Steglitz stellt Gregor Keuschnig mit „Begleitschreiben“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts erläutert habe.

Heute stellt sich Lothar Struck alias Gregor Keuschnig vor, der Begleitschreiben seit 2006 betreibt. Der Vorschlag, dass er in der losen Interviewreihe Rede und Antwort stehen möge, kam von Benjamin Stein, der das literaische Weblog Turmsegler seit 2006 pflegt. Stein, der mit den Romanen „Das Alphabet des Juda Liva“ (1995), „Die Leinwand“ (2010) und „Replay“ (2012) reüssierte, hält das Begleitschreiben für „eine sehr wichtige, vom Mainstream-Feuilleton unabhängige Plattform für fundierte Literaturkritik“, mit der sich der Betreiber „nicht nur Freunde gemacht haben“ dürfte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren 1959 in Mönchengladbach, in Düsseldorf lebend; im Brotberuf im Büro sitzend.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich schreibe im Internet seit 2005, anfangs in einem inzwischen nicht mehr existierenden Forum. Seit 2006 gibt es den Blog Begleitschreiben und ich schreibe seit einigen Jahren bei Glanz & Elend.

Deine Themenschwerpunkte …

Zeitgenössische Literatur, Politisches und auch Medienkritik.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Durch mein Schreiben bei „Glanz & Elend“ bin ich ein bisschen mit den literarischen Aktualitäten befasst. Ansonsten steht der Literaturbetrieb den Onlinemedien bis auf Ausnahmen immer noch sehr skeptisch gegenüber. Man zitiert eher die griffige Formulierung im Feuilleton der „Kieler Nachrichten“ als aus einem Onlinetext.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Twitter und/oder Facebook. Manchmal wird ein Beitrag im Perlentaucher-Medienticker, seltener im Bildblog bei „6 vor 9“ verlinkt.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

1. Sensationalismus. – Hierunter leidet dann das gesamte Ansehen auch seriöser Blogger. 2. Sich selbst zum Nabel der Welt erklären. – Zwei der größten Fehler der Online-Aktivisten. Man vergisst leicht: Selbst 4000 oder 6000 Klicks auf einen Beitrag bedeuten nur die Zuschauerzahl eines Fußball-Drittligaspiels. Andererseits: Wie hätte man früher eine solche Reichweite erzielt?

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Zunächst einmal gibt es technische Hürden. Ich war viel zu lange aus Bequemlichkeit beim Anbieter twoday. Im Frühjahr 2011 hat Ralph Stenzel das alles auf eine eigene Seite gebracht und alle Beiträge nebst Kommentare herübergebeamt. Eine große Arbeit. Er wartet meinen Blog auch.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

so kennt man ihn bei Twitter © Lothar Struck

Verschiedene. Nicht unbedingt schön, aber interessant: Auf einen Beitrag über eine falsche Statistikeinblendung in der tagesschau meldete sich einige Wochen später der zuständige Redakteur. In einem Telefonat meinte er dann, warum ich nicht die Redaktion angeschrieben habe. Er empfand meinen Beitrag irgendwie als „shitstorm“, auch wenn er das nicht direkt ansprach.

Schönes: Einige Diskussionen auf dem Blog, die mich weitergebracht haben. Inzwischen werde ich auch insbesondere von der österreichischen Germanistik wahrgenommen. Malte Herwig hatte meinen Blog in seiner Handke-Biographie erwähnt. Und wenn jemand wie Benjamin Stein bei SteglitzMind aussagt, „Begleitschreiben“ sei eine „sehr wichtige“ Plattform, dann ist das schon toll.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich bekomme selten unaufgefordert Leseexemplare zugeschickt. Daher kann ich sie auch zumindest beginnen zu lesen. Häufig erhalte ich Bücher über „Glanz & Elend“ – Herr Debes beweist da zuweilen ein sehr gutes Händchen. Manchmal fordere ich sie auch direkt an. Dabei gibt es Verlage, die lieber die üblichen Feuilletonredaktionen mit unaufgeforderten Exemplaren zupflastern, die dann dort verrotten, statt einen seriösen Leseexemplar-Wunsch zu bearbeiten. Im Übrigen gilt: Wer glaubt, mich mit einem Rezensionsexemplar zu einer wohlwollenden Besprechung „überreden“ zu können, ist schief gewickelt.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich habe einen Amazon-Kindle. Da sind Klassiker drauf und Texte aus dem Netz; auch Zeitungsartikel oder eigene Texte, die ich transformiert habe. Erspart viel Papierkram. Einige Verlage schicken auch lieber Fahnen statt Bücher. Ich habe zwar keine Probleme mit dem E-Book-Lesen, bevorzuge jedoch immer noch das konventionelle Buch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Einige meiner Empfehlungen hast du hier bereits vorgestellt: Bonaventura und Turmsegler zum Beispiel. Unbedingt sollte man sich mit Alban Nikolai Herbsts Die Dschungel. Anderswelt mindestens einmal befasst haben, auch wenn das nicht ganz in die Kategorisierung „Bücherblogs“ passt. Das ist ja eher ein fiktionales Geflecht, das er dort ausbreitet. Herbsts Urteile über aktuelle Bücher und Autoren sind oft sehr luzide. Er hat neulich einen Hörspiel-Essay über Krausser gebracht, der ausgezeichnet war.

Auch nicht direkt in die Rubrik, aber unbedingt erwähnenswert ist Der Umblätterer – DAS deutschsprachige Online-Feuilleton überhaupt. Empfehlenswert ist Der Buecherblogger. Zwar stimme ich mit dessen Urteilen fast nie überein, aber die Mühe, die er sich macht, ist enorm. Seine Erfahrungen würden mich in deiner Gesprächsreihe besonders interessieren. Und der Jost Renner … Aber der hat ja seinen Rezensionsblog schon lange abgeschafft. Leider.

Herzlichen Dank und Glück auf mit deiner aktuellen Handke-Studie „Der mit seinem Jugoslawien„, die just bei Ille & Riemer erschienen ist. Schön finde ich, dass du hier auch Jost Renner erwähnst. Sehr bedauerlich ist, dass er sein ambitioniertes Rezensionsblog nicht mehr pflegt. Wohl ist Josts Lyrik, nachzulesen bei LiebesEnden, auch eine Empfehlung wert.

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Zuletzt stellte sich Manuela Hofstätter mit lesefieber.ch vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Betreiberin der Lesewelle. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand, findet sich hier.

Steglitz stellt „Jargs Blog“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Auf Wunsch von Klausbernd Vollmar, der kbvollmarblog meist von Norfolk aus betreibt, stellt sich heute der Kopf vor, der hinter Jargs Blog steht.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Musik- und filmaffiner Bibliophiliker, arbeitet im Bereich Medien- und Informationsmanagement, ist aus Buchhandlungen und Bibliotheken nur mit Androhung von Gewalt herauszubekommen, hat stets ein Buch in der Tasche, ist leidenschaftlicher Vorleser und Zwillingsvater, liebt Frischluft, Wandern, Radfahren und lässt sich vom Improvisationstheaterspielen herausfordern.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit Ende 2009 auf WordPress, dessen Funktionalität sich mir schnell erschlossen hat. Ursprungsblog war der „Lesekreis Seitenweise“, der Blog eines Hamburger Literaturzirkels: Ein Freund regte an, die im Lesekreis gelesenen Bücher und unsere Kommentare dazu als Lese- und Diskussionsanregung in Weblogform ins Netz zu stellen. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass die anderen Lesekreismitglieder zwar gerne lesen und noch lieber leidenschaftlich diskutieren, nicht aber zum Bloggen zu bewegen sind, wodurch der Blog seine ursprünglich geplante Lebendigkeit leider nie erreichte.

Deshalb und weil ich aufgrund meiner Profession auch privat oft nach Lese- und Medientipps gefragt werde, beschloss ich Anfang 2010, Jargs Blog ins Leben zu rufen: Ziel war und ist es, radikal und subjektiv Bücher – aber auch Filme und Musik –vorzustellen, die mir gefallen und die ich vorbehaltlos empfehlen kann. Dabei gilt mein Augenmerk vor allem dem Besonderen – das kann ein außergewöhnlich illustriertes Kinderbuch, ein sprachlich ansprechender Roman oder ein Sachbuch sein, dessen Thema mich bewegt, berührt und beschäftigt hat.

Deine Themenschwerpunkte …

Der Kopf hinter Jargs Blog © Jarg

Ein Schwerpunkt liegt ganz sicher beim Kinder- und Bilderbuch. Ich bin durch meinen Beruf und die Tätigkeit meiner Frau in der Lage, unkompliziert an viele neue und zum Teil außergewöhnliche Kinderbücher heranzukommen. Da ich unseren Zwillingen gerne vorlese, motivieren mich unsere gemeinsamen Leseerlebnisse immer wieder dazu, besonders schöne, ansprechende und gut gemachte Kinderbücher auf Jargs Blog vorzustellen, zumal gerade unter Bilderbüchern immer wieder erstaunlich kunstvolle Sprach- und Bildschöpfungen zu finden sind.

Ein zweiter Schwerpunkt ist in moderner und klassischer Literatur zu finden. Entscheidend hier ist für mich die gut erzählte, sprachlich ansprechende Geschichte. Ich bin immer wieder erstaunt, dass sich im Meer der jährlich veröffentlichten Bücher immer wieder welche finden, die sich auf ansprechende Art zentralen menschlichen Themen widmen – mag es auf ernste, melancholische oder auf humorvoll-satirische Art sein.

Der dritte Schwerpunkt liegt beim Sachbuch mit dem Fokus auf kultur- und ideengeschichtlichen Themen, Philosophie, außergewöhnlicher Reiseliteratur und bemerkenswerten, außergewöhnlichen Biografien. Daneben beschäftige ich mich auf Jargs Blog auch mit Musik und Filmen, meistens jenseits des Mainstreams.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ich bin zwar offen gegenüber technischen Entwicklungen, sehe aber mit Sorge etwa Amazons Versuche, sich Autoren und Buchrechte zu sichern, um auf Dauer sowohl im eBook-Bereich als auch beim klassischen Buchdruck den Markt dominieren zu können. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Vielfalt etwa des deutschen Buchmarktes auch von der Vielfalt der Verlage und der vorherrschenden Mischkalkulation bestimmt ist, bei der wenige Bestseller es einem Verlag wirtschaftlich möglich machen, auch Bücher zu publizieren, die sich nicht so gut verkaufen, dennoch aber die offene und pluralistische Gesellschaft bereichern.

Wenn man sieht, wie viele kleine und gut sortierte Fachgeschäfte unter anderem an Amazon kaputtgegangen sind, kann es einen um die kleine, feine Buchhandlung nebenan schon bange werden. – Aber vielleicht bin ich auch altmodisch, „zu analog“ und zu sehr auf ein „richtiges“ Buch mit „richtigen“ Seiten fixiert, sorgfältig lektoriert, gesetzt, gedruckt.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Am Anfang habe ich im Überschwang ziemlich viel publiziert, was aber relativ wenig Auswirkungen auf die Bekanntheit des Blogs hatte und auf Dauer auch qualitativ nicht durchzuhalten war. Heute beschränke ich mich auf etwa drei Beiträge die Woche und habe trotzdem deutlich höhere Zugriffsraten als in der Anfangszeit, auch wenn die Statistik für mich langsam an Bedeutung verliert. Ich kommentiere relativ häufig Beiträge auf anderen Blogs, die mir gefallen und gewinne dadurch immer mal wieder neue Leser auf Jargs Blog.

Ein nicht unerheblicher Teil kommt auch durch Mundpropaganda hinzu, da ich aus oben erwähnten Gründen auch immer gerne meinen Blog in petto habe, wenn mir privat die Frage nach Buch- und Medientipps gestellt wird. In Facebook poste ich die Blogbeiträge zwar auch, habe aber kaum Zugriffe, die dadurch bedingt sind. Das mag allerdings auch daran liegen, dass mein Facebook-Account nicht gerade eine „Drehscheibe“ ist, ich auf Facebook nicht sehr aktiv bin und auch nicht massig „Freunde“ einsammle, an Pinnwände poste oder meine „Chronik“ zu aktualisieren bestrebt bin.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Zu viele Beiträge zu posten, zu viele Tags verwenden, seltsame oder beleidigende Kommentare abzusondern und Beiträge zu schreiben, die sich über etliche Bildschirmseiten erstrecken. Letztere müssen nach meinem Empfinden schon sehr, sehr gut sein, damit sie dann jemand auch liest.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Hürden gibt es ja eigentlich keine. Letztlich finde ich Blogs interessant, die ein eigenes Profil erkennen lassen, eher wenige, gute Beiträge versammeln. Es gibt sehr gute Blogs, die sich auf ansprechende Art – sagen wir mal – mit Roter Bete und ihren zahlreichen kulinarischen Verwendungsmöglichketen auseinandersetzen. Und es gibt sehr öde Blogs, die alles, aber auch wirklich alles aus dem Alltag eines Menschen in die Welt posten. Weniger ist also vielleicht mehr …

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

DAS schönste Erlebnis gibt es eigentlich nicht. Ich empfinde es als ausgesprochen anregend und schön, über den Blog und natürlich über andere Blogs mit an Literatur und Medien interessierten Menschen auch über Ländergrenzen hinweg in Kontakt zu kommen und mit dem Blog auch in meinem „realen“ Freundeskreis stets virtuell mit Bücher- und Medientipps präsent zu sein.

Natürlich freue ich mich sehr, wenn sich jemand durch eine Rezension zur Lektüre anregen lässt, sich mit mir per Kommentar über das Buch austauscht. Erst so, durch den Dialog, die Anregung, die Kritik, durch ein anderes, zum gleichen Thema empfohlenes Buch oder eine Entdeckung auf einem anderen Blog wird Bloggen für mich lebendig, bekommt eine unmittelbare, menschliche Komponente, die über die technische Art der Kommunikation hinausgeht.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich bin bisher nicht sehr oft in der Situation gewesen und finde es zwiespältig, da dadurch eine gewisse Erwartungshaltung beim Verlag oder dem Autor entsteht, die ich vielleicht enttäuschen muss. Petra Gust-Kazakos hat es in dem Gespräch mit dir so schön auf den Punkt gebracht, dass sie nur Bücher empfiehlt, die ihr gefallen. Das entspricht im Wesentlichen auch meiner Haltung: Die Ursprungsidee von Jargs Blog besteht ja genau darin, nur das zu empfehlen, was mir gefallen hat, während das andere zwar gelesen, aber unbesprochen unter den Tisch fällt.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Ich bin bezüglich Büchern privat noch recht analog und ganz auf sinnliche, haptische Wahrnehmung des Druckwerks eingestellt: Buchdeckel, Papier, am besten noch Fadenheftung und an luxuriösen Tagen vielleicht ein Ledereinband, Geräusche beim Blättern – sonst will ich das nicht. Beruflich setze ich mich allerdings gerade massiv mit eBooks und anderen virtuellen Medien auseinander.

In manchen Bereichen, etwa bei Sachbüchern der etwas kurzlebigeren Sorte (Stadtreiseführern, Rechtsratgebern, politischen Büchern) kann ich mir eBooks allerdings als Leser schon vorstellen. Nicht jedoch bei Kinderbüchern. Zurzeit komme ich regelmäßig mit einem Stapel Bücher nach Hause, auf den meine Kinder sich wie die Geier gierig stürzen, um danach schmökernd in den Leseecken der Wohnung zu verschwinden. Ich kann mir so eine Reaktion kaum vorstellen, wenn ich beim Heimkommen mit einem eBook-Reader winke, auf den die neusten Bilderbücher geladen wären.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

In deiner Reihe sind schon etliche Blogs genannt worden, die ich an dieser Stelle auch erwähnen würde. Einen schönen Querschnitt der japanischen Literatur bietet Japanliteratur.net, ein ausgesprochen ästhetisch gemachter Ableger des optisch und inhaltlich ebenso attraktiven BlauRaums. Nicht nur Bücher, Buchaffines und Zitate, sondern auch Fundstücke aus dem Netz, Kunst und Design bieten die sie sehr reduziert und klar gestalteten Seiten von Ansichtsexemplar.

Klar gestaltet, gut strukturiert, sorgfältig zusammengestellt und somit auch zum längeren Verweilen einladend ist auch Ada Mitsou liest …. Beeindruckt bin ich von Durchleser’s Blog, dessen Gestaltung ich sehr ansprechend finde und auf dem ich wegen der Grundhaltung des “intensiven, leidenschaftlichen Lesens“ (und trotz der postulierten Bleistiftanstreichungen in Büchern), der guten Auswahl und der Ergänzung durch Gedichte und Zitate ausgesprochen gern vorbeischaue. Eben jenen Durchleser möchte ich gerne für ein Gespräch vorschlagen.

Danke sehr, Jarg! Und nach den jüngsten Kommentaren, die das derzeit unausgewogene Geschlechterverhältnis innerhalb der Interviewreihe aufwarfen, bin ich dir auch dafür dankbar, dass du mit der frankophilen Durchleserin hier eine Bloggerin ins Gespräch bringst.

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Zuletzt stellte sich in der losen Interview-Reihe Benjamin Stein vor, der seinen Turmsegler seit 2006 pflegt. Er empfiehlt litblogs.net, einen Zusammenschluss engagierter Litblogs, und Alban Nikolai Herbsts Die Dschungel. Anderswelt. Als Gesprächspartner schlug er Lothar Struck alias Gregor Keuschnig mit dessen Blog Begleitschreiben vor.

Im Überblick: Bibliophile Blogger stellen sich vor

Am 5. September eröffnete Petra Gust-Kazakos die lose Gesprächsreihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, in der sich buchaffine Blogger im Kurz-Interview präsentieren, ihre bevorzugten Bücher- bzw. Autorenblogs empfehlen und Vorschläge machen, wer in der Reihe auch zu Wort kommen sollte. Mit Petras Beitrag kam ein Stein ins Rollen: Seither haben wir 23 Blogs, deren Betreiber und Intentionen näher kennengelernt. Und da es absehbar so fortgeht, dass sich bibliophile Blogger hier vorstellen, sehe ich mich in der Pflicht, ein fortlaufend zu ergänzendes Register zu erstellen, dem ich einige Bemerkungen voranstellen möchte:

Dass das Projekt so viel Beistand und auch Beifall bekommt, zeugt davon, dass das Bedürfnis nach Orientierung, Vernetzung und Austausch im Netz unter buchaffinen Gleichgesinnten groß ist. Und genau dieses Anliegen war es auch, das mich persönlich veranlasste, eine lose Blogger-Interviewreihe auf SteglitzMind anzustoßen. Allerdings habe ich ir nicht träumen lassen, dass das Vorhaben im Anfangsstadium so rasant Fahrt aufnehmen würde. So viele Porträts binnen kurzer Zeit – das spricht für sich. Zu danken ist das euch! Und zwar nicht nur denen, die hier bereitwillig Rede und Antwort stehen, um uns an ihren Bloggererfahrungen teilhaben zu lassen. Auch jenen gebührt Dank, die Kommentare beisteuern und einzelnen Beiträgen oder gar dem gesamten Vorhaben Anerkennung zollen.

Außer dem Engagement der jeweiligen Gesprächspartner und dem Echo, das das Projekt findet, erfreut mich besonders, dass mir bislang kein vorgeschlagener Kandidat absagte, wenn ich darum bat, den Ball aufzugreifen, um sich ebenfalls im Interview zu präsentieren und persönliche Blog-Empfehlungen auszusprechen. Im Gegenteil! Vielfach entwickelte sich ein Austausch, der über die Interviewfragen weit hinausging. Auch dafür möchte ich danken.

Was mich erstaunt, ist der Sachverhalt, dass sich in der Gesprächsreihe bislang mehrheitlich Männer präsentiert haben, die keine Jünglinge sind. Dieser Tatbestand widerspricht der allgemeinen Rede, dass die buchaffine Klientel, die sich im Netz tummelt, überwiegend weiblich und jüngeren Alters ist. Man mag darüber spekulieren, warum das bei SteglitzMind (noch?) anders ist. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sich das Geschlechterverhältnis absehbar verändert …

Dass die Bloggerinnen in der vergangenen Zeit aufgeholt haben und manche andere Überlegung zur Gesprächsreihe mit Buchbloggern führe ich an anderer Stelle aus

Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Steglitz stellt Benjamin Stein mit „Turmsegler“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute präsentiert sich der Autor Benjamin Stein, der das Weblog Turmsegler seit 2006 pflegt. Vorgeschlagen hatte ihn Marius Fränzel, der sein Blog Bonaventura 2005 ins Leben rief.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Geboren 1970 in der DDR. Ich bin selbständiger IT-Unternehmensberater und Autor. Begonnen habe ich als Teenager mit Lyrik und Kurzprosa. Der erste veröffentlichte Roman, „Das Alphabet des Juda Liva“, erschien 1995. Nach einer langen Schreibpause folgten 2008 „Ein anderes Blau. Prosa für 7 Stimmen“ (übrigens im Turmsegler in einer Blog-Version in parallelen RSS-Feeds vorveröffentlicht), 2010 der Roman „Die Leinwand“ und 2012 der Roman „Replay“, beide erschienen bei C.H.Beck. „Die Leinwand“ wurde unterdessen in mehrere Sprachen übersetzt. Die US-Ausgabe ist in diesen Tagen unter dem Titel „The Canvas“ erschienen. Für 2013 ist eine überarbeitete Neuausgabe des „Alphabet des Juda Liva“ als eBook bei C.H.Beck geplant.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Den Turmsegler gibt es seit November 2006. Unterdessen sind 1.350 Artikel dort veröffentlicht. Das Blog lief von Anfang an auf meinem eigenen Server unter WordPress, da es mir wichtig war, dass die Inhalte erhalten bleiben. Ich wollte mich nicht von einer Blog-Plattform abhängig machen, die irgendwann möglicherweise den Betrieb einstellt. Begonnen habe ich mit dem Bloggen nach einer über zehnjährigen Schreibpause, um mit täglichen Artikeln (das war die Maßgabe) wieder in eine Schreibroutine zu kommen. Die braucht es, um neben einem Hauptberuf auch wieder Bücher schreiben zu können. Das hat funktioniert.

Deine Themenschwerpunkte …

Benjamin Stein © Chris Janik / Bildquelle: Wikipedia

Es ging zunächst konsequent um die Kunst anderer, vornehmlich Literatur, aber auch Musik, Malerei und Fotografie. Der Turmsegler war eine öffentliche Erinnerungshilfe: Was hat meine künstlerische Sozialisation bestimmt, welche Autoren und andere Künstler waren bestimmend? Als ich dann 2008 mit der Arbeit an dem Roman „Die Leinwand“ begann, wurde der Turmsegler auch Werkstatt-Weblog. Ich habe von den Recherchereisen berichtet, Textauszüge veröffentlicht und die Leser am Prozess der Buchentstehung teilhaben lassen: Lektorat, Gestaltung, Korrekturen, Buchpremiere, Lesungen, Preisverleihungen. Den täglichen Rhythmus habe ich viele Jahre durchgehalten. Erst 2010, nachdem „Die Leinwand“ erschienen war, musste ich kürzer treten. Neben dem Hauptberuf, den Veranstaltungen und der Arbeit am nächsten Roman „Replay“ war immer weniger Zeit. Heute schreibe ich nur noch im Turmsegler, wenn mich ein Thema wirklich umtreibt oder es etwas Neues zu annoncieren gibt.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Wenig. Ich verfolge die aktuellen Neuerscheinungen kaum. Gelegentlich reizt mich eine aktuelle Debatte zur Einmischung. Aber es waren und bleiben Entdeckungen aus allen Epochen und Ländern, die mich künstlerisch interessieren. Der Turmsegler ist keine Tageszeitung. Das Motto »Erinnern und Entdecken« gilt nach wie vor.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Unterdessen habe ich eine recht stabile Stammleserschaft. Man kann den Turmsegler per RSS und Mail abonnieren. Es gibt Hinweise auf neue Beiträge in Facebook und auf Twitter. Außerdem kann man die Beiträge auf litblogs.net lesen, einer Site, die Beiträge aus vielen interessanten Litblogs zusammenführt.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Sich über das Weblog zu definieren, also Identität daraus schöpfen zu wollen. Meine ich. Es geht nicht um Leserzahlen und Klick-Quoten, sondern allein um den Inhalt. Man kann sich fragen: Möchte ich diesen Beitrag irgendwann später nochmals lesen, wird er mir später noch wichtig sein? Dann lohnt es, ihn zu schreiben und ins Blog zu setzen. Und dann finden sich auch Leser. Wie viele das am Ende sind, ist unwichtig.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Hürden? Es zwingt uns doch niemand zum Bloggen. Man kann jederzeit aufhören. Dank der freien Blog-Plattformen ist der Einstieg kinderleicht. Dann kommt es nur noch darauf an, was das Blog eventuellen Lesern und einem selbst zu geben vermag. Ich habe allerdings auch nie mit dem Bloggen Geld verdienen wollen.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Eine zeitlang hatte ich Gastkolumnen von befreundeten Schriftstellern. Sie haben über ihre prägenden Lektüreerlebnisse berichtet oder auch längere Strecken mit sehr spannenden eigenen Werken bestritten. Es gab im Blog regen Austausch über Kommentare oder auch Beiträge, die aufeinander Bezug nahmen. Das fand ich ungemein bereichernd und würde ich jederzeit wieder machen.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ich schreibe im Turmsegler prinzipiell nicht auf Wunsch. Wenn mich ein angebotenes Werk interessiert, will ich selbst entscheiden, wann ich es lese und ob ich dann darüber schreibe.

Wie hältst du es mit dem eBook?

Seit etwa einem Jahr lese ich auf dem iPad und dem iPhone auch eBooks. „Krieg und Frieden“ beispielsweise hätte ich in Papierform wohl nie gelesen, weil ich solche Ziegelsteine nicht ständig mit mir herumtragen möchte. Allerdings ärgere ich mich permanent über die DRM-Praktiken bei eBooks. Wenn ich ein eBook kaufe, will ich es auch vollumfänglich nutzen dürfen – egal auf welchem meiner Geräte und in welchem Format. Es ist absurd, ein eBook zu besitzen, daraus aber nicht kopieren zu dürfen, sondern den Text abtippen zu müssen, wenn man etwas zitieren oder sich merken möchte.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächsreihe möglichst auch zu Wort kommen?

In all den Jahren habe ich Alban Nikolai Herbsts Die Dschungel. Anderswelt als das schwergewichtigste unter den deutschsprachigen Weblogs empfunden. Für ihn ist das Weblog zu einem integralen Bestandteil seines Werkes und seiner Poetik geworden. Man mag Herbst kaum noch ohne sein Weblog denken. Das Begleitschreiben von Lothar Struck hat sich zu einer sehr wichtigen, vom Mainstream-Feuilleton unabhängigen Plattform für fundierte Literaturkritik entwickelt. Damit dürfte er sich nicht nur Freunde gemacht haben, und seinen Erfahrungen würden mich in dieser Rubrik hier besonders interessieren.

Darüber hinaus muss man unbedingt auf litblogs.net hinweisen. Die Herausgeber dieses Zusammenschluss engagierter Litblogs, nämlich Christiane Zintzen und Hartmut Abendschein, haben viel geleistet für das deutschsprachige Litblog, praktisch, theoretisch und poetologisch.

Eine feine Idee, meine ich auch, Lothar Struck alias Gregor Keuschnig zum Gespräch zu bitten. Danke sehr, Benjamin, dass du den Ball von Marius aufgegriffen hast, um uns von deinen Bloggererfahrungen wissen zu lassen.

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Zuletzt präsentierte sich in der Gesprächsreihe Flatter Satz mit aus.gelesen. Als Gesprächspartnerin für SteglitzMind schlug er die Betreiberin von Atalantes Historien vor.

Steglitz stellt Marius Fränzel mit „Bonaventura“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Dr. Marius Fränzel vor, der sein Blog Bonaventura – Lektüren eines Nachtwächters seit 2005 pflegt. Vorgeschlagen hatte ihn hier Christian Köllerer, der Dr. Christian Köllerers Notizen betreibt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

50 Jahre alt, Studium der Philosophie, Neueren deutschen Literatur und Rhetorik in Tübingen, Promotion über Arno Schmidts erzählerisches Werk, gelernter Buchhändler, verschiedene Berufe und Selbstständigkeit, arbeite heute als Bürokaufmann. Nebenberuflich literarhistorische Vorträge und Rezitationen. Schachspieler (leidenschaftlich und schlecht).

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Angefangen habe ich im September 2005, damals noch auf einem von meinem Hoster vorinstallierten Blogsystem (Nucleus CMS). Nach gut einem Jahr bin ich auf WordPress umgestiegen, wobei ich mir zusammen mit der Plattform auch ein wenig php und MySQL angeeignet habe, so dass ich inzwischen auch einige Webseiten und Blogs für andere unter WordPress realisiert habe.

Warum auf dieser Plattform?

Die Frage nach dem Warum ist deutlich schwerer zu beantworten, weil dem wahrscheinlich ein Gemisch ganz verschiedener Motivationen zugrunde liegt. Angefangen hat es ganz pragmatisch während des Studiums mit einem Lektüretagebuch, das ich einige Zeit lang geführt habe. Auch noch während des Studiums habe ich angefangen, regelmäßig über Arno Schmidt zu veröffentlichen. Der nächste Schritt war dann Ende der 90er Jahre die sehr intensive Teilnahme an der Newsgroup de.rec.buecher, die allerdings mehr diskussionsorientiert war, und zu der ich mehr als 10 Jahre regelmäßig beigetragen habe. 2003 kam dann meine erste eigene Webseite www.musagetes.de hinzu, auf der dann 2005 auf einer Subdomain Bonaventura gestartet wurde.

Oh! Ein Pionier der deutschen bibliophilen Blogosphäre …

Ich schreibe schon seit langer Zeit in unterschiedlichen Kontexten über Literatur, so dass das Aufsetzen eines Blogs äußerlich nur als eine weitere Drehung derselben Schraube erscheint. Schreiben über die eigene Lektüre fokussiert die Wahrnehmung des Gelesenen und erlaubt es zugleich, auf die eigene Lesehistorie zurückzublicken. Überhaupt hat mit dem Bloggen meine Aufmerksamkeit für das nicht-wissenschaftliche, empathische Lesen (das sicherlich nicht immer gelingt; aber auch das gehört zur Lesehistorie), für den unmittelbar kommunikativen Anteil des Schreibens und Lesens deutlich zugenommen.

Deine Themenschwerpunkte …

Aha. Da fällt doch der Groschen! Fundort: zvab.com

Deutsch- und englischsprachige Hochliteratur (ich weiß, dass das ein böses Wort ist) seit 1750. Darüber hinaus besteht eine immer wieder erneute Beschäftigung mit der Literatur der Antike. Und ich hätte gerne mehr Zeit für die Literatur des deutschen Mittelalters und für Herder. Aber man muss Geduld haben; die Zeit dafür kommt vielleicht noch.

Insgesamt bin ich ein anspruchsvoller Mainstream-Leser. Ich investiere kaum Zeit in den Bereich der grauen Literatur, der Kleinstauflagen und Privatdrucke, obwohl mir bewusst ist, dass da sicherlich der eine oder andere Fund zu machen wäre. Aber es gibt sowieso zu viel Gutes zu lesen, dass man in seiner begrenzten Lesezeit nicht fertig wird.

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Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Nichts, oder fast nichts. Ich muss gestehen, dass ich die Literaturszene oder den -betrieb immer nur zufällig und fragmentarisch wahrnehme und mich das allermeiste von dem, was ich dann wahrnehme, kaum interessiert. Ich habe gerade auf Philip Roth’ offenen Brief im New Yorker über seine Erfahrung mit der Wikipedia reagiert, aber das ist eher eine Ausnahme. Außerdem habe ich kurz überlegt, ob ich etwas zum Kanon-Entwurf der ZEIT schreiben sollte, aber dann fand ich ihn alles in allem zu wenig kontrovers, als dass sich das gelohnt hätte.

Doch in der Hauptsache spiegelt mein Blog meine eigene Lesehistorie wider, ohne sich um den allgemeinen Literaturbetrieb groß zu kümmern.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Das Erscheinen eines neuen Artikels zeige ich auf Twitter und Facebook an, sonst kümmere ich mich nicht viel darum. Wer mein Blog finden will, braucht ja nur zu googeln.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Dazu habe ich keine Meinung.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Ich vermute, dass das größte Problem der meisten Blogger die Kontinuität ist, nachdem die Anfangseuphorie einmal verflogen ist. Einige Monate überlebt fast jedes Blog, danach trennt sich die Spreu vom Weizen. Aber das ist auch nicht weiter schlimm: Das Internet ist ein sehr bewegliches, stets im Fluss befindliches Medium, in dem jede und jeder ausprobieren kann, was für sie oder ihn geeignet ist und was nicht.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Mich freut es immer sehr, wenn ich eine positive Rückmeldung von jemanden erhalte, der gerade Bonaventura entdeckt hat und es als eine Fundgrube nutzt.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Das kommt sehr darauf an, um was es sich handelt. Ich hatte zwischenzeitlich eine Phase, wo ich mich regelmäßig aktiv um Leseexemplare bemüht habe, aber ich musste feststellen, dass das die Freiheit meiner Lektüre unangenehm beschränkt, weil ich dann den Stapel der Neuerscheinungen abzuarbeiten habe. Inzwischen bitte ich nur noch selten und dann immer sehr gezielt um Rezensionsexemplare. Die mir ungefragt angedienten Bücher interessieren mich zum allergrößten Teil einfach nicht oder zu wenig. Zuletzt hat mir aber ein renommierter wissenschaftlicher Verlag als Reaktion auf eine meiner Besprechungen von sich aus angeboten, mich bei Gelegenheit mit Leseexemplaren zu versorgen; das hat mich als Anerkennung dann wieder gefreut.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich freue mich, immer etwas zu lesen dabei haben zu können. Ich habe 2009 damit begonnen, systematisch alle Romane von Zolas Zyklus der Rougon-Macquart auf einem E-Book-Reader zu lesen, zuerst auf einem Sony PRS-600, inzwischen auf dem Kindle. E-Book-reader sind für mich kein Ersatz für Bücher, sondern eine nützliche Ergänzung. Leider verschlafen die großen deutschen Verlage und Verleger gerade die hier entstandenen Möglichkeiten oder verschenken sie durch ein unprofessionelles Management. Ich bin enttäuscht über die derzeit langsame und bewusst verschleppte Entwicklung auf dem deutschen Markt.

Es treibt dich also doch etwas im Literaturbetrieb um: das E-Book …

Das E-Book wird wohl seine Stärken auf lange Sicht in den Bereichen ausspielen, wo entweder das zu erwartende geringe Interesse des Marktes ein gedrucktes Buch unkalkulierbar macht, oder dort, wo niemand auf eine zweite Lektüre wert legt, also im Bereich der reinen Unterhaltungsliteratur.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Den Herrn Doktor Köllerer aus Wien hast du hier ja schon vorgestellt. Anschauen sollte man sich auf jeden Fall den Umblätterer von Frank Fischer und die Blogs von Giesbert Damaschke, der mit seinen Echtzeit-Blogs zum Schiller-Goethe-Briefwechsel und zu Eckermanns Gesprächen mit Goethe die Form wieder ganz anders ausfüllt. Hoch interessant ist natürlich auch der Turmsegler von Benjamin Stein, der inzwischen auch als Schriftsteller Erfolge feiert. Und zum Urgestein des Literaturbloggens gehört natürlich Oliver Gassner mit seiner Literaturwelt, die auch mal ein frisches Design vertragen könnte. – Wer hier zu Wort kommen sollte? Jeder dieser Blogger wäre sicher ein interessanter Gesprächspartner für SteglitzMind.

Danke sehr, Marius! Womöglich unterhalten wir uns anderenorts einmal über unsere Studienerfahrungen, die wir ja gemeinsam haben …