Steglitz stellt bibliophile Blogger vor
Allen Unkenrufen zum Trotz: Im Netz sind Bücher, egal in welchem Format, quicklebendig! Autoren bloggen, Buchliebhaber betrieben Communitys und Freizeit-Rezensenten pflegen Buchblogs oder -foren. Und die Player im Buchgeschäft haben ihre anfänglichen Berührungsängste inzwischen auch überwunden.
Doch wo findet man einen Kompass, der durch den Buchtrubel im Netz führt? Die Buchhandels- und Verlagsrankings, die Leander Wattig ab 2009 mit Blick auf Facebook führte, hat er aus guten Gründen im Oktober 2011 eingestellt. Für Google+ listet Wenke Bönisch seit November 2011 Verlags- und Buchhandlungsseiten.
Und was ist mit den zahllosen Blogbetreibern, die sich mit Autoren, Büchern, der Literaturszene oder dem Schreiben beschäftigen? „Wer hat denn alles einen Buchblog?“, fragte im Juli 2012 eine Besucherin bei LovelyBooks etwas ratlos in die Runde, womit sie eine Kommentarflut lostrat, die bis heute anhält. Dass es inzwischen auch Blog-Wegweiser gibt, die sich explizit an Indie-Autoren wenden, die auf der Suche nach potenziellen Rezensenten sind, davon mag man halten, was man will. – Jedenfalls ist das Bedürfnis nach Sichtung und Sammlung augenscheinlich groß.
Auch ich frage mich: Wie gewinne ich einen Überblick, wo finde ich Geistesverwandte und Kleinode, wie vernetze ich mich mit dem buchaffinen Teil der Blogosphäre? Blogroll ist zwar eine nette Sitte, aber nur bedingt hilfreich. Nicht immer sind die Listen aktuell und – wer klickt sich schon gerne durch ellenlange Linksammlungen? Und hat man erst einmal einen Link geöffnet, weil ein Name viel versprechend scheint, dann erkennt man selten auf den ersten Blick, wessen geistiges Kind das Blog ist.
Um ein wenig Licht in dieses Netzdickicht zu bringen, starte ich die Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“. In loser Folge werden dabei buchaffine Blogbetreiber zu Wort kommen, die mir standardisierte Fragen beantworten. Neu ist der Ansatz nicht. So manche Initiative, die leider vielfach wieder ins Stocken kam, hat sich bereits daran versucht, die bibliophile Bloggerszene zu sichten.
So weiß ich, dass Ada Mitsou im Mai 2011 die lose Folge „Zu Besuch bei …“ an den Start brachte, in der sie Blogs vorstellt, die sie persönlich gerne besucht. Um den Menschen, der hinter dem Blog steht, geht es in der Interview-Reihe „Blog-Gesichter“, die Nicole im Februar 2012 ins Leben rief. Und auf der „Phantastikinsel“, die Katja Lehmann u.a. seit Januar 2012 betreibt, findet sich der Bereich „Blogger im Gespräch“. Eine Möglichkeit, sich zu präsentieren, haben Buch-Blogger auch bei Andrea Koßmann, die in ihrer Rubrik „Bücher-Blog des Monats“ seit April 2010 solche Blogs vorstellt, die ihr im Vormonat persönlich besonders aufgefallen sind.
Was bezwecke ich mit meiner Interviewreihe? Sicher keinen enzyklopädischen Anspruch! Und meine persönlichen Vorlieben und literarischen Interessen sollen die losen Gesprächsfolgen möglichst auch nicht widerspiegeln. Nach dem Start ziehe ich mich weitestgehend auf neutralen Posten zurück. Was heißt: Nicht ich entscheide zukünftig, welche Blogs und Blogbetreiber vorgestellt werden, sondern die, die sich bei „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“ jeweils selbst im Kurz-Interview präsentieren. Ihre Empfehlungen greife ich für die weiteren Gespräche auf. Dadurch erhoffe ich mir, dass die Blütenlese langfristig ein möglichst breites Spektrum abdeckt, das von allgemeinerem Interesse ist. Und darüber hinaus? Wir lernen Blogs und Blogger kennen und profitieren von ihren Erfahrungen für unsere eigenen Wege im Netz …
Ich freue mich auf den Austausch mit euch und eure Vorschläge, mit wem ich ein Gespräch suchen sollte. Den Anfang meiner losen Interview-Reihe werden Petra Gust-Kazakos, die Schweizerin Sandra Matteotti und der Türke Selçuk Caydi ab kommender Woche machen.
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Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier