„Auf ein neues Buch fällt man immer wieder neu rein.“ – SteglitzMind stellt Roman Pliske vom Mitteldeutscher Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr über Roman Pliske, der den Mitteldeutscher Verlag verantwortet. Vorgeschlagen hatte das Ingo Držečnik vom Elfenbein Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

das Team © Mitteldeutscher Verlag

das Team © Mitteldeutscher Verlag

Geboren 1946 in Halle (Saale), Wiedergeburt 1997. Heute stemmen 12 feste und 4 freie Mitarbeiter die Programmsäulen Kunst, Reise, Literatur und Sachbuch. In der Backlist 500 Titel, jährlich 80 Neuerscheinungen, analog und Textausgaben auch stets digital.

Die Highlights im Bücherjahr?

2015 feiern wir mit dem Fotografen Sven Marquardt die Nacht, unsere Reihe LOST PLACES spürt vergangener Architekturpracht nach und eine Biografie von Wolfgang Schnur zeigt ein zerrissenes Leben in der DDR-Diktatur.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Weil man selten im Arbeitsleben ein Projekt von der Zeugung (im Gespräch), der Geburt mit allen Wehen (Manuskriptabgabe), ersten Laufversuchen bis Rauswachsen begleiten kann. Die komplette Betreuung einer Idee bis zum Buch ist ein unglaublicher Spaß.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Auf ein neues Buch fällt man immer wieder neu rein. Alle Enttäuschung ist vergessen, alle Zweifel weggeräumt, man sieht nur Chancen und dass man weitermachen muss!

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

mitteldeutscher_cover_wild verschossenDigitale Versionen erstellen wir parallel, kein Problem. Zusatzerlöse stehen kleinere Auflagen gegenüber. Analoge Bücher werden noch schöner, die Typografie noch ausgefeilter, die kleinen Schmankerl der Buchgestaltung wichtiger.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Wir sind stark in unserer Region, auch mit Themen von hier. Wir sind meistens vorsichtig, dann und wann aber wieder mutig. Wir arbeiten mit festen Mitarbeitern, das spart Zeit und festigt Qualität. Wir sind zuverlässig und unser Wort gilt. Gute Arbeit spricht sich herum, da unterscheidet sich unsre Branche nicht von anderen. Konkurrenz? Wir haben großartige Kollegen, mit denen wir in Stiftungen und Arbeitsgruppen für gute Bücher und Verlage arbeiten. Da hat jeder seinen Platz.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Ich würde auf keinen Fehler verzichten wollen.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Meistens durch Empfehlung und Ansprache. Selten über den Briefkasten.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Klassisch: Zwei Powerfrauen im Verlag, vier Vertreter im Land, viel Telefon, Lächeln und gezielte Ansprache, die keine Zeitverschwendung für beide Seiten ist.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

????????????????????????Man muss halt Bücher anbieten, die sie verkaufen können. Ein Perspektivwechsel ist manchmal ganz hilfreich 😉

Wie halten Sie es mit Amazon?

Für die Backlist unverzichtbar.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Noch zu wenig, kann aber auch überschätzt werden.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Dabei.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Die Zielgruppen sind völlig unterschiedlich, wir überlegen abteilungsübergreifend oft, wen wir wie ansprechen wollen. Insgesamt machen wir Bücher, die nicht unnötig sein sollten.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In der Zuverlässigkeit, in der Liebe zum Buch und in der Professionalität.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

?????????????????Dass gute Ideen schnell kopiert werden …

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Das ehrliche Wort, die brennende Leidenschaft.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sei nicht zu optimistisch.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Alle Kollegen aus der Kurt-Wolff-Stiftung und der Regionalbuch AG. Peter Gerlach und Moritz Götze vom Hasen-Verlag würde ich hier gerne lesen.

Danke vielmals für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Mitteldeutsche Verlag im Netz:

Die Homepage: www.mitteldeutscherverlag.de

Morio-Verlag, ein Imprint: www.morio-verlag.de