„Autorinnen und Autoren, Bücher und Texte treiben mich an.“ SteglitzMind stellt Ralph Klever vom Klever Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Ralph Klever und seinen Klever Verlag. Vorgeschlagen hatten das Günter Vallaster von der edition ch und Bernd Schuchter vom Limbus Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Ralph Klever auf der Buch Wien © Klever Verlag

Ralph Klever auf der Buch Wien © Klever Verlag

Der Klever Verlag, 2008 aus der Taufe gehoben, definiert sich etwas kokett als lustvolles Laboratorium für avancierte Gegenwartsliteratur. Mit den beiden Verlagsschienen Essayistik und Literatur versuchen wir programmatisch Texte einzufangen, die über den Status quo heutiger Belletristik wie „Welterfahrung“ reflektieren und mittels originärer Formensprache einen poetischen oder auch poetologischen Beitrag leisten zur unausweichlichen „Ausweitung“ der Literaturzone.

Machen Sie alles alleine?

Der Verleger Ralph Klever ist in Personalunion Programmleiter, Geschäftsführer, Setzer und – meist auch – Lektor. Der Grafiker Eduard Mang ist von Beginn an für die Gestaltung der Bücher und Kataloge verantwortlich.

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Ein verlegerischer Höhepunkt 2015 ist die Übersetzung eine Klassikers der französischen Poesie: René Char’s Buch „Suche nach Grund und Gipfel“ wird in der Übersetzung von Manfred Bauschulte im Oktober erstmals auf Deutsch vorliegen.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Nachdem ich fast vierzehn Jahre lang für den Ritter Verlag in Klagenfurt als Lektor tätig war und drei Jahre parallel für den Molden Verlag in Wien, schien mir im so genannten „Krisenjahr“ 2008 der Zeitpunkt günstig, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Autorinnen und Autoren, Bücher und Texte begleiten einen und treiben mich an. Man ist „Getriebener“ im Literaturbetrieb, kann aber meist selbst steuern und navigieren.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Im Mittelpunkt steht nach wie vor die Arbeit an den Texten der Vertrieb der Bücher.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Man versucht, als kleiner Literaturverlag ein entsprechend eigenständiges und eigenwilliges Programm auf die Beine zu stellen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Strukturell würde ich kaum etwas anders machen. Sollte ich keinen Literaturverlag gründen, würde fast alles anders aussehen.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Man pflegt sein Netzwerk und wirft die Netze mitunter auch in anderen Gewässern aus.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Ganz klassisch: Auslieferungen, Barsortimenter, Vertreter etc. Wobei über alternative Wege immer nachgedacht werden sollte.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich vertraue darauf, dass die Verlagskataloge und Werbebroschüren auch entsprechend wahrgenommen werden. Darüber hinaus wäre die Intensivierung persönlicher Kontakte sinnvoll.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Amazon funktioniert im Vertrieb wie auch die anderen Barsortimenter.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Da wird bisweilen einigermaßen improvisiert. In puncto Marketing könnte man vieles professionalisieren – natürlich nicht ohne zusätzliches Kapital.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Mit dem Hauptverband als Interessensvertretung wurde von Anfang an gut zusammengearbeitet.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Klever macht ganz bewusst ein Nischenprogramm mit anspruchsvoller Literatur, d.h. Essayistik, die sich vom klassischen „Sachbuch“ unterscheidet, Lyrik, die unkonventionell sein darf, Prosa, die sich nicht unbedingt nur als Roman ausgeben muss. etc.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Die Hoffnung, dass ästhetisch Randständiges, mitunter Exzentrisches, immer existieren kann.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Das ökonomische Risiko, einen Literaturverlag zu betreiben, wird naturgemäß immer ein Thema bleiben.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Die Buntheit, Vielfalt, Risikofreudigkeit…

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Gerade in der Startphase sollten kalkulatorisch neben den Herstellungskosten für die Bücher gerade nicht die Kosten für die Infrastruktur insgesamt vernachlässigt werden.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hab in der Liste kurz nachgesehen und bemerkt, dass etwa die Edition Krill aus Wien noch nicht genannt wurde: Die möchte ich gerne empfehlen.

Herzlichen Dank für diesen Einblick.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Klever Verlag im Netz:

www.klever-verlag.com

„Wir stehen mit jedem neuen Titel neu am Start, das ist unser Konzept.“ SteglitzMind stellt Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner von der Edition Haus am Gern vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner, die die Edition Haus am Gern verantworten. Vorgeschlagen hatte das Hartmut Abendschein von der edition taberna kritika.

Eine Skizze vom Verlag …

das Logo © Edition Haus am Gern

das Logo © Edition Haus am Gern

Die Edition Haus am Gern, gegründet 2001 von Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner, verlegt Bücher aus dem Einzugsgebiet der bildenden Kunst. Ausgestattet mit einem Preis für die schönsten Bücher der Schweiz 2004 zeigt Edition Haus am Gern ihre sorgfältig gestalteten Verlagsprodukte vorwiegend an Kunstbuchmessen wie z.B. «I Never Read» in Basel, «Salon für Kunstbuch» in Wien, «EDiciON» in Biel, «Publishers Table» in Zürich, beliefert aber auch spezialisierte Buchhandlungen und Museums-Bibliotheken. Unsere Titel haben kein Ablaufdatum und sind alle seit 2001 aktuell geblieben. Die neuesten Titel sind Giacomo Bianchetti’s subversives Fotobuch CAN I ? Matthias Wyss’s fulminantes Werk TAGESLICHT, Vreni Spieser’s «Legend Of The Things», das sie von einer sehr, sehr langen Reise zurückgebracht hat, und Erik Dettwilers «Dispositions: Like Ephemeral Fibers on a City Map», ebenfalls ein künstlerischer Reisebericht der eigenen Art.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Eigentlich möchten wir nur unsere Kunst unter dem Label Haus am Gern machen. Wenn da die Edition nicht wäre. Aber sie ist nun mal da. Seit 15 Jahren. Gegründet wegen einem einzigen schmalen Lyrik-Bändchen, denn dieses Lyrik-Bändchen fand keinen Verlag, seine Publikation drängte sich aber auf. Der Autor ist heute mehrfach preisgekrönt – und die edition Haus am Gern ein Verlag, denn wir sind auf den Geschmack gekommen. So sind fast nebenbei ein paar leichte und ein paar schwere Bücher entstanden, Liebhabereien und Schnellschüsse, Eigenes und Fremdes, haarscharf am Markt vorbei und trotzdem am Rande des Nervenzusammenbruchs produziert.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Aus der gezielten Ignoranz gegenüber markt- und marketingstrategischen Überlegungen. Wir sind keine Unternehmer, sondern Künstler, und verstehen unser Verlagstätigkeit als Förderung für das Künstlerbuch. Jede Publikation und die Zusammenarbeit mit den Autoren/ Künstlern bereichert unser eigenes Schaffen – wir handeln also auch eigennützig. Unser Verlag ist Luxus pur, und wer will das nicht?

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Die Vorgehensweise optimiert sich aufgrund unserer wachsenden Erfahrung, aber jeder Titel wartet mit neuen gestalterischen, drucktechnischen und konzeptuellen Herausforderungen auf. Bisher wurde keiner unserer Titel digital herausgegeben, das wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir lassen uns auf Trab halten.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Die Edition Haus am Gern ist nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung in der Verlagslandschaft. Wir verstehen unsere Titel als konzeptuelle Sammlung, die sich laufend erweitert. Der Luxus der Unabhängigkeit erlaubt uns, uns und unseren Autorinnen und Autoren Zeit zu lassen, um ein gutes Projekt zu schaffen, das seinen eigenen Regeln folgt. Da wir hauptsächlich Künstlerbücher herausgeben, ist jede Produktion eigenständig und Format, Grafik, Drucktechnik, Bild und Text bilden eine künstlerische Einheit. Obwohl die Mittel immer sehr begrenzt sind, können sich die Resultate sehen lassen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Barbara Meyer Cesta © Edition Haus am Gern

Barbara Meyer Cesta © Edition Haus am Gern

Wir stehen mit jedem neuen Titel neu am Start, das ist unser Konzept.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Diese kommen in der Regel zu uns, weil sie bei uns nicht nur verlegerische, sondern auch künstlerische, und konzeptuelle Begleitung erhalten und sich mit dem Verlagskonzept identifizieren können. Wir regen aber auch vereinzelt Künstler zu einer Publikation an.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Von der Nische zum Publikum… Wichtig ist die Präsenz an Buchmessen, bei Ausstellungen, in ausgewählten und wohlwollenden Buchhandlungen. Daneben pflegen wir unsere Website und machen ab und zu Veranstaltungen zu Neuerscheinungen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Unsere Titel sind nicht immer regalkonform und keine Bestseller und müssen mit einem gewissen Aufwand an Beratung verkauft werden. Das trübt das Verhältnis zum Buchhandel. Zudem haben wir nicht immer gute Erfahrungen gemacht, wenn wir Bücher in Kommission gegeben haben.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Bisher keinen Versuch gemacht und haben es auch nicht vor.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Eine gute Pressearbeit ist schon fast ganz die halbe Miete. Die Präsenz an Independent-Messen – von denen wir eine bei uns in Biel/Bienne ins Leben gerufen haben – die andere Hälfte. Den Rest macht unser Ruf.

Wie halten Sie es mit dem Schweizer Buchhändlerverband?

Gar nicht.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Rudolf Steiner © Edition Haus am Gern

Rudolf Steiner © Edition Haus am Gern

In unserer Nische stehen Bücher für ein waches, verspieltes und anspruchsvolles Publikum.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In dieser Nische. Die kann sich auch noch ausdehnen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Wir sind kein kommerzieller Verlag und meist auf öffentliche Gelder angewiesen. Solange wir unsere Produkte finanzieren können und sie ein Publikum finden, liegt das Risiko allein bei unserer Nervenstärke.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Wir geben grundsätzlich keine Ratschläge.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Der gesunde Menschenversand, Luzern

Herzlichen Dank für diesen Einblick. Matthias Burki war bereits so freundlich, seinen Verlag hier vorzustellen.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Die Edition Haus am Gern im Netz:

Die Homepage

Die kleine Bieler Büchermesse, die wir ins Leben gerufen haben, bei Facebook

Der vielsprachige öffentliche Bücherschrank in Biel/Bienne, der ebenfalls auf unserem Mist gewachsen ist