenen Wege im Netz … (Wer es noch genauer wissen will, was die lose Gesprächsreihe soll, kann das hier nachlesen.)

Den Fragen stellt sich heute die Schweizerin Sandra Matteoti, die seit einigen Jahren bloggt. Ihre beiden Hauptblogs sind „Bücherwelten“ und „Denkzeiten“. Als Interviewgäste empfiehlt sie die Betreiber von „Buchkolumne“ und „Zeitspiegel“.

Dein Steckbrief in wenigen Stichworten …

Ich habe als Kind die ganze Ortsbibliothek verschlungen und die Liebe zu Büchern, zur Literatur führte mich dann geradewegs ins Studium. Ich habe Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert, mit einer Arbeit über Thomas Mann, der mich als Schriftsteller und Mensch fasziniert, abgeschlossen. Danach promovierte ich in Philosophie, mit literarischem Exkurs. Dabei ging es mir weniger um den Titel als mehr ums Schreiben, die Vertiefung in ein Thema. Danach schrieb ich in den unterschiedlichsten Bereichen und zu unterschiedlichen Themen weiter. Sei es freischaffend als Journalistin, als Texterin im Bereich Kommunikation und PR oder als Autorin in eigenen Projekten. – Schreiben ist mein Leben, bestimmt es maßgeblich.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit einigen Jahren. Den genauen Anfang weiß ich nicht mal mehr, der erste Blog existiert auch nicht mehr. Früher war es Tagebuch, waren es Texte für die eigenen Notizbücher und die Nachttischschublade, heute geschieht das meiste Schreiben am Computer. Schreiben ist meine Leidenschaft, ich muss schreiben, sonst fehlt mir etwas. Ich drücke mich in Buchstaben und Texten aus, lebe mich aus, finde auch immer wieder ganz neue Dinge über mich heraus, indem ich schreibe, Texte fließen lassen. Oft haben die Texte wie auch die Gedichte eine eigene Dynamik. Ich beginne irgendwo und am Schluss hat mich mein Schreiben geleitet. Das geht natürlich nicht in allen Bereichen. In mir gibt es zwei Seiten, die sehr strukturierte und die kreativ-intuitive. Ich habe gelernt, dass ich beiden ihren Raum geben muss.

Sandra Matteotti © Sandra Matteotti

Ich habe zwei Hauptblogs. Einer enthält meine Gedanken, meine Gedichte. Er befasst sich mit dem Leben, der Welt, mit dem, was mir gerade durch den Kopf geht, mich beschäftigt, mir zufliegt. Er heiß Denkzeiten. Hier lebe ich meine philosophische Ader aus. Der andere heißt Bücherwelten. Hier findet man hauptsächlich Rezensionen, aber auch Artikel und Gedanken zur Literatur. Den zweiten Blog habe ich relativ neu gestartet. Ich habe früher schon Rezensionen verfasst und natürlich rund um die Literatur geschrieben, allerdings in anderen Formaten und zu anderen Zwecken.

Ich bloggte zuerst auf Blogger, wechselte dann zu WordPress. Das hatte nicht einmal wirkliche Gründe. Zuerst hatte ich meine Blogs auf beide Portale verteilt, dann entschloss ich mich, dass es einfacher wäre, nur bei einem zu sein. Bei WordPress habe ich mehr Vernetzung, da die meisten Blogs, die mir gefallen, bei WordPress sind. Dazu kommt, dass mir die Plattform irgendwie sympathisch ist. Bauchgefühl.

Der Austausch ist dir beim Bloggen wichtig …

Ja, ich schätze es, wenn ich Menschen kennen lerne, die mit ähnlichen Interessen und Themen beschäftigt sind, ich finde einen Austausch da schön. Das ist mir insofern auch wichtig, als ich doch meistens alleine zu Hause an meinem Tisch sitze und vor mich hin schreibe. Vom universitären Bereich bin ich jedoch vielleicht ein wenig vorbelastet, als ich da sehr viel Neid und Intrigen kennenlernte. Das hat mich sicher ein Stück weit zurückhaltend und vorsichtig gemacht. Bislang kann ich mich aber nicht beklagen. Alle werden sich nie mögen, in keinem Bereich …

Deine Themenschwerpunkte …

Die Schwerpunkte sind – wie bereits erwähnt – Literatur und Philosophie. Ich bin lange Zeit immer hin und her geschwankt, dachte, mich für das eine oder andere entscheiden zu müssen. Es hat beides Platz, manchmal überwiegt das eine, manchmal das andere …

Was treibt dich in der Literatur-, Kulturszene derzeit besonders um?

Eigentlich nicht viel. Ich befasse mich wenig mit der Szene.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich verbreite sie momentan hauptsächlich über Twitter und Facebook. Die Rezensionen findet man auch auf anderen Bücherseiten wie LovelyBooks und Amazon.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich denke, das muss jeder für sich selber wissen. Wichtig ist, dass man sich immer bewusst ist, dass das, was man schreibt, danach öffentlich sichtbar ist, wenn man es nicht schützt. Man muss sich also immer überlegen, was man preisgeben will, wie offen man sein will. Es kommen Reaktionen und die Menschen neigen dazu, das, was steht, eins zu eins auf dich anzuwenden.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ab und an kommt die Sinnfrage auf: Wozu machst du das eigentlich? Das liest doch eh niemand, das braucht die Welt doch nicht, niemand wartet auf deine Texte. Das zweite Problem ist die Isolation teilweise. Kein berufliches Umfeld da ist beim Schreiben, wie ich es tue. Auf der anderen Seite ist es ja genau das Leben, das ich leben will. Die Zweifel gehören wohl einfach zu mir dazu.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Schön sind Feedbacks, die mir sagen, sie hätten sich wiedererkannt in meinen Texten, die Texte hätten ihnen etwas gegeben. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude. Es ist schön, jemandem etwas mit auf den Weg geben zu können. Und wenn es nur ein Lächeln ist oder eine kleine Hilfe, etwas zu sehen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Grundsätzlich freue ich mich darüber. Schwierig wird es ab und an, wenn ich das Buch wirklich schlimm finde. Schönreden werde ich nie ein Buch, dann verzichte ich eher auf eine Rezension. Einen Verriss schreiben möchte ich eher nicht, Kritikpunkte anmerken aber immer!

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich habe ein iPad und sowohl darauf wie auch auf dem Computer die Kindle-App. Ich war schon einmal froh darum, im Store Bücher zu finden, die nicht mehr publiziert werden und vergriffen sind. Sie waren sogar gratis! In schlaflosen Nächten nutzte ich den Kindle auch deshalb, weil man dann kein Licht anmachen muss. Ich mag es allerdings nicht wirklich, so zu lesen. Ich bin sehr technisch interessiert, kenne mich mit Technik auch recht gut aus, aber etwas wird dadurch nie zur Seite geschoben: Papier und vor allem Bücher. Dass ich auch meine Papieragenda liebe, gehört hier wohl nicht her. Ist aber auch so.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

SteglitzMind darf ich nicht empfehlen, lese ich aber sehr gerne. Daneben lese ich eigentlich wenig Bücher- oder Literaturblogs. Ich klicke mich ab und an durch die Blogs durch, finde einzelne Artikel gelungen. Einige möchte ich aber doch nennen, die mir als Ganzes positiv aufgefallen sind: Gunnar Kaisers Philosophieblog Philosophisch leben – eine Reise durch verschiedene Themen des Alltags, philosophische Themen, die zum Nachdenken anregen. Zeitspiegel – vielfältige Themen wie Politik, Kultur, Leben, Wissen. Schön geschrieben, mit viel Hintergrund und Tiefe. Christian Köllerers Blog „Dr. Christian Köllerers Notizen“ – ich mag seinen Zugang zur Literatur und seine Auswahl der Werke. Und Karla Pauls Buchkolumne –  ein Blog direkt aus dem Leben. Ihre Texte gefallen mir durch ihre Natürlichkeit. Zudem spricht eine große Liebe zur Literatur aus ihren Zeilen. Ich kenne sie nicht persönlich, aber irgendwie habe ich sie ins Herz geschlossen. – Für ein Gespräch würde ich gerne die Betreiber von „Buchkolumne“ und „Zeitspiegel“ empfehlen. Da möchte ich mich nicht festlegen.

Danke sehr, Sandra. Vielleicht unterstützt du mich dabei, Karla Paul und den Betreiber von Zeitspiegel dazu zu bewegen, die Fragen ebenfalls zu beantworten?

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Den acht Fragen stellte sich zuletzt hier Petra Gust-Kazakos, die „Philea’s Blog“ seit September 2010 unterhält. Empfehlungen sprach sie u.a. für die Klappentexterin, Jüdische Lebenswelten, DruckSchrift, Strange Flowers, die Blogs von Petra van Cronenburg und den der Seitenspinnerinnen aus. Ein Gespräch würde sie sich mit Dr. Christian Köllerer wünschen, der das Blog Dr. Christians Köllerers Notizen unterhält, das uns Sandra ebenfalls empfiehlt.

Steglitz stellt Petra Gust-Kazakos mit „Philea‘s Blog“ vor

Allen Unkenrufen zum Trotz: Im Netz sind Bücher, egal in welchem Format, quicklebendig! Zahllose Blogbetreiber beschäftigen sich mit Autoren, Büchern, der Literaturszene, dem Schreiben und den Auswirkungen der Digitalisierung. Doch wo findet man einen Kompass, der durch den literarischen Trubel im Netz führt? Wie gewinne ich einen Überblick, wo finde ich Geistesverwandte und Kleinode, wie vernetze ich mich mit dem buchaffinen Teil der Blogosphäre? Fragen, die sich inzwischen viele stellen …

Das Netzdickicht etwas lüften will die Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“. Gedacht ist das so: Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber ich wiederum einlade, die acht Fragen zu beantworten. –  Langfristig, könnte so ein bibliophiles Blog-Brevier entstehen, das von allgemeinerem Interesse ist. Und darüber hinaus profitieren wir von den Erfahrungen anderer Blogger für unsere eigenen Wege im Netz … (Wer noch genauer wissen will, was die lose Gesprächsreihe bezwecken soll, kann das hier nachlesen.)

Den Fragen stellt sich heute Petra Gust-Kazakos, die Philea‘s Blog seit 2010 betreibt. Für ein Gespräch auf SteglitzMind empfiehlt sie Christian Köllerer mit dem Blog Dr. Christian Köllerers Notizen.

Dein Steckbrief in wenigen Stichworten …

Femme de lettres, Autorin, virtuelle Salonière, Public Relations Managerin, stets lese- & reiselustig, liebt Bibliotope.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Philea’s Blog existiert seit Ende September 2010. Damals hatte ich gerade mein Buch „Ganz weit weg. Leselust und Reisefieber“ beendet. Doch Leselust und Reisefieber hatten mich damit natürlich keineswegs verlassen. So dachte ich, ein Blog könnte eine famose Möglichkeit sein, die Themen weiter zu verfolgen und dabei zugleich mit anderen in Kontakt zu treten, die sich ebenfalls dafür interessieren. Hat ja auch bisher sehr schön geklappt.

Für WordPress habe ich mich entschieden, weil einige der Blogger, die ich interessant fand und auch anderweitig kannte, selbst WordPress nutzten und mir das sehr ans Herz legten. Ich war ja ganz „frisch“ in der Blogosphäre und kannte mich nun wirklich nicht besonders gut aus. Aber ich habe nie bereut, dem Ratschlag gefolgt zu sein. Ein Tag intensives Überlegen, wie mein Blog aussehen soll, nebst Vertiefung in die WordPress-Welt haben vollkommen genügt, um mich mit der Sache vertraut zu machen. Und dann hab ich losgelegt. Ich kann WordPress nur empfehlen.

Deine Themenschwerpunkte …

Bücher und Reisen, natürlich. Insbesondere Buch-Tipps, Specials zu Autorinnen oder Autoren, die ich besonders mag, kleine Reiseberichte oder -anekdoten. Zuweilen Berichte über Lesungen oder Ausstellungen, aber auch Interviews und Serien wie Leseplätzchen, Bücherkoffer, Bücherparadiese weltweit oder die Sammelstückchen.

Bei den Serien sind die Bloggäste übrigens herzlich zum Mitmachen eingeladen. Diese Serien haben auch den wunderbaren Nebeneffekt, dass man Blogs und die Persönlichkeiten dahinter vorstellen kann.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Spannend finde ich die Entwicklung vom Autor in Richtung Selbstverleger und Selbstvermarkter. Immer wieder amüsant: Hausgemachte Skandälchen in den Feuilletons oder die Seitenhiebe, die bei unterschiedlichen Ansichten zu einem bestimmten Buch ausgeteilt werden. Und zwar nicht gegen den Autor, sondern gegen andere Print- oder Onlinemedien.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Indem ich bei Twitter und Facebook auf aktuelle Beiträge verweise.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Trolle füttern, auf unangemessene Kommentare unangemessen reagieren, glauben, dass der eigene Geschmack der einzig wahre sei und dann selbstherrlich über andere Geschmäcker herziehen. Das Schöne am Bloggen ist das Entdecken und Vernetzen, der Austausch. Ich genieße das sehr.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Hm, ehrlich gesagt habe ich bislang keine Hürden entdeckt. Sicher ist es sinnvoll, sich vorab ein paar Gedanken zu machen, was man der Welt dringend mitzuteilen meint, damit es nicht allzu diffus wird oder thematisch total zerfasert. Alles andere ergibt sich, so zumindest meine Erfahrung, ganz aus der jeweiligen Bloggerpersönlichkeit. Manche sind eher distanziert, manche emotionaler, persönlicher, manche legen besonderen Wert auf ihr Layout und Bilder, andere überhaupt nicht, manche bloggen ausführlich, andere knapp. Solange die Themen interessant sind, ist das alles okay.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Petra Gust-Kazakos – Foto (c) Petra Gust-Kazakos

Das war eigentlich noch, bevor ich mein eigenes Blog hatte: Über meinen allerersten Blogbeitrag als Gast auf dem Notizbuchblog habe ich einen Verleger gefunden – das fand ich großartig! Finde ich immer noch 🙂

Bei meinem eigenen Blog fand ich es toll zu sehen, dass immer mehr Leute daran interessiert sind, dass man darüber hochinteressante Menschen kennenlernt, mit denen man dann auch im „echten Leben“ Kontakt hält, wie mit der wunderbaren Karin Inderwisch von KAINe Kolumnen. Demnächst habe ich hoffentlich die Gelegenheit, dm & mb von Haushundhirsch auf einer auf einer Vernissage zu treffen. Auch sehr erfreulich: Wenn eine Autorin oder ein Autor mein Blog entdeckt und ich sie oder ihn für ein Interview gewinnen kann – wie zuletzt wieder bei Willy Puchner.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich weise freundlich darauf hin, dass ich nur Bücher empfehle (nicht gelesen wird ja schon genug), sprich: gefällt mir ein Buch nicht, schreibe ich auch nichts darüber. Ehrlich gesagt ziehe ich es aber vor, meine Entdeckungen selbst zu machen. Häufig sind das auch ältere Bücher, für die mir sowieso kein Verlag mehr ein Rezensionsexemplar senden würde oder könnte.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Über das Für und Wider von E-Books wurde ja eigentlich schon fast alles gesagt, aber eben: noch nicht von allen.Anfangs konnte ich mit E-Books gar nichts anfangen. Inzwischen habe ich einen Reader bei einem Freund ein bisschen ausprobiert und kann mir vorstellen, dass es auf Reisen sicher sehr bequem ist – und vor allem das Gepäck enorm erleichtert. Allerdings habe ich bislang noch keinen Reader gekauft, vielleicht weil ich noch immer das „komplette Bucherlebnis“ schätze: das Rascheln der Blätter, das Knarzen des Buchrückens, den Geruch … Ich will Notizen hineinschreiben und Stellen markieren können – und zwar auf Papier. Ich will ein Buch ohne Umstände mit in die Wanne nehmen, mein Ex Libris einkleben, es meinen Freunden leihen, wenn es mir besonders gut gefiel, ich möchte eine Widmung in ein geschenktes Buch schreiben etc. Ich schließe nicht aus, dass ich mir eines Tages doch einen Reader zulege, aber ich bin wohl noch nicht so weit.

Welche anderen Blog, und zwar maximal fünf, empfiehlst du? Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Puh, nur fünf? Es gibt so viele wunderbare Blogs von Leuten, die schon seit Jahren über Bücher und buchverwandte Themen bloggen, zum Beispiel die Klappentexterin. Sehr interessant finde ich auch Jüdische Lebenswelten, wo ich ebenfalls ab und an blogge. Ein etwas neueres, sehr schönes Blog ist DruckSchrift, wo es außer um Bücher auch um „Papier, Schreiben, Lesen“ geht, wie IngridW es selbst beschreibt. Wer ungewöhnliche Biographien mag, ist bei James Conways englischsprachigen Blog Strange Flowers bestens aufgehoben. Gut gefallen mir auch die Blogs von Petra van Cronenburg und den Seitenspinnerinnen, – hier haben sich vier Autorinnen zusammengetan, um ein Jahr lang zu bloggen. Oh, schon sechs. Dann muss ich wohl aufhören …

Interessante Gesprächspartnerinnen und -partner sind das sicher alle, aber ich nutze die Gelegenheit, um noch ein Blog unterzubringen und empfehle ein Interview mit Dr. Christian Köllerer, damit haben wir auch gleich die Grenze Richtung Österreich überschritten. Ich folge ihm schon eine ganze Weile auf Twitter und lese gern in seinem Blog Dr. Christians Köllerers Notizen, das mir thematisch sehr liegt: „Wiener Notizen über Klassiker, Kulturelles und Reisen“ – wie es im Untertitel heißt.

Da kommen gleich mehrere Sachen zusammen, die mich ansprechen: Wien finde ich herrlich und auf Klassiker, Kultur und Reisen stehe ich sowieso. Christian geht das in seinem Blog allerdings anders an als ich, so gibt es beispielsweise keinerlei Bilder, nur Text. Aber das macht gar nichts, sondern zeigt nur, dass es reicht, gute Texte zu interessanten Themen zu verfassen – alles andere ist Deko. Schön fürs Auge, aber fürs Blog nicht überlebenswichtig. Da ich ein Faible fürs Dekorative habe, würde ich bei mir jedoch nicht auf Bilder verzichten wollen. Ich mag das auch bei anderen. Aber wie gesagt, funktionieren tut ein gutes Blog auch ohne, sofern es nicht gerade ein Blog über Fotografie oder ähnliches ist.

Danke, Petra. Im Übrigen hast du es auch geschickt verstanden, weit mehr als fünf Blog-Empfehlungen auszusprechen. Ich will zusehen, Christan Köllerer für ein Kurz-Interview zu gewinnen. Vielleicht magst du ihn vorwarnen?

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Das Gespräch mit Christian Köllerer kann man inzwischen hier nachlesen.