„Comics von einem Fan für die Fans.“ SteglitzMind stellt Eckart Schott von Salleck Publications vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Die Antworten kommen heute von Eckart Schott, der Salleck Publications verantwortet. Vorgeschlagen hatte das Andreas Mergenthaler von Cross Cult.

Eine Skizze vom Verlag …

Eckart Schott © privat

Eckart Schott © privat

Im Jahr 1990 habe ich meinen Verlag als Comic-Fan gegründet. Das erste Projekt ging mächtig in die Hose, das zweite war Der alte Blaue von Francois Walthéry und Raoul Cauvin, ein lustiger Comic über Brieftaubenzüchter. Der erste größere Erfolg war Das Blaue Tagebuch von André Juillard.

Ich arbeite nur mit freien Mitarbeitern. Programmschwerpunkte sind klassische Comics, aber auch Kindercomics wie Yakari und Technik-Comics wie Margots Reportagen (Oldtimer) oder Buck Danny und Der Große Uhu (Fliegerei). Also ein vielseitiges Programm, zu dem ich stehen kann.

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Mein Highlight für 2015 wird der zweite Band von Waldi Wichtig und die Naseweise: Die Schmetterlingsjagd und der Abschlussband des ersten Zyklus von Esteban.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Vom Comic-Leser zum Comic-Sammler zum Comic-Verleger war es eigentlich ein konsequenter Weg. Der Comic-Leser bekam als Kind keine Serie voll, der Comic-Sammler hätte gern einige französische Comics auf Deutsch gehabt und hat diese dann verlegt.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Das Motto „Comics von einem Fan für die Fans“ gilt eigentlich immer noch nach 25 Jahren. Großen Wert habe ich auch immer auf die persönlichen Kontakte zu „meinen“ Zeichnern gelegt, und viele von ihnen auch nach Deutschland geholt.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Die Arbeit wurde einfacher, was Übersetzen, Korrigieren und Drucken angeht.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Ich bin im Jahr auf ca. 15 Messen, Comic-Börsen und Oldtimer-Messen präsent und freue mich über den direkten Kundenkontakt. Und habe oft auch Comic-Zeichner dabei.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Ich habe mich holterdiepolter ziemlich blauäugig und naiv in das Abenteuer gestürzt. Aber damals war ich eben auch noch 25 Jahre jünger …

Wie gewinnen Sie Autoren?

Am Anfang bin ich auf Comic-Festivals in Frankreich und Belgien gefahren, habe die Künstler angesprochen. Diese zum Teil Freundschaften bestehen seit 25 Jahren. Einige Zeichner sind inzwischen leider auch verstorben. Ich bin auch in der Szene, auch im Ausland bekannt, auch dafür, dass wir – ich und mein Team – uns große Mühe geben, mit allem, was wir tun. Übersetzung, Extras, Einladungen auf Veranstaltungen.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Privatkunden beliefere ich selbst, alles andere läuft über meine Auslieferung PPM Peter Poluda Medienvertrieb.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich selbst wenig. Das ist Aufgabe meines Vertriebs. Dazu fehlt mir die Zeit.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Amazon ist sicher eine Chance für Verlage, solange die Buchpreisbindung in Deutschland Bestand hat. Wenn diese fällt, wäre Amazon als Marktführer eine Gefahr für viele Buchhändler.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Ich schalte relativ viel Werbung in Comic-Magazinen und bin auch viel unterwegs auf Messen usw.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Er ist wichtig. Wichtig, dass die Buchpreisbindung nicht fällt.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Für Comic-Sammler, für Kinder, für Oldtimer- und Flugzeugfans, für anspruchsvolle Leser. Also sehr vielseitig.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In meiner Vielseitigkeit und in meinem Engagement.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Dass ich zu viele Titel aus dem Bauch heraus mache, die dann eventuell nicht gut genug laufen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Ich kenne sie nicht gut genug. Aber ich denke, sie ist die Chance für junge Talente, einen Verlag zu finden, sozusagen einen Einstieg ins Leben eines Comic-Schaffenden.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sich das gut zu überlegen. Und vielleicht auf regionale Themen zu setzen. Siehe Karl, der Spätlesereiter, oder aktueller die Comic-Serie um Karl den Großen, die in Aachen verlegt wird.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich kenne die kleinen Verlage zu wenig. Aber als nächsten Interview-Partner empfehle ich Mark O. Fischer von Epsilon.

Danke sehr für diesen Einblick!

BTW: Am Sonntag, den 26. April findet in Berlin im Ellington Hotel (Nürnberger Straße 50-55, Ecke Augsburger) zwischen 10 und 16 Uhr die Berliner Comicmesse statt. Neben vielen anderen ist Eckart Schott von Salleck Publications dabei.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Salleck Publications im Netz:

Die Homepage: www.salleckpublications.de

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