„Unabhängigkeit spricht eigentlich für sich selbst.“ SteglitzMind stellt Mark Fischer vom Epsilon-Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Mark Fischer vom Epsilon-Verlag Rede und Antwort. Vorgeschlagen hatte das Eckart Schott, der Salleck Publications verantwortet.

Eine Skizze vom Verlag …

Mark O. Fischer © Epsilon-Verlag

Mark O. Fischer © Epsilon-Verlag

Gegründet 1997, sesshaft in Schleswig-Holstein, Ein-Mann-Betrieb, spezialisiert auf gezeichnete Geschichten, bis jetzt 166 lieferbare Titel, davon 19 auch digital.

Ihre persönlichen Highlights?

Ein Highlight ist eigentlich jeder Titel und aktuell immer das, woran man gerade arbeitet. Spannend sind nicht nur die Comics selbst, sondern auch die Entstehung derselben, wie sie in Gesamtausgaben dokumentiert werden wie aktuell in der von Rubine.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Seit dem Sammeln des alten ZACK war das immer mein Ziel, ich habe dann Verlagsherstellung studiert und danach den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Es gibt eigentlich nichts Besseres als sein Hobby zum Beruf zu machen, auch wenn einem dafür nicht gerade der rote Teppich ausgelegt wird. Zudem ist jede Veröffentlichung einer neuen Geschichte auch ein kreativer schöpferischer Akt, auch wenn ich nicht selbst der Autor bin.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Nicht mehr mit Filmen, sondern mit Daten zu arbeiten, erleichtert vieles, nicht nur beim Herstellen, sondern auch beim Korrigieren. Auch die digitale Übertragung der Daten erspart viel Zeit und Kurierkosten.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

In der Ruhe liegt die Kraft. Ich lasse mich nicht mehr hetzen, um alles gestern zu produzieren, was erst übermorgen gekauft wird, sondern mache heute das, was geht, damit es mich übermorgen auch noch gibt. Und ich bewerbe lieber Titel, die man kaufen kann, als solche, die man erst dann kaufen kann, wenn die Werbung schon Schnee von gestern ist. Zudem bilde ich mir ein, die übersichtlichste und interessanteste Homepage von allen zu haben.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Reich sein. Denn es bewahrheitet sich leider immer wieder, dass man nur dann ein kleines Vermögen machen kann, wenn man ein großes investiert.

Wie gewinnen Sie Autoren?

epsilon_coverLizenzen suche ich mir aus und die deutschen Künstler kommen von selbst.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

PPM für den Fachhandel, Barsortimente und Privatkunden beliefere ich selber.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich habe es mal mit einem Vertreter versucht, mit der Erkenntnis, dass die Buchhändler das Angebot gerne auf Nachfrage bestellen. Insofern führt kein Weg an der Nachfrage vorbei. Je größer die Nachfrage, desto mehr wird bestellt und desto eher landet auch was im Sortiment.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Theoretisch bräuchte ich das nicht. Die Kunden könnten ja auch direkt auf meiner Homepage bestellen. Aber die Erfahrung zeigt, dass Kunden lieber da kaufen, wo sie alles kriegen, was aber ein Trugschluss ist. Denn letztlich ist Amazon nur eine moderne Form von Kaufhaus, die von allem etwas haben. Es sind dort längst nicht mehr alle Titel direkt lieferbar. Amazon ist aber auch offen für Fremdanbieter. So kann man auch als Verlag seine Titel dort direkt anbieten, allerdings nur mit einem Aufschlag 3 € Porto pro Titel. Dann werden sie von mir direkt beliefert und wenn sie dann feststellen, dass sie die von mir direkt portofrei bekommen hätten, landen sie beim nächsten Mal doch lieber auf meiner Homepage.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Von Facebook bis Messe handhabe ich das flexibel, je nachdem was das Werbebudget gerade hergibt.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Nun, ISBN und VLB sind doch ganz sinnvoll.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Mein Programm ist eigentlich für alle offen, die keine Scheu davor haben, dass eine interessante Geschichte gezeichnet ist. Das kann spannend, lustig oder auch tiefsinnig sein. Bei mir kann jeder etwas Interessantes finden. Ich arbeite dabei nicht mit Genre-Schubladen, sondern lasse die Leser die Vielfalt selbst entdecken.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Ich sähe die größten Chancen eigentlich im Zeitschriftenhandel, weil der Nachfrage-Markt im Buch- und Fachhandel doch sehr zäh ist. Ich sehe aber bislang keinen bezahlbaren Weg dorthin. Solange das so ist, bleiben auf dem Weg der kleinen Schritte immer Möglichkeiten Qualität, Quantität und Marketing zu verbessern.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Das größte Risiko ist immer auch mit hervorragenden Titeln in der Masse der Konkurrenz unterzugehen, zumal gezeichnete Geschichten im Vergleich zu anderen Medien immer noch ein Schattendasein führen und Investitionen in eine nachwachsende Leserschaft über Jahrzehnte vernachlässigt wurden.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

das Logo © Epsilon-Verlag

das Logo © Epsilon-Verlag

Unabhängigkeit spricht eigentlich für sich selbst. Man kann machen, was man will, ohne sich vor anderen rechtfertigen zu müssen. Wenn das, was man macht, gut ankommt, hat man Glück, wenn nicht so, hat man trotzdem etwas Schönes geschaffen, zu dem man stehen kann.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Je größer das Startkapital, desto größer sind die Chancen, im Markt Fuß zu fassen. Als Hobby geht natürlich alles, aber wenn man davon leben will, sollte man das vorher gut und realistisch durchkalkulieren.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Da gibt es schon noch ein paar mehr gute kleine Comic-Verlage. Für seine offenen Antworten schätze ich sehr den noch sehr jungen Verlag dani books.

Danke sehr für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Epsilon-Verlag im Netz:

Die Homepage: www.epsilongrafix.de

3 Kommentare zu “„Unabhängigkeit spricht eigentlich für sich selbst.“ SteglitzMind stellt Mark Fischer vom Epsilon-Verlag vor

  1. Bei allen Problemen, die der Verlag spez. in der letzten Zeit mit Titelankündigungen hat, muss man doch festhalten: ihm verdanken wir die tollen Geschichten von LEO.

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