Steglitz stellt Flatter Satz mit „aus.gelesen“ vor

Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.

Heute stellt sich Flatter Satz mit aus.gelesen vor. Dass er hier zu Wort kommt, hat Mara Giese vorgeschlagen, als sie ihr Blog Buzzaldrins Bücher hier präsentierte.

Dein Steckbrief in Stichworten …

Männlich, in der zweiten Hälfte der 50er Jahre, Leser und Bücherbegeisterter von Kindesbeinen an, studiert habe ich vor langen Jahren Chemie. Was Literatur angeht, bin ich also absoluter Laie…

Seit wann, warum und wo bloggst du?

Ich blogge seit einigen Jahren. Mein erster Blog (ich weiß, üblich ist das Blog, aber das geht mir einfach nicht über die Lippen…) war auf blog.de, ein Allerweltsblog ohne festes Thema. Seit über vier Jahren betreibe ich den Bücher- und Literaturblog aus.gelesen auf WordPress.com. Wie ich zu WordPress gekommen bin, kann ich gar nicht mehr nachvollziehen, aber offensichtlich gefiel mir die Plattform am besten, denn ich weiß noch, dass ich zwischenzeitlich auch andere Blogsysteme durchprobiert habe.

Deine Themenschwerpunkte …

Grundsätzlich lese ich außer Vampir-, Werwolf- und Fantasygeschichten eigentlich alles. Bedingt durch mein ehrenamtliches Engagement liegt ein Schwerpunkt sicher bei Büchern über Sterben, Tod und Trauer, ein Thema, das ja sonst in Bücherblogs eher weniger vorgestellt wird. Manchmal macht mir mein Gemischtwarenladen auch Angst und Bange, aber ich lese aus Spaß an der Freude und habe halt an vielen Themen Freude und Interesse.

Was treibt dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?

Das ist eine Frage, zu der ich nur wenig sagen kann, da ich da einfach nicht „drin“ stecke. Als Leser interessiert mich natürlich, ob sich irgendwann das E-Book am Markt auch bei den normalen Verlagspublikationen so durchsetzen wird, dass keine Printausgaben mehr erscheinen. Für mich wäre das ein großer Verlust, für die nachwachsende Generation wohl nicht: „Wofür brauchen wir Bücher, man kann doch alles am Rechner lesen…“, das habe ich gerade erst letzte Woche gehört….

Obwohl ich im Moment eher die Altbestände meiner eigenen Regale und damit ältere Bücher lese, bekomme ich über andere Blogs mit, dass es eine Menge junger deutscher AutorInnen gibt, die offensichtlich „gute“ Bücher schreiben. Sicherlich werde ich mich auch wieder in solche interessanten Neuausgaben einklinken, denn ich finde es wichtig, gerade junge AutorInnen zu unterstützen, sich im Dickicht aller Neuerscheinungen hervorzuheben. Und natürlich bin ich auch neugierig, wer sich letztlich in der Szene durchsetzen wird.

Wie machst du dein Blog und deine Beiträge bekannt?

Über entsprechende Tweets und Facebook-Beiträge, wobei über Twitter kaum Resonanz kommt. Was Twitter angeht, ist mir sogar schon einmal gesagt worden, wer nur so auf seinen Blog hinweist, sei so etwas wie ein Schmarotzer… Da ich nur wenig in anderen Blogs kommentiere, bekomme ich über diese Schiene kaum Kontakte, andererseits ist mein Blog in vielen Linklisten vertreten. Die meisten Besucher kommen aber über Suchmaschinen auf aus.gelesen oder haben meinen Blog über Feed-Systeme abonniert. Bei Facebook hat sich inzwischen eine Gruppe von Bloggern/-innen (überwiegend sind dies ja Frauen) gefunden, die nett miteinander in Kontakt stehen und sich über ihre Besprechungen informieren.

Bücherblogger bei Facebook …

Ja, die sind da sehr aktiv. Zum Beispiel bei Bücher und Buchvorstellungen werden von uns die Besprechungen gepostet, sonst nix. Zwischen den Zeilen ist eine geschlossene Gruppe, in der auch ab und angeplaudert wird. Aber  überwiegend ist die Gruppe mit Büchern und Lesen befasst. Wer mitmachen will, muss sich anmelden. Und dann wird es im Dezember wieder die Jahresgruppe geben, in der jeder seine drei Highlights des abgelaufenen Jahres vorstellen kann.

Was sollte ein Blogger besser sein lassen?

Das ist eine gute Frage, aber das sollte jeder für sich selbst wissen. Ich persönlich versuche, alles zu vermeiden, was kränkt, diskriminiert oder gar beleidigt. Ein wichtiges Kriterium für mich ist auch, nur das zu schreiben, was ich auch im „realen“ Leben von Person zu Person vertreten würde. Ansonsten bin ich – um einen alten Blogfreund zu zitieren – auf meinem Blog der König.

In Reih und Glied © Flatter Satz

Schreibt man, um damit auch Besucher auf seinen Blog zu bekommen und Kontakte zu knüpfen, sollte man vermeiden, nur Klappentexte wieder zu geben. Ein Beitrag, eine Buchvorstellung sollte meiner Meinung nach eine persönliche Note haben, die aufs Weiterlesen neugierig macht.

Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?

Eigentlich keine. Rein technisch ist bloggen ein einfaches Unterfangen und so die Beiträge eine gewisse Qualität aufweisen, kommen auch Besucher auf den Blog. Das lässt sich z.B. über Facebookaktivitäten stark beschleunigen, ansonsten braucht man etwas Geduld. Bevor man mit bloggen anfängt, sollte man sich im Klaren darüber sein, für was und wen man bloggen will. Wobei ich auf dem Standpunkt stehe, dass man einen Bücherblog so führen sollte, als ob man ihn für sich schriebe. Also tatsächlich wie ein Tagebuch oder ein Leseprotokoll. Das gibt einem unendlich viel Freiheit beim Schreiben, da man – mit den genannten kleinen Einschränkungen, die eigentlich keine sind – auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen muss und so ein Blog mit eigenem Charakter heranwächst

Dein schönstes Erlebnis als Blogger …

Obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin, ob ich nicht einem Fake aufsaß, ist der lobende Kommentar von Herta Müller zu der Besprechung ihres Buches des sich verneigenden Königs für mich das Highlight meines Blogs. Überhaupt freue ich mich immer, wenn sich ein Autor bei mir meldet. Diesbezüglich es haben sich auch schon ein paar nette Kontakte entwickelt. Generell freue ich mich auch immer, wenn sich eine Diskussion über ein Buch entwickelt. Dass dies viel zu selten geschieht, liegt wohl auch daran, dass ich selbst wenig in anderen Blogs kommentiere.

Was mir auch ein sehr schönes Gefühl gibt, ist, dass mir unter all meinen Besprechungen vielleicht eine Handvoll gelungen ist, auf die ich richtig stolz bin, weil ich sie – gemessen an meinen eigenen Kriterien – für wirklich gut halte.

Wie gehst du damit um, wenn dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?

Wenn mir da nicht gerade ein Buch über Baustatik (auch das ist schon passiert) zum Rezensieren angeboten wird, sage ich normalerweise zu, mache aber gegebenfalls Einschränkungen, dass ich auf diesem Gebiet, z.B. bei Reiseliteratur, keine Erfahrung habe. Meist hat es sich damit dann schon erledigt….

Aktiv auf Verlage etc. mit der Bitte um Rezensionsexemplar zuzugehen vermeide ich, da ich schon bei diesen wenigen anderen Rezensionsexemplaren merke, dass ich nicht ganz frei bin im Kopf beim Schreiben, und wenn es nur um Formulierungen geht. Mara hatte dies in dem Gespräch mit dir hier ja auch schon angedeutet. Dieses „nicht frei sein“ kann übrigens auch in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen: man ist beim Schreiben besonders kritisch und mäkelig, was dem Autoren gegenüber natürlich auch ein wenig unfair ist…

Wie hältst du es mit dem E-Book?

Ich möchte es so ausdrücken: Wenn alle Leser meiner Ansicht wären, wäre das E-Book auf dem Markt chancenlos. Ich bin kein E-Book-Leser, ich brauche das Haptische eines Buches, das Umblättern, das Gefühl, über Papier zu streichen, das Gewicht in der Hand, das leichte Ärgern, wenn ich die Schrumpffolie mal wieder nicht schnell genug herunterziehen kann. Ein Buch ist eben ein Buch.

Welche anderen Blogs empfiehlst du (max. 5). Und welcher bibliophile Blogger sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Das ist eine „schlimme“ Frage, denn natürlich gibt es viel mehr als fünf Bücherblogs, die ich empfehlen könnte. Aus dem oben schon erwähnten Facebook-Kreis der Blogger käme sicherlich jeder in Frage. Wohl möchte ich die Gelegenheit hier nutzen diesen Kreis ein wenig erweitern, indem ich hier auch auf andere Blogs hinweise, die ich immer wieder gerne und mit Gewinn besuche:

Da wären zum Beispiel der Themenblog Japanliteratur von Friederike, die Historien von Atalante, die Buchbesprechungen der frankophilen Durchleserin oder das Biblionomicon von Harald zu nennen. Und last not least will ich hier auf Veras Glasperlenspiel verweisen. Und jetzt muss ich noch einen Blog nennen, den ich mir als nächsten Interviewpartner wünsche? 🙂 Dann, wenn es sein muss, entscheide ich mich für Atalante und bin sehr gespannt …

Na, ganz so schlimm waren die Fragen ja nun doch nicht 🙂 Danke sehr, Flatter Satz, dass du dich ihnen gestellt hast.

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Zuletzt stellte sich in der losen Gesprächsreihe Selçuk Caydi vor, der sein Blog Konstantiniye notlari (Notizen aus Konstantinopel) meist von Istanbul und Izmit aus betreibt. Er würde es gerne sehen, wenn sich die Österreicherin Mareike Fallwickl hier präsentiert, die das Bücherwurmloch pflegt.

43 Kommentare zu “Steglitz stellt Flatter Satz mit „aus.gelesen“ vor

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  10. Ich kann es nur immer wieder sagen: Diese Interviewreihe ist wunderbar! Man trifft liebe Bekannte und lernt etliche neue interessante Blogs kennen – ich hoffe, das geht noch ganz lange weiter so : )

  11. Öhm, tja, was soll ich sagen. Nicht sofort, aber später habe ich auch mitbekommen, daß Du mich vorgeschlagen hast. Mich würde ja interessieren, was Du über mich wissen willst? Meine Blogbeiträge sprechen doch Bände. 😉
    Na ja, trotzdem nett, auch ein wenig die Facebook-Verweigererinnen zu berücksichtigen. Fragen können aber jederzeit auch direkt auf meinem Blog gestellt werden.

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  14. Reblogged this on aus.gelesen und kommentierte:
    Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen Steglitz anderenorts detaillierter erläutert habe. Und hier und jetzt war ich dran, da mich Mara vorgeschlagen hatte….

  15. „Was Literatur angeht, bin ich also absoluter Laie…“ Dies ist der schönste Satz in diesem wunderbaren Interview. Spätestens beim Schmökern auf einer der besten und bereicherndsten Literaturblogseiten mag man sich dieses „Laienhafte“ weder vorstellen, noch kann man es kaum glauben…

  16. Ein schönes Gespräch! Dem Blog aus.gelesen folge ich schon seit geraumer Zeit sehr gerne, dank der tiefgründigen Besprechungen und dem wiedererkennbaren, ausgesprochen angenehmen, mitunter auch amüsanten Stil von flattersatz.

  17. Ein schöööönes Interview, da ich dich vorgeschlagen habe, freue ich mich besonders darüber, dass du mitgemacht hast! 🙂
    Toll finde ich auch den Vorschlag, Atalante zu interviewen, da bin ich auch schon sehr gespannt auf das Interview!

      • Ganz wirklich! Ich finde, es ist ein gelungenes Interview und ich habe es sehr gerne gelesen. Ich kann das Gefühl sich dämlich zu fühlen aber auch nachvollziehen, ein Stück weit ging es mir nach meinem Interview auch so – ich glaube, ich interviewe einfach lieber, als interviewt zu werden. 😉

  18. Ich kenne den Blog bereits in seiner »Urform« bei Blog.de und lese ihn auch auf WordPress gern. Endlich mal ein Urgestein mit langjähriger Blogpraxis, der hier vorgestellt wird!

    • die freundlichen worte des prinzen, den ich ja auch implizit zitiert habe… erquicken meine seele… :-))
      grüß dich rupi, ich freu mich wirklich sehr über deinen kommentar, wir hatten ja auch in der urform viel spaß miteinander und manche interessante diskussion!

      • Lieber G., es freut mich sehr, Dich hier wiederzutreffen. Inzwischen sind wir ja alle noch ein klein wenig weißer (oder heißt es: weiser?) geworden 🙂 und die Tage der erquickenden Kommentarschlachten sind Bloggeschichte. Aber als Leser bin ich Dir natürlich treu geblieben …

    • .. weise oder weiß.. wer weiß das schon.. einigen wir uns auf gräulich… stimmt, ab und an waren wir seinerzeit ganz schön konträr in unseren ansichten und überzeugungen, manchmal vermisse ich diese „auseinandersetzungen“, so ein reiner literaturblog ist doch eine diskursiv gesehen, eher ruhige angelegenheit…

      • Das ist m.E. eine Sache der Plattform. Bei literaturzeitschrift.blog.de, die ich immer noch betreibe, haben wir ab und an noch kleinere »Gefechte«, und das macht die Sache prickelnd – der einige neigt eher zu den schweren, intellektuellen Themen (so wie Du), andere wiederum nehmen die Branche nicht ganz so ernst (würde ich für mich reklamieren). Wenn zwischen diesen Polen Reibung entsteht, dann macht das Bloggen Spaß.

    • ah.. gesine hat ihre kommentarhierarchie nicht sehr hoch eingestellt…

      ja, ich weiß, daß deine literaturzeitschrift noch bei blog.de funzt, ich habe sie ja auch verlinkt, ab und an (im letzten jahr immerhin 17!, das war meistens wohl ich…) verirren sich auch leser von mir zu dir.

      aber du hast recht. meine langen und – wie caterina weiter oben schreibt – nur mitunter amüsanten buchvorstellungen erschlagen vllt mehr als daß sie zum widerspruch anregen. meine amusement-funktion hat sich dagegen eher auf fb ausgelagert, dort wird (oder ist gelegenheit dazu) eher auch mal geplaudert. das ist direkter als im blog einen kommentar abzusetzen und hat meist mehr resonanz…

      aber egal. ich habe mich dran gewöhnt, es hat auch einen vorteil: viele kommentare kosten viel zeit, etwas, was die letzten jahre knapper geworden ist bei mir…. 😉

      tja, rupi, so isses.. ich hoffe, mal ganz allgemein, dir geht´s gut und ich schick dir noch mal liebe grüße in dein berlin, in dem ich jetzt übrigens immerhin schon zweimal war und nachdem ich beim ersten mal noch etwas fremdelte, hats´ s mir beim zweiten mal richtig gut gefallen!

      cu
      fs

  19. Pingback: „Wer hat denn alles einen Buchblog?“ | SteglitzMind

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