“Ich habe tatsächlich mit Anfang 20 gedacht, mach mal dein Hobby zum Beruf.“ – SteglitzMind stellt Maria Glusgold-Drews mit „MaschaKascha – Schöne Bücher“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir heute Maria Glusgold-Drews mit ihrem Buchladen MaschaKascha – Schöne Bücher etwas näher kennenlernen, der in Hannover zu finden ist, haben wir Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim zu verdanken.

Eine Skizze vom Laden …

Maria Glusgold-Drews © privat

Maria Glusgold-Drews © privat

Den Laden gibt es seit Juni 2011, an die heutige Adresse umgezogen sind wir im Oktober vergangenen Jahres. Allgemeines Sortiment, Schwerpunkt auf Kinderbuch.

Warum sind Sie Buchhändler/in geworden?

Ich habe tatsächlich mit Anfang 20 gedacht, mach mal dein Hobby zum Beruf. So richtig Ahnung hatte ich nicht.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Nein. Und schon gar nicht, wenn es für mehr als einen selbst reichen muss (finanziell).

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Ich habe jahrelang eine Pause vom Buchhandel gemacht, nach einigen Buchläden, in denen ich gearbeitet habe und einigen Stationen in Verlagen. Ich konnte mir lange Zeit nicht mehr vorstellen, als Buchhändlerin zu arbeiten, da die Arbeit bei meinen früheren Arbeitgebern reine Verkaufstätigkeiten waren ohne Möglichkeit zur Mitsprache. Das heißt, es hat sich gravierend etwas für mich geändert, da ich mich selbständig gemacht habe und nun genau das machen kann, was und wie ich es möchte.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Mein Internetauftritt wird momentan überarbeitet, um die Bestell-oder Nachfragewege möglichst unkompliziert zu machen. Viele Kunden bestellen aber sowieso schon per Mail bei mir oder schicken eine SMS.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

der Buchladen © Mascha Kascha

der Buchladen © Mascha Kascha

Sollte eine Buchhandelskette in der Nähe aufmachen.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Ich bin leider ein totaler Looser, was das angeht. Zu meinem Glück wird das in meinem Laden so gut wie gar nicht angefragt. Aber ich weiß, ich muss mich damit ernsthafter auseinandersetzen. Ich bin gar nicht prinzipiell gegen E-Books, ich habe nur überhaupt keine Beziehung zu ihnen und muss mich immer ein wenig zwingen. Aber ich werde es angehen! Jawohl!

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Ich biete sowieso schon Titel von Self Publishern an. Ich finde es enorm wichtig, eine Plattform zu haben, auf der man ausprobieren kann. Ich habe einige Titel am Lager, die in Kleinstauflagen produziert wurden und die durchaus auch verkauft werden.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Wir bieten eine gute Beratung. Bei uns arbeiten nur ausgebildete Buchhändler. Das ist mir wichtig. Bei so einem kleinen Laden, wie MaschaKascha es ist, wird man von einigen Kunden sowieso schon nicht für voll genommen. Da ist mir eine fundierte Beratung wichtig. Außerdem ist der Laden ein sozialer Treffpunkt. Man sitzt auf der Bank, trinkt Kaffee und lässt die Kinder in dem eigens dafür eingerichteten Spielzimmer spielen. So kommt für alle Ruhe und Gemütlichkeit rein und die Hetze des Alltags kann draußen bleiben. Ich gehe immer individuell auf Kundenwünsche ein. Sei es ein Lieferservice, Wunschlisten, die wir für Kunden anfertigen, besonders ausgewählte NonBooks, Lesungen…Wichtig ist immer, sich die Zeit zu nehmen und dem Kunden ernsthaft zuzuhören. Das ist oft schon die halbe Miete.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

Bessere Rabatte, die zugeschnitten sind nicht nur auf Absatzzahlen sondern auch auf die Ladengröße. Keine Kleinstsendungen. Ansonsten bin ich eigentlich ganz glücklich mit den Verlagen, mit denen ich zusammenarbeite.

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Einladung zum Stöbern © Mascha Kascha

Einladung zum Stöbern © Mascha Kascha

Ich würde mir wünschen, dass der Landesverband aktiver auf die Mitglieder zuginge mit Aktionen und Ideen, und nicht nur Newsletter verschickte, die so unpersönlich aufgemacht sind. Die Staffeln der Mitgliedsbeiträge könnten mal angepasst werden an kleine Buchhandlungen.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil der persönliche, menschliche Kontakt und die dazugehörige Kommunikation durch nichts ersetzt werden können. Weil es Freude bereitet, wenn man „erkannt“ wird mit seinen Wünschen. Und zwar auf beiden Seiten. Es ist dieses Innehalten in dem meist so gehetzten Alltag. Es ist ein Stück weit Geborgenheit, die man dazukauft. Für mich zählen Bücher und Gespräche und noch Tee oder Kaffee zu den wirklich existenziellen Dingen. 🙂

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Die Buchhandlung Bücherwurm in Hannover und die Bücherbutze in Nienburg. Buchladen meiner Kindheit – und es gibt ihn immer noch! Leider ohne Online-Präsenz.

Vielen Dank, dass Sie dabei sind. Mascha Kascha findet Ihr übrigens auch bei Facebook.

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist

John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg

Beate und Mischa Klemm mit der Buchhandlung lesen und lesen lassen, die ihren Sitz in Berlin/Friedrichhain hat

„Onlinehandel und durchschnittliche Buchhandlung – das passt leider überhaupt nicht zusammen.“ SteglitzMind stellt Beate und Mischa Klemm mit „lesen und lesen lassen“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir Beate und Mischa Klemm etwas näher kennenlernen sollten, die in Berlin/Friedrichhain ihre Buchhandlung lesen und lesen lassen betreiben, hatten sich Britta Beecken von der Berliner Buchkantine und Samy Wiltschek gewünscht, dessen Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm zu finden ist.

Eine Skizze vom Laden…

Wir haben unseren Laden 1996 eröffnet, „küchengroß“ schrieb eine Zeitung mal. Berlin-Friedrichshain hieß auch damals schon so, war aber ein ganz anderer Bezirk. Grau, dunkel, aber schon etwas subversiv. Ein paar Jahre später haben wir uns etwas vergrößert, aber nur so, dass der Laden noch als „klein“ durchgeht. Unsere liebsten Kinder sind die Belletristik, das Kinderbuch und einige kleine, feine Sortimente: Comic (heute Graphic Novel), Philosophie und Kulturwissenschaft – und „Berlin“ natürlich …

Warum sind Sie Buchhändler geworden?

Beate und Mischa Klemm © lesen und lesen lassen

Beate und Mischa Klemm © lesen und lesen lassen

Beate Klemm: In der DDR war nicht so viel mit Entscheiden. Ich hatte schon immer Spaß an Büchern. Als es mit der Berufswahl ernst wurde, blieb mir nur die Wahl zwischen Betonfacharbeiterin mit Abitur plus vielleicht einem Literaturstudium und Buchhändlerin ohne Abitur. Ich habe mich aus bestimmten Gründen für die Ausbildung zur Buchhändlerin entschieden. Und bei diesem Beruf ist es seitdem geblieben.
Mischa Klemm: Ich bin eigentlich gelernter Historiker. Aber nach einigen Jahren des Zusammenlebens mit meiner Frau war ich bald ein halber, und seit der Eröffnung unseres eigenen Ladens ein ganzer Buchhändler.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Das ist ganz schwer zu sagen, damals war das ja wirklich eine ganz tolle Sache. Auch der Schritt in die Selbständigkeit. Heute hört man ständig: Wie lange wird es überhaupt noch Buchhandlungen geben? Andererseits machen ja gerade hier in Berlin immer wieder neue Buchhandlungen auf. Also scheint das Bücher verkaufen auch heute noch faszinierend zu sein. Möglicherweise würden wir es also wieder tun.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Da ist zum einen der technische Hintergrund. Wir haben mit Buchlaufkarten und viel Bauchgefühl begonnen, arbeiten jedoch seit mittlerweile einigen Jahren mit Warenwirtschaftssystemen. Sie erleichtern die Arbeit wesentlich, stellen aber auch ihre ganz eigenen Anforderungen. Was sich auch verändert hat, ist der Grad an Aktualität, den ein Sortiment haben muss, denn parallel dazu sind die Kunden wesentlich informierter als früher.

Bei allen Zahlen darf man aber auch nicht das „große Ganze“ eines Ladens aus den Augen verlieren. Das Bauchgefühl ist also immer noch an Bord.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Wir sind online, aber nur so lange der Kunde bei uns im Laden bleibt. Unser Laden soll unsere Kunden ansprechen und dies ist auch der Job unserer Homepage. Den Schwerpunkt bilden redaktionelle Inhalte: Buchtipps, Neuigkeiten, Veranstaltungen. Über einen Webshop können Bücher auch bestellt und im Laden abgeholt werden. Dass funktioniert, mit steigender Tendenz. Um unsere Veranstaltungen im kulturell überbordenden Berlin ausreichend publik zu machen, ist uns Facebook eine gute Hilfe. Twitter verwenden wir etwas anders, als es eigentlich gedacht ist – dennoch scheint das mittlerweile eine ganze Menge Leute zu interessieren.

Wertvolle Erfahrungen im E-Commerce machen wir seit fast 15 Jahren mit unserem Schwesterunternehmen Brandenburg-Buch, einem reinen Onlineshop, spezialisiert auf Regionalliteratur. Unser Fazit dazu: Onlinehandel und durchschnittliche Buchhandlung – das passt leider überhaupt nicht zusammen.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Wir sind in einer recht komfortablen Situation: ein treues Publikum, aufgeschlossen, neugierig und oft nicht unbedingt auf den Cent sehend. Was wir eher mit Sorgen betrachten, sind die steigenden Mieten der Umgebung. Da können Buchhandlungen einfach nicht lange mithalten.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Na ja, so richtig ist der Funke noch nicht übergesprungen… Nein, im Ernst, E-Books werden wohl immer zu den Dingen zählen, die man sich bei uns bestellen muss. So wie Rechtstexte, medizinische Literatur und ähnliches. Unsere Kunden haben damit kein Problem.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Also in unserem Laden gibt es genau ein Buch eines Self Publishers. Super Cover, super Titel, ansprechender Klappentext, günstiger Preis, bei unserem Großhändler einfach zu beziehen. Aber diese Dinge treffen leider nur ganz selten zusammen. Und dann ist es ja so, dass wir zweimal im Jahr etwa fünfzig Kilo Verlagsvorschauen durchsehen, Leseexemplare testen, mit Verlagsvertretern sprechen, auswählen, aussortieren … Wenn man das geschafft hat, klickt man einfach nicht mehr auf den Link zu einem „ganz tollen“ Buch. Sorry.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Da ist zum einen natürlich das Sortiment. Die richtige Auswahl für seine Kunden zu treffen, aktuell zu sein. Und in Maßen auch für Überraschungen zu sorgen. Einen Blick für die besonderen Bücher zu haben, von denen man in keiner Zeitung liest, die nirgendwo hochgehalten werden. Zum anderen ist da das Gefühl für den Kunden, ihn so zu beraten, dass er sich auch gut beraten fühlt und … wiederkommt. Dazu gehört, Herzblut, Freude und natürlich auch die persönliche Ansprache.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

Da gibt es nicht so viel. Die Verlage sind da auf gutem Weg, vor allem, was das Thema Bündelung betrifft. Weiter so. Schön wäre es, auf Sonderauslieferungen zu verzichten, die uns unnötig die Kosten in die Höhe treiben. Und vielleicht etwas materielle Unterstützung bei Veranstaltungen … Ach, und bitte: druckt ansprechende Texte auf die Buchrückseite!

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Erstens: Bitte nicht in die Metadatenbank verbeißen. Sie ist kein Allheilmittel und wird zunächst den Branchenteilnehmern nützen, die mit diesen Daten hantieren können und das werden erst einmal die Onlinehändler und Ketten sein. Für das kleine, unabhängige Sortiment werden sich Effekte eher ganz zum Schluss einstellen.

Zweitens: Es scheint sich eine Kluft zwischen den „gut vernetzten“ Buchhandlungen in der Großstadt und vielen Läden auf dem „flachen Land“ zu entwickeln. Diese sollten viel stärker angesprochen und unterstützt werden. Die einfache Frage: „Was würden Sie sich vom Börsenverein wünschen?“ wäre schon mal ein guter Anfang.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Seit einiger Zeit gibt es in der Bloggerszene immer wieder Beiträge, die mit dem Buchhandel sehr kritisch umgehen. Natürlich darf jeder über seine Erfahrungen schreiben, aber leider werden diese oft sehr verallgemeinert. Man muss bedenken, dass es in Deutschland immer noch einige tausend Buchhandlung gibt. Kann man da überhaupt seine persönliche Meinung auf „den“ Buchhandel übertragen? Es wundert auch, wie wenig bedacht wird, dass eine Buchhandlungen – wie jedes Unternehmen auch – wirtschaftlich denken müssen, sprich ihr Sortiment auf die örtlichen Gegebenheiten einstellen muss. In vielen Buchhandlungen haben „Indiebooks“ schlicht und ergreifend keine Chance, gekauft zu werden.

Und was soll man sagen, wenn ein Blogger in Berlin-Prenzlauer Berg partout keine passende Buchhandlung für sich findet? Da ist dann wohl nichts mehr zu machen.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Zum einen möchten wir die Dortmunder Buchhandlung am Amtshaus, deren Chef Michael Nau empfehlen, die wir in diesem Jahr auf der Leipziger Buchmesse kennen gelernt haben. Zum anderen unsere beiden netten Kollegen von der Buchhandlung Moby Dick in Berlin-Prenzlauer Berg.

Danke sehr, dass Sie hier dabei sind.

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist

John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg

„Weil wir aus dem Meer der Bücher die besten Perlen fischen.“ SteglitzMind stellt John Cohen von „cohen + dobernigg“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg kennenlernen sollten, hatten Jessica Ebert und Katja Weber vorgeschlagen, deren Buchhandlung ebertundweber in Berlin/Kreuzberg zu finden ist.

Eine Skizze vom Laden…

John Cohen © cohen + dobernigg

John Cohen © cohen + dobernigg

Uns gibt es jetzt seit elf Jahren auf 140 qm in Hamburg St.Pauli an der Schnittstelle zwischen Schanzen- und Karoviertel. Wir sind ein allgemeines Sortiment mit Schwerpunkten in der aktuellen Belletristik, Design und Kultur. Wir bedienen ein gut informiertes urbanes Publikum mit den Büchern, die es braucht.

Warum sind Sie Buchhändler geworden?

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Weil Bücher ein tolles ausgereiftes Medium sind, das die Vielfalt des Lebens in allen Bereichen darstellt. Hier die Besten auszusuchen und zu verbreiten und fördern, macht jeden Tag wieder Spaß.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Ja, warum nicht?

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Erstaunlich wenig. OK, E-Books werden uns in Zukunft mehr beschäftigen, vor allem auch der technische Kram, der dabei anfällt.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Wir haben seit dem ersten Tag einen Online-Shop, wie bei den meisten Kollegen, ist es allerdings tastsächlich schwierig, diesen in die Köpfe der Kunden zu bekommen. Die Kollegen vom großen Fluss haben es da wirklich geschafft, allgegenwärtig zu sein.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Solange es die Preisbindung gibt und die buchhändlerische Infrastruktur mit guten Barsortimenten, guten Auslieferungen und fairen Konditionen gibt, sehen wir optimistisch in die Zukunft.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Wir verkaufen E-Books über unseren Web-Shop und seit neuestem sogar direkt im Laden. Allerdings sind die Verkaufszahlen zurzeit noch marginal.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Das tun wir seit Jahren ständig, nur wie so oft in Internetzeiten, wird das Ganze jetzt zum Modethema. Grundsätzlich müssen die Inhalte und Konditionen stimmen, dann ist uns egal, wo die Bücher herkommen.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Wir verbinden klassische Buchhändlertugenden wie gute Beratung, Besorgung – auch von schwierigen Titeln – und generell besten Service mit einem modernen Ambiente, das Bücher als das zeitgemäße Medium präsentiert, das sie sind. Wir veranstalten auch regelmäßig Lesungen und Verlagspräsentationen.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

der buchladen © cohen + dobernigg

der buchladen © cohen + dobernigg

Insgesamt sind wir mit der Zusammenarbeit mit den Verlagen sehr zufrieden.

Aber ein paar Wünsche gibt es:

1. Keine Spiegel-Bestseller Aufkleber

2. Kein Aufdruck „Auch als E-Book erhältlich“

3. Weniger schlampiges Packen der Buchlieferungen

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Eine Werbe-Kampagne, für die Online-Präsenz und die schnellen Lieferungen des allgemeinen Buchhandels und für die Preisbindung.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Das ist ein stetiger Fluss, an dem gerade wieder vor der Buchmesse viele spannende Bücher erscheinen. Kurz gesagt: das Lesen. Ach ja, Suhrkamp beschäftigt uns natürlich auch, wir hoffen sehr, das der Verlag das Gezerre gut überstehen wird.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil wir aus dem Meer der Bücher die besten Perlen fischen.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Die Buchhandlung Lüders in Hamburg.

Danke sehr, ich freue mich, dass Sie dabei sind.

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist

„In vielen Verlagen haben offensichtlich BWLer und Controller mehr zu sagen als Verleger und Lektoren.“ – SteglitzMind stellt Gustav Förster von der „Wein-Lese-Handlung Förster“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Wie mir Gustav begegnet ist, wäre eine eigene Geschichte wert. Schlussendlich sollten wir einander nach Irrungen und Wirrungen in einem angesagten sozialen Netzwerk doch einander in die Arme laufen. Und umso mehr freue ich mich, dass Gustav Förster heute hier Rede und Antwort steht, dessen Wein-Lese-Handlung Förster in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen aufzufinden ist.

Eine Skizze vom Laden…

Mein Geschäft befindet sich in der Ortsmitte von Ganderkesee, dem Hauptort mit knapp 10.000 Einwohnern in einer Flächengemeinde mit 31.000 Einwohnern in circa 25 Bauernschaften und zwei Grundzentren vis-a-vis von Delmenhorst zwischen Bremen und Oldenburg. Ganderkesee ist Zuzugsgebiet von Bremen. Mein Geschäft hat circa 50qm Verkaufsfläche und betriebswirtschaftlich 1,4 volle Stelle, also mich und mehrere Aushilfen. Ich habe das Geschäft 1984 gegründet und bin seither 2x umgezogen. Der derzeitige Laden ist der Kleinste, nachdem ich vor zehn Jahren Hals über Kopf umziehen musste, weil mein damaliger Vermieter pleiteging und einen Leerstand von mehreren 100qm hinterließ. Von der Ausrichtung her ist das Geschäft ein allgemeines Sortiment mit dem Schwergewicht Belletristik und Kinder-/Jugendbuch. Vor 14 Jahren habe ich als Nebensortiment Wein aufgenommen und nenne mein Geschäft seither Wein-Lese-Handlung.

Warum sind Sie Buchhändler geworden?

Gustav Förster © privat

Gustav Förster © privat

Ich bin „Quereinsteiger“, ursprünglich habe ich Technischer Zeichner gelernt und Schiffbau studiert. Die Grundlage zum späteren Berufswechsel haben wohl in meiner Kindheit eine Vorlese-Oma und der Bücherschrank meines Großvaters gelegt, den ich als Kind und Jugendlicher systematisch durchgearbeitet habe. (Den Schrank besitze ich übrigens immer noch, inzwischen aber nicht mehr in der Funktion als Bücherschrank.) 1977 gründete ich dann mit einigen Freunden im Nachhall der Studentenbewegung in Delmenhorst eine Bücherstube, die wir ehrenamtlich betrieben haben. In einer Phase der Arbeitslosigkeit habe ich dann, gestützt von mehreren Bürgen, 1984 im sechs Kilometer entfernten Ganderkesee mein Geschäft gegründet, das bislang alle Höhen und Tiefen relativ unbeschadet überstanden hat.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Schwer zu sagen, weil ich eigentlich mehr oder weniger so reingeschlittert bin. Gefühlsmäßig schwanke ich permanent zwischen „Ja“ und „Nein“. Wenn ich nachrechne, was ich in meinem ursprünglichen Beruf verdient hätte, dominiert das „Nein“, wenn ich auf meinen Bauch höre das „Ja“.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Als ich anfing umfasste das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) 250.000 Eintragungen, die Barsortimente konnten circa 100.000 Titel liefern, wir bibliografierten in ein Meter (oder mehr) dicken Katalogen, bestellten (mittags) telefonisch. Heute umfasst das VLB über 1 Million Eintragungen, die Barsortimente können mehr als 400.000 Titel über Nacht liefern. Die Kataloge wurden erst durch eine kleine silberne Scheibe ersetzt, heute durchs Netz, wir sind permanent online, können Lieferbarkeitsabfragen starten, können bis in den späten Nachmittag für den nächsten Tag bestellen.

Parallel dazu haben sich die Ansprüche der Kunden verändert, an unser Lager und an unsere Arbeit. Heute müssen wir versuchen, die Nachfrage zu befriedigen. Marktwirtschaft – wie sie vielleicht noch an Schulen gelehrt wird, nach der das Angebot die Nachfrage bestimmt – ist längst vorbei, abgelöst von der absoluten Kundenorientierung. Der Kunde bestimmt wo`s langgeht, ist multioptional und will alle seine Wünsche auf der Stelle erfüllt haben. Jetzt sofort, ob ich diesen Wunsch morgen noch habe oder ganz andere, weiß ich ja nicht. Das hat natürlich Auswirkungen auf unsere Lagerhaltung, die sich immer mehr nach den Kundenwünschen richten muss, ob es uns passt oder nicht. Wir müssen versuchen, sie zumindest zeitnah, „just-in-time“, zu erfüllen.

Gleichzeitig hat die Aufblähung des Angebots nicht unbedingt eine Qualitätssteigerung mit sich gebracht, sondern eher eine Vielfalt austauschbarer Produkte. In vielen Verlagen haben offensichtlich BWLer und Controller, die versuchen, die Welt per Excel zu gestalten, mehr zu sagen als Verleger und Lektoren. Allerdings ist die Wirklichkeit nicht Excel-kompatibel, sondern eher anarchistisch. Manchmal drängt sich der Eindruck auf, es gäbe irgendwo eine Instanz, die sagt „Ihr könnt verkaufen, soviel wie ihr wollt. Wir drucken mehr“. Oder bezogen auf Verlage „Ihr könnt drucken, soviel wie ihr wollt. Wir schreiben mehr“.

der Buchladen © privat

der Buchladen © privat

Wobei, genug mit der Schelte, dies kann auch positive Folgen haben. Wir haben hier am Ort zum Beispiel per BoD einen lokalen Bestseller „Senioren erinnern sich – was es heute in Ganderkesee nicht mehr gibt“, dem jetzt sogar ein zweiter Band folgen soll. Den hätte es ohne die moderne Produktionsmethoden nicht gegeben, oder wenn überhaupt, dann mit immensen Vorkosten.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Ich habe seit mehreren Jahren einen Online-Shop, via Barsortiment mit Warenkorbfunktion. Die Seite wird regelmäßig gepflegt, wir stellen persönliche Buchtipps rein, stellen unsere Weine vor. Bei der Pflege gilt die Devise, lieber täglich fünf Minuten als irgendwann einmal die ganze Seite renovieren zu müssen. Nichts ist schlimmer als ein Internetauftritt, der an das (berühmt-berüchtigte) Schaufenster erinnert, aus welchem die Plakate vom vorjährigen Schützenfest erst dann entfernt werden, wenn die neuen gekommen sind!

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Ich hoffe, dass dies vorrangig die Dinosaurier der Branche betrifft, bei denen ich manchmal „nanu-nana?!“ denke, wenn ich sie betrete. Geschenkeläden draus machen? Eher nicht, das können Andere besser. Vielleicht werden wir zukünftig ein wenig die Rolle von beratungsintensiven Boutiquen spielen, in denen Engagement und Qualität gefragt ist. Die großen Stapel werden abwandern. Sind es ja schon. Jedes Edeka oder Sonstwie-Center hat die Bestseller palettenweise liegen. Die Devise heißt da nicht, versuchen mitzuhalten, sondern eher Engagement, persönlicher Einsatz, Weiterbildung, die Überzeugung, das Richtige zu tun.

Ich für meinen Teil bin Mitglied bei der LG-Buch und bei Buy Local. Vielleicht hilft’s ja. Oft fällt mir dazu Folgendes ein: Vor einer Lesung fragte mich mal Walter Kempowski, wie es denn als Buchhändler auf dem Lande so sei. Spontan und ohne zu überlegen rutschte mir raus, ein Buchhändler auf dem Lande müsste eigentlich Triebtäter sein. Er hat‘s sofort notiert. Bis zu seinem Tod fürchtete ich, der Satz könnte in einem seiner nächsten Bücher auftauchen.

Die Gefährdung von Geschäften geht allerdings auch oft von Immobilienbesitzern und Stadtplanern aus. Ist das Quartier marode, nützen Qualifikation und Engagement leider nichts. Nur ein attraktives, lebendiges Quartier mit hoher „Aufenthaltsqualität“ sichert den Fortbestand des innerörtlichen Einzelhandels, den wir als Umfeld brauchen, der uns die Laufkundschaft beschert. Andere Gefahren verstellen nur allzu oft den Blick auf diesen Umstand. Immobilienbesitzer haben nicht nur mit ihren Mietvorstellungen, sondern auch mit ungepflegten Gebäuden oder gar Leerständen erheblichen Einfluss auf Wohl und Wehe des Umfeldes. Vielerorts haben sich daher schon Quartierinitiativen gegründet, wurden „Kümmerer“ eingestellt, wurden BID-Projekte oder hier in Niedersachsen QiN-Projekte durchgezogen, bei denen die Betroffenen selber die Akteure waren, anstatt das über sie hinweg geplant wurde!

Eine Gefahr für Buchhandlungen, vor allem hier auf dem Lande (?), geht zum Beispiel auch von jungen Lehrern aus, die Lektürewünsche (und andere) gar nicht mehr schriftlich oder mündlich kommunizieren, sondern gleich per E-Mail-Verteiler mit dem entsprechende Link oder Hinweis „Bestellen bei Thalia.de, amazon.com, etc. etc.“ an die Schüler geben, weil sie sich gar nicht (mehr) vorstellen können / wollen, dass es in kleinen Orten auch Buchhandlungen gibt. Viele starren da auf das Netz wie das Kaninchen auf die Schlange…

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Weinprobe © privat

Weinprobe © privat

Biete ich über meine Internetseite via Libreka und Barsortiment an. Habe auch schon ein paar Abrechnungen erhalten. Allerdings halte ich selber davon eigentlich weniger. Nicht wegen der Bequemlichkeit und Handhabung. Sondern vor allem aufgrund meines eigenen Weges zu Buch und Buchhandel über Opas Bücherschrank. Die körperliche Anwesenheit des Buches hat mich zum Lesen gebracht; der Appell: hier bin ich, lies mich. Dieser Appell geht vom E-Books nicht aus, eine Datei hat keine Anmutung! Wie viele Bücher sind gelesen worden, weil sie irgendwo rumlagen, rumstanden. Nicht nur im Geschäft, sondern im Regal, auf dem Stuben- oder Nachttisch. Diese Animation hat eine Datei nicht. So wie die alte Schallplatte oder CD, die nur durch ihre Präsenz daran erinnert, sie mal wieder anzuhören! Die Anforderungen an die Leseförderung werden durch E-Books gewaltig zunehmen!

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Warum nicht, wenn die Qualität stimmt. Allerdings scheitert es oft an dieser Voraussetzung. Unser örtlicher Bestseller wurde von einer Marketingfrau zusammen mit einem alten Verlagsprofi gemacht, da stimmte alles. Auch die Kalkulation mit Buchhandelsrabatten. Oft hat man statt dessen aber den Eindruck, dass einige Produzenten glauben, Buchhändlers ausreichender Lohn sei die Ehre, ihre Produkte zu handeln. Wird von uns erwartet, Eitelkeiten zu finanzieren?

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Engagement und Überzeugung, passgenaue Ware statt vom Stapel. Kundenorientiert. Nicht nur im Laden sitzen und auf Kunden warten. Dahin gehen, wo der Kunde ist. Wenn er nicht zu mir kommt, gehe ich eben zu ihm (dort abholen, wo er ist, gilt nicht nur in der Pädagogik!). Und das nicht nur im Netz. Und auch nicht nur bezüglich der Inhalte. Mein Grundsatz war vom ersten Tag an, Rechnungskunden werden täglich beliefert. Mein hoher Rechnungsanteil hat mir geholfen, mein Lager zu finanzieren.

Wenn Sie Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

– Weniger Titelausstoß, nicht immer den austauschbaren x-ten Aufguss der immer gleichen Ware. Aussagekräftige und nicht marktschreierische Unterlagen, und zwar rechtzeitig.

– Vernünftige Konditionen auch für Kleinbestellungen. Ich möchte für mein Engagement per VLB (und nicht nur per BS-Katalog zu bibliografieren) nicht mit Minderrabatten und Versandkosten statt Portokosten „bestraft“ werden. Nachlieferungen grundsätzlich portofrei (das ist in jeder anderen Branche selbstverständlich!)

– Vernünftige Betreuung auch kleiner Kunden. Wenn ich allzu oft höre, wie viel Geld ich doch koste, sage ich irgendwann einmal, dann tue ich euch ja einen Gefallen, wenn ich nicht mehr komme.

– Spürbare Wertschätzung des Buchhandels als Fachhandel, vor allem bei Schulbüchern, die (zumindest) hier auf dem Lande an jede verrostete Milchkanne geliefert werden, während die Beratung bei uns hängen bleibt. Einschränkung der Direktlieferungen der Verlage an Endkunden (die Preisbindung haben wir nicht zur Gewinnmaximierung von Verlagen!).

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

– Weiterer Ausbau des VLB zu einer Datenbank, die uns rechtzeitig alles zur Verfügung stellt, was wir im täglichen Geschäft brauchen.

– Beitragsgerechtigkeit. Es kann nicht angehen, dass die „Kleinen“ proportional viel mehr zahlen als die „Großen“.

– Ausbau der Branchenwerbung. Seit meiner Selbstständigkeit wurde drüber geredet. Jetzt haben wir sie, bitte ausbauen und nicht zerreden! Weiterhin gute Lobbyarbeit für Buch und Buchhandel (Preisbindung, Mehrwertsteuer für E-Books auch in Richtung Europa, Freihandelsabkommen)

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

"Von der Idee vom Buch". Schulstunde mit Gustav Förster © privat

„Von der Idee vom Buch“. Schulstunde mit Gustav Förster © privat

– Die zunehmende Produktion austauschbarer Titel und die zunehmende Uniformität des Angebotes mit der Gefahr, dass die Qualität immer mehr in den Hintergrund tritt. Tödlich für den Buchhandel ist die Devise „Fliegen irren nicht…“, also legen wir noch eins auf den großen Haufen drauf. Das andauernde  „Für die Leser von…„ signalisiert doch nur „Abklatsch Nr. X“.

– Autorenhonorare für Lesungen, ich weiß jetzt gibt’s Ärger, die teils für kleinere Geschäfte unrealistisch hoch sind, und uns so zu Sponsoren machen.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil sie dort auf engagierte Buchhändler treffen, die mehr sind als reine Verkäufer, denen es egal ist, was sie verkaufen, Hauptsache die Quote stimmt. Und weil sie dort jenseits von Algorithmen auf Bücher treffen, individuell ausgesucht und empfohlen. Bücher, die sie auffordern „lies mich!“. Weil wir zu den Kunden gehen, mit Buchempfehlungen, mit Buchausstellungen in KiTas, Schulen, Aktionen mit Schülern, mit Büchertischen auf Basaren und Märkten, bei Lesungen, unseren und denen anderer Veranstalter.

Das alles und noch viel mehr können wir nur vom Umsatz finanzieren, ohne Moos nix los! Bei mir kommen dann noch Weinproben dazu. Und, nicht zu vergessen, weil gerade die Vielzahl kleinerer Geschäfte die Orte interessant und bunt macht, und so zur Lebens- und Aufenthaltsqualität beiträgt. Innenorte ohne Geschäfte sind tot, Beispiele dafür gibt es vor der Haustür genug!

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Buchhandlung Jünemann in Delmenhorst. Sabine Jünemann hatte vor einem Jahr den Mut, sich selbstständig zu machen!

Danke sehr…

Noch eine Nachbemerkung: Ich habe gut reden. Ich bin 65 Jahre alt, lebe in einem Doppelverdiener-Haushalt, bin schuldenfrei, meine (kleine) Rente ist genehmigt, meine Lebensversicherung ausgezahlt, mein Mietvertrag jährlich kündbar. Eine komfortable Situation, entspannt wie die letzten 30 Jahre nicht. Ich könnte so aufhören, wollte ich denn. Aber ich will nicht!

Eine wunderbare Schlussbemerkung, danke vielmals, dass Sie hier dabei sind! – Übrigens: Damit können wir ein erstes kleines Jubiläum begehen: Ihr Beitrag ist der 25. im Rahmen dieser Gesprächsreihe mit Buchhändlern und Buchhändlerinnen…

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

„Eine Buchhandlung muss spannend bleiben!“ SteglitzMind stellt Bettina Haenitsch mit „der buchladen“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Martina Bergmann, deren Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen ansässig ist, hatte vorgeschlagen, dass wir Bettina Haenitsch etwas näher kennenlernen sollte, die in Seligenstadt die Buchhandlung der buchladen betreibt.

Eine Skizze vom Laden…

Der Buchladen ist noch ganz jung – ich habe ihn am 1. Dezember 2012 eröffnet. Er bietet ein kleines, mit Sorgfalt ausgewähltes, allgemeines Sortiment mit leichtem Schwerpunkt Kinder-und Jugendbuch. Die vergangenen 13 Jahre hatte ich dieses Segment hauptsächlich betreut, daher kennen mich viele Kunden im Ort als Kinder- und Jugendbuchfrau, erfahren aber jetzt, dass ich in den anderen Bereichen genauso belesen bin.

Warum sind Sie Buchhändlerin geworden?

Bettina Heanitsch © privat

Bettina Haenitsch © privat

Aus Zufall. Ich wollte Graphik-Design studieren und habe keinen Studienplatz bekommen. Eine Freundin meinte „Du liest doch so gern, werde doch Buchhändlerin!“ Innerhalb eines Monates hatte ich einen Ausbildungsplatz und absolvierte diese dann bei Universitätsbuchhandlung Schöningh in Würzburg. Ich denke immer, der Beruf hat mich gefunden – ich bin es auch nach all den Jahren noch mit Leidenschaft.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Das kann ich nicht so einfach beantworten. Die Gehälter sind für das, was im Beruf geleistet werden muss, nicht angemessen. Hinsichtlich der Freude an der Arbeit und der für mich perfekten Kombination aus Literatur, Büchern und dem Umgang mit Menschen, muss ich die Frage aber ganz klar bejahen.

Die Branche ist schwieriger geworden und man muss viel mehr für viel weniger Ergebnis tun.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Ich arbeite endlich für mich selbst!

Verändert hat sich die Art der Arbeit an sich nicht: persönliche Beratung, ob sie nun im Laden stattfindet oder per Telefon oder E-Mail, wird immer geschätzt. Bibliographieren ist unendlich einfacher und schneller geworden – wenn ich da an das Wälzen der großen Kataloge denke! Als Buchhändler musst du ständig auf dem Laufenden sein, was Bücher, aktuelle Themen und auch das Leben im Ort betrifft. Hinzugekommen sind Social Media und Onlineshop.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Ich habe schon vor Eröffnung meiner Buchhandlung eine Facebook-Seite eingerichtet und den Fortschritt der Renovierung des Ladens etc. dokumentiert. Zusätzlich habe ich eine Homepage mit Online-Shop, wobei ich die Libri-Shopline-Lösung nutze.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

hereinspaziert! © Bettina Haenitsch

hereinspaziert! © Bettina Haenitsch

Dass sie die ersten kritischen Jahre nicht überlebt? Mich nicht ernähren kann?

Das große Schreckgespenst Amazon ist natürlich eine nicht zu unterschätzende Gefahr, auch die zunehmende Verlagerung zum E-Book darf man nicht außer Acht lassen.

Ich bin Mitglied bei buy local und immer bemüht, diesen Gedanken an meine Kunden heranzutragen und ihnen bewusst zu machen, was mit ihrer schönen Stadt passiert, wenn alle hauptsächlich online einkaufen.

Bleibt man offen für Bedürfnisse der Kunden und erhält sich die Leidenschaft für diesen tollen Beruf, bin überzeugt, dass eine Buchhandlung „meiner“ Größe Bestand haben kann – anderenfalls hätte ich nicht vor neun Monaten den Sprung in die Selbständigkeit gewagt!

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Ich biete die Möglichkeit, sie über meinen Online-Shop selbst zu kaufen oder aber verkaufe sie im Laden – der Kunde zahlt an der Kasse und bekommt den download-link per Mail.

Der Anteil an E-Book-Verkäufen ist bisher aber gering. Meistens lassen sich Interessierte über die diversen Reader beraten und sagen dann: „Ein richtiges Buch ist nicht zu ersetzen.“

Es gibt auch einige Kunden, die sich bewusst für einen Reader entschieden haben, mit dem sie die Möglichkeit haben, bei mir im Shop ihre E-Books zu kaufen.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Das mache ich teilweise, wenn sie bei mir ins Sortiment passen. In der Regel sind es regionale Autoren, deren Titel nehme ich in Kommission.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Leidenschaft und Spaß daran! Nicht zu vergessen, mit Ehrlichkeit – ich lese sehr viel in allen Bereichen, meine Kundschaft schätzt das und spürt meine Begeisterung für Bücher. Ich sage aber durchaus auch – werde ich nach meiner persönlichen Meinung gefragt – dass mich ein Titel nicht überzeugt hat. Und natürlich darf man das Interesse am Menschen nicht vergessen, das Eingehen auf die ganz speziellen Wünsche des Einzelnen – eine persönliche Verbindung schaffen – und die gemeinsame Freude, dann das passende Buch gefunden zu haben!

Bei mir gibt es regelmäßige Veranstaltungen in der Buchhandlung, das geht vom Buchbinden über Kinderlesung bis zur Lesung mit Musik oder der Krimi-Matinée. Die Kunden schätzen das sehr. Eine Buchhandlung muss spannend bleiben!

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

der buchladen © Bettina Haenitsch

der buchladen © Bettina Haenitsch

Als Neukunde würde ich mich bei einigen wenigen Verlagen über etwas mehr Flexibilität freuen. Aber im Großen und Ganzen wurde ich bei Eröffnung sehr positiv von den meisten Verlagen hinsichtlich Rabatt und Zahlungszielen überrascht.

Ab und an habe ich den Eindruck, der Buchhändler steht bei Verlagen als letzter in der Reihe. Warum eigene Shops auf den Verlagshomepages? Die Buchhändler lesen und setzen sich aktiv für die Bücher der Verlage ein – das ist nicht sehr unterstützend.

Als dritten Wunsch: man erhalte uns unsere Verlagsvertreter, die abseits der plakativen und austauschbaren Kurzbeschreibungen der Neuerscheinungen in den Verlagsvorschauen, glaubwürdige und auf meine Buchhandlung zutreffende Einschätzungen abgeben können.

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Ich bin ganz bewusst kein Mitglied im Börsenverein. An Umsätze angepasste Mitgliedsbeiträge war ein Entscheidungskriterium bei mir, aber auch der Eindruck der fehlenden Nähe zur Basis. Bisher habe ich diese Entscheidung nicht bereut.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Die Insolvenz des Insel-Verlags finde ich sehr traurig. Und die Flut der Neuerscheinungen – als kleine Buchhandlung muss man sorgfältig auswählen und das ist nicht immer einfach.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil sie Bücher lieben! Weil sie sich wohlfühlen in der Gesellschaft von Büchern und gerne Neues entdecken, das Gespräch darüber suchen oder einfach auch nur den Austausch mit ihrer Buchhändlerin. Und natürlich, um sich Bücher zu kaufen!

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Teilweise sind sie das schon, aber vielleicht möchten sich auch Thomas Mohler von der Buchhandlung Lesebär in Großkrotzenburg und Christina Kelm von der Buchhandlung Lesekatze in Schöllkrippen äußern.

Vielen Dank und nicht zu vergessen: Herzlichste Glückwünsche zu Ihrem Geburtstag heute!

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

„Vom Börsenverein erwarte ich mir mehr Kritikfähigkeit.“ SteglitzMind stellt Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir heute Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung kennenlernen, die in Ueckermünde ansässig ist, hatte Heike Wenige vom Taschenbuchladen vorgeschlagen, der im sächsischen Freiberg zu finden ist.

Eine Skizze vom Laden…

Holger Brandstädt © Roland Köhler

Holger Brandstädt © Roland Köhler

Die Friedrich-Wagner-Buchhandlung ist eine unabhängige Sortimentsbuchhandlung mit 100 m² Verkaufsfläche ganz im Nordosten der Republik. Namensgeber Friedrich Wagner war Buchbinder und machte sich vor 130 Jahre in Ueckermünde selbständig. Sohn Johannes, bei dem meine Großmutter in die Lehre ging, machte 1936 eine Vollbuchhandlung daraus. Dessen Tochter Johanna führte die Buchhandlung bis 1981 als Kommisionsbuchhandlung. Nach einigen Jahren als Volksbuchhandlung und Nachwendeprivatisierung bin ich seit 2001 Inhaber. Die Buchhandlung umfasst ein allgemeines Sortiment, dazu Wein, etwas Papeterie, ausgewählte Nonbooks und Regionalprodukte. Es gibt einen Raum für Kunstausstellungen, eine Ferienwohnung und zahlreiche Veranstaltungen (Lesungen, Kino, Konzerte u.a.). Unser Team besteht aus mir als Inhaber, drei Aushilfen und zwei Katzen.

Warum sind Sie Buchhändler geworden?

Bücher haben mich immer fasziniert. Mutter und Großmutter waren im Handel tätig, Vater und Großvater im Zierpflanzenbau. Der Handel liegt mir mehr.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Ich kann mir keinen besseren Beruf wünschen, sehe aber für junge Leute durchaus fehlende Zukunftsperspektiven. Darüber hinaus kenne ich einige gute Sortimenter, die seit Jahren eine feste Anstellung in der Branche suchen und Opfer des Strukturwandels geworden sind. Hier im Pommerschen gibt es derzeit keine Beschäftigungsmöglichkeiten für angestellte Buchhändler, in Berlin sieht es seit Jahren auch mau aus.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Größte Veränderungen für mich brachten die Mitgliedschaft in der eBuch e.G. und die Teilnahme am ANABEL-Einkaufsmodell. Ich habe schon 2001, als ich die Buchhandlung übernommen habe, nach einer Möglichkeit gesucht als kleine Sortimentsbuchhandlung Synergien zu nutzen. Damals gab es keinen Zusammenschluss, der mich überzeugt hat. Seitdem bei der eBuch die Warenwirtschaft nicht mehr Grundvoraussetzung ist, hat sich dies geändert.

Ich bin im Einkauf deutlich flexibler geworden, habe bessere Konditionen, weniger Arbeit im Back-Office. Der Genossenschaftliche Verbund stärkt die Position des unabhängigen Buchhandels, er bietet Firmen wie Amazon, Redcon & Co. Paroli und macht aus vielen Einzelkämpfern ein schlagkräftiges Team – und dies ohne dass die Individualität des Einzelnen auf der Strecke bleibt.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Ich habe seit Firmengründung eine Homepage, die bis Ende 2012 mit buchhandel.de verknüpft war. Dies war leider ein sehr mühseliges, unrentables Geschäft, da oft Bestellungen von bereits vergriffenen Titeln und aus Garagenverlagen, die zum Teil ohne Rabatt und mit überhöhten Versandgebühren liefern, eintrafen. Derzeit suche ich nach einer Alternative und nehme demnächst an einem Seminar zu diesem Thema teil.

hereinspaziert! © Holger Brandstädt

hereinspaziert! © Holger Brandstädt

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Die größte Gefahr geht hier mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur einher. Die Einwohnerzahl sinkt, der Altersdurchschnitt steigt und das Land zieht sich immer mehr aus der Fläche zurück. Gleichzeitig bieten Discounter verstärkt die Brotartikel des Fachhandels an und die Aktiven kaufen im Internet. Fällt die Preisbindung geht auch hier das Licht aus, denn mit den Einkaufskonditionen, die Verlage schon jetzt Konzernen wie Amazon, Weltbild & Co einräumen, ist kein fairer Wettbewerb möglich.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Die bisher via MVB und Libri angebotenen Reader haben mich nicht überzeugt. Ich empfehle daher eher das Lesen auf dem iPad oder anderen Tablet-PCs.

Als Mitglied der eBuch e.G. habe ich dank der Genossenschaft einen gut sortierten professionellen Online-Store. Die Umsätze halten sich in Grenzen, aber der Aufwand für mich auch. Wobei ich mich frage welche Funktion, außer den Content anzubieten, der Buchhändler beim E-Book hat und wie er sich und seine Individualität mehr einbringen kann?

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Das mache ich schon, aber oft fehlen den Self Publishern einfachste gestalterische und kalkulatorische Grundkenntnisse.  Wo es geht stehe ich beratend zur Seite, um für beide Seiten bessere Ergebnisse zu erzielen. Gerade im regionalen Bereich kann Self Publishing eine sinnvolle Sortimentsergänzung sein.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Freude an Individualität. (Nicht jeder Bestseller findet seinen Weg in den Nordosten, dafür sind ganz eigene Titel Best- und Longseller.) Durch eine gute regionale Vernetzung, einen erstklassigen Service und ein spannendes Veranstaltungsprogramm, aktive Öffentlichkeitsarbeit inbegriffen. Dazu regionale Kompetenz: Im Sortiment finden sich u.a. selbstverlegte Postkarten und der deutsche Vertrieb der Reihe ‚Zeit, Raum‚ Identität‘ aus Stettin/Polen. Durch Stärkung des buy local-Gedankens und gemeinsame Aktionen mit den umliegenden Fachhändlern, die die Vielfalt des Angebots in der Ueckermünder Altstadt ins öffentliche Bewusstsein zurückholen.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

Buch und Wein © Roland Köhler

Buch und Wein © Roland Köhler

1. Ich wünsche mir, dass Verlage weniger die Nebenmärkte fördern und stattdessen dem Buchhandel ähnlich attraktive Angebote machen.

2. Ich wünsche mir mehr Weltsicht der Verlage. Die Gastländer der Buchmesse zeigen, dass auch nichtenglische Literaturen großartige Entdeckungen zu bieten haben. Und dies sicher nicht nur wenn in Frankfurt ein neues Gastland gekürt wird.

3. Dass sich endlich ein Verlag findet, der weitere Provence-Krimis von Pierre Magnan ins Deutsche übersetzt. Der ist um Längen besser als Fred Vargas und ein Opfer des Verschiebebahnhofs, der den Scherz-Verlag irgendwann bei Fischer abgestellt hat.

Und was würden Sie sich vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel wünschen?

Konsequenten Einsatz für die Preisbindung / Preisgünstige Bereitstellung buchhändlerischer Hilfsmittel / Beratung in Fachfragen. Letzteres erlebe ich sehr gut bei Michael Menard vom Landesverband Nord in Hamburg, aber die Heerscharen „grau gekleideter Herren“ in Leipzig stoßen mich regelmäßig ab. Da fühle ich mich als Sortimenter weder wohl noch wahrgenommen. Darüber hinaus erwarte ich mehr Kritikfähigkeit vom Börsenverein und die Nutzung des kreativen Potentials der Branche. Aktionen wie ‚Vorsicht Buch‘ und einiges, was da sonst gestalterisch aus Frankfurt auf die Branche losgelassen wurde (z.B. die Bücherstapelgutscheinhüllen), erschrecken mich ob ihrer Einfallslosigkeit. Auch Nachfragen heißt es dann immer reflexartig: ‚Ihren Kollegen gefällt es. ‘ Solche Aussagen bringen weder mich noch die Branche weiter.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Das es immer schwerer wird, Titel mit Substanz zu finden, die zu verkaufen Freude macht. Die Unzahl austauschbarer Massenware auch aus Häusern mit großer literarischer Tradition wie z.B. Aufbau, Ullstein, List deprimiert. Fragen Sie doch mal Verlage, was im vorletzten Herbst der Spitzentitel war?! Auch wenn Osburg, Liebeskind u.a. immer noch für Lichtblicke sorgen, dünnt sich das Angebot trotz hoher Novitäten-Anzahl doch zusehends aus. Mich retten im Sommer Regionaltitel und die Tatsache, dass dank steigender Touristenzahlen auch die Backlist wieder mehr gepflegt werden kann.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil Buchhandlungen im Idealfall lebendige Orte der Entdeckung und Begegnung sind, die sich durch Individualität und Engagement auszeichnen.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich empfehle ob ihres Engagements Ute Henze von der gleichnamigen Buchhandlung in Wolgast und Tatjana Mischke von der Franz-Mehring-Buchhandlung in Berlin-Friedrichshain, die an ihrem Standort mehrfach massive Veränderungen der Bevölkerungsstruktur gemeistert hat.

Wo findet man Ihre Buchhandlung im Netz? 

Neben der Homepage und dem E-Book-Store ist sowohl die Buchhandlung als auch ihr Inhaber auf Facebook aktiv.

Danke sehr! Wäre meine Katze Liese-Lotte noch, würde ich sie bei Ihnen gerne in die Lehre schicken…

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

„Gute Buchhandlungen sind spirituelle Orte.“ – SteglitzMind stellt Anna Jeller von der Wiener Buchhandlung „Anna Jeller“ vor

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe “Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor” beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten.

Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer hier ebenfalls zu Wort kommen sollte. Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr! Im Übrigen freue ich mich auch über Gastbeiträge: Was habt Ihr in Buchhandlungen erlebt? Woran denkt Ihr gerne zurück, was ist Euch aufgestoßen?

Dass wir heute Anna Jeller aus Wien mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller kennenlernen, hatte Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher vorgeschlagen.

Eine Skizze vom Laden…

Die Anna Jeller Buchhandlung ist im 4. Bezirk in Wien, nahe dem Naschmarkt. Sie besteht seit 1947, 1985 habe ich sie als Sechsundzwanzigjährige übernommen. Schwerpunkte sind Literatur fernab der Bestsellerlisten, ausgewählte Kinderbücher (besonders die illustrierten, die eigentlich Kunstbücher sind), kleine, feine Lyrikauswahl, Kulinarik, Zeitgeschichte, Politik und bibliophile Raritäten.

Warum sind Sie Buchhändlerin geworden?

Anna Jeller ©  Jacqueline Godany

Anna Jeller © Jacqueline Godany

Eher durch Zufall und als Quereinsteigerin. Mein Wunschstudium hätte mich arbeitslos gemacht und der Raum, in dem sich die Buchhandlung befindet, hat mich schon als Kundin fasziniert.

Würden Sie sich unter heutigen Bedingungen abermals für diesen Beruf entscheiden?

Schwierige Frage. Ich bin sehr gerne Buchhändlerin, könnte mir aber auch andere Aufgabenfelder vorstellen.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Ihrem beruflichen Alltag verändert?

Der Verwaltungsaufwand und das Arbeitstempo sind enorm gestiegen. Als engagierte Buchhandlung wird Dauerpräsenz auf allen Kanälen erwartet und gewünscht und ohne Medienkompetenz wird man als Buchhändlerin kaum mehr wahrgenommen.

Die Devise heißt ja: Buchhandel go online! Was unternehmen Sie in dieser Richtung?

Wir haben schon sehr, sehr lange eine Homepage mit Buchempfehlungen und Bestellmöglichkeit. Webshoplösungen kommen für uns nicht in Frage. Zu teuer, zu unschön , zu unpassend für unser Sortiment.

Das Sterben der Buchläden ist allgegenwärtig. Wo verorten Sie für Ihre Buchhandlung die größten Gefahren?

Das Fallen der Buchpreisbindung würde uns schwer treffen. Sonst sehe ich keine Gefahren, wir besetzen die Nische „klein, fein, kompetent“.

Wie halten Sie es mit dem E-Book?

Gar nicht.

Wäre das eine Option für Sie, auch Titel von Self Publishern anzubieten?

Eher nicht. Die Produktionen der Verlage sind ohnehin unübersichtlich genug.

Wie verkauft man heutzutage Bücher?

Mit Begeisterung ! Wir treffen eine sehr rigorose Vorauswahl bei Neuerscheinungen, lesen so viel wie möglich und verzichten auch auf Umsätze mit Büchern, die so gar nicht ins Sortiment passen. Unser größter Vorteil: Erfahrung kann man nicht googeln!

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Ihnen Verlage erfüllen… Welche wären das?

der Buchladen ©  Jacqueline Godany

der Buchladen © Jacqueline Godany

Mehr Backlistpflege und aktiveres Anbieten derselben, mehr Lektorat, Titelflut eindämmen.

Und was würden Sie sich vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels wünschen?

Ich bin dort aus guten Gründen nicht Mitglied.

Was treibt Sie in der literarischen Szene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Mich stört zunehmend das Hochjubeln des Mittelmäßigen. Und ich verfolge von Beginn an, wie sich die gesamte Branche in den sozialen Netzwerken präsentiert.

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen?

Weil gute Buchhandlungen spirituelle Orte sind.

Welche anderen Buchhandlungen empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Das Buchkontor in Wien, Ulla Harms, die Buchhandlung liawolf, die ebenfalls in Wien ansässig ist, und Alice Bohdal von der Wiener Genussbuchhandlung tiempo nuevo.

Danke sehr! Übrigens Leseempfehlungen von Anna Jeller könnt Ihr Euch hier hören; bei Facebook findet Ihr ihre Buchhandlung auch.

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Fünf Fragen vom Börsenblatt für den deutschen Buchhandel zur Gesprächsreihe mit Buchhändler/innen beantworte ich hier

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber