Steglitz stellt Selçuk Caydi mit „Konstantiniye notlari“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Selçuk Caydi vor, der sein Blog Konstantiniye notlari (Notizen aus Konstantinopel) meist von Istanbul und Izmit aus betreibt. Gemeinsam mit Petra Gust-Kazakos und der Schweizerin Sandra Matteotti hatte ich ihn eingeladen, die lose Gesprächsreihe zu eröffnen. – Selçuk, der mir bei Twitter aufgefallen ist, weil er eine sehr eigne, bildhafte Sprache pflegt, blogt auf Türkisch. Und ich, die ich kein Türkisch spreche, dachte mir, dass sich mit den Interviews eine gute Gelegenheit bietet, mehr über ihn und sein Bloggen zu erfahren und darüber hinaus ein wenig Einblick in eine mir weitestgehend verschlossene, buchaffine Bloggerszene zu erhalten … – Das Gespräch kann man in Selçuks Muttersprache hier nachlesen.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Schreiber und Leser. Karikaturist. Neugieriger Wandergeist der Istanbuler (früher Berliner) Buchläden. Interessiert an allem Geschriebenen unter dem Himmel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In Deutschland aufgewachsen. Arbeitet für diverse deutsche Medien in Istanbul.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Als ich merkte, dass ich mich in keine Form mehr zwingen lassen kann, fing ich vor vier Jahren an zu bloggen. Davor schrieb ich politische und wirtschaftliche Analysen in Zeitungen, am liebsten aber politisches Feuilleton für Zeitschriften, die ich später als Buch herausgebracht habe. Meine Blogbeiträge hängen quasi wie Trauben am selben Stiel, nämlich am Blog Konstantiniye notlari  (Notizen aus Konstantinopel). Blogger war von Anfang an mein Liebling. Dann kam allerdings der alltägliche Irrsinn der Türkei daher und die Plattform wurde mit Haut und Haar verboten. Unter Schock bloggte ich bei WordPress weiter. Das Bloggerverbot wurde zwar nach paar Wochen wieder aufgehoben, aber mein Zwillingblog auf WordPress lebte noch lange weiter.

Deine Themenschwerpunkte …

Mein Blog hat einen Untertitel, der für mich anfangs jedoch lediglich „Schnörkselwert“ hatte: „Istanbuler Blick in die Welt und in die Zukunft.“ Um all die Themen, für die ich mich interessiere, unter einem Hut zu bekommen, wollte ich ein Motto haben, das Raum und Zeit überschreitet. Es sollte die unterschiedlichen Themenbereiche, über die ich schreibe, signalisieren: Gesellschaftskritik – besonders an Islamismus und Kapitalismus – Geschichte, Kulturgeschichte, Kunst, Filmkritik, Mystik und Literatur. Das verästelt sich auch in andere Blogs, die ich betreibe bzw. bis 2010 gepflegt habe. So zum Beispiel Serujuku, das einzige Feuilletonblog über Japan auf Türkisch, oder mikROMANya, was das einzige türkische Blog mit Mikrogeschichten ist. Hierfür habe ich Geschichten selbst geschrieben und andere übersetzt. Für meinen kleinen Kulturblog Konstantiniye mikronotlari schreibe ich zurzeit Alltagsgeschichten, Istanbuler Dialoge.

Die Namen klingen allesamt sehr wohlgefällig …

Konstantiniye mikronotlari bedeutet Mikronotizen aus Konstantinopel, Mikromanya ist ein Kunstwort, es soll für Mikro-Roman stehen, und Serujuku, so spricht man meinen Vornamen Selçuk auf Japanisch aus. Ich mag die japanische Kultur und die Schrift sehr und spreche einige Worte.

Puh, was dich alles umtreibt …

Wo Istanbul endet, liegt Selçuks Kladde © Selçuk Caydi

Keine Bange. Das scheinbare Chaos hat einen gemeinsamen Nenner, der mir allerdings so richtig erst bewusst wurde, als ich über deine Fragen nachgedacht habe. Und zwar sind das Bücher aus Deutschland, weil ich meist nur auf Deutsch lese. Ob Sachbücher zum Weltretten oder Literatur zum Drachenfliegen. In allen meinen Artikeln, auch in meinen Geschichten spielen Bücher eine wichtige Rolle. Ob in der Titelrolle, Nebenrolle oder im Hintergrund, kurzaufblickend wie bei Hitchcock. Bücher sind in meinen Blogs stets präsent. Die Gesamtrichtung des Blogs geht in Richtung Literatur. So finden sich dort zum Beispiel auch Leseproben von fünf Novellen, die nicht abgeschlossen sind, eine mystische Kurzgeschichtenreihe und ein übersetztes E-Book von Pessoa.

Beschäftigt dich auch der Literaturbetrieb?

Ich habe lange Jahre in Deutschland gelebt. Als Student Buchdeckel gestaltet, auf der Frankfurter Buchmesse gearbeitet. Irgendwie war ich immer im und am Zirkel der Literaturszene. Auch in Istanbul interessieren mich vor allem die Kreativen, die Schreiber und Künstler. Meine Neugier hat immer das letzte Wort.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Meine Beiträge mache ich über Twitter bekannt. Darüber hinaus zitieren und verbreiten mich andere Blogs.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ein Blogger sollte nicht Agentur spielen und keine neuen Versionen der Nachrichtenwebsites verbreiten. Nicht dasselbe mit anderen Worten umschreiben. Ich achte darauf, in meinem Blog solche Themen zu behandeln, die in der Türkei selten bearbeitet oder gar nicht beachtet werden. Der Blogger sollte originell sein, Monotonie vermeiden und keine Angst vor Fehlern haben.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Es gibt eigentlich keine Hürden. Die einzige für mich wäre tägliches Schreiben. Dafür fehlt meist doch leider die Zeit.

Bloggen kann sehr aufwändig sein …

Ja. Ich möchte mehr über Literatur und weniger über Sachthemen schreiben. Als ich paar Mal radikal aufhörte über politische Themen zu schreiben, habe ich viele Leser verloren. Ich wurde mehrmals darum gebeten, meine gesellschaftskritischen Artikel fortzusetzen. Aber aus zeitlichen Gründen muss ich wohl eine Entscheidung treffen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Mein schönstes Erlebnis hat sich sogar einige Male wiederholt. Man hat mich nämlich nahezu flehentlich gebeten, weiter zu schreiben, als ich plötzlich aufhörte. Die Worte, die meine Freunde und Leser dafür wählten, berührten mein Herz jedes Mal tief. Auch diesen habe ich meine große Liebe für das Schreiben zu danken.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Bezüglich politischer Bücher hat mich noch kein Verlag angesprochen. Meine Haltung ist klar, meine Sprache kann bissig sein. Ich glaube, bisher wagte es keiner mir ein politisches Buch zur Rezension vorzuschlagen. Aber Literaturkritik wurde mir schon angeboten und ich habe die Bücher ziemlich „kritisch“ angefasst. Ich möchte selbst entscheiden, was ich schreibe. Freiheit ist mein höchstes Gut als Blogger.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Als Autor und Graphiker halte ich es für eine tolle Alternative, E-Books selbst produzieren zu können. Meine Verlegerin allerdings konnte sich mit E-Book bislang nicht anfreunden.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Sehr gut gefällt mir Umblätterer von Frank Fischer, eine Entdeckung, die ich durch deine Blogger-Gesprächsreihe gemacht habe. Sehr gerne lese die auch die Blogs von Petra van Cronenburg und Bücherwurmloch der Österreicherin Mareike Fallwickl aka Mariki. Ich würde es gerne sehen, dass sie sich hier vorstellt.

Und natürlich darf ich die türkischen Blogs nicht vergessen. Fil Uçuşu (Elefantenflug) wird vom preisgekrönten Kurzgeschichtenautor Yekta Kopan betrieben. Kediler ve Kitaplar (Katzen und Bücher) ist ein umfangreicher Buchblog von Umut und Çavlan.

Danke, Selçuk. Wirklich bedauerlich, dass ich deine Blogs nicht lesen kann. Warum blogst du gelegentlich nicht auch auf Deutsch? Oder ein deutsch-türkisches Gemeinschaftsblog? Ich weiß: die Zeit …

__________________________________________________________________________________________________________________

In der losen Gesprächsreihe stellte sich zuletzt Zeitspiegel vor. Als Gesprächspartnerin für SteglitzMind schlug er die Betreiberin von text krieg vor (aka @bangpowwww on Twitter).

Steglitz stellt „Zeitspiegel“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute präsentiert sich Zeitspiegel. Der Vorschlag kommt von Sandra Matteotti, die hier ihre Blogs Denkzeiten und Bücherwelten bereits vorstellte und sich für ein Gespräch mit dem Betreiber ausgesprochen hatte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Eine naive Träumerei und die Liebe haben mich beruflich den Weg der Medizin einschlagen lassen. Von Anlage und elterlicher Prägung bin ich Geisteswissenschaftlicher. Die Reflexion des Handelns hat mich seit Jugend fasziniert. Die philosophischen Grundlagen und die Spiegelung in der Literatur haben mich zeitlebens beschäftigt. Die Interaktion mit anderen war und ist mir hierbei besonders wichtig.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Leider erst seit zwei Jahren. Hätte der Boom des Bloggens früher eingesetzt, wäre ich vermutlich schon viel länger dabei. Antrieb ist, alternative Sichten auf das Zeitgeschehen anzubieten, die nicht immer dem main stream entsprechen und nach Möglichkeit in Interaktion zu treten. Debatten sind meist für zwei unterschiedliche Standpunkte konstruktiv. Ich habe WordPress gewählt, da mir das Layout zusagt und Interaktion leicht möglich ist. Schlecht sind meiner Ansicht nach leider – zumindest auf der deutschen Plattform – die Möglichkeiten, Artikel zu bestimmten Themen zu recherchieren oder angesagte oder positiv bewertete Blogs zu aktuellen Themen aufzufinden.

Deine Themenschwerpunkte …

Primär Reflexion des Zeitgeschehens, frei von Machtinteressen und Ideologien. Grundlage ist der Humanismus, sowieso ein fragiles Gut. Ansonsten Literatur, Film sowie Philosophie und Neurobiologie im Diskurs. Und, ich gestehe, ab und zu Ferndiagnosen eines verhinderten Fußballkommentators.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Aha! Das steht hinter Zeitspiegel © Zeitspiegel

Der Schwerpunkt meines Blogs ist das Zeitgeschehen, weniger Literatur. Ich bin bei Büchern sehr wählerisch. Sie müssen mir Standpunkte nahebringen und mich möglichst auch stilistisch ansprechen. Der Dualismus Frau/Mann ist für mich zumindest in Romanen fast unverzichtbar. Kundera kann ich in Endlosschleife lesen, Jonathan Franzen verehre ich und Philip Roth habe ich zumindest in jüngeren Jahren verschlungen (die Bücher sind etwas repetitiv). Almudena Grandes wird meiner Meinung nach nicht ausreichend gewürdigt und Frans de Waal ist meine neurobiologische Referenz. Auch zeitgenössischen, stilistisch eher trivialen Werken, wie Charlotte Roches Schoßgebeten, kann ich etwas abgewinnen, wenn sie mit Tabus brechen, oder im speziellen Fall Roche, bewundernswert die Verarbeitung eines schweren Traumas aufzeigen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Tja, wer hätte nicht gerne eine große Leserschaft!? Aber das professionell anzugehen: Wer die Geister ruft. Ich pushe meine Artikel über Twitter, im Freundeskreis über Facebook und bei aktuellen Themen gerne auch mal in Leserforen, z.B. Spiegel online, was meist sogar am besten funktioniert.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Das, was allgemein für Schreibende bzw. Publizierende gilt. Nicht polemisieren, nicht beleidigen. Immer auch den Standpunkt anderer respektieren oder zumindest tolerieren. Bei aggressiven Verschwörungstheoretikern, leider recht zahlreich im Netz, stehen mir immer die Haare zu Berge. Wo ist da Interaktion möglich? Das ist für mich wie Hirschröhren im Wald. Andererseits lassen einen natürlich auch vollkommen kritikfreie Lobeshymnen auf Bücher, Filme o.a. kalt. „Do something new, individual or different“ sollte das Credo sein.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zwar schreibe ich nicht mit absoluter Notwendigkeit für andere, aber man möchte doch gerne gelesen werden. Hier in der Vielzahl von Angeboten/Blogs wahrgenommen zu werden oder selbst filtern zu können, ist schwierig. Und mit sogenanntem „shitstorm“, grenzwertigen oder destruktiven Kommentaren umzugehen, ist nicht einfach.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Im Alltäglichen die Interaktion, im Besonderen die Interaktion mit denjenigen, mit denen man fast alltäglich interagiert. Ein schönes Erlebnis war auch, als eine Guttenberg-Satire über 1000 Leser hatte. Tja, die Humor-Rubrik liegt ja öfters vorne im Vergleich zu den gesellschaftspolitischen Themen, die einem eigentlich am Herzen liegen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Wunschdenken …

Wie hältst du es mit E-Book?

Da mein Blog ja eher journalistisch ausgerichtet ist, für mich noch kein wesentliches Thema. Objektiv eine nette praktische Option, aber mehr auch nicht. Die absehbare Flut an Veröffentlichungen bringt für den Einzelnen keinen großen Vorteil. Qualität ist das Kriterium und der Zufall, was hochgespült wird.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Es gibt erstaunlich viel Lesenswertes, insbesondere stilistisch im Netz bzw. in Blogs. Oft aber auch gerade von jungen Menschen, auf der Suche nach der eigenen Identität, die man nicht allgemeingültig empfehlen kann. Auch eine mehr oder weniger persönliche Empfehlung, aber vorbehaltlos, ist der Blog Denkzeiten „Life of philosophy – philosophy of life“ von Sandra Matteotti, die sich hier ja bereits vorgestellt hat. Wer sich für die Grundfragen der Philosophie „Was ist der Mensch?“, „Wer bin ich?“, „Wer soll, wer möchte ich sein?“ interessiert und in Interaktion treten will, sollte hier mal hineinlesen.

Und empfehlen möchte ich noch text krieg, das Blog von Ada Blitzkrieg aka @bangpowwww on Twitter. Klingt martialisch, ist aber das, was man sich idealerweise unter einem jungen Menschen vorstellt, der auszog, die Welt zu entdecken und zu verändern. Nicht immer ausgereift, aber stets in Bewegung, kreativ, neugierig, unvoreingenommen, schlagfertig. Ein Interview mit ihr hat meist smartere Antworten als Fragen zur Folge. Try it!

Schau’n mer mal zu … Und danke sehr, Zeitspiegel, für das interessante Porträt!

___________________________________________________________________________________________________________

In der losen Gesprächsreihe stellte sich zuletzt Klausbernd Vollmar vor, der kbvollmarblog meist von Norfolk aus betreibt. Auf Wunsch von Mila von den Seitenspinnerinnen empfahl er auch englischsprachige Blogs. Als Gesprächspartner für SteglitzMind schlug er den Betreiber von Jargs Blog und Dieter Wunderlich vor, der über Buch und Film bloggt.

„Wer hat denn alles einen Buchblog?“

Steglitz stellt bibliophile Blogger vor

Allen Unkenrufen zum Trotz: Im Netz sind Bücher, egal in welchem Format, quicklebendig! Autoren bloggen, Buchliebhaber betrieben Communitys und Freizeit-Rezensenten pflegen Buchblogs oder -foren. Und die Player im Buchgeschäft haben ihre anfänglichen Berührungsängste inzwischen auch überwunden.

Doch wo findet man einen Kompass, der durch den Buchtrubel im Netz führt? Die Buchhandels- und Verlagsrankings, die Leander Wattig ab 2009 mit Blick auf Facebook führte, hat er aus guten Gründen im Oktober 2011 eingestellt. Für Google+ listet Wenke Bönisch seit November 2011 Verlags- und Buchhandlungsseiten.

Und was ist mit den zahllosen Blogbetreibern, die sich mit Autoren, Büchern, der Literaturszene oder dem Schreiben beschäftigen? „Wer hat denn alles einen Buchblog?“, fragte im Juli 2012 eine Besucherin bei LovelyBooks etwas ratlos in die Runde, womit sie eine Kommentarflut lostrat, die bis heute anhält. Dass es inzwischen auch Blog-Wegweiser gibt, die sich explizit an Indie-Autoren wenden, die auf der Suche nach potenziellen Rezensenten sind, davon mag man halten, was man will. – Jedenfalls ist das Bedürfnis nach Sichtung und Sammlung augenscheinlich groß.

Auch ich frage mich: Wie gewinne ich einen Überblick, wo finde ich Geistesverwandte und Kleinode, wie vernetze ich mich mit dem buchaffinen Teil der Blogosphäre? Blogroll ist zwar eine nette Sitte, aber nur bedingt hilfreich. Nicht immer sind die Listen aktuell und – wer klickt sich schon gerne durch ellenlange Linksammlungen? Und hat man erst einmal einen Link geöffnet, weil ein Name viel versprechend scheint, dann erkennt man selten auf den ersten Blick, wessen geistiges Kind das Blog ist.

Um ein wenig Licht in dieses Netzdickicht zu bringen, starte ich die Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“. In loser Folge werden dabei buchaffine Blogbetreiber zu Wort kommen, die mir standardisierte Fragen beantworten. Neu ist der Ansatz nicht. So manche Initiative, die leider vielfach wieder ins Stocken kam, hat sich bereits daran versucht, die bibliophile Bloggerszene zu sichten.

Ein „SUB“ von vielen – Foto (c) Gesine von Prittwitz

So weiß ich, dass Ada Mitsou im Mai 2011 die lose Folge „Zu Besuch bei …“ an den Start brachte, in der sie Blogs vorstellt, die sie persönlich gerne besucht.  Um den Menschen, der hinter dem Blog steht, geht es in der Interview-Reihe „Blog-Gesichter“, die Nicole im Februar 2012 ins Leben rief. Und auf der „Phantastikinsel“, die Katja Lehmann u.a. seit Januar 2012 betreibt, findet sich der Bereich „Blogger im Gespräch“. Eine Möglichkeit, sich zu präsentieren, haben Buch-Blogger auch bei Andrea Koßmann, die in ihrer Rubrik „Bücher-Blog des Monats“ seit April 2010 solche Blogs vorstellt, die ihr im Vormonat persönlich besonders aufgefallen sind.

Was bezwecke ich mit meiner Interviewreihe? Sicher keinen enzyklopädischen Anspruch! Und meine persönlichen Vorlieben und literarischen Interessen sollen die losen Gesprächsfolgen möglichst auch nicht widerspiegeln. Nach dem Start ziehe ich mich weitestgehend auf neutralen Posten zurück. Was heißt: Nicht ich entscheide zukünftig, welche Blogs und Blogbetreiber vorgestellt werden, sondern die, die sich bei „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“ jeweils selbst im Kurz-Interview präsentieren. Ihre Empfehlungen greife ich für die weiteren Gespräche auf. Dadurch erhoffe ich mir, dass die Blütenlese langfristig ein möglichst breites Spektrum abdeckt, das von allgemeinerem Interesse ist. Und darüber hinaus? Wir lernen Blogs und Blogger kennen und profitieren von ihren Erfahrungen für unsere eigenen Wege im Netz …

Ich freue mich auf den Austausch mit euch und eure Vorschläge, mit wem ich ein Gespräch suchen sollte. Den Anfang meiner losen Interview-Reihe werden Petra Gust-Kazakos, die Schweizerin Sandra Matteotti und der Türke Selçuk Caydi ab kommender Woche machen.

____________________________________________________________________________________________________

Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier