Wie verkauft man heutzutage Bücher? – Gespräche mit Buchhändler/innen

Das Verschwinden der Buchläden ist allgegenwärtig. Längst ist nicht nur die Buchhandlung im Kiez von den Folgen der Digitalisierung betroffen, auch Großbuchhandlungen und Ketten schließen Filialen oder reduzieren ihre Verkaufsflächen. Manch einer behauptet sogar, dass der Buchmarkt, wie wir ihn heute kennen, in wenigen Jahren gar nicht mehr existieren wird. So prognostizierte Tom Hillebrand in seinen Thesen zum Thema E-Book im Mai vergangenen Jahres, dass es in 20 Jahren praktisch keine Buchhandlung mehr geben wird.

Andererseits entsteht vieles neu. „Jährlich verliert der Börsenverein zwar 80 bis 100 Sortiments-Mitglieder, wovon rund die Hälfte auf Geschäftsschließungen zurückzuführen ist. Dem stehen aber nicht bezifferbare Neugründungen gegenüber, die nicht alle gleich als erste Amtshandlung dem Börsenverein beitreten“, so Branchen-Kenner Boris Langendorf von Langendorfs Dienst, den ich um genauere Auskünfte zum Sterben der Buchhandlungen gebeten hatte.

Sind Buchhändler tatsächlich die Verlierer der Digitalisierung? Wie gehen sie mit den Schreckensszenarien um? Wo sehen sie Risiken, wo Chancen und welche Weichen stellen sie, um zukunftsfähig zu bleiben? Wie halten sie es mit dem E-Book und wären Titel von Self Publishern für sie eine Option? Diese u.a. Aspekte will die Gesprächsreihe „Steglitz stellt Buchhändlerinnen und Buchhändler vor“ beleuchten, in der Interviewpartner in loser Folge standardisierte Fragen beantworten. – Welche Buchmenschen und Buchhandlungen wir zukünftig etwas näher kennenlernen, schlagen zum einen jene vor, die mir Rede und Antwort standen. Darüber hinaus freue ich mich auf Empfehlungen von Euch, wer in der losen Interviewreihe ebenfalls zu Wort kommen sollte.

Zu Wort gekommen sind bislang:

Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart/Vaihingen

Edda Braun mit ihrer Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt

Samy Wiltschek von der Kulturbuchhandlung Jastram in Ulm

Margarete Haimberger mit ihrer Schröersche Buchhandlung in Berlin/Schöneberg

Sonja Lehmann vom Bücherwurm Borken im Nordhessischen

Martina Bergmann mit der Buchhandlung Frau Bergmann in Borgholzhausen

Thomas Calliebe mit seiner Buchhandlung Calliebe in Groß-Gerau

Mila Becker mit Mila Becker Buch & Präsent in Voerde

Trix Niederhauser aus der Schweiz von der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf/Emmental

Simone Dalbert von der der Buchhandlung Schöningh in Würzburg

Klaus Kowalke von der Stadtteilbuchhandlung Lessing und Kompanie Literatur e. V. in Chemnitz

Beate Laufer-Johannes von der der BücherInsel in Frauenaurach bei Erlangen

Petra Hartlieb von der Wiener Buchhandlung Hartliebs Bücher

Nicole Jünger aka Kata Butterblume vom Buchladen am Neuen Markt in Meckenheim

Jörg Braunsdorf von der Berliner Tucholsky-Buchhandlung

Stefanie Diez und ihre Buchhandlung Die Insel im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg

Britta Beecken von der Berliner Buchkantine

Heike Wenige mit dem Taschenbuchladen, der im sächsischen Freiberg ansässig ist

Christian Röhrl von der Buchhandlung Bücherwurm in Regensburg

Susanne Dagen vom Buchhaus Loschwitz in Dresden

Jessica Ebert und Katja Weber von der Berliner Buchhandlung ebertundweber

Anna Jeller mit ihrer Buchhandlung Anna Jeller in Wien

Holger Brandstädt von der Friedrich-Wagner-Buchhandlung, die in Ueckermünde ansässig ist

Bettina Haenitsch mit der Buchhandlung der buchladen in Seligenstadt

Gustav Förster mit der Wein-Lese-Handlung Förster, die in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen zu finden ist

John Cohen von der Hamburger Buchhandlung cohen + dobernigg

Beate und Mischa Klemm mit der Buchhandlung lesen und lesen lassen, die ihren Sitz in Berlin/Friedrichhain hat

Maria Glusgold-Drews mit ihrem Buchladen MaschaKascha – Schöne Bücher in Hannover

Hannah Wiesehöfer und Nina Wehner mit ihrer Buchhandlung Die Buchkönigin, die in Berlin-Neukölln zu finden ist

Annaluise Erler von der Buchhandlung Findus ans Herz gelegt, die in sächsischen Tharandt ansässig ist

Gaby Kellner mit Barbaras Bücherstube in Moosburg

Thomas Bleitner von der Hamburger Buchhandlung Lüders

Lia Wolf von der Wiener Buchhandlung Lia Wolf

Das Team von der Buchhandlung Pro qm in Berlin/Mitte

Ingo Herrmann und Heike Röminger von der Buchhandlung Moby Dick in Berlin/Prenzlauerberg

Rosemarie Reif-Ruppert von der Gostenhofer Buchhandlung, die in Nürnberg ansässig ist

Torsten Meinicke vom Hamburger Buchladen Osterstraße

Brigitte Gode mit der Gollenstein Buchhandlung in Blieskastel

Daniela Binder von der Buchhandlung Obergass Bücher in Winterthur (Schweiz)

David Armengou von Echo Bücher im Berliner Wedding

Sabine und Ute Gartmann, die in Osterholz-Scharmbek die schatulle betreiben

Barbara Roth von der Offenburger Buchhandlung Roth

Lutz Heimhalt von der gleichnamigen Buchhandlung in Hamburg

Clemens Bellut vom Heidelberger Buchladen artes liberales

Matthias Mehner von der Berliner Buchhandlung Buchfinger

Buchreihe3

Warum sollten Kunden in eine Buchhandlung gehen? © GvP

Mit meinem Versuch, das Augenmerk auf unabhängige Buchhandlungen zu lenken, stehe ich im Netz gottlob nicht alleine da. Und deshalb dürfen Hinweise auf mir bekannte Initiativen hier natürlich nicht fehlen:

Ende Mai 2013 rief Sophie auf ihrem Blog Literaturen die Aktion „Die Kleinsten werden die Größten sein“ ins Leben, Simone Finkenwirth listet auf ihrem Blog Klappentexterin seit längerem auserlesene Buchhandlungen und seit April 2013 stellen Autoren bei schmerzwach, dem Blog von Jannis Plastargias, ihre Lieblingsbuchhandlung vor. Frank Maria Reifenberg präsentiert auf schreibkraft_fmr verschiedentlich 4 Buchtipps von Buchhändler/innen für 4 Jungs; auch We read Indie – das brandneue Projekt von Ada Mitsou (Ada Mitsou liest….), Dorota Federer (Bibliophilin), Simone Finkenwirth (Klappentexterin), Svenja (Syn-ästhetisch), Mareike Fallwickl aka Bücherwurm Mariki (Bücherwurmloch), Caterina  (SchöneSeiten) und Mara Giese (Buzzaldrins Bücher) – das sich Publikationen von unabhängigen Verlagen annimmt, stellt in loser Folge Buchhandlungen vor.

Ich freue mich auf die Gespräche bei SteglitzMind – und Eure Vorschläge! Und, bitte sehr, vermerkt Eure Vorschläge hier (nebst Link zur Buchhandlung); und nicht etwa auf diversen anderen Kanälen im Social Web. Danke sehr!

Zum Auftakt der Reihe mit Susanne Martin geht es hier; und hier zum Gespräch mit Edda Braun.

78 Kommentare zu “Wie verkauft man heutzutage Bücher? – Gespräche mit Buchhändler/innen

  1. Pingback: Grefrather Buchhandlung | Der bibliophile Reiseführer

  2. Pingback: Deutscher Buchpreis eine Zirkusnummer? - Schreiben als Beruf - Schreiben als Beruf

  3. Wäre der Börsenverein wirklich ein Verein e.V., müsstest du bei der nächsten Generalversammlung die goldene Ehrennadel mit Ständchen vom Gesangverein bekommen. Und eigentlich hätte man etwas vom Werbeetat fürs Buch an dich zahlen können, weil du fürs Lesen und für Buchhandlungen viel charmanter, fundierter und erfolgreicher wirbst als alle Achtung-Werbeschilder zusammen. Das musste mal gesagt werden.

      • Das die Aktion von Gesine von Prittwitz Spitze ist steht außer Frage, sonst hätte ich mich auch nicht an ihr beteiligt. Aber sie gegen die „Vorsicht Buch“-Kampagne des BV aufzuwiegen ist einfach nur blöd. Wir sollten froh sein, daß es nach Jahren der Debatte, und die verfolgt mich seitdem ich selbstständig bin, also seit fast 30 Jahren, endlich gelungen ist, eine Branchenwerbung auf die Beine zu stellen. Jetzt solten wir ihr das Laufen beibringen und nicht anfangen, ihr Fuß zu stellen!

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  5. Das sind gute Fragen zur richtigen Zeit – und sehr interessante Antworten. Vielen Dank für die gute Idee. Mich würde interessieren, was Silke und Dietrich Wienecke von der Buchhandlung Schopf – „Bücher in Brunsbüttel seit 1909“ – zu sagen haben. http://www.schopfbuch.de

  6. Pingback: In Zeiten des Klicks | Literaturen

  7. Eine sehr schöne Idee! Meine Emfpehlungen:
    Die Tucholsky-Buchhandlung in Berlin-Mitte, Inhaber Jörg Braunsdorf, http://www.buchhandlung-tucholsky.de/
    Lessing und Kompanie in Chemnitz, Klaus Kowalke,
    https://www.facebook.com/BuchhandlungLessingKompanie
    Buchhandlung Findus in Tharandt bei Dresden, Marieluise Erler (ein echter Geheimtipp).
    http://findusbuch.de/tharandt.html
    (Im Übrigen werde ich ganz sicher bei einigen der hier empfohlenen Buchhandlungen vorsprechen, um unsere Bücher vorzustellen. Also auch von daher ein Dankeschön für diese wunderbaren Empfehlungen hier.)

  8. Pingback: Grefrather Buchhandlung | Literaturen

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  10. Nicht zu glauben, dass Frithjof Klepp von Ocelot noch nicht vorgeschlagen wurde… 🙂 ocelot.de

    Ein weiterer beachtenswerter Best-Practice fernab der Großstädte ist Jan Hoffmann von lesezeichen.de
    Warum?
    „…
    Der Buchhändler aus Eutin, einer von drei Sortimentern beim BuchCamp, berichtete unter anderem von seinen Erfahrungen mit dem Libri-Regalmanager, der einzelne Warengruppen automatisch bestückt: Manga, Reiseführer, Gartenbände – Themen, bei denen das Team der Buchhandlung Hoffmann keine besondere Kompetenz hat, werden über einen komplexen Algorithmus aus regionalen Verkaufszahlen, Bestsellerlisten und aufkommenden Trends bedient und vom Zwischenbuchhändler regelmäßig mit neuen Titeln versorgt. Hoffmann berichtete zum Teil von zweistelligen Umsatzzuwächsen in den einzelnen Segmenten: „Zentrale Warengruppen wie Kinderbuch, Krimi und Belletristik würden wir aber niemals aus der Hand geben. Hier liegt unsere Kernkompetenz“.

    Auch online macht die Buchhandlung gute Geschäfte – mithilfe einer großen Titeldatenbank, die sich aus KNV, Libri, Umbreit und dem eigenen Lagerbestand speist. Fast 10.000 Online-Verkäufe hat Hoffmann 2012 abgewickelt, Tendenz 2013 kräftig steigend.
    …“ (Quelle: http://www.boersenblatt.net/606055/)

  11. Auch Katz hat so ihre Lieblingsbuchhändler:

    1) Selinde Böhm und Rudolf Müller, Literaturhandlung Müller & Böhm im Düsseldorfer Heine-Haus – wohl eine der wichtigsten Adressen der Bücherrepublik (http://www.literaturmueller.de/)‎

    2) Hildegund Laaf, Lengfeld’sche Buchhandlung, Köln (http://www.lengfeldsche.de)

    3) Annette Hahn, Buch-Zeiten, Berlin, Prenzlauer Allee (http://www.buch-zeiten.de)

    4) Gesine Klack, Buchhandlung Krüger, Versmold (http://www.krueger-versmold.de/startseite)

  12. Mila Becker in Voerde sagt, ihre Kund_innen kämen mit ausgedruckten amazon-Bestellzetteln zu ihr, damit sie ihnen die gewünschten Bücher beschaffen kann. Das ist wohl buy local in Perfektion. http://www.mila-becker.de

    Mit freundlicher Beratung und guten Veranstaltungen locken Sven Jurkovics und seine Frau die Leute in ihre Buchhandlung in Köln-Sürth.
    http://www.buchhandlung-falderstrasse.de

    Und in der Kölner Innenstadt möchte man keinesfalls auf den Laden von Klaus Bittner verzichten: http://www.bittner-buch.de

    So weit meine Empfehlungen vom Rhein.

  13. Vielleicht haben eine Chance in Zukunft nur die spezialisierten Buchhandlungen. Solche also, in denen ich Bücher finde, die ich woanders nicht finde / bzw vermute. Inwieweit das dann aber noch wirtschaftlich oder nur als Hobby zu betreiben ist, keine Ahnung. Bin auf jeden Fall gespannt auf die Reihe. Mein Vorschlag: http://www.ebertundweber.de/ in Berlin Kreuzberg. Die haben zum Beispiel Bücher von kleinen feinen Verlagen präsent, die man woanders nur über Bestellung bekommt, also nur, wenn man sie schon kennt – die Buchhandlung selbst nennt Bilger, binooki, Blumenbar, kookbooks, mairisch, ventil, Verbrecher, Voland&Quist. Mehr kann ich zu dem Laden eigentlich nicht sagen – ich gehe da nur einmal pro Jahrzehnt rein. Die zeit bis zum nächsten Besuch verbringe ich mit Arbeiten, sprich Schadensbegrenzung 🙂

  14. Neulich las oder hörte ich irgendwo: „Wieso E-Books im Buchladen kaufen, ich gehe doch auch nicht zu Saturn und lade mir da Musik auf meinen Stick…“
    Ich bin sehr gespannt, wie es mit den Buchläden weiter geht. Meine kleine Buchhandlung um die Ecke macht sich auch so seine Gedanken und bezieht z. B. E-Books in sein Sortiment mit ein. Die Insel könnte ein ganz interessanter Gesprächspartner sein:
    http://www.insel-buchladen.de

  15. Beim 2. Absatz musste ich schmunzeln, weil mir spontan die Frage kam: Sind die Probleme vielleicht gar kein Problem des Buchhandels, sondern welche des Börsenvereins … 😉
    Übrigens eine feine Sache, die sicher mehr bringt als jedes öde Werbeplakat und jeder Scheinkampf gegen Konkurrenten, denn Buchhändler punkten ja vor allem durch Persönlichkeit und Individualität!
    Sehr gut finde ich auch die Frage nach der Offenheit gegenüber Self Publishing. Denn das ist ein riesig wachsender Markt, der im Moment noch die Beteiligten in die weit geöffneten Arme von Amazon treibt.

      • Ich gebe mir Mühe, weiterhin daran zu glauben. 😉
        Befürchte aber, dass es wirklich viele abschreckt, selbst dazu einen Text schreiben zu sollen und zu müssen. Einige meiner Anfragen zur Unterstützung der Aktion sind auch komplett unbeantwortet geblieben bisher. Sehen wir mal, was da kommt, ich freue mich jedenfalls sehr auf deine Gespräche!

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