Steglitz stellt Marcus Johanus vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Stefanie und Yvonne, die gemeinsam Leselink betreiben, haben Marcus Johanus vorgeschlagen, der sich und sein Blog heute vorstellt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

  • Berliner
  • zwei Examen in den Fächern Germanistik und Politologie
  • bisher veröffentlicht: Kurzgeschichten, Rezensionen und Texte für die Spielmagazine WunderWelten, Ringbote und Cthulhoide Welten und für das Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu
  • schreibt Thriller für Erwachsene und Jugendliche
  • Blogger
  • Podcaster seit Frühjahr 2012 gemeinsam mit dem Krimi- und Thriller-Autoren Axel Hollmann: Die SchreibDilettanten. Der Podcast für Romanautoren.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit 2011 auf WordPress. Ich habe mich kurz mit anderen Plattformen und auch mit der Möglichkeit beschäftigt, meinen Blog selbst zu hosten. Entweder fand ich das zu aufwändig oder zu einschränkend. WordPress stellt einen guten Kompromiss dar.

Deine Themenschwerpunkte …

Kreatives und dramatisches Schreiben und alles, was zum Thema gehört, wie z.B. Motivation, Umgang mit dem inneren Kritiker und Rezensionen zu Büchern, Filmen, TV-Serien …

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Marcus Johanus © Marcus Johanus

Marcus Johanus © Marcus Johanus

Das kann ich so nicht sagen. Ich bemühe mich darum, beim Lesen in die Breite und nicht in die Tiefe zu gehen. Ich lese deswegen aus möglichst vielen Genres verschiedene Autoren, entdecke hier und da Klassiker, versuche aber auch neue Autoren und vor allem Bestseller zu lesen. Dabei bin ich immer auf der Suche nach dem guten Buch. Soll heißen: Ein Roman muss für mich mitreißend sein. Sobald ich an den Seiten kleben bleibe, ist er gut. Dabei ist mir gleich, ob es sich um einen Krimi, historischen oder einen SF-Roman, Fantasy, Jugendbuch oder um ein Sachbuch handelt.

In diesem Zusammenhang finde ich spannend, dass sich der deutsche Markt seit einigen Jahren immer mehr auch für deutsche Autoren öffnet, die eben diese Qualität auch besitzen. Das war vor zwanzig, dreißig Jahren noch nicht so. Ich hoffe, dass diese Entwicklung anhält.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich mag Twitter sehr gerne. Mit Facebook fremdele ich noch ein wenig, obwohl ich die Notwendigkeit, dort präsent zu sein, einsehe. Im Prinzip müsste man für seinen Blog auch und gerade offline werben, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Dafür fehlen mir jedoch noch zündende Ideen.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Mich persönlich interessieren Blogs, die schnell auf den Punkt kommen, ohne oberflächlich zu sein. Die an vielen Stellen empfohlenen 500-Wörter-Artikel langweilen mich deswegen meistens. Allerdings mache ich auch einen Bogen um 2000-Wörter-Buchstabenwüsten. Einerseits finde ich die Nabelschau ebenfalls furchtbar uninteressant. Ein Blogger, der sich nur um sich selbst dreht, ohne einen Nutzen für den Leser zu bieten, langweilt mich. Andererseits muss ein Blog auch eine persönliche Note, einen unverwechselbaren Charakter haben.

Ich finde also, ein Blogger sollte die Extreme vermeiden.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Regelmäßig zu posten. Ein Blog steht und fällt damit, häufig aktualisiert zu werden. Das kann in Stress ausarten. Hier muss man einen Weg finden, wie man das durchhält, ohne sich selbst auszubeuten. Hinzu kommt der lange Atem, denn in den ersten Monaten interessiert sich so gut wie niemand für deinen Blog.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Wenn Kommentatoren meiner Artikel auf meinem Blog anfangen miteinander zu diskutieren. Ich freue mich riesig darüber, Gedanken anstoßen zu können und dabei zuzusehen, wie sie sich entwickeln.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich nehme sie an, wenn sie zu meinem Blog passen.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Ebenso.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich lese inzwischen privat fast nur noch eBooks. Die Vorteile zum gedruckten Buch überwiegen für mich.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Natürlich: Axel Hollmann und Die SchreibDilettanten; außerdem das Literaturjournal von Kerstin Brömer, Richard Norden, hier dreht sich alles rund ums Schreiben, und schriftzeit, das ‚Blog für Autorinnen und Autoren, die bessere Romane schreiben wollen‘. –  Den Stab weiterreichen möchte ich an Axel!

Dann schaun wir mal, ob Axel deinen Ball auch fängt. Danke, Marcus!

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Zuletzt stellte sich Svenja mit Syn-ästhetisch vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Bibliophilin. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Stefanie und Yvonne mit „Leselink“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir mehr über Stefanie und Yvonne erfahren sollten, die gemeinsam Leselink verantworten, schlug Harald Sack vor, der Biblionomicon pflegt.

Euer Steckbrief in Stichworten …

Stefanie: Jahrgang ‘76, schreibt beruflich Webtexte, absolviert gerade ein Schreibstudium, nimmt dieses Jahr zum ersten Mal am NaNoWriMo teil. Freizeit: guckt ständig Filme (am liebsten von Sofia Coppola), liest Bücher (gerne Dystopien), liebt die Nordsee und englischsprachige Länder, betreibt zusammen mit Yvonne einen Buchclub, Filmclub und Spieleclub und bloggt über all das.

Yvonne: Gleicher Jahrgang wie Stefanie. Liest und schreibt, reist gerne, bloggt und sieht Filme. Mag Kafka und Clarke, Lynch und Burton, Las Vegas und die Camargue, Worte und Zahlen. Beruflich im Bereich Finanzen und Business Intelligence tätig. Träumt von Haus mit Garten, Hund und Roman.

Seit wann, warum und wo bloggst ihr?

Stefanie und Yvonne © leselink.de

Yvonne bloggt schon seit Juni 2011 auf blogspot.de, Stefanie kam im September dazu. Da wir viel lesen und für unsere Buchclub-Treffen ohnehin über die Bücher recherchieren, wollten wir unsere “Referate” auch anderweitig nutzen. Bald kamen noch weitere Themen hinzu. Da wir beide planen, in näherer Zukunft Romane und Sach-eBooks zu schreiben, wollten wir uns über unseren Blog ein Netzwerk aufbauen, das uns später bei der Verbreitung unterstützen könnte.

Im Mai 2012 sind wir auf unsere eigene Domain leselink.de umgezogen und haben fortan WordPress genutzt, weil es uns deutlich mehr Möglichkeiten gibt, selbst in Design und Technik einzugreifen bzw. – um ehrlich zu sein – eingreifen zu lassen. Viele Kleinigkeiten im Hintergrund, die uns bei blogspot Kopfzerbrechen bereitet haben oder schlicht nicht lösbar waren, gehen uns bei WordPress ganz leicht von der Hand, weil es eine riesige Community gibt, die ständig daran weiterentwickelt.

Eure Themenschwerpunkte …

Kurz gefasst: Bücher, Filme und Kultur. Wir rezensieren Bücher, die uns gefallen, besprechen Filme, die wir gut (oder manchmal auch nicht so toll) finden und berichten über Veranstaltungen, die wir besuchen. Angefangen haben wir, wie oben ausgeführt, mit Büchern, da das auch die Gemeinsamkeit war, die uns aufeinander neugierig gemacht hatte. Schnell stellten wir fest, dass uns noch sehr, sehr viele andere Sachen interessieren und haben dann angefangen, auch über gute Filme zu schreiben. Beides zusammen ist natürlich ein weites Feld, über das wir noch lange bloggen können. Wenn es sich gerade ergibt, berichten wir aber auch über andere kulturelle Veranstaltungen, stellen Schreibtipps vor, die uns persönlich geholfen haben oder erzählen hin und wieder aus unserem Blogger-Alltag.

Was treibt euch in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Aktuell nach der Verleihung des Nobelpreises für Literatur kam das Gefühl auf, dass hier Leserwille und Transparenz fehlen. Bei vielen Autoren, die jahrelang als Kandidaten gehandelt werden, scheint die Tatsache, dass sie gelesen werden, schon fast ein Ausschlusskriterium zu sein. Anders macht es seit Jahren der Man Booker Prize, der ganz einfach an richtig gute Bücher verliehen wird – und bei dem es auch kein Problem ist, mit der Fortsetzung eines bereits prämierten Romans abermals zu gewinnen.

Wie machst ihr das Blog und eure Beiträge bekannt?

Twitter, Facebook, ein bisschen Google Plus. Mittlerweile finden uns aber auch immer mehr Leser über die Google-Suche.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Persönlich mögen wir beide nicht so gern Blogs, die sich selbst zum Zweck haben. Soll heißen: Für uns soll ein Blogartikel immer einen Mehrwert für den Leser darstellen, er sollte also Informationen zu einem bestimmten Thema bieten. Davon abgesehen sollte in unseren Augen ein Blog übersichtlich sein, so dass sich der Nutzer einfach und schnell orientieren kann; der Leser soll Lust haben, weiterzulesen und sich durchzuklicken.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Wie bei allen langfristigen Projekten, die man in erster Linie “für sich” macht, kann es sein, dass einem irgendwann die Luft ausgeht. Bei uns ist die Situation sicher etwas anders, weil wir zu zweit bloggen und uns gegenseitig ergänzen und stützen können.

Das Problem der “Disziplin” haben wir einfach so gelöst, dass wir von Anfang an festgelegt haben, wie viele Blogposts wir wöchentlich schalten wollen und an welchen Tagen. Da will keine von uns diejenige sein, die der anderen sagt: “Och, diese Woche habe ich mal keine Lust.” Auch wenn die andere sicher nicht schimpfen würde, ist es ganz praktisch, dass man sich bei einem Projekt zu zweit nicht nur vor sich selbst verantworten muss.

Euer schönstes Erlebnis als Blogger …

Verschiedene: Als wir gemerkt haben, dass unser Blog ernstgenommen wird, dass die Besucherzahlen steigen, dass wir positive Resonanz bekommen, aber auch, dass Leute mit viel Erfahrung uns konstruktive Kritik geben. Das zeigt uns, dass wir gemeinsam in relativ kurzer Zeit etwas erschaffen haben, das unseren Lesern offenbar Mehrwert bietet und das von Verlagen wie von Filmverleihen wahrgenommen wird. Letzteres führt dazu, dass wir mittlerweile durch Kooperationen Gewinnspiele anbieten können, über die sich dann wiederum unsere Leser freuen. Jüngstes Beispiel ist die Verlosung von Kinofreikarten für den Film “Vielleicht lieber morgen”, der von Capelight verliehen wird.

Auch immer wieder ein tolles Erlebnis: Wenn wir zusammen neue Ideen entwickeln, die wir dann schnell und unkompliziert umsetzen. Es ist einfach großartig, bei seinem eigenen Projekt selbst bestimmen zu können, der eigenen Erfahrung zu vertrauen und dann dafür durch den Erfolg belohnt zu werden.

Wie geht ihr damit um, wenn euch Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Wenn es passt, nehmen wir es an. Wenn nicht, dann nicht. Ein, zwei Mal ist es vorgekommen, dass wir auf diese Weise von einem Buch gehört haben, von dem wir sonst nichts gewusst hätten. Es gibt aber auch Bücher, bei denen wir von vorneherein wissen, dass keine von uns es wirklich gerne lesen würde, und dann lassen wir das auch sein.

Und wie würdet ihr damit umgehen, wenn euch Self Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Genauso, wie wir mit Rezensionsexemplaren von Verlagen umgehen. Wenn uns Genre, Titel und vor allem die Beschreibung ansprechen, würden wir das Buch auch lesen und rezensieren. Bislang ist das leider nicht vorgekommen, da meist entweder das Genre für uns nicht passte, oder der Inhalt nicht allzu attraktiv beschrieben war. Das wäre dann auch ein Tipp an alle Self Publisher: Jeder potenzielle Leser wird natürlich vom „Klappentext“ auf den Inhalt und die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, schließen. Dieser kurze Beschreibungstext muss also so attraktiv wie möglich und natürlich fehlerfrei sein.

Wie haltet ihr es mit dem eBook?

Stefanie: Bislang besitze ich noch keinen E-Book-Reader, wobei das wohl nur noch eine Frage der Zeit (und des Geldes) ist. EBooks mag ich vor allem, wo es sich um Sachbücher handelt, denn die lese ich anders als Romane, da scanne ich auch einfach gerne die eine oder andere Seite schnell durch. Wenn ich Belletristik lese, will ich mich voll und ganz auf jeden Satz einlassen und momentan habe ich noch das Gefühl, das besser mit der Papier-Version zu können. Aber: Ich lasse mich durchaus vom Gegenteil überzeugen.

Yvonne: Ich habe einen E-Book-Reader geschenkt bekommen, weil mein Mann fand, dass ich es mit meiner Urlaubslektüre manchmal – nun ja – übertreibe. Geändert hat das nichts, der E-Book-Reader ist für mich ein Back-up, das ich zusätzlich mitnehme, aber kaum nutze. Grundsätzlich mag ich Bücher auch als Gegenstand, wobei ein E-Book-Reader ganz klar praktische Vorteile hat. Insofern: Für mich zusätzlich interessant, aber nicht als Ersatz (dann wäre meine Wohnung auch plötzlich sehr leer…).

Welche anderen Blogs empfiehlt ihr (max. 5)? Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Stefanie: Schreibtipps vom Profi hole ich mir regelmäßig bei Pia Helfferichs Schreibberatung & Schreibcoaching. Und natürlich empfehlen wir immer gerne Harald Sack, der sich und  Biblionomicon hier ja bereits vorgestellt hat, weil er großartige Rezensionen von sorgfältig ausgewählten Büchern schreibt.

Yvonne: Zwar keine Bücher-Blogs, aber die beiden Blogs, die mich ans Bloggen gebracht haben: Zum einen der Medienblog von Bildblog-Mitgründer Stefan Niggemeier, zum anderen der Karriereblog von Penelope Trunk. Beides Themen, die mich grundsätzlich zwar interessieren, für die ich allerdings nicht die gleiche Leidenschaft aufbringe wie für Bücher. Trotzdem schaffen beide Blogger es, so zu schreiben, dass ich einfach alles von ihnen lesen will, egal, worum es geht. Vor allem Penelope Trunk gibt außerdem viele wertvolle und zum Teil unkonventionelle Tipps zum Thema Bloggen.

Zu Wort kommen sollte hier gerne Marcus Johanus, da er tolle Rezensionen v.a. zu Science Fiction-Literatur schreibt, aber auch großartige und ermutigende Schreibtipps aus dem Alltag eines Autors bloggt.

Eine prima Idee, hier auch Tipps rund um die Themen Schreiben und Bloggen zu geben. Vielen Dank euch beiden!

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Zuletzt stellte sich der Kopf hinter dem Buecherblogger vor. Seine Wunsch-Interviewpartnerin war Jutta S. Piveckova aka Melusine Barby, die Gleisbauarbeiten verantwortet. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier

Steglitz stellt Harald Sack mit „Biblionomicon“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute erfahren wir mehr über Harald Sack, der Biblionomicon betreibt. Dass sich der Kopf vorstellt, der dahinter steht, hatte sich die Durchleserin gewünscht, die Durchleser’s Blog pflegt.

 Dein Steckbrief in Stichworten …

Informatiker, Wissenschaftler und Nerd der ersten Stunde, bibliophil (ok… wahrscheinlich eher biblioman), Teetrinker, Blog- und Buchautor, Vordenker (von Berufswegen) und Querdenker (aus Leidenschaft), Läufer, Genussmensch, aktuell in Potsdam, aber ursprünglich aus Franken (auch wenn man es nicht gleich hört).

Seit wann, warum und wo bloggst du?

der Kopf hinter Biblionomicon © Harald Sack

2005 begann ich mit meinem wissenschaftlichen Blog …more semantic!, in dem sich aber zusehends Buchrezensionen und literarische Beiträge sammelten. Seit 2007 gibt es daher das Biblionomicon zu den Themen Bücher, Rezensionen, Buchkritik und Büchergeschichte(n).

Das Bloggen begann ich 2005, da ich neue Wege und Möglichkeiten des wissenschaftlichen Publizierens ausloten wollte. Da ich schon immer viel gelesen habe und in meinem Umfeld nicht gerade viele Menschen meinen – manchmal etwas exzentrischen – Lesegeschmack teilen, schreibe ich seit 2007 Rezensionen zu allerlei Gelesenem. Daneben gibt es auch noch diverse Beiträge zur Mediengeschichte, in denen Interessantes und Unerhörtes aus meiner Recherchearbeit zu Vorlesungen und Büchern quasi als „Abfallprodukt“ weiterverwertet wird. Aus Bequemlichkeit nutze ich schon immer blogspot.com. Würde ich heute mit dem Bloggen anfangen, wäre ich wahrscheinlich (aus dem gleichen Grund) bei tumblr.

Deine Themenschwerpunkte …

Ganz einfach: Bücher, Rezensionen, Buchkritik und Büchergeschichte(n). Die Auswahl der Bücher ist meinem eigenen speziellen Geschmack geschuldet und sicherlich „nichts für jedermann“ (wie es schon im Steppenwolf heißt). Daneben gibt es auch immer wieder einmal Mediengeschichte.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Das allgemeine Gejammer bzw. der ebenso bestehende Hype zum Thema eBook, dem damit verbundenen Niedergang des Abendlandes, des Druckgewerbes, der Literatur und der Kultur überhaupt, das geht mir ziemlich auf die Nerven. Warum müssen Bücher so teuer sein und warum haben die Autoren so wenig davon? Eskapismus schön und gut, aber warum muss man sich die aktuelle Vampirgrütze und Sachen wie Urban Fantasy antun? Warum hat Trivialpornografie zwischen zwei Buchdeckeln aktuell so viel Erfolg? Warum liest kaum jemand mehr Gedichte?

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Twitter, insbesondere mit Bezügen zur Literaturgeschichte, natürlich auch Facebook über meine eigene Seite bzw. über diverse Lese- und Literaturgruppen und google+. Als letztes habe ich blogzug ausprobiert, bin davon aber nicht gerade überzeugt, da 95% der dort vertretenen Buchblogs eher der „rosa Sorte“ zugerechnet werden können.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Kommt darauf an, ob ich persönlich das Blog gut finden soll, oder ob es den Massengeschmack treffen soll. Oft schließt sich das natürlich aus. Daher freue ich mich über all die Bücherblogs, die nicht dem Mainstream folgen und in denen man auch die eigenen Gedanken der Blogautoren finden kann.

Ich hasse blinkende und völlig überladene Blogs, in denen nichts als Werbung zu finden ist. Ich hasse ebenfalls alphabetisch geordnete Rezensionslisten, die nach dem Titel des Buches (100 Bücher, deren Titel mit „Der“ beginnt) bzw. nach dem Vornamen des Autors sortiert sind. Buchblogs sind Buchblogs, die sich mit Gelesenem und Dingen, die damit zu tun haben beschäftigen. Mich interessieren daher keine Ausflüge in die Mode- und Beautyindustrie. Auch sollte man es als Blogautor nicht mit der Selbstdarstellung übertreiben.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Hürden sehe ich keine, wenn man einmal vom nötigen Zeitaufwand absieht. Für eine Rezension benötige ich 1-2 Stunden volle Konzentration. Soviel muss ich erst einmal erübrigen können.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Die Anfrage einer Zeitung, ob sie einen meiner Artikel zur „Kulturgeschichte des Lesens“ abdrucken dürfte, war schon eine tolle Sache, da ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Ich finde es auch immer wieder toll, wenn ich einmal eine Rezension zu einem Buch, das ich selbst schon besprochen habe, in einem anderen Blog finde. Gibt mir die Rezension dann einen Denkanstoß, kommentiere und diskutiere ich auch gerne.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Naja, mein Eklektizismus in Sachen Buchgeschmack scheint bei den Verlagen nicht gefragt zu sein. Daher habe ich noch keine Rezensionsexemplare angeboten bekommen. Ehrlich gesagt, ich würde Rezensionsexemplare, die mich nicht interessieren auch zurückschicken bzw. weiterverschenken.

Im wissenschaftlichen Bereich ist das anders. Dort frage ich explizit nach Rezensionsexemplaren nach, die ich dann allerdings nicht für das Blog, sondern direkt für den jeweiligen Verlag nach dessen Vorgaben rezensiere. Da geht es dann meist um Fragen der fachlichen Genauigkeit, Vollständigkeit und der Darstellung des Stoffes.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Als Early Adopter habe ich schon vor einigen Jahren die ersten Erfahrungen in Sachen eBooks gemacht, die man im Biblionomicon nachlesen kann. Leider musste ich das Gerät damals wieder an unser Institut zurückgeben. Allerdings bin ich selbst bislang noch nicht in die Verlegenheit gekommen, mir einen eigenen eBook-Reader zu kaufen, auch wenn ich manchmal unter der Last der mitgeschleppten Seiten stöhne.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Natürlich sind bereits einige meiner Favoriten in dieser Interviewreihe erwähnt worden. Ich lese gerne im Bonaventura, lasse mich von aus.gelesen inspirieren oder von Boylevard. Darüber hinaus möchte ich noch Lebe lieber literarisch sowie Markus Trapps Text & Blog, das ich schon seit einer Ewigkeit lese, empfehlen.

Als Interviewvorschlag wünsche ich mir die beiden unermüdlichen und schwerproduktiven Urheberinnen von leselink.de.

Danke, Harald. Ich habe nachgelesen: Das war 2008 als du erstmals ein Lesegerät zur Hand hattest. Und dein „biblioman“, eine nette Neuschöpfung …

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Zuletzt stellte sich Gisbert Damaschke u.a. mit seinen Echtzeit-Blogs zum Schiller-Goethe-Briefwechsel und zu Eckermanns Gesprächen mit Goethe vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war der Betreiber von litteratur.ch, der sich doch bitte bei mir melden möge. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier