Steglitz stellt Sophie mit „Literaturen“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Der Vorschlag, dass wir etwas mehr über Sophie und ihr Blog Literaturen – ein Streifzug durch die Welt der Literatur und ein bisschen mehr – erfahren sollten, kam von Katarina Liest, die im literaturaffinen Netz als Die Bücherphilosophin bekannt ist.

Dein Steckbrief in Stichworten …

  • ziemlich chaotisch
  • Auszubildende im Buchhandel
  • leidenschaftliche Schreiberin/Zeichnerin
  • pathologischer Sherlock-Holmes-Fan
  • spiele sehr gern in (bisher) Mini-Rollen Theater
  • musikalisch in den 60ern hängengeblieben

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit Mai 2011, von Anfang an bei WordPress, weil die Bedienung auch für den Laien nahezu selbsterklärend ist. So ganz genau weiß ich gar nicht  mehr, wie das eigentlich begonnen hat und warum. Ich schätze, es lag daran, dass ich in meinem Umfeld wenige Menschen hatte, mit denen ich mich über Literatur austauschen konnte und ich hoffte einfach, dadurch mehr an literarischen Diskussionen teilhaben zu können. Das hat ja sogar geklappt. Außerdem wollte ich mir eine Möglichkeit schaffen, das Gelesene Revue passieren zu lassen, um es mir vielleicht auch ein paar Wochen später nochmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Deine Themenschwerpunkte …

Im Augenblick ist das vermutlich zeitgenössische Belletristik. Aufgrund meines Jobs muss ich mich einfach viel um das kümmern, was gerade neu auf dem Markt ist oder auf den Markt kommt. Klassiker verkaufen sich nicht mehr, hat man mir damals schon bei meinem Vorstellungsgespräch gesagt. Obwohl da durchaus meine Leidenschaft liegt. Außerdem bin ich ein großer Liebhaber von Graphic Novels und würde in diesem Bereich gern noch viel mehr schreiben, mich fasziniert einfach die Verschmelzung von Bild und Text, bei einigen Werken ist das wirklich enorm beeindruckend. Bei Will Eisner und Art Spiegelman, zum Beispiel.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Sophie © Literaturen

Sophie © Literaturen

Ich schätze, es ist das Gefühl, dass der Markt von so viel Belanglosigkeit überschwemmt wird. Ich will gar nicht behaupten, dass es keine guten Bücher mehr gibt, aber zwischen all dem Leichtverdaulichen finden sie oftmals gar keinen Platz mehr. Ich arbeite nun auch noch in einem Laden, der sehr auf die Bestsellerlisten ausgerichtet ist und so habe ich quasi jederzeit Zugang zu den neuen Zugpferden der Branche. Neulich erst habe ich gelesen, dass sich die Buchbranche immer mehr dahin entwickelt, dass ein Großteil des Umsatzes von ein paar wenigen Titeln gemacht wird, mit so etwas wie „Shades of Grey“ oder allem, was danach folgt und auf derselben Welle mitschwimmt. Wenn man sich wirklich für Literatur begeistert, tut es einem manchmal weh, was man da verkaufen muss. Und noch mehr tut es dann weh, zu sehen, wie gut es sich verkauft. Und da scheint es einem ein bisschen so als würde all das, was man selbst so an Literatur schätzt, zugunsten der literarischen Popcornunterhaltung im Meer der Neuerscheinungen über SMS von letzter Nacht verschwinden. Noch schlimmer ist es dann, wenn man feststellen muss, dass man es sich als Buchhandlung gar nicht leisten könnte, ein paar gehaltvolle Titel im Sortiment zu haben, wenn man nicht mit den anderen Sachen die Basis schafft. Ich bin nun seit 2010 – anfangs auf Praktikumsbasis – im Buchhandel beschäftigt und bisweilen kommt es schon jetzt vor, dass ich mich diesen Entwicklungen gegenüber sehr hilflos fühle.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Anfangs habe ich tatsächlich nur die Beiträge auf WordPress veröffentlicht, aber habe schnell bemerkt, dass das vermutlich nicht ausreicht, um Leben in die Bude zu bringen. Ich habe dann also eine Facebookseite für meinen Blog eingerichtet, nachdem ich sehr sehr lange mit mir gehadert habe. Es war mir irgendwie peinlich, so plakativ Werbung für etwas zu machen, was ich tue. Ich versuche, regelmäßig auf anderen Blogs präsent zu sein. Nebenbei schreibe ich eigene Texte, die ich gelegentlich auf blogexternen Seiten veröffentlichen kann. Neulich habe ich das erste Mal ein Video gedreht, ich probiere viel aus im Augenblick und strecke so ein bisschen meine Fühler aus.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Seinen Blog zu breit anzulegen (also nebenbei am besten noch Kochrezepte und Videos über Shoppingtouren veröffentlichen oder so, alles schon gesehen) und das Lesen als Tätigkeit zu dokumentieren, statt tatsächlich zu lesen. Ich finde es wichtig, dass man es irgendwie schafft, mit dem eigenen Blog etwas Individuelles auf die Beine zu stellen. Etwas, was andere wirklich animiert, wieder auf die Seite zu gehen und dort zu lesen. Wenn man sich mal durchs Internet klickt, finden sich zahllose Rezensionsblogs, sehr viele, die sich mit Fantasy und der sogenannten Chick-Lit beschäftigen. Zahllose Challenges werden da dokumentiert, SUBs und RUBs präsentiert und das Lesen, der Inhalt des Gelesenen, geraten völlig in den Hintergrund. Man sollte versuchen, sich ein Profil zu schaffen und gute Ideen einzubringen – warum mache ich das? Warum sollten die Leute lesen, was ich tue? Warum sollten sie wiederkommen? Dass man natürlich auch nicht bei anderen abschreibt, versteht sich von selbst.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Für sich allein zu bloggen, kann schon deprimierend sein. Das wurde hier in dieser Interviewreihe ja auch schon mehrfach erwähnt. Es bedarf also eines gewissen Durchhaltevermögens, dennoch weiterhin Rezensionen zu posten, auch wenn darauf wochenlang keiner reagiert. So erging es mir ja auch am Anfang, so ging es wahrscheinlich jedem. Sicherlich kann auch das (notwendige) Engagement eine Hürde sein. Bloggen ist zeitintensiv, jedenfalls, wenn man es regelmäßig und auch für andere Menschen tun will. Man sollte auf anderen Seiten präsent sein und kommentieren, man muss die eigenen Artikel schreiben, eventuell social-media-lastige Werbung machen, je nachdem, was man anstrebt. Da bin ich schon hier und da an meine Grenzen gestoßen bei einem Vollzeitjob. Ich kam auch ab und an nicht einmal zum Lesen, dementsprechend gab’s auch nichts zu rezensieren. Aus dieser Not heraus habe ich dann so einige rezensions“fremde“ Kategorien eingeführt, um den Blog nicht womöglich wochenlang brachliegen zu lassen, bloß weil ich zu kaputt zum Lesen bin.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Oh, ich glaube, die Anfrage für dieses Interview steht schon ganz weit oben. Schön war auch eine Rückmeldung eines Verlages via E-Mail, ohne, dass ich so etwas überhaupt beabsichtigt hatte. Generell summiert sich das aber. Nette Kommentare, Komplimente, überhaupt das Besuchen meines Blogs. Man muss ja immer bedenken, dass ich das alles ganz laienhaft und privat mache. Da ist es schon jedes Mal eine Freude, wenn ich sehe, dass andere Gefallen daran finden. Und da ich so ein ganz extremer Selbstzweifler bin, tut mir diese Resonanz einfach, ganz abgesehen davon, dass es inhaltlich sehr erfüllend ist, an manchen Tagen nochmal doppelt so gut.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das ist bisher nicht vorgekommen. Nun bin ich als Buchhändler natürlich auch noch in der speziellen Situation, ohnehin ständig Zugang zu Leseexemplaren zu haben, da würde ich mir also schon genau überlegen, was ich noch zusätzlich dazu annehme und was nicht. Und es gibt auch Themen/Bücher, die auf meinem Blog vermutlich nicht stattfinden werden. Kein Fantasy, keine halbseidenen Liebesromane, keine Historienschnulzen, das interessiert mich einfach nicht, auch nicht, wenn es mir von einem Verlag angeboten würde.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Ich schätze, das käme auf den Titel an. Für mich ist Self-Publishing ein sehr zweischneidiges Schwert. Ich habe in der Buchhandlung schon öfter Self-Publisher erlebt, die ihre Exemplare zur Ansicht gebracht haben und wenn man da einen Blick hineingeworfen hat, stellten sich einem sämtliche Nackenhaare auf. Und man sah sofort, weshalb die bei keinem Verlag untergekommen sind. Andererseits veröffentlichen viele Verlage trotz des entsprechenden Fachpersonals so viel – pardon – Müll, dass ich nicht grundsätzlich sagen möchte, alles, was im Self-Publishing-Bereich veröffentlicht wird, ist per se qualitativ minderwertig, während die Absegnung von einem Verlag eine gewisse Qualität garantiert. Ich würde mir genau ansehen, was mir da angeboten wird und dann entscheiden. Aber auch das ist noch nicht vorgekommen.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Gar nicht. Ich habe keinen Reader und ich habe auch nicht vor, mir in naher Zukunft einen anzuschaffen. Ich sehe die Vorteile, kann sie auch nachvollziehen, aber für mich wäre es einfach unnötig. Ich schleppe mich lieber mit Büchern ab als bloß so einen kleinen Minilesecomputer mit mir herumzutragen. Ich will die Seiten anfassen, ich will dran riechen, ich will drin blättern. Bisher unternehme ich auch keine Langstreckenreisen oder irgendwas sonst, wo eine Menge Bücher zu transportieren total unpraktisch wäre. Nö. Nichts für mich.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Puh, schwierig jetzt, hier jemanden zu erwähnen, der noch nicht genannt wurde. Ich lese regelmäßig bei buzzaldrin, der Bücherphilosophin, der Klappentexterin, Ada Mitsou und SchöneSeiten. Ich denke, ich gebe den Staffelstab an Muromez weiter. Der bloggt – so wie ich das gesehen habe – noch nicht so lange, aber sehr ambitioniert und interessant! Soll ja auch ein bisschen darum gehen, die kleineren Blogs ein Stück von ihrem Schattendasein zu befreien.

Kleinere Blogs aus ihrem Schattendasein zu befreien – eine Intention, die ich als Initiatorin dieser Gesprächsreihe dick unterstreichen möchte. Auch dafür danke, Sophie!

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Zuletzt stellte Stephan Waldscheidt mit seiner Schriftzeit vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Oliver Koch, der den Gedankenzirkus hütet. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Katarina Liest mit „Die Bücherphilosophin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass wir heute etwas mehr über Katarina Liest aka Die Bücherphilosophin erfahren, hatte Dorota Federer vorgeschlagen, die ihr Blog Bibliophilin pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

  • Viel-, aber gleichzeitig auch Langsamleserin
  • Offen für schwierige Bücher (z.B. AM Homes, Das Ende von Alice; Joyce Carol Oates, Zombie)
  • Liverpool Expat, aber kein Beatles Fan 😉
  • Hörbuchliebhaberin
  • Studentin der Literatur und des literarischen Schreibens
  • 2fache Katzenersatzmama, aber das nur am Rande

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit zwei Jahren, wie die Zeit vergeht… Angefangen habe ich bei Blogger, wobei dort sehr viele Jugendbuch Blogger zu finden sind, eine Schublade in die ich einfach nicht passe und so nach einem halben Jahr der Wechsel zu WordPress, mit klassischem Layout und vielen Belletristik Bloggern und Blogs, die ich damals schon bewunderte – für mich die beste blogbezogene Entscheidung bisher.

Frauen, die lesen ... ©  Katarina Liest

Frauen, die lesen … © Katarina Liest

Zu Bloggen habe ich angefangen zu einer Zeit als ich zwar wusste, ich will schreiben, aber einen Zugang zu diesem Wunsch, bzw. die Mittel und Motivation um diesen in die Tat umzusetzen, hatte ich noch nicht. Also schien mir das Bloggen als Hobby eine Softcore Variante dessen, was ich später mal machen wollte, ein sanfter Einstieg darin regelmäßig formschöne Texte zu verfassen. Zum Literaturbloggen bin ich gekommen einfach aus der Freude am Lesen heraus und der Lust mich darüber auszutauschen. Denn, wie bei vielen meiner Bloggerkollegen, wird im Freundeskreis leider gar nicht, bzw. nur sehr wenig gelesen, was mich aber mittlerweile nicht mehr stört – habe ich doch eine Gruppe Gleichgesinnter gefunden, mit denen ich über Bücher schwätzen und schwärmen kann, auch mal stunden-, ach was tagelang.

Deine Themenschwerpunkte …

Das sind ganz klar Rezensionen, Rezensionen und nochmal Rezensionen, ganz klassisch also. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf Belletristik, gerne frisch vom Verlag, aber das ist natürlich nicht immer möglich. Ab und zu versuche ich auch etwas außerhalb der Regale zu stöbern, die von meinen Kollegen frequentiert werden. Dazu läuft meine Aktion „Lesen ist hardcore!“ bereits im zweiten Jahr.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Um ehrlich zu sein folge ich dem deutschen Literaturbetrieb nicht so wirklich, dafür lebe ich einfach zu weit weg und schreibe zudem noch hauptsächlich auf Englisch. Was ich interessant finde, ist der langsame Wechsel von der klassischen Autor/Lektor Beziehung hin zu der vermittelnden Funktion der Literaturagenturen. Ein System, das im englischen Raum bereits etabliert ist – hier schauen sich Verlage nur Manuskripte an, die über Agenten vermarktet werden. Das kostet den Schriftsteller natürlich Prozente, man hat aber, besonders als Anfänger, einen erfahrenen Verbündeten gegenüber dem Verlag, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht – auch nicht schlecht. Ich bin gespannt wie sich der deutsche Markt dahingehend entwickelt.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich betreibe den absoluten Mindestaufwand an Selbstmarketing, wäre mein Blog ein Unternehmen, wäre ich sicher schon längst in die Buchhaltung versetzt worden 😉

Wie viele andere Blogger habe ich eine Facebook-Fan-Seite, wo Beiträge verlinkt sind, und auch auf meinem Twitter Konto sind diese Links zu finden. Ansonsten ist es im www allerdings eher still um die Bücherphilosophin, ein Insider-Tipp quasi, dafür habe ich am Ende aber auch mehr Zeit zum Lesen.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Texte und Bilder kopieren ohne vorher eine Erlaubnis einzuholen kann zu unangenehmen, eventuell sogar rechtlich prekären, Situationen führen – mit einem bloßen Link auf die Seite auf der man sich bedient hat, ist es im Regelfall nicht getan, es sei denn es ist ein liebevoller Hinweis auf einen geschätzten Bloggerkollegen. Davon würde ich also abraten, besonders in Zeiten übereifriger Abmahnungsanwälte, den Ärger braucht keiner, das vergnatzt am Ende nur die Lust am Bloggen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich denke die größte Hürde ist weiterzuschreiben in Zeiten, da die Rückmeldungen ausbleiben, besonders wenn es so scheint als wäre das auf den eigenen Blog beschränkt. Es ist keine Schwierigkeit per se, aber ein kleiner Dämpfer, den jeder mal einstecken muss. Es kommt dabei immer darauf an, was man draus macht, ob man das Handtuch wirft oder sich motiviert fühlt und mehr einbringt, auch als Leser auf anderen Blogs.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Ich denke diese Erlebnisse kommen fast täglich und sind für sich genommen zwar ganz bescheiden, hier ein Kommentar, dort ein Beitrags-Abo, in der Summe ist die Freude darüber dann aber ganz groß. Ein besonderes Kribbeln löst bei mir derzeit noch die Erwähnung durch rezensierte Autoren aus, zum Beispiel das „gefällt mir“ von Katrin Weßling (Drüberleben) auf meiner Facebook Seite, war ein solcher Moment.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Mir werden nur alle paar Schaltjahre Rezensionsexemplare angeboten, aber um ehrlich sein, auch wenn man sich geschmeichelt fühlt, suche ich mir am liebsten selbst etwas aus. Schön ist es für mich dabei festzustellen, wie immer mehr meiner Lesewünsche erfüllt werden – Rezensionsexemplare sind für mich arme Studentenmaus nämlich die einzigen finanzierbaren deutschen Neuerscheinungen. Dafür bin ich aber auch Schneekönigin durch und durch, wenn ich ein solches Paket öffne und anschließend lesen und rezensieren darf, was ich mir so sehnlichst gewünscht hatte.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Das lehne ich ab, ohne Ausnahme. Ich bin da sehr konservativ, was nicht durch die redigierenden Mühlen eines Verlags gewandert ist, kommt bei mir nicht ins Regal. Dazu muss ich sagen, dass ich Bücher nicht nur als Unterhaltung, bzw. Zeitvertreib lese, sondern auch als Möglichkeit mein eigenes Schreiben zu verbessern – da muss es dann schon ein Roman sein, der es „geschafft“ hat und dabei mehrere Stadien, bzw. Entwürfe, durchlaufen hat.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Von E-Books bin ich ganz begeistert, bin ich mit dem Kindle in der Tasche doch um einiges mobiler, als mit einer ganzen Bibliothek Taschenbücher im Koffer. Was ich bedauere ist, dass deutschsprachige E-Books sich von ihren gedruckten Varianten preislich kaum unterscheiden – für uns Kleingeldbeutler kann das schon mal schwierig werden – ich würde so gerne zugreifen, mehr deutsche E-Books lesen, kann aber nicht.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Wen kann ich denn empfehlen, der hier nicht schon zu  Wort gekommen ist?! Blogs, die ich selbst gerne und häufig lese sind u.a. Bibliophilin, Die Klappentexterin, SchöneSeiten und Buzzaldrins Bücher. Für das nächste Gespräch vorschlagen möchte ich gerne Literaturen. Ein Blog mit ganz wunderbaren Empfehlungen und noch dazu einer äußerst sympathischen Betreiberin.

Danke, Katarina, auch für die tolle Illustration: Frauen, die lesen … In diesem Zusammenhang mag ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass das Geschlechterverhältnis innerhalb der Gesprächsreihe inzwischen zuungunsten der Blogger ausfällt. Die Frauen liegen derzeit mit 21:18 vorne.

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Zuletzt stellte sich Christiane Nowak mit vorgelesen vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerinnen waren die Betreiberinnen von lesErLeben. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Dorota Federer mit „Bibliophilin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Am heutigen 2. Weihnachtsfeiertag stellt sich Dorota Federer vor, die ihr Blog Bibliophilin betreibt. Dass wir sie näher kennenlernen sollten, hatte sich Svenja gewünscht, die Syn-ästhetisch pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Buchhändlerin im Mutterschaftsurlaub, leidenschaftliche Leserin, Bloggerin, Lehrerin, Polin, die sich vor ein paar Jahren in die deutschsprachige und ins Deutsche übersetzte Literaturlandschaft gewagt hat und seither ihre Suche nach literarischen Perlen mit anderen Buchliebhabern teilt.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit September 2009. In diesem Jahr schloss ich meine Ausbildung zur Buchhändlerin ab. Ich verkaufte Bücher, las sehr viel und wollte zuerst nur ein Lesetagebuch führen. Das kann man an meinen frühen Beiträgen erkennen. Das waren nur kurze Notizen, die ich eher für mich selbst verfasste. Mit der Zeit lernte ich die Bloggosphäre besser kennen und auch meine Beiträge wurden ausführlicher. Spätestens als ich merkte, dass mein Blog gelesen wurde und dass ich nicht mehr nur für mich selbst bloggte, nahm ich mir mehr Zeit für Bibliophilin. Außerdem machte ich immer wieder die Kunden des Geschäfts, in dem ich arbeitete, auf meinen Blog aufmerksam, für den Fall, dass sie auf der Suche nach Buchempfehlungen sein sollten.

Ich blogge mit WordPress und fühle mich damit wohl, wahrscheinlich weil diese Plattform recht einfach in der Handhabung ist. Andere Plattformen habe ich nie ausprobiert und auch kein Interesse an einem Wechsel.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich lese verschiedene Genres. Früher las ich gerne Krimis und Thriller oder historische Romane. Es gab auch eine Phase, in der ich Fantasyromane mochte. Mittlerweile lese ich ab und zu auch Kinder- und Jugendbücher. Am liebsten ist mir jedoch zeitgenössische Literatur. In diesem Bereich finde ich die meisten literarischen Perlen.

Auch Gastrezensionen haben auf meinem Buchblog ihren festen Platz. Auf diese Weise ist stets für neue Buchempfehlungen gesorgt. Manchmal sind das Bücher, die nicht meinen eigenen Interessen entsprechen, aber zum literarischen Mainstream gehören und deshalb auch einen Beitrag wert sind.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

die Perlensucherin © Dorota Federer

die Perlensucherin © Dorota Federer

Mit Interesse beobachte ich, wie immer mehr Autoren ihre Bücher selbst publizieren, sie vermarkten und verkaufen, wie der stationäre Buchhandel sich gegenüber dem Onlinehandel behaupten muss. Außerdem finde ich die Eroberung des Marktes durch E-Books sehr spannend, denn auch ich lese inzwischen gerne E-Books.

Was mich in letzter Zeit immer häufiger beschäftigt, ist, dass ich regelmäßig die Vorschauen der Verlage studiere und wenige Bücher finde, die auf den ersten Blick aus der Masse der Neuerscheinungen hervorstechen. Die Themen sind oft ähnlich, die Ideen zwar gut, es bleibt jedoch das Gefühl, Ähnliches schon öfter gelesen zu haben. Dann frage ich mich, warum die Verlage oft so ähnliche Bücher verlegen. Mir ist natürlich klar, dass sie ihr Geld verdienen müssen und deswegen lieber auf profitable Bücher setzen. Ich bedauere jedoch die wirklich guten Autoren, die Schwierigkeiten haben, für ihre Bücher einen Verlag zu finden.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich habe eine Facebook-Fanseite, die ich regelmäßig mit kleinen Notizen, Zitaten, Fotos, Buchtipps fülle. Bevor meine Tochter auf die Welt kam, begab ich mich regelmäßig auf Blogtour. Das war fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Ich kommentierte Beiträge meiner BlogkollegInnen, vernetzte mich. Heute klappt das leider zeitlich nicht mehr. Meine Tochter füllt meine Tage aus und da bleibt keine Zeit mehr für ausgiebige Blogtouren. Ich bin froh, dass ich durch Facebook mit meinen Lesern in Kontakt bleiben kann.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Fremde Rezensionen oder auch nur Ausschnitte daraus als die eigenen auszugeben.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zeit ist oft ein großes Problem. Ich lese ein Buch auf jeden Fall schneller als ich es schaffe, einen Beitrag darüber zu verfassen. Hinzu kommt, dass ich nicht in meiner Muttersprache blogge und es dadurch länger dauert, bis ich einen meiner Meinung nach fehlerfreienBeitrag verfasst habe. Manchmal denke ich in Polnisch und dann ist es schwierig, diese Gedanken auf Deutsch umzuschreiben.

Außerdem muss man immer darauf gefasst sein, sich mit unzufriedenen Autoren oder Verlagsmenschen herum zu plagen, wenn man eine negative Kritik veröffentlicht. Es gibt auch durchaus Leser, Blogbesucher, die einem das Leben schwer machen. Man muss jedoch versuchen, darüber zu stehen. Ich verstehe mich als freie Bloggerin. Das Bloggen ist mein Hobby und ich verdiene damit kein Geld. Es ist schade, dass manche das nicht akzeptieren.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

In meiner Zeit als Bloggerin habe ich viele tolle Menschen kennen lernen dürfen. Es sind literarische Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte. Ich habe wunderbare Verlagsmenschen kennen gelernt, die meine Suche nach literarischen Perlen unterstützen und die stets gewillt sind, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken und die sich freuen, wenn ich einen Blogbeitrag zu einem Buch veröffentliche.

Glücklich machen mich auch die vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die in den vergangenen drei Jahren in meinem Briefkasten gelandet sind.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Noch vor einiger Zeit war ich mächtig stolz darauf, wenn mir ein Rezensionsexemplar angeboten wurde. Ich habe mich geehrt gefühlt, dass es jemanden interessiert, was ich von einem Buch halte. Ich habe diese Bücher auch gerne angenommen. Seitdem ich jedoch merke, dass viele Blogger die selben E-Mails bekommen, in denen nur die Anrede ausgetauscht wird, überlege ich doch ein bisschen länger, ob ich ein Rezensionsexemplar annehmen soll. Ehrlich gesagt finde ich es besser, selbst ein Rezensionsexemplar bestellen zu dürfen und freue mich jedes Mal sehr, wenn ich ein entsprechendes Päckchen aus dem Briefkasten herausfische.

Manche Verlage bieten schöne Rezensionsexemplare an, verlangen aber auch, dass man einen Beitrag bis zu einem bestimmten Termin veröffentlicht. Ich möchte mich aber nicht unter Druck setzen lassen. Außerdem veröffentliche ich nur noch positive Buchbesprechungen (außer es sind Gastrezensionen), weil mir die Zeit fehlt, mich mit abgebrochenen Romanen zu plagen. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, möchte ich nicht lange darüber nachdenken – ich habe es dann eh schon weggelegt.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Wie bereits erwähnt, nehme ich ein Angebot an, wenn es mich anspricht. Wobei ich gestehen muss, dass das selten der Fall ist.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin waren die E-Books gerade im Kommen. Ich fand das Thema sehr spannend und schrieb sogar eine Arbeit darüber. Ich bin froh, dass es E-Books gibt, denn im Moment lese ich sehr oft auf meinem Handy, das ich immer dabei habe. Seit ich ein kleines Kind habe, ist es manchmal einfach nicht möglich, dass ich ein Buch in den Händen halten kann. Mein Smartphone ist im Gegensatz dazu leicht, handlich und das Umblättern der Seiten macht keine Geräusche, die meine Tochter aufwecken könnten. 😉 Allerdings hoffe ich, dass Bücher nie komplett durch E-Books ersetzt werden. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, leere Bücherregale und dafür meine gesamte Bibliothek nur auf einem Gerät zu haben.

 Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Neben Ada Mitsou liest… und Klappentexterin, Bücherwurmloch, Buzzaldrins Bücher, Syn-ästhetisch, SchöneSeiten und aus.gelesen, die sich hier ja bereits vorgestellt haben, möchte ich die Bücherphilosophin nennen, die ich mir auch als Gesprächspartnerin wünsche.

Danke, Dorota für deinen Beitrag zum 2. Weihnachtsfeiertag. – Im Übrigen haben sich mit dir in der Gesprächsreihe seit September inzwischen 35 buchaffine Bloggerinnen und Blogger vorgestellt. Und die Frauen liegen mit dir derzeit abermals auch vorne …

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Zuletzt stellte sich Ruth Justen mit Ruth liest  vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Betreiberin des Blogs Anonyme Bookoholiker. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Simone Finkenwirth mit „Klappentexterin“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Der heutige Nikolaus hat einen Beitrag von Simone bzw. der Klappentexterin im Gepäck, womit 30 Interviews innerhalb dieser Gesprächsreihe beisammen sind! Und noch eine Bemerkung mag ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Das Genderverhältnis, das lange zuungunsten der Bloggerinnen ausgefallen war, verkehrt sich mit Simones Porträt: Mit 16:14 liegen die Frauen hier ab sofort vorne. – Ob es dabei bleibt?

Dass wir Simone und ihr Blog Klappentexterin etwas näher kennenlernen sollten, hatte Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki angeregt, die Bücherwurmloch betreibt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Ich liebe das gedruckte Wort, ob selbst geschrieben oder mit den Augen aufgelesen. Mein Herz ist groß, mein Verstand hellwach und meine Beine sehr flink.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

mit Lesebrille © Klappentexterin

mit Lesebrille © Klappentexterin

Ich blogge schon längere Zeit. Durch jetzt.de fing ich seinerzeit an, eigene Gedanken niederzuschreiben, manchmal kletterten auch Geschichten aus meinem Kopf, für die ich bei jetzt.de keinen Platz fand. Also füllte ich einen gemischten Blog mit Bildern und Texten, doch irgendwann wollte ich eine gerade Linie, einen starken Baum, an dem ich hochklettern kann. Im April 2010 küsste mich die Muse und legte mir die Klappentexterin auf die Tasten. Dieses Geschenk nahm ich lächelnd an. Lange schon wollte ich einen Ort, an dem ich besondere Bücher vorstellen konnte. Besondere Bücher, an die sich die Menschen seltener heranwagen, weil über sie weniger gesprochen wird und sie nicht unbedingt dem Massengeschmack treffen. Besondere Bücher, die kaum oder nie etwas vom großen Marketingbudget abbekommen. Besondere Bücher, die zu leise für die Bestsellerliste sind und deren kleine Stapel mein Herz schneller schlagen lassen. Ich arbeite mit WordPress, weil mich das Design am meisten überzeugte und das Arbeiten damit sehr einfach ist.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich lese am liebsten zeitgenössische Literatur, druckfrische Bücher genauso gern wie ältere Werke. Anfangs griff ich auch öfter zum Klassiker, doch das hat zuletzt leider etwas nachgelassen, weil die Neuheiten einfach immer mehr werden, so dass mir für die Klassiker oft die Zeit fehlt. Obendrein interessiere ich mich sehr für jüngere Literatur. Dazu habe ich vor eineinhalb Jahr die Rubrik Junge Literatur ins Leben gerufen und mit eigenem Logo versehen. Ich schreibe aber nicht nur über Bücher, sondern auch über andere Themen, die sich mit der Welt der Literatur beschäftigen. Besonders gern entdecke ich Berliner Buchhandlungen, besuche Veranstaltungen oder lasse meiner Kreativität freien Lauf. Bücher setzen in mir viel in Bewegung, ja, sie inspirieren mich im hohen Maße. Warum soll ich all das für mich behalten, wenn ich andere Menschen dort draußen damit glücklich machen kann?

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Dunkle Wolken ziehen auf – momentan ist vieles unsicher und im Wandel. Keiner weiß so genau, wohin die Reise gehen wird. Diese Unsicherheit beschäftigt mich, obwohl ich daran glaube, dass es den Buchhandel weiterhin geben wird, nur anders. Betrübt bin ich darüber, dass immer mehr Menschen aus dem öffentlichen Leben Bücher schreiben und dadurch unbekannten Autoren und Autorinnen den Platz wegnehmen. Außerdem vermisse ich eine Beständigkeit auf dem Literaturmarkt. Wie schnell ist ein Buch heute gefragt und morgen längst vergessen! Das war früher anders. Gut, die Zeiten ändern sich, nur heutzutage ist einfach zu vieles medienausgerichtet. Da braucht nur ein Autor oder Moderator ein Buch in der Talkshow hochzuhalten, und schon wollen alle nur das eine. Und zwar sofort! In zwei Wochen ist dann wieder Sense, es sei denn, der Autor wiederholt das Spiel. Meist handelt es sich um bekannte Menschen, die so etwas veranstalten. Da wird die potentielle Kaufkraft von möglichen anderen Titeln weggezogen. Das macht mich ein bisschen traurig, denn es gibt so viele wunderbare Bücher, die in dem Marketinglärm oft untergehen.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Auf meiner Facebook-Fanpage lade ich jeden Beitrag hoch, ebenso bei Twitter. Darüber hinaus bewege ich mich in der vernetzten Blogsphäre. Anfangs war das ein Instrument, um auf mich aufmerksam zu machen. Denn ein Blog ist wie eine Pflanze, die man pflegen muss. Dazu gehört auch Networking, ohne das bleibt man ein unbekanntes Licht im großen Internetuniversum. Jetzt gehören meine Blogspaziergänge einfach dazu. Sie sind das Gewürz in meiner Blogsuppe, ohne die ich mir mein Blogleben nicht mehr vorstellen kann. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen es gibt, die mit mir die Liebe für die Literatur teilen und die so unwahrscheinlich herzlich sind. Wir kennen uns in der Regel nicht persönlich, nur durch unsere Texte, und sind uns doch sehr vertraut. Das sind die Wunder der heutigen Zeit, die mich immer wieder staunen lassen und glücklich machen.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Nicht authentisch zu sein. Der eigene Blog ist das Herzstück der Persönlichkeit sowie die Spielwiese für eigene Ideen und Reflexionen. Kürzlich las ich davon, dass es dort draußen Menschen geben soll, die Rezensionen abschreiben und bei sich veröffentlichen. So etwas macht mich wütend und fassungslos.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zeit ist eine der größten Hürden. Zeit, Texte zu schreiben. Zeit, sich im Internet zu bewegen und Zeit, seine Kontakte zu pflegen. Das fällt mir gerade jetzt auf, in der eine ereignisreiche Phase in die nächste fällt. Ich möchte so sehr und kann oft nicht. Die Zeit legt mir ihre Ketten an. Ich habe nicht nur meinen Blog, ich habe auch einen Vollzeitjob, Freunde und einen Partner. Bei 24 Stunden am Tag kann das schon sehr eng werden, ein straffes Korsett, das sich um das Leben spannt. Dennoch habe ich es aufgegeben, schon allein durch Selbstschutz, immer und jeden Tag online aktiv zu sein. Da passiert am Ende nämlich genau das Gegenteil – statt Lust kommt der Frust in großen Schuhen angeschlürft. Abschalten gehört zum Bloggen genauso dazu.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Oh! Da gibt es viele, so viele, dass ich fliegen könnte. Stell dir einen großen Garten mit leuchtend farbigen Blumen und leckeren Früchten vor. Wie soll ich da nur ein Erlebnis herauspflücken? Großartig und an dieser Stelle unbedingt erwähnenswert sind die Kontakte zu Autoren und Autorinnen. Die sind wertvoll und bereichernd, sie sind meist zufällig durch eine Begegnung im wirklichen Leben entstanden. Genauso schätze ich den Austausch mit meinen Lesern und meinen lieben Freunden aus der Bloggerszene. Ohne meine KollegInnen wäre das Bloggerleben nur halb so schön. – Halt. Doch eine Sache hat mir fast den Atem geraubt. Als ich im vergangenen Jahr nach einem warmen Sommertag abends erfuhr, dass ich zur Online Autorin des Jahres 2011 gekürt worden war!

der Pokal © Klappentexterin

der Pokal © Klappentexterin

Oh, gratuliere! Wie kam es dazu?

Das Autorennetzwerk Suite 101 hat 2011 den 29. Juni als „Tag des Schreibens“ initiiert. Zu diesem Anlass wurde der Online Autor des Jahres 2011 gesucht, für den man vorgeschlagen werden konnte. Plötzlich fand ich mich auf der Liste wieder. Danach folgte eine Abstimmungsphase, in der für die Nominierten gestimmt werden konnte. Ich habe dazu auf meinem Blog sowie auf der Fanpage aufgerufen. Die Kandidaten mit den meisten Stimmen kamen in die Endrunde, in der die Jury selbst entscheiden wollte, wer den Preis verdient hat. Meine Fans und Leser haben mir so viel Unterstützung gegeben, dass ich es ins Finale geschafft habe und die Jury überzeugen konnte. Sie schrieb über mich folgende wertschätzenden Worte: “Klappentexterin Simone Finkenwirth vereint gekonntes, elegantes, schönes Schreiben mit Herzblut für ihre Themen, mit kritisch-liebevoller Distanz, Meinungsstärke und Sachkenntnis – sie hat sich unserer Meinung nach diese erstmals vergebene Auszeichnung redlich erschrieben.” Als Preis gab es einen hübschen Blumenstrauß und einen schönen Pokal.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich habe meinen Blog gegründet, um unabhängig über die Bücher zu schreiben, die mir am Herzen liegen und die ich mir aussuche. Selbstbestimmtheit ist mir wichtig und so wähle ich meine Lektüre aus. Mein Zeitplan ist straff, weshalb ich Anfragen genau unter die Lupe nehme und nur solche Bücher auswähle, die mich wirklich interessieren. Mein Blog soll mir Spaß bereiten, doch wenn ich mich selbst durch zu viele Bücher in die Enge treiben würde, würde aus der bunten Spielwiese sprödes Heu werden.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Wie bereits erwähnt, wähle ich mir meine Bücher selbst aus. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern mit Freiheit. Das zu lesen, was ich möchte – und die Zeit, in der ich das machen kann, ist eng begrenzt. So habe ich nur maximal zwei Stunden dafür am Tag Zeit dafür – außer an den Wochenenden oder im Urlaub. Ich möchte mich nur ungern von meiner Lesefreiheit trennen. Auf der anderen Seite sehe ich, wie schwieriger es für Schreibende wird, ihre Werke bei Verlagen unterzubringen.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Für mich ist ein eBook der Kühlschrank unter den Büchern. Die elektronischen Bücher sind praktisch, aber kalt, kein sinnliches Erlebnis. Wenn ich lese, brauche ich den Papiergeruch (jedes Buch riecht anders) und das wunderschöne, knisternde Rascheln der Seiten. Ich möchte sehen, wie viele Seiten ich noch vor mir habe. Ein Buch in der Hand zu halten, hat auch etwas Heimisches und Vertrautes für mich. Es ist ein Schwert, das stressige Zeiten abwehrt und mir das Gefühl von Geborgenheit schenkt. An einem Buch kann ich mich festhalten, mit einem eBook wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, vorerst bleibe ich lieber beim klassischen Buch. Wenngleich mir klar ist, dass eBooks ein Thema für die Zukunft sein werden.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hier sind schon einige mir wohl vertraute und hochgeschätzte Blogs zu Wort gekommen oder wurden bereits erwähnt wie die liebe Mareike, die mir den Staffelstab in die Hand gedrückt hat. Außerdem Bibliophilin, buzzaldrins Bücher, SchöneSeiten, Syn-ästhetisch, die Seitenspinnerinnen sowie Herr Flatter Satz, deshalb seien auch folgende genannt: writeaboutsomething, Japanliteratur.net, Literaturen, das Experiment 1001 Bücher, Ein Buch muss die Axt sein und … ach, ich darf ja nur fünf nennen. Schade!

Aber ein Blog liegt mir persönlich sehr am Herzen. So wünsche ich mir Ada Mitsou liest… als nächste Stimme in dieser Runde, eine sehr geschätzte Bloggerkollegin von mir, die ein besonderes Gespür für feine Kinderbücher und für das kleine großartige PapierBücherGlück hat.

Danke sehr Simone für deine Auskünfte und besondere Nikolauspräsente in Form von Blogpreziosen.

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Zuletzt stellte sich Marcus Johanus mit seinem gleichnamigen Blog vor. Sein Wunsch-Interviewpartner war Axel Hollmann. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Svenja mit „Syn-ästhetisch“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute steht Svenja Rede und Antwort, die Syn-ästhetisch pflegt. Gewünscht hatte sich das Caterina von SchöneSeiten.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren 1985 in Berlin, dort aufgewachsen, zur Schule gegangen, studiert (Germanistik und Anglistik), inzwischen freiberuflich als Korrektorin/Lektorin unterwegs und gerade in der Babypause.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Seit Juni 2010 bei WordPress. Warum? Gefiel mir einfach am besten.

Deine Themenschwerpunkte …

Svenja © Syn-ästhetisch

Literatur und Fotografie (daher der Blog-Name Syn-ästhetisch). Hauptsächlich finden sich bei mir Rezensionen zur Gegenwartsliteratur Europas und des Nahen Ostens, ich lese rasend gerne israelische Autoren und „Problembücher“ – egal wo sie spielen. Also nichts mit lachenden, über Blumenwiesen springenden Menschen, sondern eher (zwischen-) menschliche Abgründe, das Wechselspiel von Geschichte und individuellen Schicksalen.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Derzeit lebe ich babybedingt in einer Fläschchen- und Windelblase und bekomme weniger mit als sonst. Generell bin ich ein Mensch, der sich weniger von Trends mitreißen lässt und auf das Stöbern im Buchladen und die Empfehlungen anderer Lesebegeisterter vertraut. Natürlich frage auch ich mich, ob uns irgendwann der Abschied vom gedruckten Buch, von Bibliotheken und Lesezimmern, vom Seitenrascheln und Zuklappen droht und nur noch digital gelesen wird und ob mein Sohn als alter Mann noch jemals etwas von Hand schreiben wird.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich bin auf Facebook, anderen Blogs und auf Twitter unterwegs. Allerdings treibt mich der Austausch mit Gleichgesinnten an und weniger der Ansporn, besonders bekannt zu werden. Auf meiner Facebook-Seite poste ich, was ich gerade lese oder eben ausgelesen habe; sammle Fundstücke aus dem Netz oder weise auf andere interessante Rezensionen/Interviews und Co. hin. Im Grunde ist die Seite eine Art virtuelle Pinnwand dessen, was mich selbst interessiert und von dem ich glaube, dass andere auch Gefallen daran finden könnten.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Die Grundregel lautet, fair und sachlich bleiben, auch wenn eine Diskussion mal hitziger wird. In meinen Augen ist es am Wichtigsten, authentisch und man selbst zu bleiben; also eine eigene, unverwechselbare Stimme zu behalten, an der man erkannt wird und sich nicht anderen Bloggern anzupassen, nur weil sie vielleicht erfolgreicher sind als man selbst. Wenn ich literaturtheoretische Analysen lesen will, gehe ich in ein Germanistik-Seminar. Im Internet interessieren mich ungestelzte Leseeindrücke, frei vom Herzen weg und ohne sprachliche Zensur – schreiberisches Talent sollte aber ebenso nicht fehlen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich habe mit dem Bloggen nie ein konkretes Ziel verknüpft oder Erwartungen verbunden, ehrlich gesagt war meine Motivation sogar ziemlich egoistisch: Ich wollte meine Gedanken und Gefühle über das, was ich gelesen habe, irgendwie loswerden und gleichzeitig die Möglichkeit haben, meine Eindrücke zu Büchern unkompliziert sortieren und schnell abrufen zu können. Das geht mit einem Blog deutlich besser als anhand einer Zettelwirtschaft. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb haben sich mit der Zeit und durch Kommentare auf anderen Blogs die ersten Besucher zu mir verlaufen. Viele von ihnen sind geblieben und ein richtiges Netzwerk aus Buchliebhabern ist entstanden. Ich freue mich sehr, ein kleiner Teil davon sein zu dürfen.

Bloggen bedeutet natürlich auch, Freizeit aufzuwenden und Durststrecken (keine oder kaum Leser/Kommentare) überwinden zu müssen. Man lernt, sich und seine Ressourcen gut einzuschätzen und regelmäßig neue Beiträge online zu stellen, ist eigentlich ein guter Weg zur Selbstdisziplin.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Die Vernetzung mit anderen Buchliebhabern. In meinem Umfeld gibt es eher wenig Leser und durchaus einige Leute, die bei meinem Buchkonsum eher sorgenvoll den Kopf schütteln. Ich empfinde den virtuellen und inzwischen auch persönlichen Kontakt zu Menschen, die dieselbe Leidenschaft teilen, als großes Geschenk und als Bereicherung in meinem Leben.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das kommt nicht häufig vor, so bekannt ist mein Blog dann auch wieder nicht. Meist sind es Verlage, deren Bücher ich schon einmal besprochen habe oder ich bekomme das aktuelle Verlagsprogramm zugesendet. Ich wähle sehr bedacht aus und greife meist nur bei mir bekannten Autoren zu oder auch bei einem Verlag, deren Programm sehr viele Übereinstimmungen mit meinem Lesegeschmack hat. Rezensionsexemplare bedeuten immer die Verpflichtung, zeitnah eine entsprechend ausführliche Rezension zum Gelesenen online zu stellen – die möchte ich gerne erfüllen und mich zugleich nicht beim Lesen und Schreiben hetzen, weil sich Rezensionsexemplare bereits bei mir stapeln. Aus diesem Grund, und auch weil mir manche Titel nicht zugesagt haben, habe ich Rezensionsexemplare durchaus schon dankend abgelehnt. Zudem kommentiere ich im Gegensatz zu vielen anderen Bloggern auch nicht vorwiegend Neuerscheinungen.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Vermutlich ebenso wie ich es im Fall von Verlagen und Autoren tun würde.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich besitze einen Kindle-Reader, den ich selten benutze. Generell geht es mir wohl wie den meisten bibliophilen Menschen: Ich möchte das Papier spüren, die Seiten riechen und das Gewicht des Buches in der Hand spüren. Ein E-Reader ist praktisch, ein „echtes“ Buch einfach nur schön.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5).Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hier kann ich wahrscheinlich nicht mehr viel Neues beitragen, ich lese am liebsten die Klappentexterin, Ada Mitsou liest … vom Mareike vom Bücherwurmloch und Caterina von SchöneSeiten (und nicht nur, weil ich mit ihr gemeinsam das Blog-Projekt „Jüdische Lebenswelten“ betreue) – Mareike und Caterina haben sich hier je bereits vorgestellt – sowie die Bibliophilin, die ich mir als nächste Interviewpartnerin wünsche.

Danke sehr! Auch dafür, dass du dir zwischen Wickeln, Windeln und Fläschchengeben Zeit für deinen Beitrag genommen hast.

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Zuletzt stellte sich die Bücherliebhaberin mit glasperlenspiel13 vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war Ruth mit Ruth liest. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Caterina mit „SchöneSeiten“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts erläutert habe.

Heute stellt sich Caterina vor, die das Literaturblog SchöneSeiten pflegt. Gewünscht hatte sich das Kerstin Pistorius, die Atalantes Historien pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Aufgewachsen bin ich auf der Insel Rügen, zu Hause fühle ich mich aber mittlerweile in Berlin und auch ein wenig in Italien, wo ich eine Weile gelebt, studiert und gearbeitet habe und wohin ich immer wieder gerne zurückkehre. Seit einem Jahr wohne ich im – wie ich finde – mäßig attraktiven Frankfurt und mache meine ersten Gehversuche im Verlagswesen.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Das Bloggen im weitesten Sinne habe ich schon vor langer Zeit für mich entdeckt – wenn man das Basteln von Webseiten, in die man undifferenziert all das hineinpackt, was das eigene Leben ausmacht, und deren einziger Leser man selbst ist, als Bloggen bezeichnen kann. Vor zwei, drei Jahren dann die Wende: Ich wechselte zu WordPress, gab meinem Webauftritt eine inhaltliche Richtung und nahm erstmals Kontakt zu anderen Schreiberlingen auf.

Private Anekdoten gibt es seither keine mehr. SchöneSeiten ist mittlerweile ein reiner Literaturblog, auf dem fast ausschließlich Buchbesprechungen zu finden sind. Warum Literatur? Sie ist meine Leidenschaft, sie begleitet mich sowohl in meinem privaten als auch in meinem beruflichen Leben, sie eröffnet mir Welten, sie zeigt mir, was für ein wunderbares und aufregendes Werkzeug die Sprache ist.

Deine Themenschwerpunkte …

Ich befasse mich hauptsächlich mit deutschsprachiger und internationaler Gegenwartsliteratur fernab der Genres. Dabei gilt mein besonderes Interesse (aufgrund meiner Studienschwerpunkte) einerseits der aktuellen italienischen Literatur, andererseits literarischen Verarbeitungen der Holocaust-Erfahrung. David Grossmans „Stichwort: Liebe“, Jonathan Safran Foers „Everything Is Illuminated“ und Nicole Krauss’ „The History of Love“ gehören zu den beeindruckendsten Romanen, die ich jemals gelesen habe.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

So einiges, da ich wie gesagt selbst in der Branche tätig bin: u.a. die Frage, die Atalante in der Gesprächsreihe bereits aufgeworfen hat, und zwar diejenige nach der Unabhängigkeit der Literaturkritiker und generell aller Kulturschaffenden. Bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Buchpreises ist mir jüngst wieder bewusst geworden, wie sehr hinter den Kulissen auch politische und wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Dass es eben nicht einfach nur um gute Texte und gute Autoren geht, ist eine ernüchternde Erkenntnis, wenn man sich ursprünglich mit einem gewissen Idealismus dem Gegenstand Literatur verschrieben hat.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Indem ich einerseits relativ häufig und ausführlich auf anderen Blogs kommentiere (so viel, dass ich mittlerweile das Gefühl habe, dort präsenter zu sein als auf meinem eigenen Blog) und indem ich andererseits eine Facebook-Seite betreibe, auf der ich allerlei Webfundstücke präsentiere, die über die Inhalte meines Blogs hinausgehen (Rezensionen, Interviews, Debatten, auch Beiträge zu anderen Künsten wie Fotografie und Musik).

schöne Seiten … © Caterina

Außerdem kommentiere ich auf anderen Facebook-Seiten (etwa von Verlagen oder Kulturinstitutionen) nie unter meinem eigenen Namen, sondern ausschließlich als SchöneSeiten, sodass die Leute darauf aufmerksam werden. Übrigens glaube ich, dass meiner Facebook-Seite viel mehr Leute folgen als meinem Blog, wohl weil die knappen „Kulturnews“ bekömmlicher sind als meine weitschweifigen Rezensionen. – Von Werbung für den Blog kann also eigentlich gar keine Rede sein ;).

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Ich möchte anderen Bloggern ungern sagen, was sie tun und lassen sollten, da ich meinen Blog selbst nicht gerade vorbildlich führe. Mir fehlt leider die Zeit (und hin und wieder auch die Geduld), meine Seite regelmäßig mit Material zu speisen, was zur Folge hat, dass sie – für Internetverhältnisse – ziemlich selten aktualisiert wird und es lange Durststrecken gibt. Andererseits bin ich der Ansicht, dass man die Leser auch nicht überfordern sollte: Ich denke, ein bis drei Beiträge pro Woche sind ein guter Schnitt (den ich selbst nicht einhalte).

Ansonsten gelten die üblichen Regeln: fair und sachlich sein (sowohl in den eigenen Beiträgen als auch in den Kommentaren), gut argumentieren, nicht beleidigen, sich um ein zivilisiertes Miteinander bemühen.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Das Bloggen ist wie gesagt ungemein zeitintensiv, zumindest wenn man den Kontakt zu anderen Bloggern sucht und um einen regen Austausch bemüht ist. Mir fällt es schwer, oft und regelmäßig Beiträge zu veröffentlichen. Um dennoch nicht in Vergessenheit zu geraten, füttere ich eifrig meine Facebook-Seite (was kaum Aufwand bedeutet) und melde mich häufig auf den anderen Blogs zu Wort.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

An ein spezielles Erlebnis kann ich mich nicht erinnern, generell empfinde ich aber diesen Dialog, in den man mit den anderen Bloggern tritt, als überaus bereichend. Es ist immer schön zu wissen, dass man nicht nur für sich selbst schreibt, sondern dass es da Leser gibt, die sich für deine Texte interessieren und die aus ihnen irgendeine Erkenntnis gewinnen – und sei es die Erkenntnis, dass man völlig verschiedener Meinung ist.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das ist bisher noch nicht vorgekommen. Ich selbst habe noch nie ein Rezensionsexemplar angefordert, und mein Blog ist offenbar noch nicht so bekannt, dass die Verlage von selbst auf mich zukommen. Generell lehne ich diese Prozedur nicht ab, allerdings würde ich mich umfassend über das jeweilige Buch informieren und mich vergewissern, dass es in etwa meinem Geschmack entspricht. Außerdem lasse ich mich ungern unter Druck setzen, da ich ohnehin schon so wenig Zeit für meinen Blog zur Verfügung habe, d.h. ich würde mir eine ausreichend lange „Bearbeitungsfrist“ zusichern lassen.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Ich arbeite ja, wie bereits gesagt, in der Buchbranche, beobachte das Phänomen Self-Publishing also aus beruflichem Interesse und sehe das Potential, das darin steckt. Daher müsste ich eigentlich sagen: Ich halte es mit selbstverlegten Büchern genauso wie mit den „traditionell“ bzw. „professionell“ verlegten, d.h. ich informiere mich umfassend über den Titel und entscheide dann, ob er in das Profil von SchöneSeiten passt. Doch die Wahrheit ist, dass ich auf ein solches Rezensionsangebot sehr skeptisch reagieren würde, um nicht zu sagen: Ich würde es vermutlich aus Prinzip ablehnen.

Warum das?

Wirklich begründen kann ich es nicht; es liegt wohl daran, dass es in meinem Kopf (noch!) eine Art Schranke gibt: Ich verbinde Self-Publishing nicht mit Qualität und glaube nach wie vor an die Rolle der Verlage, sprich der Lektoren, der Hersteller, der Graphiker usw., denn wenn dem nicht so wäre, dann müsste ich dringend meinen Berufswunsch überdenken. Gleichzeitig bin ich mir aber sehr wohl darüber bewusst, dass auch die traditionellen Buchverlage schon längst keine Garantie mehr für Qualität sind. Ein Dilemma…

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich benutze beruflich einen e-Reader, um Manuskripte zu lesen und zu prüfen – das reduziert den Papierverbrauch ungemein, was ja auch keine schlechte Sache ist. Allerdings habe ich noch nie ein eBook gekauft, für meine privaten Lektüren bevorzuge ich dann doch das gedruckte Buch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Viele der Blogs und Blogger, die ich sehr schätze und die eine große Inspirationsquelle für mich darstellen, wurden bereits genannt und mitunter auch schon in dieser Interviewreihe vorgestellt, weshalb ich ihre Namen an dieser Stelle nicht wiederholen werde. Hinzufügen möchte ich Bibliophilin, wortlandschaften (der zwar leider selbst nicht mehr bloggt, aber nach wie vor sehr eifrig liest und kommentiert), das glasperlenspiel13 sowie 1001 Bücher. Als nächste Gesprächspartnerin wünsche ich mir Syn-aesthetisch, die mich überhaupt erst in die Gemeinschaft der Literaturblogger eingeführt hat und der ich hiermit ganz herzlich danke.

Danke sehr, Caterina. Die Urheberin von Syn-aesthisch wurde in der Gesprächsreihe ja bereits verschiedentlich mit Lob bedacht. Nun hoffe ich doch sehr, dass sie sich den Fragen stellen wird.

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Zuletzt stellte sich Buechermaniac mit der lesewelle vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Betreiberin von glasperlenspiel13. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier

Steglitz stellt Kerstin Pistorius mit „Atalantes Historien“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass sich heute Kerstin Pistorius mit Atalantes Historien vorstellt, schlug Flatter Satz in seinem Beitrag hier auf SteglitzMind vor, der das Blog aus.gelesen pflegt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Historikerin, die auch Archäologie studiert hat, so erklärt sich auch der Name meines Blogs. Da ich gerne über Gelesenes diskutiere, pflege ich seit langem den Austausch auf Literaturseiten im Internet.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Zunächst war ich im Diskussionsforum von Buchticket sehr aktiv. Diese Tauschbörse wurde leider zunehmend kommerzieller und mutierte schließlich zu Tauschticket. Auch die Diskussionen litten darunter und wurden für mich uninteressant. Da zudem mehrere Threads gelöscht wurden, unter anderem ein gemeinsames Leseprojekt zu Anna Karenina, wollte ich mir einen eigenen Literaturort schaffen. Seit April 2010 blogge ich auf Atalantes Historien. Ich verwende WordPress auf einer eigenen Domain. – Ein nettes Forum habe ich ebenfalls wieder gefunden, auf der Seite Die Leselust von Daniela Brezing.

Deine Themenschwerpunkte?

Ich lese vorwiegend deutsche Gegenwartsliteratur meist nicht mehr ganz so junger Autoren. Damit die Distanz zwischen gelesener und gelebter Erfahrung nicht so auseinanderklafft. Daneben berichte ich über die Lektüren eines Literaturkreises. Die entsprechenden Beiträge sind meine subjektiven Eindrücke, sie geben also nur bedingt die stattgefundenen Gespräche wieder. Der dritte Schwerpunkt liegt bei Proust. Aus einem Leseprojekt ist der Wunsch entstanden, alle Bände der Recherche zu lesen. Die einstigen Mitleser sind zwar perdu, aber ich lese weiter. – Außerdem schreibe ich regelmäßig zu Literaturereignissen wie dem Bachmann-Wettbewerb, Literatursendungen oder Preisen.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Kerstin Pistorius © Kerstin Pistorius

Kerstin Pistorius © Kerstin Pistorius

Die Marketing-Strategien der Buchbranche. Natürlich ist es mir bewusst, dass ich selbst daran teilnehme, wenn ich ein Rezensionsexemplar annehme, bei einer Aktion mitwirke oder eine Besprechung bei Amazon einstelle. Trotzdem wundere ich mich, wenn auf vielen bunten Seiten nicht viel mehr als Klappentexte abgetippt werden. Ob dies tatsächlich zum Erfolg führt?

Ebenso überrascht bin ich über Autoren, die in den sozialen Netzwerken nach potentiellen Jubelbloggern fischen. Verständlich mag es ja sein, aber auf mich wirkt es merkwürdig. Und wenn ich Literaturkritiken in den Feuilletons lese, frage ich mich manchmal, ob sie noch frei und unabhängig entstanden sind. – Vielleicht bin ich ein wenig misstrauisch geworden mit den Jahren?

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich twittere, schreibe im Forum von Die Leselust, vereinzelt poste ich Rezensionen bei Amazon, wenn mir ein Buch besonders gut gefällt und es dort noch keine oder nur negative Bewertungen gibt. Außerdem diskutiere ich gerne mit anderen Bloggern.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Zuviel Harmonie! Mir gefällt es, wenn ein Blogger seine eigene Meinung vertritt und auch kritische Gedanken zur Lektüre formuliert. Ich lese gerne mal einen schönen Verriss, wie er sich beispielsweise auf der Seite von Stephan Maus findet.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Bloggen mit WordPress bietet eine relativ einfache Technik, um ein Lesetagebuch zu führen und mit anderen in Kontakt zu treten. So wie Mara Giese und einige andere es hier bereits geschildert haben, stelle auch ich mir manchmal die Sinnfrage. Ich hoffe immer noch auf mehr Diskussionen. Kurioserweise gibt es Leser, die mir E-Mails zu den Beiträgen schreiben, aber nicht kommentieren wollen. Auch besteht mein Literaturkreis, über den ich auf der Seite berichte, eher aus Lesern denn aus Schreibern. – Umso mehr freue ich mich über die Kommentare, die trotzdem bei mir landen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Als ich mich in der Blogroll von Mara entdeckte und die Lesewelle mich mit einer ganzen Welle von Kommentaren überrollte, habe ich mich sehr gefreut. Ebenso als ich aufgrund einer Rezension vom Berlin Verlag das Angebot zur Auswahl von Leseexemplaren erhielt.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das ist bisher, abgesehen von dem oben geschilderten Fall, erst wenige Male geschehen. Wenn mich eine spezielle Neuerscheinung interessiert, schreibe ich die Verlage an, in den meisten Fällen erhalte ich ein Exemplar. Allerdings fühle ich mich dann weder zu Lobhudelei aufgerufen, noch empfinde ich, wie Flatter Satz es in dem Gespräch mit dir formulierte, besondere Beißlust.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Zweimal habe ich bisher ein Buch in dieser Form gelesen. Es ist sicher eine nützliche Sache für unterwegs, aber für mich entbehrlich. Ich lese lieber altmodisch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächsreihe möglichst auch zu Wort kommen?

Einige Blogs, die ich gerne besuche, haben sich hier in deiner Interviewreihe ja bereits vorgestellt: So Bonaventura,  Buzzaldrins Bücher und aus.gelesen. Ebenso gerne lese ich die kreativen Beiträge der Lesewelle, die Rezensionen und literarischen Informationen auf der Lesemond, die ungeschönten, herrlich klaren Meinungen bei Buchrezension sowie die amüsanten Beiträge auf walk-the-line s. – Und: Als nächste Interviewpartnerin möchte ich Catarina mit ihrem Blog SchöneSeiten vorschlagen.

Herzlichen Dank, Kerstin. Und zudem: Viel Erfolg und Vergnügen beim Projekt des Berlin Verlages „Gordimer Lesen“ Blogger lesen gemeinsam Nadine Gordimers „Keine Zeit wie diese“, das du gemeinsam mit sechs bibliophilen Bloggern ab heute angehst. Einige von ihnen haben wir hier ja bereits etwas näher kennen gelernt.

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Zuletzt stellte Dieter Wunderlich vor, der seine Webseite Dieter Wunderlich: Buchtipps und Filmtipps seit zehn Jahren pflegt. Seine Wunsch-Interviewpartnerin ist Manuela Hofstätter mit mit ihrem Blog lesefieber.ch. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier.

Im Überblick: Bibliophile Blogger stellen sich vor

Am 5. September eröffnete Petra Gust-Kazakos die lose Gesprächsreihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, in der sich buchaffine Blogger im Kurz-Interview präsentieren, ihre bevorzugten Bücher- bzw. Autorenblogs empfehlen und Vorschläge machen, wer in der Reihe auch zu Wort kommen sollte. Mit Petras Beitrag kam ein Stein ins Rollen: Seither haben wir 23 Blogs, deren Betreiber und Intentionen näher kennengelernt. Und da es absehbar so fortgeht, dass sich bibliophile Blogger hier vorstellen, sehe ich mich in der Pflicht, ein fortlaufend zu ergänzendes Register zu erstellen, dem ich einige Bemerkungen voranstellen möchte:

Dass das Projekt so viel Beistand und auch Beifall bekommt, zeugt davon, dass das Bedürfnis nach Orientierung, Vernetzung und Austausch im Netz unter buchaffinen Gleichgesinnten groß ist. Und genau dieses Anliegen war es auch, das mich persönlich veranlasste, eine lose Blogger-Interviewreihe auf SteglitzMind anzustoßen. Allerdings habe ich ir nicht träumen lassen, dass das Vorhaben im Anfangsstadium so rasant Fahrt aufnehmen würde. So viele Porträts binnen kurzer Zeit – das spricht für sich. Zu danken ist das euch! Und zwar nicht nur denen, die hier bereitwillig Rede und Antwort stehen, um uns an ihren Bloggererfahrungen teilhaben zu lassen. Auch jenen gebührt Dank, die Kommentare beisteuern und einzelnen Beiträgen oder gar dem gesamten Vorhaben Anerkennung zollen.

Außer dem Engagement der jeweiligen Gesprächspartner und dem Echo, das das Projekt findet, erfreut mich besonders, dass mir bislang kein vorgeschlagener Kandidat absagte, wenn ich darum bat, den Ball aufzugreifen, um sich ebenfalls im Interview zu präsentieren und persönliche Blog-Empfehlungen auszusprechen. Im Gegenteil! Vielfach entwickelte sich ein Austausch, der über die Interviewfragen weit hinausging. Auch dafür möchte ich danken.

Was mich erstaunt, ist der Sachverhalt, dass sich in der Gesprächsreihe bislang mehrheitlich Männer präsentiert haben, die keine Jünglinge sind. Dieser Tatbestand widerspricht der allgemeinen Rede, dass die buchaffine Klientel, die sich im Netz tummelt, überwiegend weiblich und jüngeren Alters ist. Man mag darüber spekulieren, warum das bei SteglitzMind (noch?) anders ist. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sich das Geschlechterverhältnis absehbar verändert …

Dass die Bloggerinnen in der vergangenen Zeit aufgeholt haben und manche andere Überlegung zur Gesprächsreihe mit Buchbloggern führe ich an anderer Stelle aus

Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Christian Köllerer mit „Dr. Christian Köllerers Notizen“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Christian Köllerer vor, der Dr. Christian Köllerers Notizen meist von Wien aus betreibt. Er greift den Vorschlag von Petra Gust-Kazakos auf, die hinter Philea’s Blog steht. Sie hatte sich in unserem Gespräch gewünscht, dass Christian hier ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Promovierter Literaturwissenschaftler & ”Philosoph”, Kulturpublizist, Skeptiker aus Wien / Reisender / Mobilfunk & Telekommunikation als Broterwerb.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Begonnen habe ich im April 2001 mit einer „normalen“ Webseite. Auf das Blogformat WordPress stieg ich erst im Januar 2009 um. Bis dahin war mein Selbstverständnis in erster Linie, ein Literaturprojekt im Internet zu betreiben. Viele Aspekte der Blogszene sind mir nach wie vor suspekt.

Deine Themenschwerpunkte …

Klassiker der Weltliteratur, Rezensionen aus dem Wiener Kulturleben, Reiseberichte.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Wie die meisten finde ich die Entwicklung in Richtung E-Books interessant. Obwohl ich eine ansehnliche Bibliothek mit 5500 Büchern zuhause habe, lese ich vor allem unterwegs zunehmend auf meinen Kindle.

Was mich ferner verblüfft, ist, wie billig Bücher inzwischen geworden sind. In unserer Gesellschaft ist ja Wert immer mit dem Preis verknüpft. Wenn die besten Bücher der Geistesgeschichte für ein paar Cent zu haben sind, ist das einerseits bildungspolitisch erfreulich, andererseits ein deutliches Signal, welchen geringen Wert die Gesellschaft diesen Werken heutzutage beimisst.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Die Notizen gibt es seit mehr als 10 Jahren, weshalb ich viele regelmäßige Leser habe. Ansonsten schreibe ich auch für Zeitschriften, was ebenfalls den Bekanntheitsgrad fördert. Twitter, und in geringerem Maße Facebook sind ebenfalls wichtig.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Über Themen schreiben, von denen er nichts versteht.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich finde die technischen Hürden am lästigsten. Man muss entweder WordPress-Experte sein und braucht regelmäßig Unterstützung.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

…ist Anerkennung durch renommierte Medien, etwa wenn man von der NZZ lobend erwähnt wird, oder der ORF zum Interview bittet.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich ignoriere viele dieser Anfragen. Wenn mich Bücher interessieren, lasse ich mir Rezensionsexemplare schicken. Die meisten bespreche ich dann auch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du. Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Auch wenn ich mit ihm nicht immer übereinstimme: Einer der besten Literaturkenner im Netz ist zweifellos Marius Fränzel, der hinter Bonaventura steht.

Danke, Christian. Womöglich sollten wir noch kurz erläutern, warum dein Beitrag ohne Konterfei oder Illustration daherkommt …

Eine Illustration kann es schon deshalb nicht geben, weil mein Blog aus konzeptuellen Gründen völlig bildfrei ist.

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In der losen Interview-Reihe präsentierte sich zuletzt Mara Giese mit Buzzaldrins Bücher. Ihre Blog-Preziosen sind die Klappentexterin, Syn-ästhetisch, SchöneSeiten von Caterina, Ruth liest, Lesewelle von Buechermaniac und aus.gelesen von Flatter Satz, von dem sie sich wünscht, dass er hier in einem Interview zu Wort kommt.

Steglitz stellt Mara Giese mit „Buzzaldrins Bücher“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Mara Giese vor, deren Blog Buzzaldrins Bücher morgen einjähriges Jubiläum feiert. – Sie regt an, dass Flatter Satz, der das Blog aus.gelesen betreibt, hier à la longue zu Wort kommen sollte.

Dein Steckbrief in wenigen Stichworten …

Literaturbegeistert war ich schon immer, so dass ich schließlich schon beinahe zwangsläufig Literatur- und Kulturwissenschaft studiert habe. Meinen Master habe ich vor zwei Jahren mit einer Arbeit über den Schriftsteller Uwe Tellkamp abgeschlossen. Lesen und Literatur prägen mein Leben, durch meinen Blog habe ich entdeckt, dass es mir dazu auch noch sehr viel Spaß macht, über Gelesenen zu schreiben.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit fast einem Jahr – am 9. September feiere ich mein Blogjubiläum. Schon vor meinem Blog war ich über mehrere Jahre in einem großen Buchforum aktiv, habe dann jedoch gemerkt, dass ich mehr Raum und Platz brauche, um über die Bücher zu schreiben, die ich lese. All dieses habe ich auf meinem Blog gefunden, der buzzaldrins.wordpress.com heißt. Ich habe mich schon immer Buzz Aldrin genannt, da ich vor ganz vielen Jahren mit großer Begeisterung das Buch „Buzz Aldrin, wo warst du in all dem Durcheinander“ von Johan Harstad gelesen habe. Seitdem verfolgt mich dieser Name.

Bei WordPress habe ich von Beginn an gebloggt. Warum kann ich leider gar nicht genau sagen. Es war der erste Anbieter, über den ich gestolpert bin, es ist kostenlos und leicht zu bedienen. Die Möglichkeiten, die man mit WordPress hat, haben mir sofort gefallen, so dass ich mich gar nicht mehr über Alternativen informiert habe.

Der Austausch ist dir beim Bloggen wichtig …

Buzz Aldrin mit Hund und Buch © Mara Giese

Total! Natürlich schreibe ich auch für mich selbst und um das Gelesene reflektieren zu können. Doch freue ich mich immer sehr über Rückmeldungen, Nachfragen oder auch Lob auf meinem Blog. In den ersten Monaten meines Blogdaseins hatte ich drei Besucher und keine Kommentare. Mittlerweile habe ich nicht mehr das Gefühl, in einen luftleeren Raum hineinzuschreiben und freue mich immer wieder sehr über Kommentare der „üblichen Verdächtigen“.

Deine Themenschwerpunkte …

Mein Themenschwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Literatur mit Anspruch. Im Moment liegt mein Schwerpunkt besonders auch auf deutschsprachiger Literatur.

Was treibt dich in der Literatur-, Kulturszene derzeit besonders um?

Seit einiger Zeit habe ich auf meinem Blog die neue Kategorie „5 Fragen an …“, in der ich junge, deutschsprachige, zeitgenössische Autor/innen interviewe. Diese aufkommende junge Generation fasziniert mich sehr und ich freue mich, wenn ich einigen jungen neuen Stimmen Deutschlands mit meinem Blog eine Plattform bieten kann.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Ich bewerbe sie auf Twitter und seit einiger Zeit auch auf Facebook, nachdem ich dem Gruppenzwang gefolgt bin und mich auch dort angemeldet habe.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Diese Frage ist für mich nicht pauschal zu beantworten. Ich habe es nach relativ kurzer Zeit geschafft durch einige unvorsichtige Äußerungen eine Welle der Entrüstung loszutreten und habe mir das damals sehr zu Herzen genommen. Seitdem versuche ich noch bewusster darauf zu achten, was ich schreibe und wie ich etwas ausdrücke. Vermeiden möchte ich jedoch, dass diese Rücksichtnahme so weit geht, dass ich mich irgendwann selbst zensiere.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Für mich war meine Anfangszeit auf jeden Fall eine große Hürde: keine Besucher, kein Interesse, kein Austausch. Da habe ich zwischenzeitlich schon überlegt, warum ich das eigentlich mache. Diese Unsicherheit bin ich auch jetzt immer noch nicht ganz losgeworden. Das Wichtigste für mich ist einfach, dass ich Spaß habe an dem, was ich tue.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Die ersten Kommentare und positiven Rückmeldungen – darüber habe ich mich sehr gefreut.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

In diese Verlegenheit bin ich noch nicht häufig gekommen. Bücher, die mich nicht ansprechen oder interessieren, lehne ich höflichst ab. Vor einiger Zeit habe ich ein Rezensionsexemplar gelesen, was mir gar nicht gefallen hat. Da ist es mir dann in meiner Rezension doch schwer gefallen, Kritik zu formulieren.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich habe zwar einen E-Book-Reader geschenkt bekommen, bin mit diesem bisher aber noch nicht wirklich warm geworden. Ich muss Bücher anfassen, riechen und in meinem Regal stehen sehen, um sie wirklich genießen zu können. Diese Stofflichkeit ist etwas sehr wichtiges für mich.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich lese gerne und viel Buch- und Literaturblogs, so dass es mir schwer fällt, mich auf lediglich fünf zu beschränken. Die Klappentexterin wurde bereits empfohlen, sonst hätte ich dies auf jeden Fall getan. Daneben fallen mir noch die Blogs Syn-ästhetisch, SchöneSeiten von Caterina, Ruth liest, Lesewelle von Buechermaniac und die großartigen und ausführlichen Besprechungen bei aus.gelesen von Flatter Satz ein. Ich würde mir wünschen, dass Flatter Satz hier in einem Interview zu Wort kommt.

Danke sehr, Mara. Und da morgen dein einjähriges Blog-Jubiläum ansteht: Weiterhin viel Freude und Erfolg als bloggende Buzz Aldrin!

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Zu Wort gekommen in der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“ sind bislang:

Petra Gust-Kazakos, die „Philea’s Blog“ seit September 2010 unterhält. Empfehlungen sprach sie u.a. für die Klappentexterin, Jüdische Lebenswelten, DruckSchrift, Strange Flowers, die Blogs von Petra van Cronenburg und den der Seitenspinnerinnen aus.

Sandra Matteotti mit ihren Blogs  Denkzeiten und Bücherwelten. Komplimente gingen von ihr an die Blogs Philosophisch leben, Zeitspiegel, Dr. Christian Köllerers Notizen und Buchkolumne.