Steglitz stellt Stephan Waldscheidt mit „Schriftzeit“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Dass sich heute Stephan Waldscheidt mit seiner Schriftzeit vorstellt, hatte Richard Norden vorgeschlagen, der Writers Workshop betreibt.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Danke zunächst an Kollege Richard Norden, der mich für Ihr Blog vorgeschlagen hat.

  • Schriftsteller.
  • Geboren und aufgewachsen im Saarland.
  • Wohn- und lebhaft zwischen Schwarzwald und Elsass.
  • Studierter Konsumentenforscher.
  • Passionierter Kaffeetrinker, Kuchenbäcker, Wanderer.

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Stephan Waldscheidt © Onuk www.onuk.de

Stephan Waldscheidt © Onuk http://www.onuk.de

Ich blogge seit … keine Ahnung. Mein aktuelles Blog »Schriftzeit – Wie Sie Romane schreiben und Ihre Leser verzaubern« betreibe ich seit Dezember 2010. Vorher hatte ich schon mal eins, mit anderen Inhalten.

Ich blogge, um Autoren Dinge über das Schreiben zu zeigen, die sie so noch nicht kennen. Ich blogge für mich, weil ich von meiner seit jeher intensiven Analyse von Romanen, die die Grundlage der Blog-Artikel bilden, selbst am meisten profitiere – genauer: meine Romane und ich.

Ich blogge da, wo ich blogge, weil in meinem Webpaket dieses Blog mit drin ist. Die Basis ist ein, allerdings stark eingeschränktes, WordPress-Blog. Was schlecht ist, weil es mir gestalterisch wenig Freiraum lässt. Und zugleich gut, weil es mir gestalterisch wenig Freiraum lässt. Es zwingt mich dazu, mich auf die Texte, auf die Inhalte zu konzentrieren.

Deine Themenschwerpunkte …

Das Schreiben und Erzählen im Allgemeinen und das Schreiben von Romanen im Besonderen.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Ich habe zu viele eigene Projekte, um mich groß mit dem »Betrieb« auseinanderzusetzen, was immer das sein soll. Ich kenne Autoren, ich bin mit einigen befreundet, ich finde, die meisten Autoren sind verdammt nette Menschen. Aber ich sehe mich nicht als Teil der Literaturszene. Was immer genau das sein soll. Ich lebe nicht in Berlin. Vielleicht erklärt sich damit alles andere.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Im Blog selbst empfehle ich den Leuten ein Abo des Feeds. Als erstes und regelmäßig poste ich neue Beiträge auf meiner Facebook-Seite und bei twitter. Des Weiteren treibe ich mich auch fast täglich bei Facebook und Twitter herum.

Ich veröffentliche alle zwei, drei Monate einen Newsletter für Autoren, mit dem ich dann indirekt auch wieder an mein Blog erinnere. Ich veröffentliche Schreibratgeber, für die ich die Blog-Artikel überarbeite und erweitere und mit Schreibtricks oder Schreibanregungen versehe. Wer einen Ratgeber kauft, wird darin auch einen oder mehrere Links zu meinem Blog finden. Ich schreibe regelmäßig eine Glosse für die Autorenzeitschrift Federwelt. Dort wird auch auf mein Blog hingewiesen. Gelegentlich kommentiere ich auch mal was in einem anderen Blog, dazu komm ich aber leider zu selten.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Seine Leser zu langweilen. Gegen Propaganda und egozentrische Meinungsmache habe ich nichts. Es fehlt zu vielen Autoren in Deutschland an Leidenschaft und an eigenen Meinungen und dem Mut, sie zu vertreten. Wenn ich davon mehr bekomme, nehme ich auch die Agitatoren in Kauf.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Die Hürden sind offenbar zu niedrig. Sonst würden nicht so viele bloggen. Die größte Schwierigkeit dürfte sein, Leser zu finden. Und wenn man die hat, mehr Leser zu finden.

Ansonsten hatte ich bei meinem ersten Blog das Problem, das Blog nicht selbst vom Netz nehmen zu können. Es dümpelte Jahre da herum, und ich konnte nichts dagegen machen, der Betreiber hat auf keinen einzigen Kontaktversuch reagiert. Grundsätzlich ist fehlende Kontrolle ein Problem. Wenn das Blog auf einem Webspace liegt, auf den man als Blogger keinen Einfluss hat. Ein Problem beim Bloggen: Es kostet Zeit. Die mir dann für die Arbeit an meinen anderen Projekten, vor allem an den Romanen, fehlt.

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Die Reaktionen zufriedener und bisweilen sogar enthusiastischer Leser.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Ist noch nie vorgekommen. Ich schreibe ja auch keine Rezensionen, obwohl ich in meinen Artikeln gerne aktuelle Romane als Beispiele benutze. Die meisten Verlage schicken mir dann auf Anfrage ein Exemplar zu.

Und wie würdest du damit umgehen, wenn dir Self-Publisher ihre Titel zur Rezension anbieten?

Immer her damit. Aber ich verspreche nicht, dass ich darüber schreibe. Und schon gar nicht verspreche ich eine positive Kritik. Keine Vorteile für niemanden, das bin ich meiner Glaubwürdigkeit schuldig. Vielleicht ist das noch eine Gefahr für Blogger: sich abhängig zu machen. Was besonders dann leicht vorkommen kann, wenn man Gefälligkeiten erwidern möchte.

Wie hältst du es mit dem E-Book?

E-Books sind inzwischen für mich als Autor essenziell. Meine Schreibratgeber bringe ich alle zunächst als E-Book heraus. Dank meines erfolgreichen Blogs und der sonstigen Bemühungen und, wie ich hoffe, wegen der Inhalte, verkaufen sie sich hervorragend. Relativ zur Größe der Zielgruppe, wohlgemerkt. Wegen der erstklassigen Margen, die Amazon mit Kindle Direct Publishing bietet, und dem genau einzugrenzenden Kreis potenzieller Leser und Käufer ist das wahrscheinlich trotzdem lohnender, als über einen klassischen Verlag zu gehen.

Ein selbstpubliziertes E-Book ist das ideale Medium für Autoren, die ihre Zielgruppe kennen und sie auch ansprechen können. Was mein anderes Standbein, das Schreiben von Romanen, betrifft, bevorzuge ich nach wie vor den klassischen Verlag. Was sich aber ändern mag. Mal sehen, was kommt.

Als Leser bevorzuge ich das klassische Buch zum Anfassen, zum Sachen Anstreichen, lese aber regelmäßig auch auf meinem Kindle. Der ist ideal für unterwegs. Und neue Titel sind sofort da, wenn man sie haben will. Oder sogar haben muss.

Ein Nachteil des E-Books wird leicht übersehen: Ein E-Book vergisst man leicht. Wenn ich ein Taschenbuch auf dem Tisch liegen habe, denke ich daran, es zu lesen. Wenn es eins ist unter tausend auf meinem Reader, vergesse ich es schnell mal. So sammeln sich die Titel rascher an, als man sie liest.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hm, schwierig, da ich leider so gut wie nie zum Lesen von Blogs komme. Ich mag das Blog von Marcus Johanus, der sich hier ja bereits vorgestellt hat. Mir haben es vor allem seine Top-10-Listen angetan haben. Mehr als einen Blick wert ist auch der Gedankenzirkus von Oliver Koch.

Eines meiner wichtigsten englischsprachigen Stopps ist The Killzone, wo einige amerikanische Krimi- und Thriller-Autoren Anregendes und Lehrreiches von sich geben. Und, für jeden, der besser plotten lernen will, empfehle ich Storyfix von Thriller-Autor Larry Brooks. – Die Staffel gebe ich weiter an Oliver Koch.

Schön, dass du auch englischsprachige Blogs empfiehlst, das hatten wir seit  Klausbernd Vollmars Beitrag hier hier nicht mehr. Danke, Stephan, dass du in der Gesprächsreihe dabei bist.

Dank zurück, hat Spaß gemacht.

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Zuletzt stellte sich Katarina Liest mit Die Bücherphilosophin. vor. Ihre Wunsch-Interviewpartnerin war die Betreiberin von Literaturen. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier

Ein Kommentar zu “Steglitz stellt Stephan Waldscheidt mit „Schriftzeit“ vor

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